764 455 im Zugeinsatz von Comandau nach Siclau am 15.06.1989



Ein Tag, an welchem man am liebsten überhaupt nicht aus dem Haus gehen möchte, dieser 15.06.1989 in den Karpaten! Aber wir sind ja gerade dazu hier in Comandau! Also hinaus in den strömenden Regen und hin zum Lokschuppen der Waldbahn, wo gerade 764 455 angeheizt wird.
Diese Lok trägt als einzige Maschine der hiesigen Waldbahn das CFF-Hoheitszeichen an der Rauchkammertür. Nach der Versorgung mit Brennstoff wurde die Lok ein wenig vorgefahren und wartet hier nun auf ihren Einsatz.
Aber irgendetwas fehlt noch, der Meister verschwindet noch einmal im Lokschuppen, bevor man ausrücken kann. Zeit, sich an die Strecke zu begeben.....


Etwa eine Stunde später dann haben wir uns außerhalb des Ortes einen von der Hauptstraße nach Covasna abgehenden Pfad gesucht und warten nun auf der Überschwemmungsfläche der großen Bosca auf den Zug nach Siclau.

Nachdem er schon eine ganze Weile an der nahenden Rauchfahne erkennbar ist, schält der Zug sich nach Überquerung des Flusses dann auch aus dem Dunst.

Nur sieben Holztrucks hängen am Zughaken der Lok, normalerweise sind es eigentlich zehn.

Wie auf einem Pastellbild fügt sich der Waldbahnzug in die Gebirgslandschaft ein, die Zeit scheint hier stillzustehen, nur dieser Zug bringt etwas Bewegung in das Tal, vom strömenden Regen einmal abgesehen.
Unter Stampfen und Schleudern nähert sich die schwer arbeitende kleine Lok, das Zugpersonal sitzt derweil im Dienstwagen um das holzgefeuerte Öfchen herum. Kurz vor dem Bahnübergang dann erstirbt die Fahrt langsam vollständig, der Zug bleibt stehen. Ungehinderte Vorfahrt für den auf der schlammigen Straße nahenden Traktor. Schnell werden Lok und Dienstwagen abgekuppelt und man rollt über den Bahnübergang, die sieben Holztrucks davor stehen lassend.


In die neben der Hauptraße noch ein wenig weiter in Richtung Comandau verlaufende alte Strecke stößt die Lok nun zurück. Vor einigen Jahren fuhr man hier entlang, um mit der Straße zusammen die Große Bosca zu überqueren und am Gleisdreieck auf den Bahnhof zu stoßen.

Jetzt wird dieses Gleis als Abstellplatz für Reservewagen genutzt, um die Züge zur Standseilbahn aufzufüllen. Und das heute reichlich: Sechs Holztrucks nimmt man an den Haken!

Das wären ja, mit den sieben schon auf der anderen Straßenseite wartenden, insgesamt 13 Wagen. Und das bei der triefenden Nässe, welche die Lok schon beim Herausziehen aus dem Abstellgleis mächtig schleudern läßt!

Schnell die matschige Hauptstraße etwas weiter hinausgelaufen! Und dann kommt der Zug! Irgendwie bekommt die kleine Maschine die 13 Trucks (+ Dienstwagen!) unter starkem Sanden in Fahrt, schwer arbeitend nähert sie sich mit Schrittgeschwindigkeit den beiden vor Nässe triefenden Fotografen.

Ist das nicht ein Anblick?!!! Die Fahrt in Draculas Reich mit ihren Problemen, sie hat sich gelohnt!!!

Regen und Übernachtung im lichtlosen Haus unter Jagdtrophäen, alle diese Dinge sind vergessen!

Ziemlich eben verläuft das Gleis hier neben der Straße nach Covasna, beides zusammen die einzigen nennenswerten Verbindungen von der Holzfällergemeinde Comandau in die große weite Welt. Ach ja, einen Wanderweg gibt es auch noch, kürzer und steiler als die Straße und natürlich einen sechzig Kilometer langen Fahrweg ähnlicher Qualität durch das Tal der Großen Bosca nach Nehoi.
In einer Linkskurve verlassen beide Verkehrswege unseren Fotostandpunkt, langsam wird das Stampfen der Dampflok vom Rumpeln der schwer beladenen Holztrucks übertönt. Aber noch lange steht die Dampfwolke über der durch den dichten, regennassen Wald verlaufenden Schneise, während der Zug langsam immer kleiner wird und im Dunst verschwindet, und nur noch das Trappeln der Regentropfen auf unsere inzwischen durchnäßte Kleidung die Stille durchbricht.


Etwa zwei Stunden später erwarten wir den nach Comandau zurückkehrenden Waldbahnzug an derselben Stelle. Mitten auf der Wiese steht hier erstaunlicherweise ein orthodoxes Gedenkkreuz! Der Regen hat inzwischen (fast) aufgehört, als das Bähnle ziemlich gemächlich heranrollt.
Die leeren Holztrucks werden aufmerksam vom Zugführer während der Fahrt beobachtet. Vielleicht nimmt sein geschultes Gehör irgendwelche auffälligen Geräusche wahr?

Aber was ist das? Vor der Abzweigweiche bleibt man stehen, die Lok wird abgekuppelt und zieht in das Abstellgleis vor!

Diesmal sogar ohne den Dienstwagen. Genau vor dem nächsten Gehöft bleibt man stehen, und die gesamte Zugmannschaft verschwindet darin, der Grund dafür ließ sich nicht ermitteln.....

Eine halbe Stunde später: Zurücksetzen an den Zug, kurz darauf hat der Zugführer die Weiche umgestellt.

Recht gemächlich geht es dann weiter, rollt der Zug über den Bahnübergang und die regennasse Wiese auf die Brücke über die Große Bosca zu.

Was sich das Lokpersonal wohl beim Anblick der zwei durchnäßten Gestalten auf der Wiese denkt? Egal, wir wollen es gar nicht wissen.

Wenig später klirren die Trucks über die Brücke mit ihren hölzernen Pfeilern und der Zug verschwindet in Richtung Comandau.