99 1561 am 19.06.1978 im Personenzugeinsatz auf der Preßnitztalbahn



Großer Bahnhof in Wolkenstein früh um 09:00 Uhr am 19.07.1978: 99 1561 hat sich knarzend in einer Sägefahrt vom Lokschuppen aus zum Personenbahnsteig begeben und sich an die bereitstehenden Altbau-Personenwagen gesetzt. Ein kurzes Klacken beim Einhängen der Kupplung, Verbinden der Bremsschläuche, die Bremsprobe, alles unter dem interessierten Blick der auf dem Bahnsteig flanierenden Reisenden. Die Pressnitztalbahn lädt zur gemächlichen Reise über 92 Minuten auf ausgeleierten Gleisen ein, Entschleunigung pur auf 23 Kilometern! Kein Problem für einen mäßig guten Fahrradfahrer, aber bestimmt anstrengender als die Mitfahrt im schaukelnden Schmalspurwagen. Aber nun genug des Nachdenkens! Die anschwellende Dampfsäule aus dem Schornstein der "Viere K" zeigt die baldige Abfahrtzeit an und ein Blick auf die Uhr bestätigt das. Also hinein in einen der Wagen, da springt der Zeiger auch schon auf 09:35 und das Bähnle setzt sich in Bewegung.


Neunzig Minuten herrlicher Fahrt mit P 14287 liegen hinter mir, als der Zug am Hausbahnsteig von Jöhstadt hält. Zufrieden schnauft die Dampflok unter den ängstlich-bewundernden Blicken einer extra zu seiner Begrüßung angetretenen Kindergartengruppe, während sich das Lokpersonal auf ein Schwätzchen mit dem Stationsvorsteher eingelassen hat. Dann gilt es, den Wagenzug in das Nachbargleis umzurangieren, um Platz für den später eintreffenden Nahgüterzug zu schaffen, und die Meyer-Lok kann sich zufrieden zum Lokschuppen hin zur Mittagspause trollen. "Es lebe unser sozialistisches Vaterland! Vorwärts zum 30.Jahrestag der DDR!" steht da in Großbuchstaben am Empfangsgebäude. Dann doch lieber hin zum Lokschuppen, auch so ein von Betriebsspuren gekennzeichnetes Unikat, unwiderbringlich mit den ausgeleierten Gleisen und dem Kasten eines Gepäckwagens als Schuppen. Kein TÜV würde da heutzutage Bahnbetrieb mehr genehmigen....


Warum ich die Lok mit P 14292 nicht fotografiert habe, weiß ich nicht mehr. Auf jeden Fall warte ich nun um 17:15 in Niederschmiedeberg auf den auch kurz darauf eintreffenden P 14293 aus Wolkenstein. Kurz bevor der Zug seinen Endbahnhof erreicht, dampft er über die Preßnitzbrücke, um wenig später nach Passieren des Stationsgebäudes den Bahnhof zu erreichen.

Der Zug endet hier, so daß die Lok über das Überholgleis umsetzt, vorschriftsmäßig begleitet durch einen Rangierleiter, welcher auch die Handweichen umstellen muß. Die gedeckten Schmalspurgüterwagen rechts dienten irgendwann einmal dem Transport der "Weißen Ware" aus dem hiesigen DKK-Kühlschrankwerk, inzwischen aber sehen sie arg ungenutzt aus, das Werk wird inzwischen nur noch mit Rollwagen bedient.
Dann präsentiert sich die Lok vor der Brandmauer des nebestehenden Gebäudes. Ist sie nicht schön, die Meyer-Lok? Mit ihrem filigranen Hoch- und Niederdruck- Triebwerk, welches bei Leerlauf für die charakteristischen klappernden Geräusche sorgt.

Um halb sechs trifft dann 99 1606 mit P 14294 aus Jöhstadt ein. Auch so eine Spezialität dieser kleinen Bahn: Hier muß umgestiegen werden, obwohl der Zug in der Fahrplantabelle als durchgehend gekennzeichnet ist. Weiterfahrt mit 99 1561, deren Personal schon aufmerksam den Bahnsteig zwischen den beiden Wagenzügen nach Umsteigern absucht. Die Ortsansässigen werden dieses Verfahren wohl kennen, nicht aber wohl die Frauengruppe, welche erst nach einiger Zeit, wahrscheinlich durch den Zugführer zum Umsteigen aufgefordert, auf dem Bahnsteig erscheint. Ja, und dann schnell alle Siebensachen zusammenpacken, das kann dauern, besonders bei einer Frauengruppe! Aber gemach, auf der Schmalspurbahn wird auch mal länger gewartet, wenn es sein muß.....