99 1561 am 22.01.1980 im Zugeinsatz auf der Preßnitztalbahn



Ein Schwall aus kalter Luft empfängt mich, als ich am Morgen des 22.01.1980 in Wolkenstein aus dem gutbeheizten Wagen des P 18753 von Flöha steige. Vom berühmten P 14287 ist noch nichts zu sehen, aber eine Rauchwolke kündet von der Güterzuganlage her von der Ankunft des Nahgüters aus Niederschmiedeberg. Da ich mich nicht traue, die Normalspurgleise zu übertreten, bleibt mir nur der Umweg über die Schranken am Nordkopf des Bahnhofs. Knirschend zerstiebt der verreifte Schnee unter meinen Schuhsohlen, als ich die Hauptstraße in Richtung der Ladestraße verlasse. Weg von den Spurrillen eines LKW's und hinunter zu den Schmalspurgleisen, erster Schnee dringt von oben in meine Winterstiefel! Egal!

Da steht die kleine 99 1561, soeben aus Niederschmiedeberg eingetroffen, an der Zugstange eine Anzahl sie weit überragender gedeckter Wagen, schwer mit "weißer Ware", vielleicht für das Versandhaus Quelle, beladen. Kurz darauf beginnt das Rangiergeschäft: Die Wagenschlange wird in Richtung Rollwagengrube zurückgedrückt, wo auf der Normalspurseite schon die Köf 100 382 darauf wartet, diese von den Rollwagen abzuziehen.

Nachdem diese Arbeit getan und der Kuppelbaum gelöst ist, dampft man, befreit von jeglicher Last, in Richtung Ausziehgleis. Ein bissel von dem Dampf könnten meine inzwischen nassen und kalten Füße auch gebrauchen! Mit jedem Schritt, den ich hier durch den hohen Schnee mache, dringen tausende Eiskristalle von oben in meine sogenannten "Winterstiefel"! Auch die Kamera enttäuscht mich, warum bringt die bloß keine scharfen Bilder zustande?

Am Außengleis entlang wird als nächstes ein offener Güterwagen rangiert, diese Wagenbauart stellt eigentlich nicht die Mehrheit der auf der Preßnitztalbahn beförderten Gattungen. Im Hintergrund ist übrigens das Ausfahrsignal des Schmalspur-Personenbahnhofs erkennbar.

Der offene Güterwagen wird an den Schluß des Nahgüters nach Jöhstadt gesetzt, er ist offenbar für Steinbach oder Jöhstadt bestimmt. So muß in Niederschmiedeberg weniger rangiert werden. Ich weiß heute nicht mehr genau, was die kleine Rauchwolke links im Bild (über den gedeckten Wagen) bedeutet. Sollte ich die Ausfahrt des P 14287 verpaßt haben? Nun, Bilder habe ich von diesem Zug keine gefunden.....

Bald darauf ist das Rangiergeschäft beendet und die Maschine dampft zum Restaurieren zum Lokschuppen, vorbei an den zwei sächsischen Signalen, von denen das rechte (mit Ortsfernsprecher!) am Schmalspurgleis vom Personenbahnhof steht, das linke dagegen am Normalspurgleis 1.


Leider habe ich von dieser Fotofahrt keine Aufzeichnungen. Ich weiß weder, warum ich die Ausfahrt des Nahgüters 69953 nach Jöhstadt verpaßt habe, noch, wie ich nach Niederschmiedeberg gelangt bin. Am wahrscheinlichsten ist die Annahme, mit P 18759 nach Annaberg-Buchholz und von dort mit einem Bus nach Niederschmiedeberg gefahren zu sein. Klar ist nur, daß ich dort gegen 15:00 Uhr eingetroffen bin.

P 14292 ist schon aus Richtung Jöstadt eingetroffen und wartet die siebzehn Minuten Aufenthaltszeit bis zur Weiterfahrt um 15:08 ab. Damen in hochhackigen? Schuhen staken durch den Schnee, zwei ältere Herrschaften schauen sich um, während ein anderer Eisenbahnenthusiast seinem staunenden Sohn die zischende Dampflok vorführt. Als dann die Abfahrtszeit herannaht, nahen zwei weitere Reisende mit einem Gepäckstück und werden gleich die schmalen Stufen des ersten Personenwagens entern, um sich zusammen mit mir nach Wolkenstein schaukeln zu lassen. Und während die IV k schon mächtig Dampf kocht, tauchen auch die beiden älteren Herrschaften von ihrem Rundgang durch die winterliche Landschaft zurück, bereit, sich dem Schmalspurzügle anzuvertrauen.
Kurz darauf ein Achtungspfiff des Zugführers, beantwortet von einem längeren der Dampflok, und unter mächtiger Qualmentwicklung rumpelt das Gefährt über den Bahnübergang und verschwindet kurz darauf hinter dem Bahnhofsgebäude.


Eine knappe halbe Stunde später bin ich wieder in Wolkenstein angekommen. Schnell ist die Maschine abgekuppelt und dampft über das Umfahrgleis, aufmerksam begleitet vom Rangierleiter, zum Restaurieren in Richtung Lokschuppen von dannen.

Langsam knarzt die Lok über das von einem Schneepflug freigeräumte Gleis zur Bekohlungsanlage. Das Nachbargleis ist dagegen noch unter einer Schneewehe begraben.

Genau neben dem Förderband wird angehalten und das Personal schickt sich an, die leeren Kohlenkästen der Maschine wieder aufzufüllen.

Langsam nähere ich mich der Dampflok, ihr charakteristisches Aussehen verführt mich dabei zu einer Portraitstudie. Ist doch schön, so eine IV k-Lok, oder? Bald wird sie vorne kein Nummernschild mehr haben....

Inzwischen wurde das Förderband zum Kohlenkasten der Lok gedreht und angeworfen, noch dreht sich der Gummi allerdings ohne Geförderungsgut um die Rollen.

Wenig später werden die ersten Hunte herangeschoben und deren Inhalt auf das Band gekippt.

so daß sich der der Brennstoff in den Kohlenkasten ergießt. Sehr hochwertig ist er nicht, der Heizer muß den nächsten Zug mit besserem Kohlengrus nach Jöhstadt befördern.


Als dann die Abfahrtszeit von P 14293 nach Niederschmiedeberg naht, heißt es, wieder zur am Personenbahnsteig abgestellten Wagengarnitur zu dampfen und durch den Heizer ein ordentliches Feuer für die Bergfahrt anzufachen. Noch ein kurzer Plausch auf dem Bahnsteig, und die Abfahrtszeit um 16:49 ist herangekommen, so daß sich das Gefährt unter Fauchen und Zischen mit gewaltiger Dampfentwicklung in Bewegung setzt, einen hingerissene Betrachter im Bahnhof zurücklassend.


Langsam wird es nun dunkel und es hat keinen Sinn, auf die Rückkehr der Garnitur zu warten, zumal ich mit meiner Sucherkamera gar keine rechte Ausrüstung für das Anfertigen von Nachtbildern habe. Ich nehme daher an, damals mit P 18782 in Richtung Flöha zurückgefahren zu sein, ab Wolkenstein um 17:15 Uhr.