Reste der Tanjong Pagar Railway Station in Singapur am 27.04.2022



Als am 30.Juni 2011 der Eisenbahnverkehr in Singapur mit dem Ende des Vertrages zwischen Malaasia und Singapur beendet wurde, fiel auch das markante Bahnhofsgebäude der Tanjong Pagar Railway Station in einen Dornröschenschlaf. Eine Eisenbahn mit 1000 mm Spurweite gab es hier schon länger, aber erst mit der Einweihung der Eisenbahnbrücke über die Straße von Johor nach Malaysia im Herbst 1923 nahm der Verkehr auf der Strecke stark zu und so erschien es folgerichtig, nach dem Neubau von umfangreichen Betriebsanlagen auch einen neuen Personenbahnhof zu schaffen. Und so wurde der neue Bahnhof im Art-deco-Stil am 03. Mai 1932 eingeweiht, ein Tonnengewölbe überdacht die Empfangshalle und zwei zuglange, überdachte Bahnsteige mit einem Mittelgleis zum Lokumsetzen schließen sich an. Inzwischen wirkt alles ein bisschen heruntergekommen, auf dem Gelände finden Bauarbeiten für die neue Keppel-Station zur Vollendung der gelben (Circle Line) U-Bahnline statt, allerdings ist das zum Nationaldenkmal erklärte Gebäude als Beheimatung für ein zukünftiges Verkehrsmuseum vorgesehen.

Nähert man sich dem Bahnhof von der Nordseite auf der Spottiswoods Park Road, verstecken sich die baulichen Anlagen hinter hohen Bauzäunen und das Wachpersonal eilt sofort herbei, um mein Vordringen durch die LKW-Einfahrt zu verhindern, so dass sich nur ein einziger Schnappschuss auf das hervorlugende Bahnsteigdach fertigen lässt. Und der Bauzaun endet erst am Beginn der seitlich von den Bahnsteigen angeordneten Diensträume.


Da gehen wir doch weiter zur Vorderfront des Gebäudes. Die Kuppel der Eingangshalle ist unter Planen verdeckt, wahrscheinlich ist sie inzwischen angesichts der tropischen Niederschläge undicht geworden und wartet nun auf ihre Restaurierung. Dieser Seitenflügel besitzt großzügigere Fensterfronten als der auf der Südseite, wahrscheinlich waren hier Restaurants und Geschäfte untergebracht. Aber nun zur Vorderfront: Eine überdachte Vorfahrt sollte den Reisenden einen Schutz vor Regen und Sonnenlicht bieten, ihre Gestaltung macht einen recht massiven Eindruck wie auch das gesamte Gebäude, ein Relikt aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Hinter den Palmen lässt sich ein Blick durch sie hindurch erhaschen, auf dieser Seite befand sich die Ausfahrt der Fahrzeuge. Wenig Zutrauen hat man allerdings inzwischen zur Stabilität der vier Türme, sie werden jeweils mit einem Stahlgerüst abgestützt.


Ein Frontalbild lässt sich nicht fertigen, zu hoch sind Bauzäune und irgendwelche Container. So erreichen wir die Südseite. Hier gibt es immerhin noch eine Einfahrt, allerdings hat hier nur eine einzelne Palme die Zeiten überdauert. Und es existiert hier kein Grünstreifen neben dem Seitenflügel, auf dieser Seite erfolgte die Belieferung der Züge und Wirtschaftsbetriebe. Die Auffahrt für die mit Taxis und PKW ankommenden Reisenden sieht etwa deckungsgleich wie die Ausfahrt auf der Gegenseite aus.



Aber der Südflügel ist dann keineswegs deckungsgleich mit dem nördlichen Pendant, die Fenster sind viel weniger großzügig und die Front wird von einigen mehr oder weniger repräsentativen Eingängen unterbrochen. Auf dieser Seite befand sich mit ziemlicher Sicherheit der Wirtschaftsflügel des Bahnhofs. Am Ende dieses Flügels dann warten wieder Bauzäune auf mich, koloriert durch ein bisel Werbung für den im Entstehen befindlichen Lückenschluss der Circle Line.


Aber nun verlasse ich das eigentliche Empfangsgebäude hin zum ehemaligen Gleisvorfeld. Der alte, weiß gestrichene Metallzaun ist, farblich etwas verblichen zwar, aber noch erhalten, wie auch das von der gegenüberliegenden Stützwand grüßende Loge der KTM, der Malaiischen Staatsbahn (Keretapi Tanah Melayu Berhad). Ja, und das ehemalige Stellwerk hat die Zeiten überdauert, renoviert trotzt es dem, von einigen Trampelpfaden unterbrochenem, langsam alles überwucherndem Grün. Von den Gleisen dazwischen ist nichts mehr erhalten geblieben. Eine Museumsbahn, vielleicht noch mit einer Dampflok, hätte Singapur bestimmt gut zu Gesicht gestanden, zumal die Trasse, nun als Grünzug, noch vorhanden ist. Ob der Fahrdienstleiter den zur Zugfahrt nötigen Token auf die geräumige Terrasse geworfen bekam und so vom Treppensteigen entlastet wurde?



Bevor die alte Bahntrasse nach Norden zum ehemaligen Güterbahnhof abbiegt, wartet noch ain kleineres Dienstgebäude auf den interessierten Betrachter. Auch dieses wurde renoviert und scheint jetzt als Wohnhaus zu dienen.