Arbeitstag mit 764 455 am 24.06.1992 im Tal der Kleinen Boska



Nachdem wir an den beiden vorangegangenen Tagen nur wenig Glück mit dem Zugbetrieb auf der Waldbahn Covasna-Comandau hatten (Die wenigen Ergebnisse sind oben aufrufbar.), wird es nun am 24.06.1992 endlich zur Sache gehen: 764 455 soll mit leeren Holztrucks von Comandau über den Holumpaß ins Tal der Kleinen Boska fahren und von dort wieder eine Anzahl beladener Wagen abholen. So erreichen wir in der Frühe, von der ungepflasterten Landstraße ordentlich durchgeschüttelt, den noch still daliegenden Bahnhof von Comandau.


Vorerst passiert nichts. In der Dämmerung laben sich einige Pferde an dem auf und neben den Bahngleisen wachsenden Gras. Langsam finden sich auch einige Persoen ein, darunter der an seinem Kittel erkennbare Bahnchef. Er informiert uns über das erfolgreiche Anheizen der Dampflok vor dem Lokschuppen. Wieder passiert nichts, nur ein Hündchen kommt bellend angelaufen, es interessiert sich zum Glück mehr für meinen Begleiter.

Aber was interessiert uns jetzt noch ein Köter? Die Lok taucht hinter den Gebäuden des Sägewerks auf, sie hat dort leere Holztrucks eingesammelt und zieht diese nun zum Bahnhof hin, den windschiefen Dienstwagen vor sich herschiebend.

Prall gefüllt ist der Holzverschlag des Dienstwagens, am Ende des Tages wird dort trotz mehrmaligem Nachladen gähnende Leere herrschen.

Die Rangierabteilung hat das einzige von Lokschuppen und Sägewerk aus anfahrbare Bahnhofsgleis erreicht

und stößt von dort nun auf das Streckengleis zurück, bis ein Stück hinter die Einfahrweichen.

Alles kurz beschleunigen, während der Fahrt den Splint aus der Kupplung ziehen, ein wenig schneller als die Wagen werden, hinter der Lok im richtigen Augenblick die Weiche umstellen, und schon rollen die leeren Trucks in ein anderes Gleis, um dort vom mitfahrenden Bremser grenzzeichenfrei zum Stehen gebracht zu werden. Vergessen Sie alles, was Sie über Rangieren gelernt haben, hier auf der Waldbahn ist alles anders! (Bild oben links)



Der Rest ist nun einfach: Aus dem Material der beiden abgelegenen Gleise wird der Zug ins Tal der kleinen Boska zusammengebaut, bestehend aus dem Dienstwagen, dahinter einem Flachwagen und einer Anzahl leerer Trucks. Dann kann es ja losgehen! Wer mitfahren will, sollte jetzt einsteigen!


Ich bin natürlich nicht in das dunkle Abteil des Dienstwagen gestiegen, sondern auf die Ladefläche des Flachwagens. Wenn man auf dessen schwankenden Planken breitbeinig steht und sich mit einer Hand gut an der Stirnwand festhält, dann kann man mit der Kamera versuchen, einhändig Bilder zu schießen, welche manchmal auch scharf werden: Links eines noch in der Ortslage Comandau, rechts dagegen noch im Tal der großen Boska beim Anstieg zum Holum-Paß.


Langsam steigt die Strecke im Tal der Großen Boska und passiert in km 5 und km 7 zwei Holzladerampen. Jetzt wird es steiler, es geht zum Holumpaß hinauf, auf 1500 m Höhe! Normalerweise wurden Waldbahnen ja in Flußtälern gebaut, um zum Abtransport der beladenen Wagen deren natürliches Gefälle ausnutzen zu können. Hier aber gehörten die oberen Abschnitte der Täler von Großer und Kleiner Boska zu Österreich-Ungarn, während sich weiter unten Rumänien befand. Wie nun das Holz aus den Wäldern des damaligen Eigentümers, einem Baron Grödel, nach Österreich-Ungarn schaffen? Dazu mußte eine Waldbahn von Covasna aus mit einer Standseilbahn über den Pilisis-Paß zur Großen Boska nach Comandau und von dort über den Holumpaß ins Tal der Kleinen Bosca gebaut werden. Mit einem Ruck hält der Zug an, was mich aus meinen Überlegungen reißt. Wir stehen am Beginn der Haarnadelkurve unterhalb des Passes, und man bedeutet uns, auszusteigen und hochzulaufen, um von dort Bilder zu machen. Der steile Forstweg bringt uns außer Atem, aber der Ausblick lohnt die Mühe! Nach kurzer Zeit ein langer Pfiff der Lok zum Lösen derr Handbremsen, der Zug ruckt unter Schleudern an und verschwindet wenig später im dichten Fichtenwald, nur eine sich zuerst immer weiter entfernende und später dann näherkommende Rauchfahne sowie zeitweise die Abdampfschläge der schwer arbeitenden Maschine zeugen von seiner Bewegung.

