Eine Pioniereisenbahnfahrt vom Szechenyi hegy nach Hüvösvölgy (Budapest)



Am 21.08.1980 sind wir früh gegen 09:00 Uhr mit dem Metropol auf dem Budapester Nyugatibahnhof angekommen. Schon jetzt ist es ziemlich heiß, und die Sonne brennt schon vom Himmel. Von der anderen Seite der Donau her locken da die Budaer Berge und versprechen ein kühles Lüftchen. Da soll es doch eine Pioniereisenbahn geben? Unser Entschluß steht fest: Die Mittagshitze werden wir dort überdauern!
Zum Szecheny hegy, wo sich der eine Endpunkt der Bahn befindet, verkehrt eine Zahnradbahn. Deren Talstation ist nicht so leicht zu finden, aber irgendwann stehen wir dann doch auf dem Bahnsteig von Varosmajor und wenig später rumpelt auch schon der Zug heran:

Etwa hundert Meter von der Bergstation befindet sich der Beginn der Pioniereisenbahn. Die Diesellok Mk45 2002 hat sich schon an die Zugspitze gesetzt, und kurz darauf fährt das Bähnle auch schon los, unter uns das Schmalspurgleis mit seiner bosnischen Spurweite von 760 mm. Vorerst verläuft die Strecke ziemlich gerade oberhalb der Häuser entlang bis zum Hp Normala (Bild rechts). Wenn es schon bei einer Staatsbahn viel Personal anzuschauen gibt, hier bei einer Pioniereisenbahn potenziert sich das noch: Jeder Wagen hat seinen Schaffner, welcher auf jedem Hp sich mit den anderen und auch mit dem Bahnhofspersonal auf dem Bahnsteig versammelt. Geschäftigkeit hebt an, auch wenn es sich hier nur um einen Haltepunkt handelt.

Aber nun geht es mit einer scharfen Linkskurve in den Wald. Das Gleis windet sich in mehreren Schleifen zum Janos hegy mit seinem gleichnamigen Bahnhof herauf. Man glaubt überhaupt nicht mehr, daß man sich im Gebiet einer Millionenstadt befindet! Der Bahnhof umfaßt einen mit Kies aufgeschütteten Bahnsteig, welcher auf der von uns abgewandten Seite von einem allerdings schon recht lange unbenutztem Kreuzungsgleis begrenzt wird. Ein Dienstgebäude gibt es nicht, nur einige Wanderwege verlassen die Örtlichkeit in verschiedene Richtungen, auf denen sich die wenigen Aussteiger schon recht schnell entfernen.

Und weiter brummt die kleine Bahn mit uns durch den Wald, windet sich mal ein wenig bergab, dann wieder bergauf in Hanglage auf den Kreuzungsbahnhof Elöre zu. Wir lassen unsere Blicke schweifen und erhaschen immer wieder Blicke auf die unter uns in der brütenden Hitze liegende Millionenmetropole, lassen die Seele baumeln. Ach, hätten wir doch damals schon Farbfilme verwendet! Für Studenten waren diese leider nicht immer bezahlbar.

Da rumpeln wir auch schon nach Elöre hinein. Der Gegenzug wartet schon, bespannt mit Mk45 2004, im Bahnhof, welcher sogar mit Hauptsignalen der Bauart MAV ausgestattet ist. Das Treffen der Personale fällt hier naturgemäß noch umfangreicher aus, es gibt offenbar viel zu bereden (Als ob man sich heute nicht schon einige Male gesehen hätte!) und mit wichtiger Miene allerhand Papiere umherzutragen.

Vom Rest der Fahrt habe ich dann keine Bilder mehr. Vielleicht habe ich der auch hier immer brütender werdenden Hitze Rechnung getragen und bin im Wageninneren kurz eingenickt. Die nächsten Bilder gibt es dann erst wieder vom Endbahnhof Hüvösvölgy der 11 Kilometer langen Strecke, als die Lok schon beim Umrunden des Mittelbahnsteigs mit seinem häßlichen Betondach ist.
Wenig später steht der Zug dann zur Rückfahrt bereit und die Lok präsentiert sich an dem noch eine Weile haltzeigenden Miniatur-Formsignal. Zeit für den Lokführer, die Maschine zu kontrollieren, besonderes Augenmerk wird er wohl auf die Kühlung richten müssen. Der Nachmittag verspricht, sehr heiß zu werden....

Zum Abschied noch ein Bild vom hinter dem Bahnhof befindlichen Depot der Pioniereisenbahn. In der stickigen Hitze des Lokschuppens harren noch zwei weitere Dieselloks ihrer Dinge, von der oft beschriebenen Dampflok ist nichts zu sehen. Vor und seitlich vom Schuppen sind nur noch einige Wagen abgestellt. Da Ferienzeit ist, werden wohl alle verfügbaren Betriebsmittel im Einsatz sein. Das Licht ist furchtbar, die Sonne brennt, so daß wir uns in schattigere Gefilde verdrücken. Auch gilt es, ein Bett für die Nacht zu organisieren. Mit den wenigen Forint in unserem Portemonnae ein großes Problem. Und diesmal wurde es auch ein ziemlich großes! Aber das ist eine andere Geschichte, welche mit Eisenbahn nichts zu tun hat.