Morgenstunde in Viseu de Sus



Am Morgen des 05. Oktober gelangen wir zum Bw der Wassertalbahn in Viseu de Sus, bevor sich eine erste Dämmerung am Horizont ankündigt. Zeit für Nachtbilder! 764 211 und 763 193 räuchern friedlich vor sich hin, sie werden uns heute ins Wassertal bringen. Aber auch L18H 001 lässt sich auf's Bild bannen, wenn es sich auch als etwas schwierig herausstellt, ohne funktionsfähiges Stativ geeignete Aufstellflächen für die Kamera zu finden. Die beiden Ölfässer sind sowieso fast immer im Vordergrund. Später, als wir uns ein wenig vom Schuppen entfernen, deutet ein erste zartes Blau den Übergang zum Tageslicht an. Na, so treten wir doch nochmal ein wenig heran, um das ungleiche Dampflokpärchen erneut auf den Film zu bannen. Auch will 764 469 noch einmal auf die Bilder, und auch der Plattenwagen, welcher uns am Vortag im Novat-Seitental Asyl gewährt hat.

Selbst auf die Gefahr hin, den Betrachter zu langweilen, möchte ich doch noch ein paar Bilder zeigen, sie sind einfach zu schön! Die vor sich hin räuchernden Dampfloks, deren Abdampf sich im Licht der Lampen zu skurrilen Formen zusammenkräuselt, dazu die recht gemütliche Athmosphäre schaffen ein Stilleben vollendeter Harmonie. Nochmals etwas näher herangetreten, um die Maschinen mit ihren Kobelschornsteinen einzeln aufs Bild zu bannen: Den Anfang mag 793 193 machen, gefolgt von 764 469 in unterschiedlicher Dampfumhüllung und zum Schluss noch 764 211....


Langsam knurrt der Magen und ein kräftiger Kaffee wäre auch angebracht, sind wir doch nüchtern hier her gekommen. Also noch zwei Bilder der kleinen Krauss mit unterschiedlicher Bedampfung und damit wechselnder Lichtbrechung, dann heißt es erst einmal wieder, den Ort des Geschehens zu verlassen.


Als wir wieder am Bahnhof eintreffen, ist es hell geworden und eine abenteuerlich ausschauende Gleisbaurotte schickt sich an, eine genauso abenteuerlich aussehende Gleisverdrückung beseitigen zu wollen, welche beim Befahren wohl zwangsläufig eine Entgleisung zur Folge gehabt hätte. Aber die Weichen stehen richtig und das Hauptgleis ist noch befahrbar, so steht unserer Ausfahrt wohl nichts im Wege.

Zurück zum Lokschuppen! Bewegung deutet sich an, die größere der beiden Loks dampft zum Holzfassen und auch unser Krauss-Maschinchen wird ihr gleich folgen. Unter gewaltigem Zischen setzt es sich in Bewegung und schwankt in Richtung des Holzspeichers.

Vom Lokschuppen aus gesehen verschwinden beide Loks in einer gewaltigen Wolke aus Dampf, beim Näherkommen treten dann plötzlich ihre beiden Rückseiten hervor: So unterschiedlich sind diese erstaunlicherweise gar nicht, der schwarze Anstrich, das rote Fahrgestell und die Umrandung der Fenster sorgen für eien gewisse Einheitlichkeit. Auch von vorne! Aus den Kobelschornsteinen steigt der Dampf fast senkrecht in den blauen Morgenhimmel! Herrlich! Viel Zeit gibt es bei einer solchen Waldbahn! Holz wird geladen, immer einzelne Scheite werden über mehrere Stationen weitergereicht, bis sie auf dem kleinen Tender oder sogar im Führerhaus landen, untermalt von angeregten Gesprächen. Es sind Szenen, wie man sie in unserer schnellebigen Zeit nur noch selten sieht.

Begeistert umkreisen wir die herrliche Szenerie, atmen den köstlichen Duft des Holzdampfes ein und fertigen natürlich weitere Bilder. Inzwischen ist der Zusatztender herangerollt und wird ebenfalls mit Holz beladen. Eigentlich ist es ziemlich seltsam, den Brennstoff wieder in den Wald zu fahren, wo die Holzfäller sowieso am Werkeln sind, aber die Zeiten, wo alles egal war, wo sich die Bahn damit versorgte, sind unwiderbringlich vorbei. Nur die Unordnung aus sozialistischen Zeiten, sie ist teilweise noch geblieben: Blick in einen Ersatzteilschrank, während die Achssenke daneben schon etwas aufgeräumter aussieht. Aber nun sind inzwischen alle möglichen Orte auf den Loks mit Holz aufgefüllt und langsam bereitet man sich auf die Zusammenstellung des Zuges vor.

Und weitere Akteure fühlen, dass es bald losgeht: Eine Wagonete rollt heran, auf Beförderung ins Wassertal hoffend. Einige Rangierbewegungen sind nun erforderlich, bis die große Lok im Bahnhofsbereich hinter dem Lokschuppen verschwunden, die Wagonete im anderen Gleis und unsere Krauss in Richtung Lokschuppen abdampfen kann, um nochmals Wasser zu nehmen.


Die kleine Lok mit ihrem geringen Fassungsvermögen der Wasserkästen muss sich noch eine Ruhepause gönnen, während der Schlauch diese mit dem wertvollen Betriebsstoff auffüllt. Und wir gönnen uns noch ein paar Momente der Ruhe und betrachten die zu unserer Ehre aufgestellten Maschinen von 764 469 über die kalte 764 408, über unsere Krauss bis hin zur Diesellok 87 0032. Da, ein Pfiff hinter dem Lokschuppen und schon dampft sie heran, unsere 764 211 mit den Wagen unseres Fotozuges, an der Spitze der Dienstwagen, dahinter der kleine Krauss-Zusatztender. Zeit, einzusteigen und mitzufahren!