50 3145 am 17.10.1981 mit einem DMV-Sonderzug von Berlin-Lichtenberg ins Oderbruch



Am Morgen des 17.10.1981 versammeln sich die Eisenbahnenthusiasten aus beiden Teilen Berlins in Berlin-Lichtenberg. Die Herbstsonderfahrt des DMV steht an: Die Altbau 50 3145 soll einen Zug aus Donnerbüchsen ins Oderbruch nach Wriezen bringen. Daß die Lok noch für einige Jahre beim Bw Aue zu weiteren Ehren kommen würde, konnte damals noch keiner ahnen.


Als ich zum Bahnhof komme, erfreut sich die Maschine schon blankgeputzt am Bahnsteig C (Gleis 17) den bewundernden Blicken der zahllosen Fans. Und die gerade aufgegangene Oktobersonne wärmt zwar noch nicht, bescheint aber schon die Schlucht zwischen den beiden Bahnsteigdächern. Noch einem letzten Blick auf das Gewimmel auf dem Bahnsteig geworfen: Die Uhr zeigt 08:00 Uhr an, in achtzehn Minuten soll sich der Sonderzug in Bewegung setzten. Ich habe eine Mitfahrgelegenheit gefunden, wir trollen uns an die Strecke, quer durch das im Entstehen begriffene Neubaugebiet Marzahn.


Erst ab Ahrensfelde Nord wird die Strecke landschaftlich schön. Zuerst verläuft das Gleis durch einen Wald, um dann in freies Land zu geraten, über welchem sich die Sonne gerade anschickt, den Dunst zu durchdringen. Und es geht aufwärts, der Höhenzug des Barnims will erklommen sein. Zwar unmerklich, aber der Heizer wird die Steigung schon spüren und zeigt uns diese Kenntnis durchaus, als der Zug in voller Fahrt vorbeibullert. Der Tag fängt doch gut an, oder?

Hinter Seefeld (Mark) erwischen wir den Zug ein weiteres Mal, leider passiert die schwer arbeitende Maschine gerade einen Telegrafenmast. Aber warum sollte man den wegretuschieren?

Auch der Nachschuß bringt wieder einen Telegrafenmast in den Vordergrund, aber auch spitzen Dampfdruck.

Zwischen Werneuchen und Tiefensee verläuft die Fernstraße Nr.158 dann genau neben der Bahnstrecke, gerade schaffen wir es noch, die Strecke in Höhe des Haltepunktes Werftpfuhl zu überqueren, da bullert der Zug auch schon heran.


Tiefensee ist erreicht, der Zug hat hier eine Höhe von 94 m über N.N. erklommen. Lachen Sie nicht! Immerhin befinden wir uns in der Mark Brandenburg!

Die Fahrtteilnehmer sind inzwischen ausgestiegen und bevölkern nun den Bahnsteig.

Und vorne wartet eine Mauer aus Menschen auf die avisierte Scheinanfahrt des Zuges.

Keiner hindert uns, die Gleise zu überschreiten, um von der anderen Seite her die Scheinanfahrt auf Film zu bannen. Unter atemberaubender Dampf- und Lärmentfaltung bewegt sich die Fuhre im Schrittempo am Bahnsteig entlang, je nach Laune des Heizers donnert der gewaltige Dampfkegel mal weiß oder aber kohlrabenschwarz in den blauen Himmel.

Kurze Pause nach dem Zurückdrücken! Man fachsimpelt untereinander, während weiter vorne die Mauer aus Fotografen auf die Rückkehr des Zuges an den Bahnsteig wartet. Als das dann geschieht, heißt es für uns, rechtzeitig das Weite zu suchen, denn der weitere Streckenverlauf nach Wriezen ist straßenmäßig nur schwer erreichbar.


In Steinbeck biegen wir von der nach Bad Freienwalde führenden Hauptstraße ab und erreichen nach einer halsbrecherischen Fahrt über teilweise kopfsteingepflasterte Nebenstraßen Sternebeck. Banger Blick zum Gleis: Ist der Zug schon durch? Erleichterung: Da steht noch ein anderer Fan! Aber lange brauchen wir nicht zu warten, bis er vorbeibullert.

