64 419 und 212 084 am 10.06.2012 im Einsatz auf der Schwäbischen Waldbahn



Ein zumindest in der wärmeren Jahreszeit allsonntägliches Bild bietet sich dem Betrachter am Morgen des 10.06.2012 am Schorndorfer Bahnhof: 64 419 und 212 084 genießen die Ruhe vor dem Sturm, beide Loks werden am heutigen Tag den Sonderzugverkehr auf der Schwäbischen Waldbahn von hier nach Welzheim bestreiten.

Gehen wir doch ein wenig näher heran: Eine Lok der Baureihe 64 ist doch immer wieder ein schöner Anblick! Und wenn dann unbedingt eine Diesellok mitfahren soll, dann muß man das eben akzeptieren. Immerhin wird die Stecke ab Rudersberg recht steil!

Friedlich schmaucht die Dampflok an der zum Pausenraum umfunktionierten ehemaligen Ladestraße? vor sich hin.

Bubikopf und Diesellok, diesmal hintereinander.

Und noch eine Seitenansicht von der eleganten Lok. Wenn diese auch nicht so kräftig wie eine BR 86 ausschaut (und ist), so hat sie doch unverkennbare Ähnlichkeit mit dieser anderen Einheitslok-Baureihe.

Im Weggehen noch ein letztes Bild (mit unbekannter Kleinlok!), dann begebe ich mich wieder zum Personenbahnhof, denn nun naht die Abfahrtszeit des Sonderzuges.


Gerade noch rechtzeitig gelange ich zum Gleis 5. Unter gewaltiger Dampfentwicklung rangiert kurz darauf 64 419 ihren Zug an den Bahnsteig. Gewühl überall, die reservierten Plätze wollen gefunden und eingenommen werden, so daß der Zug schließlich mit ein paar Minuten Verspätung den Bahnhof verläßt,

sich in hurtiger Fahrt bald darauf nach Norden windet und nach einem weiterem Halt schließlich im Kreuzungsbahnhof Miedelsbach-Steinenberg hält. Inzwischen hat es angefangen zu regnen, Einsteiger gibt es keine, und recht schnell dampft der Zug auch schon weiter.

Mehr Betrieb ist dagegen in Rudersberg, sozusagen am Betriebsmittelpunkt der an Werktagen mit Triebwagen der WEG befahrenen Strecke.

Rudersberg-Oberndorf, der Endpunkt der WEG-Züge, wird nun verlassen. Hier beginnt die eigentliche Waldbahn, das Gleis windet sich instarker Steigung aus dem Wieslauftal heraus nach Welzheim. Werktags, während die Triebwagen hier enden, ist das Einfahrsignal F aus Richtung Welzheim wohl in Haltstellung.

Langsam verschwinden die Spuren der Zivilisation links und rechts der Strecke, bald wird uns das Grün des Waldes umschlingen, wie es sich für eine ordentliche Waldbahn gehört.

Bald nachdem der Zug auf den Nordhang des Wieslauftales gewechselt ist, naht auch schon der erste Viadukt, welcher das Seitental des Igelsbaches auf 51 m Länge überspannt.

Leider sind die Telegrafenleitungen in einem erschreckendem Zustand. Dann sollte man sie lieber ganz entfernen und nur die Masten stehenlassen.

Am Kilometer 15,0 naht nun der Strümpfelbach-Viadukt, immerhin mit einer Länge von 121 Metern.

Nun schließt sich dichter Wald an. Auf einer Lichtung liegt der Hp Breitenfürst nahe dem ehemaligen gleichnamigen Bahnhof, dann geht es weiter durch dichten Wald, bis die ersten Häuser von Welzheim aus dem Grün auftauchen.

Der Hp Laufenmühle am Streckenkilometer 17 ist erreicht. Hier befindet sich wohl der touristische Höhepunkt der Strecke mit Gartenrestaurant, Wasserfällen und

dem wenig später erreichten Laufenmühle-Viadukt, immerhin mit einer Länge von 168 Metern wird u.a. ein Talkessel mit Wasserfällen überspannt.

Ein Fußweg führt von der Talsohle zur Bahnstrecke hinauf. Allerdings soll sich hier eigentlich kein Bahnhof befunden haben.


Welzheim ist erreicht, schnell hat die Lok abgekuppelt und den am Stummel des Umfahrgleises gelegenen Wasserkran erreicht.

Geschickt wird der Ausleger des Wasserkranes genau über die Einfüllöffnung des Wasserkastens gebracht,

und das große Handrad aufgedreht. Nun kann das Wasser fließen.

Sehr stark ist der Wasserstrahl nicht, die ganze Prozedur dauert aus diesem Grund eine ganze Weile. Derweil untersucht das Lokpersonal das Triebwerk der Maschine.

Zeit ist auch für einen Plausch im Führerhaus.

Ein Bild von den Prellböcken aus zeigt das Bahnhofsgelände mit Empfangsgebäude, Bahnsteig und Zaungästen.

Noch ein Bild von der Seite,

dann laufe ich zum anderen Bahnhofsende, wo die Diesellok still auf die Rückfahrt des Zuges wartet. Wasser benötigt sie nicht.

Ein Pfiff der 64'er ertönt und läßt mich zum Wasserkran zurück eilen. Der Ausleger hat den Lichtraum freigemacht, die Lok hat vorgezogen und der Rangierer schickt sich an, die Weiche umzustellen.

Schon ist die Weiche umgestellt,

und die Lok bewegt sich knarzend in Richtung Umfahrgleis,

aufmerksam beobachtet und unzählige Male fotografiert von der Menschenmenge auf dem Hausbahnsteig.

