Tempelhof Rbf - eine Spurensuche



Die Entwicklung der Eisenbahnen aus der Reichshauptstadt in Richtung Leipzig, Halle und Dresden machte den Bau eines diese Strecken mit dem Innenring verbindenden Rangierbahnhofs notwendig, so entstand auf dem Schöneberger Südgelände ab dem Jahr 1879 der mit dem Bahnhof Tempelhof auf der Ringbahn eng verbundene Rangierbahnhof Tempelhof. Ein weiterer Ausbau zur Steigerung der Leistungsfähigkeit fand dann zwischen den Jahren 1923 bis 1931 statt, so dass im Jahr 1941 täglich 130 Güterzüge aufgelöst bzw. neu gebildet wurden. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde ein eingeschränkter Betrieb wieder aufgenommen, wegen der Teilung der Stadt wurde dieser bis auf geringe Reste im Jahr 1952 eingestellt. Nur der Werkstattbetrieb und die Brückenmeisterei in der alten Lokhalle überdauerten bis Anfang der neunziger Jahre, während sich die Natur den Rest des Geländes langsam zurückeroberte, welches im Jahr 1996 an den Berliner Senat abgegeben wurde, der im Jahr 2000 hier den Naturpark Schöneberger Südgelände eröffnete.

Beginnen wir unseren Rundgang am Eingang beim S-Bahnhof Priesterweg in Höhe des ehemaligen Bahnbetriebswerks an der südlichen Ausfahrt des Bahnhofs. Schon von Weitem grüßt der im Jahr 1927 errichtete, 50 Meter hohe Wasserturm, davor die inzwischen rot angestrichene Betonwand des Überwerfungsbauwerks über die Ausfahrt zur Dresdener Bahn. Und dann stehen wir auch schon auf dem Gleis, durch das bis 1950 die Züge aus der Westseite kreuzungsfrei in Richtung Mariendorf ausfuhren, um dort die Dresdener Bahn zu erreichen. Bevor es nun zur Lokhalle weitergeht, noch ein Blick nach Osten zur neu gebauten Anhalter Bahn, welcher die Ostseite des Rangierbahnhofs "zum Opfer" gefallen ist. Dann doch lieber zur eingerüsteten Lokhalle und wenig später an deren Westseite vorbei zum Wasserturm. Hohe Bäume wachsen inzwischen auf dem Ausfahr-Gleistrapez, sogar die Masten der Ausfahrsignale R (links) und S (rechts) stehen hier noch. Und der Blick nach Süden: Links geht es zur Anhalter Bahn, rechts zur vorher erwähnten Unterführung zur Dresdener Bahn.


Aber was ist das? Seitlich in Richtung des Bw schimmert eine Dampflok durch die Baumstämme, aber dazu später! Hinter uns befindet sich noch einmal der Einschnitt der Ausfahrt zur Dresdener Bahn, vor uns dagegen lädt eine Schautafel zur Geschichte des Bahnhofs zum Studium ein und durch eine alte Brücke läst sich der Wasserturm einrahmen. Aber nun wenden wir unseren Schritt zum Bw hin und zuerst fällt der Blick auf die 23-Meter-Drehscheibe. Sogar der Stuhl des Drehscheibenwärters ist noch erhalten geblieben.....

Der zugehörige Ringlokschuppen wurde allerdings im Krieg zerstört, nur die sternförmigen Gleise mit Untersuchungsgruben sind noch erhalten geblieben. Aber einige Bauten wurden noch bis in die neunziger Jahre von der Brückenmeisterei genutzt, der letzte Kleinwagen ist dann hier vergessen worden. Stumm überragt der Wasserturm die Szenerie mit Dienstgebäude, Bekohlungsanlage und Wasserkran. In relaltiv gutem Zustand präsentiert sich dagegen die Lokhalle, bis zuletzt von den Fahrzeugen der Brückenmeisterei genutzt. Kein Fahrzeug begehrt hier mehr "Vor Einfahrt Halt" Einlass!


Einzelne Rangiergleise zwischen der West- und der Ostgruppe sind noch nicht ganz so weit zugewachsen, schließlich war über diese die Brückenmeisterei nach Norden angebunden. Und so war es auch möglich, hier Wanderwege durch die Landschaft anzulegen. Ohne die Passanten zu Streckenläufern zu nötigen! Sogar einen Aussichtspunkt hat man hier angelegt. Auch alte Lampenmasten stehen hier noch in der Landschaft herum, der hintere erinnert ein wenig an die DDR-Modellbahnmasten. Das Stellwerk "Tnt" am Nordkopf der Westgruppe macht dagegen einen recht traurigen Eindruck. Wahrscheinlich wurde es im Krieg zerstört und danach offenbar nicht wieder richtig aufgebaut, ein Grund wohl, warum die Westgruppe wesentlich eher stillgelegt wurde.

Gleis ins Nichts, der Ablaufberg! Und auch hier an der Nordseite, ein Gleiskreuz, sogar mit eingebundenen Doppelkreuzweichen! Das letzte Bild dagegen führt uns ein wenig weiter nach Norden zum Anhalter Gbf, bzw. zu dem, was davon noch übriggeblieben ist. Das Stellwerk Agb ist inzwischen außer Betrieb, von den Formsignalen stehen nur noch die Masten, nicht mehr lange, dann werden auch die letzten, für die Bauarbeiten am Gleisdreieck genutzten Gleise verschwunden sein....