74 1230 am 09.05.1982 mit dem DMV-Sonderzug "100 Jahre Berliner Stadtbahn" ab Nauen



Am Morgen des 09.05.1982 steht der Veltener Traditionszug, stilecht befördert von der Stadtbahnlok 74 1230 auf dem Bahnhof Nauen zur Abfahrt bereit. Politisch sind Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum der Berliner Stadtbahn nicht so recht gewollt, verläuft diese doch zu einem großen Teil auf Westberliner Gebiet. Nur der DMV Berlin erinnert mit diesem Sonderzug daran, allerdings verkehrt dieser weit außerhalb der Stadt, "Janz weit draußen", würde der Berliner sagen.

So steht denn die Fuhre am Gleis 5 von Nauen in der Morgensonne und wartet auf die Abfahrtszeit. "Großer Bahnhof" für die sonst eher in sonntäglicher Ruhe dahinschlummernde Station, welche allerdings durch den Mauerbau auch überbezirkliche Aufgaben abbekommen hat: Sie ist Umsteigepunkt für mit Personenzügen aus Falkensee und Finkenkrug, aus Priort und Potsdam eintreffende Reisende zu den aus Berlin-Lichtenberg eintreffenden D-Zügen in Richtung Schwerin und Wismar.

Aber nun geht es los! Die eigentliche Ausfahrt des Zuges ist dies allerdings noch nicht! Die alte Umgehungsbahn über Kienberg, Börnecke, Flatow, Kremmen, Germendorf und Eden nach Oranienburg ist seit 1967 ohne Personenverkehr und die Verbindung von den Bahnsteigen zur Strecke wurde irgendwann ausgebaut. Also heißt es, umsetzen!

Unter gewaltigem Dampf-Ausstoß setzt die 74'er mit ihren zwei Donnerbüchsen und den drei irgendwann aus diesen modernisierten Bag-Wagen über die Straßenbrücke am Nordwestkopf des Bahnhofs um, und kommt auf einem Gütergleis wieder zum Halten. Auch die Transportpolizei hat vier Vertreter des Gesetzes hierhin delegiert, getreu der Maßgabe, ständig auf der Hut vor dem Klassenfeind zu sein....


Leider habe ich an diesem Tag keine Mitfahrgelegenheit gefunden. Also mit einem Personenzug nach Finkenkrug, dort Umsteigen in den "Sputnik" über den nördlichen Außenring nach Birkenwerder. Dort sind die Anschlüsse nur auf die S-Bahn nach Berlin ausgerichtet, was mich nochmals eine Viertelstunde Wartezeit kostet. Als ich schließlich mit der S-Bahn in Oranienburg eintreffe, steht die Lok schon unter dem Wasserkran und löscht ihren Durst. Es ist Mittag und die Sonne brennt, irgendwie sind auch Kamera und Film vielleicht zu heiß geworden, was auf den vorhandenen Bildern einen hervorragenden Blaustich hervorgerufen hat. Nun, vielleicht sind aber die neu aufgestellten Lichtsignale und die neu gestopften Gleise interessant, sie weisen auf umfangreiche Umbaumaßnahmen im Bahnhofsbereich hin. Ganz links das Ausfahrsignal ist sogar noch ungültig. Die Inbetriebnahme eines GS III-Sp68- Stellwerks ist für Oranienburg allerdings in Stellwerke.de erst für das Jahr 1987 verzeichnet.


Keine Chance, von Oranienburg nach Basdorf zu kommen. Also fahre ich zurück nach Brieselang und warte dort auf die Rückfahrt des Zuges nach Nauen. Und irgendwann kommt er dann auch und legt sich vor mir mit allerdings nur mäßiger Geschwindigkeit in die langgestestreckte Verbindungskurve zwischen Falkenhagen (Kr Nauen) und Brieselang.

Der Vorteil dieser Stelle: Die Dampflok kommt hier etwa eine halbe Stunde später wieder vorbei, sie muß zum Restaurieren ins Bw Wustermark. Man beachte auch die schönen alten Lampen, welche die Zeiten überdauert und immernoch mit gewöhnlichen Glühbirnen den Passanten auf der Fußgängerbrücke den Weg beleuchten.

Gemächlich dampft die Lok an mir vorüber, das Signal zeigt 'Fahrt mit 40 km/h an' (Hl 3a), der Richtungsanzeiger ein 'W' zur Fahrt nach Wustermark über Hasselberg. In Richtung Falkenhagen dagegen (Abzweig weiter hinten nach links) wäre ein 'F' angezeigt worden und das Signal 'Hl 2' hätte die Fahrt mit 100 km/h erlaubt. Geradeaus geht es dagegen nur über Finkenkrug bis an die Grenze von Westberlin in Albrechtshof (Richtungsanzeiger "A").