764 421 am 28.09.2011 im Güterzugeinsatz auf der Wassertalbahn



Die späte Rückkunft aus Moldovita am Vortag ( ) ist natürlich kein Grund, am 28.09. etwas länger in den Federn zu verweilen oder gar auszuschlafen. Nein, es sind Nachtaufnahmen auf dem Gelände des Betriebswerkes angesetzt!


764 421 "Elvetia" ist schon angeheizt, um heute einen Produktionszug ins Wassertal zu bespannen. Sie hat recht früh ihr Schuppengleis verlassen und wartet nun gemächlich vor sich hin schmauchend auf die Eisenbahnfreunde. Während über den umliegenden Bergen langsam die Morgendämmerung anbricht, gelingen einige schöne Aufnahmen, dekoriert von einem Weichenstellhebel im Vordergrund und beleuchtet von einer rechterhand angeordneten grellen Lampe. Aber auch ein paar alte zerbeulte Fässer drängen sich ins Bild, wer weiß, wazu diese noch gut sind und was sie für Chemikalien beherbergen. Wenig später nun muß der Personenwagen umrangiert werden, unterbrochen von einigen Halten, welche für neue Fotos genutzt werden. Auch ein Halt neben der kalt und traurig danebenstehenden Budapest-Lok 764 313 ist dabei. Aber nun heißt es, zur Übernachtungsstätte zurückzukehren und kurz zu frühstücken sowie ein Lunchpaket für den Tag im Wassertal abzufassen.


Als ich wieder am Bahnhof eintreffe, hat die Dampflok den Dienstwagen an die Holzverladung bugsiert, um Brennstoff für die Fahrt in die Berge aufzunehmen. Es ist ja nicht mehr so, daß man sich einfach ein bissel davon im Wald holen könnte, so ohne Bezahlung! Auch hier hat die Marktwirtschaft Einzug gehalten. Der Heizer ist dabei, ein ordentliches Feuer zu entfachen, dessen Ergebnis sich eindrucksvoll vor dem immer heller werdenden Himmel abzeichnet. Noch einen kleine Tröstung für die Budapest-Lok, zusammen mit einem Bild von einem ihrer Spitzenlichter, dann heißt es, nach vorne zu eilen, um die Abfahrt des Zuges nicht zu verpassen und im Dienstwagen Platz zu nehmen. Die Schaukelei ins Wassertal kann beginnen!


Valea Scradei ist erreicht. Obligatorischer Halt am Magasin Mixt. Nicht was Sie jetzt denken: Kein Alkohol, zu dieser frühen Stunde gibt es hier Kaffee für alle, für das Lok- und Zugpersonal als auch für die mitreisenden Eisenbahnfans. Ein Glück, daß der Mensch zwei Hände sein Eigen nennt, so kann er den Pappbecher mit dem Koffeingetränk halten und zugleich ein paar Aufnahmen probieren. Natürlich gibt es da bestimmt schönere, aber die Sonnenstrahlen haben es leider noch nicht über die umliegenden Berggipfel geschafft.


Für die Bahn mit ihren ausgeleiterten Gleisen geht es jetzt doch recht zügig voran. Hinten scheppern die leeren Holztrucks, vorne bullert die Dampflok. Novat wird durchfahren, still und menschenleer liegt der Bahnhof im morgendlichen Zwielicht. Wenig später nähern wir uns der Brücke über den Novat mit der dahinterliegenden Abzweigstelle. Danach wird es malerisch: Der Fluß ist schmaler geworden und teilt sich die enge Talsohle mit der Trasse der Eisenbahn, einen Fahrweg gibt es hier nicht mehr. Und von der Zerstörungskraft des Wassers kündet eine einzelne Fichte, welche am Prallhang des Gewässers verzweifelt gegen das Umfallen kämpft.


Zwischen Glimboca und Cozia muß die kleine Lok Wasser nehmen. Nach Aufgabe der Wasserstelle bei Novat hat man hier ein touristentaugliches Pendant geschaffen. Mit einer geländergesicherten Holzabdeckung, damit keiner der Insassen des Touristenzuges vielleicht noch in das kalte Wasser des darunter fließenden Baches fällt. Da ist das Erklimmen des von hohem, taunassen Gras bewachsenen Hanges dahinter schon etwas anspruchsvoller, aber der Ausblick von da oben entschädigt für die Strapazen! Während das Wasser aus dem Bach gesaugt wir, genießen wir das vom Rauschen des nahen Flusses und der Bäume im Wind untermalte Panorama und finden immer wieder neue interessante Ausblicke zwischen den mannshohen Fichten hindurch. Schöner kann eigentlich Morgenstimmung nicht sein, wie eigentlich die gesamte Tour eine Labsal in unserer hektischen Zeit.


