99 7241 am 30.04.2016 im Zugeinsatz auf der Brockenbahn



Pünktlich am 30.04.2016 zur Mittagszeit erreicht 99 7241 mit P 8903 nach Eisfelder Talmühle den Hausbahnsteig von Drei Annen Hohne. Die Ausflügler in Richtung Elend, Sorge und Benneckenstein warten schon auf die Beförderung in die Wälder des Harzes. Bevor die Fahrt jedoch weitergeht, muß erst einmal Wasser genommen werden. Auch Wartungs- und Kontrollarbeiten werden ausgeführt, während das Naß in die Behälter rinnt. Die im Nachbargleis mit dem Tender voran wartende 99 7245 dagegen hat mit P 8920 aus Nordhausen den Bahnhof schon eher erreicht und diese Tätigkeiten schon hinter sich, so daß sie nach Einfahrt des dritten Zuges, P 8932 vom Brocken, gemächlich in das Ausfahrgleis vorzieht. Aber zu welchem Zweck?

Auch unsere Lok ist inzwischen fertig versorgt und nach dem Umstellen der Einfahrweiche durch den Aufsichter rangiert sie nun auch nach vorne, überfährt die Weiche und bleibt dahinter auf dem durch 99 7245 freigehaltenen Platz stehen. Erneutes Umstellen der Weiche, so daß man nun an P 8920, den Brockenzug, rangieren kann, während die andere Lok den Zug nach Eisfelder Talmühle bespannt. Fertig ist der Loktausch. Es wäre töricht, mit der umgekehrt gereihten Nordhäuser Lok die steile Strecke zum Brocken befahren zu wollen, was die Gefahr des Ausglühens der Feuerbuchse begünstigen würde.


Reichlich zehn Minuten später ist der Bahnhof Schierke erreicht. Was für eine Wandlung hat dieser Ort seit 1990 erfahren! Vom Dämmerzustand im Sperrgebiet mit zwei hier kurz wendenden Zugpaaren zum wichtigen Kreuzungsbahnhof an der wiederaufgebauten Brockenstrecke, mit Nebengleisen, einer hervorragenden Bahnhofswirtschaft nebst Kiosk, und natürlich auch mit einem Wasserkran, an dem es nun auch nochmals gilt, während der Zugkreuzung mit P 8926 nachzutanken, denn auf dem Brocken ist das nicht möglich. Ohne Wasser kein Dampf! Und den Eisenbahnfreund freuts auch, gibt es ihm doch Gelegenheit, ein wenig herumzustromern und die schöne Stimmung auf dem Bahnhof einzufangen.


Wie kann sich doch das Klima innerhalb einer reichlichen halben Stunde Bahnfahrt verändern! Eben noch erste zaghafte Frühlingsboten in Schierke, auf dem Brocken dagegen am letzten Apriltag noch gewaltige Schneeberge und winterliche Stimmung! Und düster ist es, unwillkürlich geht der Blick zum Himmel, nicht, daß es noch ein Schneetreiben gibt! Hurtig setzt die Dampflok um, nur zehn Minuten sieht der Fahrplan dafür bis zur Abfahrtszeit des P 8922 nach Drei Annen Hohne vor. Die Touristen beeilen sich mit ihren Erinnerungsfotos und wenig später macht sich die Garnitur auch schon wieder zur Talfahrt auf.


Zum Glück ist es ja nicht mehr Winterzeit, als mir die Lok um dreiviertel fünf mit P 8924 vom Brocken zurück nach Wernigerode am Goetheweg erneut begegnet. Gemächlich nähert sie sich und hält, die Zugführerin steigt ab und stellt die Weiche um, woraufhin sich die Garnitur in das nur einseitig angebundene Kreuzungsgleis verdrückt. Früher hätte es jetzt ein ganzes Konzert zum "Hereinpfeifen" des bergwärts fahrenden Zuges gegeben, heute wird alles per Funk und vom ESTW aus geregelt. So ist der Weg nun frei für 99 222 mit P 8937, die "Einheitslok", das Vorbild für die Nachkriegsmaschinen, welche dann mit gewaltiger Kraftentfaltung am begeisterten Betrachter vorbeibullert.


Erneutes Umstellen der Weiche und wenig später setzt der Zug mit "besetzter Spitze" in das Streckengleis zurück, um hinter dem Ausfahrsignal 11N zum Halten zu kommen. Sie haben richtig gehört: Goetheweg ist ein richtiger Bahnhof, zum Brocken hin gibt es ein weiteres Ausfahrsignal und auch entsprechende Einfahrsignale sind vorhanden! Triebwagen können hier natürlich auch wenden, bei Zügen wird es nur mit einer zweiten Lok funktionieren, ich gleube nicht, daß Verfahren wie bei rumänischen Waldbahnen hier zulässig wären.... Irgendwie habe ich jetzt keine Lust, bis Schierke zu wandern und steige in den Zug ein, was mir die Mißbilligung der Zugführerin einbringt. Aber ich habe ja eine Tageskarte gekauft....


Eine wunderbare Fahrt nach Schierke kann ich jetzt auf der ersten Bühne hinter der Lok genießen! Die Sonne läßt sich plötzlich blicken und so erstrahlt die blitzblank geputzte Rauchkammertür in metallischem Glanz. Rechts schweift mein Blick über die von der Sonnen angestrahlten Wipfel der Fichten hinüber zum Wurmberg mit seinen anschließenden Höhenzügen. Nur einen Nachteil gibt es: Zu schnell ist die Fahrt vorbei, da ich noch in Schierke bleiben will, verlasse ich den Zug hier.


Zur blauen Stunde bin ich dann am Bahnbetriebswerk in Wernigerode angelangt. Da steht die Lok mit Ruhefeuer hinter der 99 7243. Das Tagwerk ist vollbracht und man plauscht noch ein wenig mit den anderen Maschinen über die Eindrücke des Tages, bis sich die samtene Dunkelheit der Nacht über die Szenerie senkt...