Wüstenbahnhof Wadi Rum an der Hedschas-Zweigbahn nach Aqaba am 29.04.2013



Verläßt man das reizvolle Naturreservat von Wadi Rum, so nähert sich nach einiger Zeit von rechts das Gleis der Aqaba-Bahn, einer 117 km langen, in Aqaba al-Hidschaziyya von der Hedschasbahn abzweigenden Schmalspurstrecke, welche dem Transport vom weiter nördlich geförderten Phosphat zum Exporthafen Aqaba dient. Diese Zweigbahn ist noch recht jung, erst im Jahr 1975 wurde sie, mit deutschem KfW-Geld erbaut, ihrer Bestimmung übergeben. Ja, und noch einige Kilometer weiter zeichnet sich vor den Bergrücken der Halbwüste ein Bahnhof ab: Keine Fata Morgana, es gibt ihn wirklich, und er trägt, obwohl mehr als 10 km von Wadi Rum entfernt gelegen, auch diesen Namen. Wonach sollte man ihn auch sonst in dieser Einöde benennen?


Schnell ausgestiegen! Der Taxifahrer wirkt etwas ungeduldig, aber er fügt sich. Ein erster Blick geht nach Osten: Vier Gleise umfaßt der Bahnhof, das Gleis ganz links führt zu einem Gleisdreieck.

Dieses mit der Spitze nach Norden weisende Gleisdreieck wirkt etwas "Vom Winde verweht". Lange nicht mehr benutzt, ist die Natur dabei, es zurückzuerobern.

Aber warum gibt es hier, am Streckenkilometer 58 mitten in der Wüste, ein Gleisdreieck? Für Dampfbetrieb wurde diese Strecke doch bestimmt nicht mehr gebaut?!


Wenn man sich in westliche Richtung wendet, findet man schnell die Antwort. Ein historischer Zug wartet hier, mehr oder weniger sorgsam mit Planen abgedeckt, auf seine Benutzung. Und das erste Fahrzeug sieht doch wie eine Dampflok aus!

Aber widmen wir uns doch zuerst den äußerlich erkennbaren Fahrzeugteilen.

Dieser offene Wagen, mit Sandsäcken unter dem türkischen Halbmond beladen, läßt einen unwillkürlich an die Geschichte der Hedschasbahn denken, an Zeiten, zu denen arabische Freischärler den osmanischen Besatzern empfindliche Verluste an Menschen und Material zugefügt haben. Das Gestell in der Bildmitte könnte als Halterung eines Maschinengewehrs gedient haben.


Aber wer ist da auf dem Führerstand der Dampflok? Eine freundliche Lokführerin bedeutet mir, diesen doch einmal zu erklimmen, den zur Eile mahnenden Blick des Taxifahrers im Rücken.

Alles ist rostig und läßt einen an der Einsatzfähigkeit der Lok zweifeln. Interessant ist das Fabrikschild, die Lok stammt aus Japan und wurde dort im Jahr 1959 gebaut.

Aus dem Bahnhofsgebäude ist inzwischen ein Mann herbeigeeilt und bedeutet mir, doch einmal den Salonwagen hinter der Lok zu betreten. Dieser ist wesentlich besser erhalten und könnte durchaus noch aus den Zeiten der Einweihung der Hedschasbahn stammen. Keine Ahnung, nur der Taxifahrer drängelt.


Keine Zeit mehr! Noch schnell ein Gegenlichtbild von der westlichen Bahnhofausfahrt mit ihren Lichtsignalen, dann
folgt noch eine Ansicht mit dem Dienstgebäude, bevor wir uns alle wieder am Taxi einfinden, um die recht abenteuerliche Reise nach Wadi Musa (Petra) fortzusetzen.