762 209 am 27.09.2011 im Reisezugeinsatz auf der Waldbahn Moldovita



Sonnenaufgang am 27.09.2011 in der Bukowina, nahe der ukrainischen Grenze! Nahe dem berühmten Klosterkomplex Moldovita im Depot der wieder aufgebauten Mocanita Hutulca dampft es schon: 762 209, eine alte Waldbahnlok von Krauss München aus dem Jahr 1917 schmaucht im Morgenlicht vor sich hin, um später den einem Güterzug vorauseilenden Personenzug zu befördern. Die Begrüßungsschrift am Schlepptender der kleinen 60 PS-Lok wird dann etwas später auf Verlangen der an diesem Tag mitfahrenden Fotografen entfernt werden, denn Haifische gibt es hier nicht, das Schwarze Meer ist schließlich über 100 Kilomter entfernt...


Da tritt der zweite Akteur auf die Bühne des Geschehens: Die im Jahr 1957 bei Resita gebaute Dampflok hat bislang keine CFF/CFI-Nummer bekommen und firmiert daher unter der etwas außergewöhnlich anmutenden Bezeichnung "Criscior 5". Knarzend verläßt sie den Lokschuppen, aus dem vorher schon recht verheißungsvolle Dampfschwaden aufgestiegen sind und stellt sich vorerst einmal in Fotopositur. Da es hier, wie allgemein bei Waldbahnen üblich, keinen Wasserkran gibt und ein Wassernehmen aus der Moldovita erst weitab der zu durchfahrenden Ortslage möglich ist, wird ein entsprechender Schlauch ausgerollt, um den Durst der Maschine zu löschen.


Geschäftiges Treiben herrscht auf dem Betriebsbahnhof, Mitarbeiter eilen hin und her, Gegenstände werden umhergetragen und verladen, beide Maschinen dampfen vor sich hin, kurz und gut, es ist ein bißchen wie in alten Waldbahnzeiten, wobei sich hier eigentlich immer nur eine Dampflok werktäglich im Einsatz befand.


Noch zwei Bilder von der zur wartenden Schlepptenderlok, der Haifisch ist inzwischen aus der Bukowina in Richtung des Schwarzen Meeres verschwunden und wir können noch ein paar begeisterte Blicke auf die bestens gepflegte Maschine werfen.


Die andere Lok reißt mich aus meinen Gedanken: Der Heizer hat schon ein gewaltiges Feuer entfacht und mit einer schönen Dampfentwicklung wird jetzt der Fotogüterzug zusammmengestellt, betehend aus (leider nur!) vier Trucks und dem Dienstwagen. Wenig später heißt es dann "Einsteigen", so wir in dem bereitgestellten Personenwagen mit auf die Strecke wollten. Und wer will das schon nicht, einen herrlichen Sonnentag mit ordentlich Dampf erleben! So entstehen aus dem offenen Personenwagen heraus viele wunderbare Bilder von der nachfolgenden Lok, welche Sie betrachten können.


Etwa nach zwei Kilometern muß der Seitenfluß Sacries überwunden werden, dazu läßt man uns aussteigen und den Zug auf der Brückenrampe fotografieren. Die an diesem Tag noch nicht befahrenen Schienen sind ziemlich feucht und bei einer Leistung von 60 PS kostet es die Lok einige Mühe und Sand, die Steigung zu bezwingen. Dann wird die Fahrt wieder gemütlicher und der Blick schweift über den ziemlich leeren Tender hin zur unter geringer Rauchentwicklung dahinschaukelnden Lok.


Kurz vor dem Bahnhof Rasca gelingen noch zwei interessante Gegenlichtbilder von dem kurzen Zug, wie er sich elegant in die Rechtskurve legt. Heizer und Lokführer verstehen ihr Handwerk, sie sorgen für immer ausreichenden Dampf und machen diesen Tag damit zu einem wunderbaren Erlebnis.


Kurz darauf ist Rasca erreicht, der letzte "reguläre" Bahnhof des wiederaufgebauten Streckenstückes. Bis in den Ort Argel reicht der Wiederaufbau ja noch nicht und so muß am derzeitigen Endpunkt der Strecke eine Weiche mit Stumpfgleis ausreichen. Früher gab es hier auch noch einen Streckenast in ein Seitental.... Aber genug der wehmütigen Gedanken, freuen wir uns doch darüber, daß hier überhaupt wieder Züge fahren! Der Fotogüterzug hat den Personenzug "eingeholt" und beide Loks stehen eine Weile in verschiedenen Positionen einträchtig nebeneinander. Zeit hat man hier genug zum Plausch untereinander, einer der beiden Lokführer verschwindet sogar eine Zeit in einem der umliegenden Häuser, vielleicht wohnt er ja hier."


Hinter Rasca befindet sich die derzeit wohl beste Fotostelle. Die Fotografen erklimmen den Rand des Moldovitatals, um hier auf den Fotogüterzug zu warten, während sich der Personenzug außerhalb dieses Panoramas postiert. Eigentlich ist er ja nicht das "Häßliche Entlein", aber der grüngestrichene Personenwagen hat natürlich mit dem alten Waldbahnbetrieb noch weniger zu tun als der kurze Güterzug vor der asphaltierten Straße, zu dem Sie weider einmal gelangen können.


Die Gleise reichen bis an den Ortseingang von Argel, ein einseitig angebundenes Ausweichgleis sorgt hier für Rangiermöglichkeiten. Wir sind bereit, das nun anstehende Rangiergeschäft zu verfolgen, von dessen Ausführung wohl so mancher von der großen Bahn noch etwas lernen kann! Vorerst passiert aber erst einmal nichts, aber dann stößt unsere kleine Lok zurück, kuppelt ab und setzt in das Ausweichgleis um.

Nun schiebt die Criscior 5 den Personenwagen an der Ausweiche vorbei und kehrt zum Ausgangspunkt zurück, damit die kleine Schlepptenderlok diesen wieder erreichen kann, nun aber auf der anderen Seite. Nach einer kleinen Pause, ein Panjewagen begehrt Durchlaß, rangiert 762 209 an die Holztrucks und zieht sie hinter die Ausweiche, damit sich Criscior 5 vor sie setzen kann. Fertig! Einsteigen!


Auf der Rückfahrt gibt es dann keine Fotohalte mehr, so daß ich hier nur noch diese drei Bilder, angefertigt von einer schwankenden Lok aus einem schwankenden Personenwagen heraus, zeigen kann. Auch macht sich ein wenig Müdigkeit hier im Wagen unter den Fahrgästen breit, oder man sitzt einfach auf den Holzbänken und genießt die Fahrt durch die von der Septembersonne beschienene Landschaft.


Ja, und dann ist der Endbahnhof erreicht. Während sich die beiden Loks in den Lokschuppen verkrümeln, werden wir von unseren Transporteuren eingesammelt. Sie haben es eilig, denn es steht noch ein Besuch des weltbekannten Klosters von Moldovita an und der Weg auf löchrigen Straßen über den Karpatenkamm zurück zur Wassertalbahn nach Viseu de Sus ist noch weit.....