02 0201 am 24.02.1984 mit dem Intraflug-Sonderzug zwischen Eisenach und Wasungen
Ende Februar 1984 besuchte wieder einmal ein Intraflug-Sonderzug die DDR, diesmal allerdings nur den Südwesten. Und da Rosenmontag nicht mehr weit
ist, mit Besuch einer Veranstaltung in der sozialistischen Karnevalshochburg Wasungen als kulturelle Einlage.
Am 24.09.1984 soll der Zug nach Passieren der Grenze bei Gerstungen gegen Mittag in Eisenach eintreffen. So finde ich mich früh um 06:00 Uhr in Berlin-Lichtenberg ein,
um mit dem Städteschnellverkehr D 1051 nach Erfurt zu gelangen. Pünktlich ab, aber schon in Eichgestell muß auf dem Überholgleis an einem Schotterpendel vorbeigefahren werden,
was 4 Minuten Verspätung bis Flughafen Schönefeld einbringt. Gute Fahrt bis Jüterbog, zum Umspannen von einer 132 auf eine 250'er, pünktlich dort ab. Bei Durchfahrt
in Lutherstadt Wittenberg 52 8034 bei Ausfahrt mit der Übergabe nach Wendel notiert, danach ab Muldenstein ständiges Stutzen hinter Güterzügen, die Strecke vor Halle (Saale)
wie immer total verstopft, Ankunft dort mit 8 Minuten Verspätung. Und die Strecke danach voller Langsamfahrstellen: Halle Süd, Merseburg, Weißenfels, Burgwerben, in
Naumburg mit 40 km/h durchs Überholgleis und weiter bis Bad Kösen auf dem falschen Gleis, in Apolda noch eine La, an Weimar dann mit +16 Minuten, an Erfurt mit 18.
Diese Fahrt sollte man schnell vergessen, immerhin reicht die Zeit noch, um den planmäßigen E 621 zu erreichen, ab Erfurt Hbf um 10:33, an Eisenach um 11:21.
Schnell an den Westkopf des Bahnhofs: 02 0201 wartet schon lange im Güterbahnhof auf ihren Einsatz und rollt nun in Erwartung des Sonderzuges um 12:35 Uhr
langsam am Fdl-Stellwerk Eo vorbei zum Personenbahnhof. Und das beste: Ich finde einen Chauffeur mit Westauto, geködert mit meiner Ortskenntnis in Hoffnung auf
den berühmten Wartburgblick! Der gelingt auch und ich halte mein Wort, die Lok bei der Vorbeifahrt angesichts der vier Wagen mit nur mäßiger Kraftanstrengung genießen und
fotografieren zu können, nur für den Dunst, da kann ich nichts.
Der Fahrer gibt sich wirklich Mühe und schüttelt uns auf den kurvigen Straßen bei der Verfolgung des Zuges ordentlich durch, aber wir erreichen ihn erst
nach Überholung durch P 7003 zwischen Oberrohn und Eisenach wieder. Die Strecke ist hier seit 1946 keinesfalls zweigleisig, nein, das linke Gleis wurde erst in den fünfziger Jahren
als Verbindungskurve von Oberrohn nach Leimbach an der Strecke nach Vacha erbaut, um die Kali-Ganzzüge aus Vacha ohne Kopfmachen in Bad Salzungen abfahren zu können. Neben dem
ins Werratal nach Bad Salzungen entschwindenden Zug ist das Gleisdreieck recht gut im Dunst auszumachen.
Großer Bahnhof in Bad Salzungen! Wie immer, wurde die Fahrt auch unter DDR-Eisenbahnfreunden schon rechtzeitig verbreitet, so daß sich auch eine
größere Anzahl derer eingefunden hat. Zufrieden wartet die stolze Schnellzuglok in ihrem illustren Kreis ein wenig schmauchend auf die Weiterfahrt nach Kreuzung mit dem pünktlich
um 14:08 Uhr eintreffenden P 7024 auf dem nicht übermäßig großen Bahnhof, man kann durchaus verstehen, daß da eine Kurve zu seiner Umgehung gebaut wurde....
Aber dann die Ausfahrt des Zuges! Bullernd geht es an einem alten Bergbauschacht, jetzt Museum, und an dem für DDR-Verhältnisse annehmbar restaurierten
Gebäude der Kurverwaltung vorbei, dessen Scheiben bestimmt im Gleichklang mit den Herzen der wartenden Eisenbahnfreunde zum Erzittern gebracht werden. Und vorbei an den an der
Schranke wartenden und wohl auch ein wenig staunenden Zaungästen! Die Fahrt des letzten planmäßigen Dampfzuges im Werratal ist doch schon einige Jahre her... Elegant legen sich
Lok und Wagenzug in die Kurve, um in der dunstigen Kälte das weitere Werratal zu erklimmen und den begeisterten Fans eine sich in den Bäumen langsam auflösende Rauchwolke
hinterlassend.
Der Zug hat Wasungen erreicht, eines der Zentren der DDR-Fastnacht. Er hat hier etwa zwei Stunden Aufenthalt, um seinen Fahrgästen eine kurze
Teilnahme an einer gerade stattfindenden Fastnachtssitzung zu ermöglichen. Wegen der beengten Gleisverhältnisse zieht die Lok über den Bahnhofskopf vor, um ein Nebengleis
zur Zwischenabstellung zu erreichen. Der Westwagen verschwindet in Richtung Grenze und ich verfüge mich in die Stadt, Bilder habe ich davon allerdings keine.
Nur an das Motto erinnere ich mich noch: "Bringt Euch in Freud'!" Alkoholika in Pappbechern gibt's, so daß ich leicht beschwingt, aber pünktlich zum Bahnhof zurückkehre.
Schnell hinter die Bahnhofsausfahrt! In der hereinbrechenden Dämmerung verläßt der Sonderzug mit geringer Verspätung Wasungen. Ich hoffe, der Aufenthalt
dort hat auch verwöhnten West-Fastnachtern ein wenig gefallen... Ein letztes Mal präsentiert sich die Lok mir an diesem Tag und macht auch in der heraufziehenden Dämmerung eine
gute Figur, bevor sie in Richtung Meinigen verschwindet, um die Reisenden durch den Brandleitetunnel zurück nach Erfurt ins Interhotel zu befördern, uneinholbar für mich
ohne ein Kraftfahrzeug.
P 7029 hat 19 Minuten Verspätung, aber in Meiningen passiert etwas Erstaunliches: Zwei Eisenbahnfans haben wohl die Mitfahrt mit dem Sonderzug verpasst
und der planmäßige Anschluß an P 9024 wird gewährleistet, 19 Minuten später fährt man ab! Die Reichsbahn zeigt sich von der serviceorientierten Seite! Redlich bemüht sich
die 132'er an der Spitze des schweren Schnellzugparks und erfüllt die inzwischen in Dunkelheit liegenden Täler des Thüringer Waldes mit Lärm, schafft es aber nur, die
Verspätung auf 16 Minuten zu drücken und um 19:30 Uhr den Erfurter Hbf zu erreichen. Macht nichts, denn die Weiterfahrt als D 957 nach Dresden - Görlitz sieht der
Fahrplan erst um 19:57 Uhr vor. Und ich verfüge mich ins Hotel, nein nicht so komfortabel wie für die Fahrtteilnehmer, ein Hotel in einm Plattenbau in Erfurts Norden wartet
auf mich. Kein langer Abend, denn am nächsten Morgen geht es hinauf zum Rennsteig!