Weiter rumpelt und der Zug durch das Tal. So etwa zwanzig Trucks klirren hinter dem Dienstwagen über die ausgeleierten Schienenstöße, eine Herausforderung für den weit hinten ausharrenden Bremser, auf dem schwankendem Boden das Gleichgewicht zu halten, während er aufmerksam und nur mit einer spindelbremse "bewaffnet" dafür zu sorgen hat, daß keine großen zum Entgleisen führenden Zerrungen oder Stauchungen zwischen den Trucks entstehen. Da regt ein Pfiff der Lok dazu an, wieder nach vorne zu schauen: Novicior CFF ist erreicht. Hier beginnt ein Fahrweg in den weiter oben in dem hier abzweigenden Seitental liegenden Holzfällerweiler.


In Paltin endet der regelmäßig verkehrende Touristenzug, so daß sich hier der letzte mit gewissem Komfort ausgestattete Bahnhof befindet. Brücken mit Geländer, Toiletten, Imbißstäde und ein der Bildung dienender Naturlehrpfad bilden ein Ensemble. Von allem ist allerdings in den Morgenstunden noch nichts auszumachen, still und menschenleer liegt das ausgedehnte Gelände im Schatten des frühen Tages. Wenn da nicht die Rauchsäule der Dampflok wäre, hätte es wohl keinen Sinn ergeben, hier überhaupt Bilder zu fertigen.


Unter den skeptischen Blicken der Reiseleitung bin ich auf einen der letzten Trucks gestiegen und genieße die Fahrt auf schwankendem Untergrund, während ich mich mit einer Hand am kalten und nassen Eckprofil des Geländers der Bremsbühne festhalte und mit der anderen versuche, die Kamera zu halten und gleichzeitig ihren Auslöseknopf für Fotos zu betätigen. Und das schönste daran ist: Manchmal gelingt das auch! Zum Glück verweht der Rauch aus dem Schornstein der Lok ein paar Meter über mir, auch als dann endlich erste Sonnenstrahlen die Talsohle erreichen.


Aber meine Hoffnung auf Sonnenstrahlen war dann doch etwas voreilig! Bardau, der nächste Bahnhof, liegt dann doch noch im Schatten. Auch traue ich mich nicht so recht, nach vorne zu laufen, weil ich nicht weiß, wann es weitergeht. Aber es ist sowieso keine Zeit, den berühmten Fotohang hinter dem Stationsgebäude zu erklimmen. Dazu sei auf den Reisebericht vom 25.September verwiesen. Plötzlich ruckt der Zug an und zwingt mich zu einem Sprint durch den matschigen Weg neben dem Gleis, hält aber noch einmal zu einem kurzen Schwatz mit dem Stationspersonal. Ob ich mich getraut hätte, auf einen fahrenden Truck aufzuspringen? Zum Glück wurde mir diese Entscheidung abgenommen .....


Wohl einer der interessantesten und schönsten Streckenabschnitte schließt sich nun an. Das Tal verengt sich weiter, zwischen den Felsen nur Platz für Fluß und Bahngleis lassend. Und auf der anschließenden Landzunge stehen wir Fotografen nun, um eine Scheinanfahrt des Zuges und die Vorbeifahrt der kleinen Lok mit wehender Rauchfahne in herbstlicher Umgebung zu genießen. Aber das ist noch längst nicht alles an diesem Platz: Noch nicht wieder in den wartenden Zug einsteigen, sondern einfach einmal umdrehen! Ein Tunnelmund tut sich auf, durch welchem das Gleis der Bahn in die Dunkelheit verschwindet. Nur Mut, ihn trotz fehlender Beleuchtung zu durchschreiten, um noch ein Bild der wartenden Lok anzufertigen.


Und weiter geht die Fahrt durch den Tunnel und den anschließenden wildromantischen Talabschnitt, während das Zugpersonal unser Verlangen, auszusteigen, um Fotos zu machen, mit der Aussicht auf das besonnte Portal des anschließenden zweiten Tunnels abschlägig bescheidet.


Vor dem zweiten Tunnel hält der Zug zum Aussteigen. Schnell ist dieser durchlaufen, auf seiner anderen Seite empfängt uns gleißendes Sonnenlicht. Schnell die anschließende Flußbrücke überschritten! Da kommt er auch schon angefahren, der Zug! Eine Dampfwolke dringt aus der dunklen Öffnung, untermalt von bullernden Geräuschen und wenig später bricht die Dampflok mit ihrem Kobelschornstein aus dem Schatten in das Sonnenlicht heraus und poltert auf die Brücke, um auf dieser stehen zu bleiben und sich ähnlich einem Star im Blitzlichtgewitter von allen Seiten bewundern und ablichten zu lassen.