Eine Zeit lang genießen wir noch die Aussicht von der Paßhöhe auf die beiden Täler und bis zum Giurgiu-Berg mit seinen 1670 Metern über Null, dann taucht der Zug aus dem Wald auf, dampft über die Lichtung und hält an, um uns wieder einsteigen zu lassen.



Aber was nun? Die Lok samt Dienstwagen kuppelt ab und dampft von dannen, die Güterwagen, nur von Bremsern in Schach gehalten, immer im gebührenden Abstand hinterher. Je tiefer wir kommen, desto dichter wird der Wald, zum Glück haben wenigstens die Sonnenstrahlen inzwischen den morgendlichen Dunst durchbrochen.


Am Kilometer 11,0 ist das Tal der Kleinen Boska erreicht. Benedek heißt der Weiler mit einem Gleisdreieck, mittels diesem war ab den zwanziger Jahren bis die 71 Kilometer lange Strecke nach Nehoi in der Moldau angebunden. Glück für die Gleise über den Paß, daß diese viel leichter zu befahrende Bahn durch ein verheerendes Hochwasser im Jahr 1971 zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde. Nun, die Lok fährt zuerst in den Schenkel des Gleisdreiecks Richtung Nehoi, um die Holzvorräte aufzufüllen. Die Güterwagen bleiben erst einmal vor der Boskabrücke stehen, schnell laufen wir in den Bahnhof. Das Holz ist schon eingeladen, und man kann wieder auf die Boskabrücke vorziehen. Inzwischen hat man den an der Spitze der Wagengruppe mitgebrachten Flachwagen mit Schwung durch den anderen Gleisschenkel rollen lassen und ihn über die Spitze nach Dealu Negru mit vereinten Kräften in den dritten Schenkel des Gleisdreiecks geschoben.


Hinüber durch die huflattichartigen Pflanzen zum anderen Schenkel des Gleisdreiecks, während die Maschine über die Brücke poltert und wenig später mit Fauchen und Zischen herandampft. Zwei Portraits der näherkommenden Waldbahnlok möchte ich Ihnen hier noch zeigen. Zwar ist die bei Resita im Jahr 1956 gebaute Lok nicht ganz so gut gepflegt wie ihre wesentlich jüngere Schwester 764 001 auf dem Talstück von Covasna, sie ist aber genauso vital. Und sie hat als einzige Lok dieser Waldbahn das CFF-Hoheitszeichen an der Rauchkammertür. Das Lokpersonal reißt mich aus meinen Gedanken: Man ist nur vorgefahren, um uns einsteigen zu lassen! Also in den Dienstwagen! Woraufhin zu den im Wald wartenden Trucks rangiert und angekuppelt wird, um ihren im Gefälle entstehenden Schwung zum Anfahren auszunutzen. Gut ausgedacht, was?

So rollen wir nochmals durch Benedec und nehmen Kurs auf die knapp zwei Kilometer entfernte Abzweigstelle Dealu Negru. Das Tal ist hier ziemlich breit, die inzwischen scheinende Sonne beleuchtet saftige Wiesen hinter knorrigen Weidezäunen, umrahmt von erstaunlich sanften, bewaldeten Berghängen. Neue Kräfte durchfluten uns und auch meinen Begleiter, welcher, auf einem polternden Schemel stehend, akrobatische Kunststücke vollführt, um die Szenerie mit der Kamera festzuhalten, ohne herunterzufallen.


Als wir Dealu Negru erreichen, bin ich auch umgestiegen, allerdings fahre ich diesmal auf dem letzten Truck mit. Hier am km 12,9 (von Comandau gezählt) zweigt ein zwei Kilometer lange Stichstrecke in das Dealu Negru (Schwarzwasser)-Tal ab, welches unterhalb des 1670 m hohen Giurgiu-Berges endet, aber derzeit nicht befahren wird. Genau auf der Schwarzwasserbrücke hält die Dampflok, läßt einen Schlauch in den Bach hinein und wirft die Saugpunmpe an. Während das Zugpersonal die Lok begutachtet und dabei auch ein Schwätzchen hält, werden auf dem im Abzweiggleis stehenden Flachwagen Ladearbeiten durchgeführt. Später betrachtet der Lokführer (in der braunen Jacke) zufrieden seine Lokomotive, auch an diesem Tag wird sie ihn nicht im Stich lassen.