Schnell weiter mit der halsbrecherischen Fahrt! Zum Glück gibt es da irgendwo einen Fotohalt, so daß wir den Zug hinter Schulzendorf noch einmal erwischen. Und wie! Malerisch in der Kurve liegend und auf einen Einschnitt zufahrend!

Noch reichlich zwei Kilometer sind es nun noch bis Wriezen, die Landschaft wird weiter und flacher, das Oderbruch ist schon fast erreicht.


Das geschlossene Einfahrsignal R von Wriezen verrät es: Der Zug macht hier nochmals eine Scheinanfahrt, sonst hätten wir ihn hier gar nicht mehr erreicht.

Wenig später hat der Zug am Bahnsteig gehalten, hat die Lok abgespannt und rangiert nun zum Bahnbetriebswerk hinüber.

Leider ist bei diesem Gegenlichtbild der Wasserkran nicht vollständig darauf geraten, aber die Strahlen der Sonne sind im verströmenden Zylinderdampf recht gut auszumachen.

Pause! Zwei Bilder, einmal mit den Personalen, einmal ohne diese! Suchen Sie sich das für Sie schönste Bild heraus! Nur den Kohlenkran gibts nicht vollständig, leider! Dafür aber noch ein Bild von der abgestellten 50 1956, garniert von einer unerkannt gebliebenen 03.2. Schauen Sie dazu HIER!


Langsam meldet sich nun unser Magen. Die mitgeführten Kekse sind schon lange, brüderlich geteilt, verdaut worden und haben eine ziemliche Leere hinterlassen. Außerdem will mein "Chauffeur" einige Bilder vom Bahnhof Buckow und den dort auf der gleichnamigen Kleinbahn verkehrenden Triebwagen machen. So gelangen wir über den Weiler Märkische Höhe in die Märkische Schweiz. Ein Bild vom dort bereitstehenden Triebwagen habe ich auch gemacht: HIER ist er zu sehen!
Wir finden wenig später eine Gastwirtschaft und nach einem Mittagsmahl dann einen Fotoplatz an der Ostbahn am Hp Obersdorf. Nur ist dieser etwas ungünstig gewählt, die Schatten werden immer länger und beginnen gerade, das Gleisbett zu erreichen, als der Zug dann endlich herandampft.


Schnell nach Müncheberg (Mark), dem Bahnhof mit der berühmten Signalbrücke! Zum Glück dampft man anläßlich eines Fotohaltes mehrmals unter dieser hindurch und auch die Fahrtteilnehmer haben sich ganz gut geeinigt, sich nicht gegenseitig im Bild herumzulaufen. Aber wie das so ist: Das rechte (schönste!) Bild war fehlbelichtet, es hat mich ziemliche Arbeit gekostet, es in einen halbwegs vorzeigbaren Zustand zu versetzen.

Wenig später hat die Lok den Wagenzug am Bahnsteig stehen gelassen und sonnt sich unter den bewundernden Blicken der zahllosen Fans. Ein wenig fährt man hin und her, bis sich plötzlich die Aufmerksamkeit aller den Gleisen der Buckower Kleinbahn zuwendet, wo sich als Überraschungsgast eine weitere Dampflok zeigt. Schauen Sie HIER!


Recht schnell setzt nun die Dämmerung ein, fast zu schnell für ein Bild von der Durchfahrt des Zuges in Rehfelde. Aber es geht noch - gerade so! Nach bangem Warten schließen sich bimmelnd die Schranken und bald darauf bullert die Maschine mit ihren 11 Donnerbüchsen unter Volldampf heran, keine Chance, den Zug bis Berlin-Lichtenberg noch einmal einzuholen. So lasse ich mich am S-Bahnhof Frankfurter Allee absetzen und fahre mit der S-Bahn nach Hause. Leider habe ich den freundlichen Fahrer nie wiedergesehen, vielleicht meldet er sich einmal bei mir?