Gleich hinter der Brücke beginnt auch schon ein weiterer Tunnel. Noch bietet die davor stehende Dampflok ein friedliches Bild, wie sie da, ein wenig weißen Dampf in die Atmosphäre schmauchend, unsere Augen und Fotolinsen erfreut. Das ändert sich aber schlagartig, als sie ihre Weiterfahrt in Angriff nimmt und sich mit leicht schleudernden Treibrädern dem Tunnelmund nähert. Ein faszinierendes Schauspiel, wie sie langsam sein helles Oval immer mehr ausfüllt, bis sie schließlich in den Tunnel hereinbricht und uns sich an den Rand drängende Eisenbahnfans in Rauch und Lärm hüllt, um kurz darauf neben uns stehen zu bleiben.


Der Grund für den Halt im Tunnel ist schnell gefunden: Auf der anderen Seite im Bahnhof Botizu ist alles mit Wagen angefüllt, welche nun erst einmal wegrangiert werden müssen. Der Wasserwagen ist ja noch leicht genug, um ihn mit Muskelkraft fortbewegen zu können, bei den schweren mit Stämmen beladenen Trucks geht das nicht mehr, hier muß die Dampflok helfen und diese auf die anderen in einem der beiden Bahnhofsgleise wartenden heraufdrücken. Ein gewaltiges Schauspiel für Augen und Ohren! Der Wasserwagen hat inzwischen das andere Bahnhofsgleis freigemacht, so daß sich unser Zug über die von schweren Raupenfahrzeugen verschobenen Schienen durch den Bahnhof kämpfen kann.


Muß ich mir nun Gedanken machen, wie ich den Zug noch erreichen kann? Nein, denn kurz hinter dem Bahnhof befindet sich angesichts einer Bachbrücke der nächste Wasserhalt. Und während das Wasser fließt, genießt das Zugpersonal die wärmende Septembersonne und versucht sich mit dem Fang von Forellen, welche es hier angeblich geben soll. Ich bin hier schon einige Male mitgefahren, aber einen gefangenen Fisch habe ich noch nie zu Gesicht bekommen. Vielleicht liegt es ja daran, daß Eisenbahner nicht zwangsläufig auch gute Angler sein müssen. So versuche ich mich lieber noch mit einigen Gegenglichtbildern, beim Hochkantformat läßt sich sogar die Sonne hinter den Dampf der Lok "schieben" und somit interessante Lichtstimmung erzeugen.


Nach der Weiterfahrt steht recht bald ein Fotohalt an, diesmal an einer besonnten Stelle. Elvetia strengt sich mächtig an, um den Leerzug die an dieser Stelle doch bemerkenswerte Steigung hinaufzuziehen und die Eisenbahnfreunde in Verzückung zu versetzen. Das letzte Stück fahre ich dann wieder auf einem Truck am Zugende mit und genieße den Anblick der sich durch die Kurven windenden Wagenschlange und der aus dem Dienstwagen in sitzender und stehender Stellung schauenden Personen.


Suliguli ist erreicht, der Endbahnhof unserer heutigen Fahrt. Weiter oben im Wassertal werkelt ein schon früher in Viseu aufgebrochener Dieselzug. Aber so richtig ist die Fahrt dann doch noch nicht zu Ende, denn die Bahnhofseinfahrt versperren zwei beladene Holzwagen, welche erst mit Anstrengung in den Bahnhof geschoben werden müssen, während wir Eisenbahnfreunde die Szenerie in der wärmenden Sonne von einer kleinen Anhöhe aus genießen können. Vor der Einfahrweiche hält unsere Lok an, die leeren Trucks werden abgekuppelt und von einem Holzrücker mittels Seil in den Bahnhof hineingezogen, während im Nachbargleis schon die Wagen für den Gegenzug mit viel Dampf zusammengedrückt werden.


Irgendwann sind die Arbeiten erst einmal beendet und der Zug steht zur Abfahrt bereit, während noch letzte Bilder und Filmsequenzen gefertigt werden und die Holzarbeiter sich von allem unbeeindruckt zu einer Vesper zurückgezogen haben. Dann mal los, auf zur Rückfahrt!



In Botizu wird wieder rangiert. Vor dem Bahnhof kuppelt die Lok mit dem Dienstwagen von den Holztrucks ab und umfährt die hier auf Abbeförderung wartenden Wagen, um sich an deren Spitze zu setzen.