Von oben müßte dieses malerische Bild doch auch gut aussehen? Na, schauen Sie selbst!

Das Wassernehmen ist beendet, der Schlauch auf der Lok befestigt. Aber gemach, noch ist Zeit zum Beispiel für dieses Bild!

Unvermittelt fährt man aber nun plötzlich ab, gerade bleibt mir noch Zeit, auf den leeren Truck mit den am wenigsten zerbeulten Trittstufen und damit mit den größten Chancen, die Aktion ohne einen abgefahrenen Fuß zu überstehen, aufzuspringen.


Nach einer weiteren Brücke über die Kleine Boska verläuft die Strecke durch Hochwald, Zeit für ein weiteres Bild, mit einer Hand auf dem schaukelnden und scheppernden Truck stehend geschossen.

Calabuci ist erreicht! Ein verfallenes Haus, ein Ausweichgleis, ein Schienen-LKW sowie ein beladener Holztruck erwarten hier unseren Zug. Kurze Beratung, wie es weitergehen soll. Der Zugführer verschwindet in Fahrtrichtung, um mit den dort arbeitenden Holzfällern das weitere Vorgehen abzusprechen.

Da können wir doch auch aussteigen! Von der Eisenbahnbrücke über die Boska aus gelingen diese drei malerischen Bilder von dem wartenden Zug. Kurzer Moment der Ruhe, bevor der Zugführer über die Holzbohlen zurücktrabt und umfangreiche Rangierarbeiten beginnen.



Nachdem der Schienen-LKW auf die Strecke geschoben wurde und im Gefälle Richtung Benedec scheppernd davongerollt ist, wird auch der halb beladene Holzwagen mit Muskelkraft aus dem Ladegleis herausgeschoben und irgendwo weiter hinten auf der Strecke festgebremst (Bild rechts).
Die Dampflok hat inzwischen die leeren Trucks stehengelassen und ist in den höher liegenden Streckenabschnitt gefahren, wo sie jetzt die dort wartenden vier beladenen Holzwagen zusammendrückt, so daß diese gekuppelt werden können. Aufsteigen der Bremser und die Fuhre rollt über die Boskabrücke zurück in den Bahnhof. Zwei kurze Pfiffe der Lok an die Bremser zum Anziehen der Handbremsen, dann kommt man vor den leeren Trucks zum Stehen.

Wenig später schiebt die Dampflok die leeren Trucks bergab, am hinteren Zughaken die beladenen Wagen, um letztere kurz darauf vorsichtig in das Ladegleis hineinzudrücken. Knarzend und schwankend bewegen sie sich durch das hohe Gras, aufmerksam beobachtet durch den Rangierleiter. Alles geht gut, nichts entgleist (Bilder oben und links).



Jetzt gilt es, in einem weiteren Rangiermanöver die beiden Langholzwagen in ihrer Reihenfolge zu vertauschen, bis dann endlich alles, so wie es soll, im Ladegleis verstaut und die Strecke frei ist, um mit den leeren Trucks und dem zur Hälfte beladenen Wagen das Boskatal weiter hoch zu fahren. Bitte einsteigen, wer da mit will (Bilder unten)!


Etwa zwei Kilometer später hält der Zug erneut an einem abzweigenden Ladegleis. Der Rangierer steigt ab und trägt eine Eisenkette nach vorne. Da laufen wir doch mit zu dem Radlader, welcher gerade Stämme auf einen Holzwagen verlädt. Was man dort mit der Kette will, habe ich allerdings heute, viele Jahre später, nicht mehr herausgefunden.


Der Zug ist inzwischen etwas näher herangekommen. Offenbar will man den Wagen bergauf schieben. Man beschließt es aber dann doch anders und drückt hinter die Weiche zurück. Wie nun die leeren Trucks in das Ladegleis hineinbringen? Mit einem Seil! Dieses wird im Dienstwagen für solche Zwecke mitgeführt, dieser und die Trucks werden damit verbunden und letztere vom Hauptgleis weggezogen. Die Lok setzt sich später vor die Trucks und der Weg ist frei für den Langholzwagen, um mit Schwerkraft talwärts zu rollen. Und - es sind sogar zwei beladene Wagen, einer ist kurz vorher von weiter oben aus dem Wald gerollt worden!