Nun geht es recht zügig: Das andere Bahnhofsende ist erreicht, der Rangierer hat beide Weichen wieder zurückgestellt, und die Lok dampft an den Zug, um mit ihm als Vorspann zu Tal zu fahren. Geschafft! Das Hämmern der Luftpumpe zeigt das erfolgreiche Kuppeln an. Während wenig später die Fahrgäste zum Einsteigen aufgefordert werden, übergibt der nun zum Zugführer avancierende Rangierer dem Lokpersonal dei Zugpapiere. Die Rückfahrt wird nun gleich beginnen.


Ein Pfiff des Zugführers und bald darauf der Lok und rumpelnd setzt sich der recht lange Zug in Bewegung, hält in Welzheim Tannwald und passiert später den 1962 aufgegebenen Bahnhof Breitenfürst,

um kurz darauf am neu erbauten Hp Breitenfürst zum Halten zu kommen.

Seltsam: Eine Wiesenlandschaft tut sich vor den Augen des Betrachters auf, wenn die Wolken nicht so tief hängen würden, könnte man meinen, man sei irgendwo am Mittelmeer.

Nun taucht der Zug in den dichten Wald ein, welcher sich bis Laufenmühle am Streckenkilometer 17 nicht lichten wird. Gemächlich rollt der Zug dahin, und bietet Gelegenheit, durch die geöffneten Fenster die Natur zu genießen. Welch ein Balsam für den modernen Menschen mit seinem Drang nach Schnelligkeit....

Schnell noch ein Bild vom Streckenkilometer 17,6, dann poltert der Zug schon über den Laufenmühle-Viadukt und kommt kurz darauf am gleichnnamigen Haltepunkt zum Halten.

Schnell steige ich aus und eile durch das noch regennasse Gras nach vorne.

Schon fährt der Zug wieder an und

wird gleich im dichten Wald verschwunden sein. Stille breitet sich aus. nur vom Knurren meines Magens durchbrochen. Zeit, das Gartenrestaurant aufzusuchen.


Nach einem ausgiebigen Mahl im Gartenrestaurant erwarte ich den Mittagszug am Laufenmühle-Viadukt. Einge Zeit steht er am Haltepunkt, aber dann naht er heran:

Bullernd rollt die 64'er über den Viadukt, auch wenn die Diesellok hinten schiebt, so gibt es doch hier genug Arbeit für beide Maschinen.

Wunderbar! Nur die Rauchsäule läßt zu Wünschen übrig. Ziemlich warm ist es inzwischen geworden.

Der Nachschuß: Leider hat man hier für die ca 5 wöchentlichen Zugpaare eine moderne Halbschranke installiert.
Daß die Diesellok kräftig mitschiebt, beweist die Rauchwolke über ihrem Auspuff. Viel geringer ist diese nicht, aber wohl ungesünder....


Eine Wanderung durch das Wieslauftal führt mich nun zum Strümpfelbachviadukt mit einer Länge von 121 Metern und einer Höhe von 25 Metern. Hier erwarte ich den talwärtigen Gegenzug.

Aber ein bißchen enttäuschend ist es schon: Nur die Diesellok läuft an der Zugspitze, überquert den Viadukt

und den nachfolgenden Bahndamm, in dessen Nähe zu allem Unglück auch noch ein Telegrafenleitungsmast steht.

So muß ich (und müssen Sie!) mit diesem Bild der 64'er auf dem Viadukt vorlieb nehmen. Na, vielleicht entschädigt die Breitseite von Behelfspackwagen ja etwas!


Immerhin bleibt mir das Sonnenloch erhalten, als sich der Zug dem Viadukt nähert

und in die scharfe Kurve davor einbiegt. Ein kleines Rätsel: Vergleichen Sie dieses Bild mit dem vorigen! Was fällt Ihnen auf?

Am Igelsbachviadukt erwarte ich dann den Nachmittagszug. Und da dampft er auch schon heran, die eigentlich wegen der Hitze kaum sichtbare Dampfwolke der schwer arbeitenden Lok taucht aber trotzdem den Ort Rudersberg im Hintergrund in ein bläulich-diffuses Licht (Bild oben).


Aber rätseln Sie nicht zu lange! Denn jetzt bullert die Dampflok schon über den Viadukt und nebelt den Wagenzug und die hinten laufende Diesellok gehörig ein (Bilder rechts).


Nun bleibt mir nur noch, zum Hp Rudersberg-Oberndorf zu laufen und dort auf den letzten Zug nach Schorndorf zu warten. Mit ein wenig Verspätung rollt dann auch 64 419 heran. Links ist das Prellbockgleis zum Schutz der werktäglichen Triebwagen nach Schorndorf auszumachen. So recht traut man wohl der Museumsbahn nicht.

Nach einer knappen halben Stunde hat der Museumszug Schorndorf erreicht, gemütlich habe ich durch das geöffnete Fenster die Fahrt genossen. Aber nun heißt es, für heute Abschied vom Bubikopf zu nehmen.

Ein paar letzte Bilder sollen uns diesen Abschied erleichtern. In der Abendsonne präsentiert sich die Maschine nochmals von ihrer besten Seite.

Wenig später sind auch andere Fahr- und Zaungäste nach vorne gekommen. Besonders Kinder staunen immer wieder über so eine Dampflok, bei der noch der Gang der Kräfte nachverfolgt werden kann.

Keine Zeit mehr! Meine S-Bahn wartet schon, ich will ja noch zu vernünftiger Stunde wieder zu Hause ankommen.

Ausnahmsweise sind diesmal die Scheiben des S-Bahnzuges mäßig sauber und nicht zerkratzt, so daß das durch diese hindurch entstandene Bild durchaus vorzeigbar ist.