01 204 am 12.08.1978 beim Bespannen und bei Ausfahrt mit DMV-Sonderzug in Bischofswerda



Am Nachmittag des 12.08.1978 wartet eine großohrige Schnellzuglok im sonst eher verträumten sächsischen Kleinstädtchen Bischofswerda auf den irgendwann aus Richtung Neukirch West eintreffenden DMV-Sonderzug von Bad Schandau. Die Wagner-Windleitbleche der majestätischen Lok spiegeln immer noch den Geist der "Goldenen Zwanziger" wieder, vor einem Jahr raste sie noch mit schweren Schnellzügen von Dresden nach Berlin. Da gehört die heutige Tour doch eher zu den leichten: Lz von Dresden nach Bischofswerda, danach mit dem Zwickauer Eilzug mit fünf Wagen wieder hinunter ins Elbtal rollen.


Die Ankunft des Sonderzuges reißt mich aus meinen Gedanken: Still und leise schiebt sich 52 8115 an den Bahnsteig 3. Dann passiert erst einmal nichts mehr, Zeit genug, die beiden so ungleichen Maschinen einmal gemeinsam zu betrachten. Rechts die imposante Schnellzuglok mit ihren großen Wagner-Windleitblechen und ihrer Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h, links das kleinere, aber zähe, nur 80 km/h schnelle Arbeitstier mit den Witte-Blechen! Wenig später knarzt die 52'er dann an mir vorbei, setzt nach Gleis 2 um und verschwindet bald darauf in Richtung ihres Heimat-Bw Bautzen.


Zeit für 01 204, den Sonderzug zu bespannen! Bedächtig setzen sich ihre großen Treibräder in Bewegung, bedächtig setzt sie sich an den Zwickauer Eilzug. Wenig später klirrt der Kupplungshaken beim Einhängen und zeigt das Säuseln der Luftpumpe die beginnende Bremsprobe an.

Aber was passiert jetzt? Plötzlich setzt sich der Zug in Bewegung! Aber nicht etwa nach vorne, wie es ja normal wäre (Wenn auch etwas zu früh!), sondern nach hinten schiebt die Dampflok ihre Wagenschlange! Was mich natürlich auf dem falschen Fuß erwischt, war ich doch schon auf dem Weg zur Bahnhofsausfahrt (Bild links)!
Sei es, um die Funktion der Bremsen zu überprüfen, sei es, um einem Fan einen Gefallen zu tun, auf jeden Fall bewegt sich der Zug kurz darauf unter erheblicher Dampfentwicklung wieder nach vorn an den Bahnsteig (Bild rechts).


Aber nun schnell zur Bahnhofsausfahrt! Langgezogen verteilt warten die Fans auf das Klappern der Signalflügel, welches der Zugabfahrt vorangeht. Und dann geht es los: Ein Pfiff vom Bahnsteig her, beantwortet durch einen durchdringenden aus der Dampfpfeife, eine erste Rauchsäule steigt auf, erste Abdampfschläge künden vom In-Sich-Bewegung-Setzen des Zuges, welcher dann auch recht schnell näher und näher kommt. Vorbei am Stellwerk W 7 nimmt der Zug Fahrt auf, bollert über die abzweigenden Weichen dem durchgehenden Hauptgleis entgegen, um dann mit 120 km/h der Bezirkshauptstadt Dresden zuzustreben. Auch als der Zug schon längst entschwunden ist, genieße ich noch den Duft der sich langsam auflösenden Dampfwolke. Eine Verfolgung mittels PKW ergibt keinen Sinn mehr.....