Ohne Wagen fährt es sich doch viel leichter und das freundliche Lokpersonal stoppt auch mal zum Fotohalt, als eine wunderbare Bergwiese kurz vor Manicica durchfahren wird. Hinter uns liegt das Waldarbeitergebäude mit dem Abzweig zur Drehscheibe, leider habe ich davon keine Bilder gemacht.

Erst oberhalb von Manicica stoppt der Zug dann wieder vor einer Gruppe aus einem Flach- und vier beladenen Wagen. Wir sind am Wendepunkt unserer Fahrt angelangt, zwar geht die Strecke noch etwa 2 Kilometer weiter, aber ihren Endpunkt werden wir nicht ganz erreichen. Die Lok wird angekuppelt, ein Weilchen wird noch palavert, bis man sich dann auf den Rückweg macht, inzwischen erweitert um zwei leere Trucks am Zugschluß.


Recht flott geht es nun bergab, an der ersten Ausweiche wird schnell der Plattenwagen in das Ladegleis geschoben und bald darauf ist Calabuci erreicht. Mit drei Holzwagen wird vor die Weiche rangiert, die vier im Ladegleis wartenden Fahrzeuge (siehe oben) dort herausgezogen und der von weiter oben mitgebrachte vierte Holzwagen von hinten auf den nun schon recht langen Zug draufgerollt. Weiter geht es bergab, von langen und kurzen Pfiffen der Dampflok zwecks Geschwindigkeitsregulierung durch die Bremser begleitet.


Dealu Negru ist erreicht. Die kleine Lok nimmt wieder einmal Wasser. Vor ihr warten nochmals vier weitere Wagen, die beiden an der oberen Ausweiche beladenen, der irgendwann halbvoll im Wald stehengelassene aus Calabuci sowie ein weiterer. Zusammen mit den acht von oben mitgebrachten sind das zwölf Stück, die Vorschrift für das Befahren des Holumpasses schreibt aber eine Höchstlast von nur fünf pro Fahrt vor. Wir fragen das Personal und lassen uns zu einer Wette überreden: Wenn die Lok die 12 Wagen mit zwei Fahrten schafft, dann wird zusätzlich zu dem als Fahrgeld in Comandau vereinbarten Essen für das Personal eine große Flasche Palinka fällig, wenn nicht, so sagt der Lokführer nach einem Seitenblick auf den Heizer mit spitzbübischem Lächeln, dann spendiert er diese Flasche.


Weiter geht es! Die vier vorderen Wagen sind vor der Lok her gerollt und im Gleisdreieck zum Halten gekommen. Man schiebt sie über die Comandauer Spitze ein wenig den Berg hinauf und läßt sie in das andere Gleis rollen. Lok davor und sie wieder herausrangiert, ein paar Pfiffe in den Wald zum Lösen der Bremsen, dann rollen auch die restlichen Wagen von hinten in den Bahnhof. Allen Mitfahrern wird nun bedeutet, auszusteigen und zum Holumpaß hinaufzulaufen, um Last zu sparen. Nun gut, wir wollten ja sowieso den Zug beim Erklimmen der Steigung von immerhin 40% aufnehmen.


Ein paar hundert Meter weiter oben erwarten wir den Zug. Wahrscheinlich entfacht der Heizer ein Höllenfeuer im Kessel der Lok, denn es dauert eine Weile, bis ein langer Pfiff der Maschine von unten heraufdringt: Bremsen lösen! Und dann kommt er, ganz langsam schält sich die schwer arbeitende Lok aus dem Fichtenwald heraus, alles an ihr ist pure Kraftentfaltung, alles faucht und zischt, schleudernde Räder, durch ausgiebig verteilten Sand abgefangen. Bleibt sie hängen mit ihren sieben Wagen, frohlocken wir schon ein wenig schadenfroh? Nein, sie bullert an uns vorbei und ihre Abdampfschläge verlieren sich im Wald.

Still liegt das Gleis in der warmen Sonne vor uns, auch wir kommen beim weiteren Aufstieg ganz schön ins Schwitzen. Weiter oben, wo der Wald schon lichter wird, kommt uns die Maschine entgegen. Ganz entspannt wirkt das Lächeln des Lokführers, als er an uns vorbeirumpelt. Die Wagen hat er oben in die Ausweiche geschoben.