Denn jetzt wird es gefährlich: Auf der anderen Bahnhofsseite werden die Handbremsen gelöst, worauf sich die von Suliguli mitgebrachten Wagen im Gefälle von selbst in Bewegung setzen und in den Bahnhof rollen. Die Kunst besteht nun darin, diese so geschickt abzubremsen, daß die Kupplungen so aufeinanderprallen, daß ohne Aufdrücken durch die Lok ein Kuppeln ermöglicht wird, aber der Stoß nicht so stark wird, daß es zu Beschädigungen der sowieso schon ziemlich ramponierten Wagen oder sogar zu deren Entgleisung kommt. Nun, diesmal geht alles gut und ich gönne mir noch einige Bilder, wobei ich mich nicht für Favoriten entscheiden kann, so daß ich eine größere Anzahl davon hochgeladen habe. Dasselbe gilt auch für die Aufnahmen aus dem Mund des kurz hinter dem Bahnhof beginnenden Tunnels, welcher im Gegensatz zu seinem Gegenüber nicht mit Beton ausgekleidet ist.


Eine endlose Wagenschlange rumpelt da abwärts durch das Wassertal, sie im Ganzen auf das Bild zu bannen, scheint wegen der kurvenreichen Strecke eine unmögliche Angelegenheit zu sein, aber dazu später. Uns Eisenbahnfans im Dienstwagen bleibt nur, die Fahrt zu genießen und immer wieder nach hinten zu schauen. Den langen und schweren Zug für einen außerplanmäßigen Fotohalt mit Handbremsen zum Stehen zu bringen, ist eine gefährliche Sache und aus diesem Grunde nicht durchführbar. Aber die vielen Kurven bieten immer wieder schöne Ausblicke auf den Zug, so zuerst in Novicior CFF beim Überqueren des Flusses und bei der weiteren Fahrt zusammen mit dem hier ungezähmten Flußbett. Mehr und mehr weitet sich das Tal, bis dann in Cozia sogar noch das Stationsgebäude zwischen Wasser und Gleisanlage seinen Platz finden kann.


Freundlicherweise läßt sich das Zugpersonal dann aber doch noch zu einem Fotohalt hinreißen: Zwischen Glimboca und Novat Delta gibt es eine große Freifläche längs des Gleises, an deren Beginn angehalten wird. Schnell ausgestiegen und nach vorne gerannt! Da lösen die Bremser auf den Pfiff der Dampflok auch schon wieder die Spindeln der Handbremsen und gemächlich schält sich die ganze Fuhre aus dem Buschwerk und rumpelt über die Wiese an uns vorbei. Wer hat es auf der Heimfahrt eigentlich nicht eilig? So auch unser Zugpersonal! Also schnell wieder eingestiegen und uns dem Gefährt weiter anvertraut, welches uns zuverlässig weiter in Richtung Viseu befördert. Und hier gelingt sogar noch ein Bild vom Zug in seiner ganzen Länge: 20 Holzwagen hängen am Zughaken!


Aber auf uns wartet noch ein ganz besonderer Höhepunkt! Kurz vor Valea Scradei hält der Zug erneut und man erzählt uns von einem unbewaldeten Hang oberhalb des Tales, von wo aus der Zug hervorragend zu fotografieren sei. Na, dann los! Entlang eines neu aufgeschichteten Schutzdammes, weiter über einen Fahrweg, später über die Gleise, durch Unkraut und Brombeergestrüpp zum Fuß des Hanges vorgedrungen. Hinauf! Keuch! Man muß sagen, daß einige von uns schon ganz schön außer Puste sind.

Aber die Zugmannschaft hat offenbar gute Augen. Erst als sie uns ganz oben auf dem Hang sieht, setzt sich der Zug in Bewegung und nähert sich vor dem atemberaubenden Panorama unserem Fotostandpunkt. Viel Dampf ist natürlich bei einer Talfahrt nicht zu erwarten, aber ich denke, der würde hier nur stören. So können wir hier nochmals die Anzahl der Wagen zählen, welche durch das Personal auf der kleinen Lok und an den Bremsen mit akrobatischem Geschick hinter der Biegung des Tales auf dem Weg nach Viseu hervorgeholt wird. Erst als die Lok schon in den Schatten des Berges eingetaucht ist, sind sie alle hervorgekommen. Beruhigend zu wissen, daß keiner auf der Strecke verlorengegangen ist: Es sind immernoch 20 Stück, welche da gleich Schiffen gemächlich an uns vorüberziehen. Und es gibt noch einen weiteren Höhepunkt:

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