Kurz unter der Paßhöhe findet sich eine weite Lichtung, auf der wir zwar schwitzend, aber voller Vorfreude, die zweite Bergfahrt der Lok erwarten. Ein bißchen fiebern wir inzwischen mit dem Personal mit, Wette hin, Wette her. Ja, und dann wiederholt sich das Schauspiel. Können Lokomotiven halb wahnsinnig vor Verausgabung werden? Seit diesem Tag könnte ich direkt daran glauben. Aufmerksam lehnt der Lokführer aus dem Führerhaus, verwachsen mit seiner Maschine, bereit, beim kleinsten Anzeichen von Schleudern sofort zu sanden, mit voller Füllung wird auch diese Bergfahrt erfolgreich beendet. Und noch eine Überraschung: Sechs Holzwagen hängen am Zughaken, mit den sieben aus dem ersten Zug sind es also 13 beladene! Wo sind eigentlich die beiden leeren Trucks, welche in Mancica am Zugschluß waren? Sie wurden irgendwo abgehängt, beladen und sind dann dem Zug nach Benedec hinterhergerollt! Da haben wir wohl die Wette noch ein bißchen unvorteilhafter als vermutet verloren.


Nun hat man es eilig: Halten hinter der Weiche zum Ladegleis, die Wagen der ersten Bergfahrt nach dem Lösen der Bremsen herausgerollt und schon geht es bergab. Unser Wunsch nach einem Fotohalt an der Haarnadelkurve wird abgelehnt, mit so einem langen Zug wird wegen der Gefährlichkeit von Zerrungen / Stauchungen nur sehr ungern gebremst. Dann aber doch: An der ehemaligen Holzverladung oberhalb km 7 steht einer und fuchtelt mit den Armen. Kurze Pfiffe der Lok und der Zug steht. Kurze Diskussion, dann kuppelt man ab und verschwindet im Wald. Da laufen wir doch hinterher! Man ist inzwischen in das Holzladegleis am km 7 hineingefahren und hat den Schienen-LKW von dort ein Stück herausgezogen, welcher die Strecke für uns freimachen wollte und dabei allerdings etwas zu weit in den Anschluß hereingeraten ist. Kein Rückwärtsgang, und das Personal traute sich das Anschieben von dort aus offenbar nicht mehr zu. Man hilft sich ja, und es hat ja nicht lange gedauert, bis man zum Zug zurückkehrt. Wir verraten dem Waldbahnchef auch nichts davon Ehrenwort!


Die weitere Rückfahrt nach Comandau verläuft ohne Zwischenfälle. Vor der ersten Weiche wird allerdings angehalten und die Lok verschwindet im Abzweig Richtung Gleisdreieck, der Rangierer, welchem wir das Geld für den Palinka gegeben haben, fährt mit und als die Lok am Holzplatz im Schlamm und Matsch kurz hält, springt er ab und verschwindet in Richtung der Häuser von Comandau. Nicht, was Sie jetzt denken: Er kehrt später in das Walkdbahndomizil mit einer Anderthalbliterflasche Selbstgebranntem unbekannter Oktanzahl zurück!

Die Lok fährt zurück an den Zug und nähert sich mit diesem nun dem Bahnhof von Comandau. Ein Kontrolleur begutachtet vom Holzstapel die einfahrenden Wagen, sozusagen als Eingangskontrolle, um Schäden an ihnen zu erkennen und bestimmt auch die aus dem Wald angelieferte Holzmenge abschätzen zu können. Ja aber, als wir die an uns vorüberrollenden Wagen zählen, kommen wir exakt auf 10 Stück. Genau soviel, wie laut Vorschrift mit zwei Anläufen nur über den Holumpaß befördert werden dürfen. Wo sind die restlichen drei Wagen? Nun, schnell hat man im Bahnhof abgekuppelt und fährt jetzt zum Restaurieren zum Lokschuppen, derweil uns der Zugführer bedeutet, mitzukommen, und uns zum Haus des Lokführers bringt, aus dem schon verführerische Düfte von der Zubereitung der von uns als Fahrpreis bezahlten Mahlzeit künden, keineswegs etwas normales in dieser armen Gegend! Und Hunger haben alle ganz gewaltig nach diesem Tag an der frischen Luft!


Aber das gehört nun nicht mehr in einen Reisebericht. Nur soviel: Wir essen ordentlich, halten uns aber beim Leeren der Palinkaflasche zurück und verschwinden schleunigst, als eine weitere herangeschafft wird. Mit unserem ungarisch-rumänischen Freund geht es die Straße nach Covasna hinunter, ein kurzer Halt zum Einsammeln der Sachen, dann geht es weiter nach Sfintu Gheorghe, den Corona-Expreß zu erreichen, welcher uns über Nacht zur Wassertalbahn nach Viseu de Sus bringen wird. Aber das ist eine andere Geschichte.....