Großer Bahnhof in Wolkenstein früh um 09:00 Uhr: 99 1561 hat sich knarzend in einer Sägefahrt vom Lokschuppen aus zum
Personenbahnsteig begeben und sich an die bereitstehenden Altbau-Personenwagen gesetzt. Ein kurzes Klacken beim Einhängen der Kupplung, Verbinden der
Bremsschläuche, die Bremsprobe, alles unter dem interessierten Blick der auf dem Bahnsteig flanierenden Reisenden. Die Pressnitztalbahn lädt zur gemächlichen
Reise über 92 Minuten auf ausgeleierten Gleisen ein, Entschleunigung pur auf 23 Kilometern! Kein Problem für einen mäßig guten Fahrradfahrer, aber
bestimmt anstrengender als die Mitfahrt im schaukelnden Schmalspurwagen. Aber nun genug des Nachdenkens! Die anschwellende Dampfsäule aus dem Schornstein
der "Viere K" zeigt die baldige Abfahrtzeit an und ein Blick auf die Uhr bestätigt das. Also hinein in einen der Wagen, da springt der Zeiger auch schon auf
09:35 und das Bähnle setzt sich in Bewegung. |
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Schnell die letzte Bühne des Schmalspurzuges geentert, da ruckt der Zug auch schon an. Vorbei an den Lokbehandlungsanlagen geht die
vorerst recht flotte Fahrt, der Blick über die Normalspurgleise zur etwas höher gelegenen Umspuranlage läßt auf spätere Bilder vom nachfolgenden
Nahgüterzug hoffen. Eine weitere IV k rangiert dort gerade. Polternd wird die Einfädelung in das Dreischienengleis erreicht und werden
die beiden Zschopaubrücken überquert, während das Einfahrsignal D in einer Wolke aus Dampf entschwindet. Die Abzweigung am Stellwerk 1 ist erreicht.
Merklich langsamer wird der Zug nun, überquert ein letztes Mal die Zschopau und biegt in das Preßnitztal ein. Das Deckungssignal B schickt dem jetzt sogar
auf Betonschwellen dahinrollenden Zug einen letzte Gruß hinterher und ich genieße die knapp anderthalbstündige Fahrt durch das idyllische Tal,
ohne weitere Bilder anzufertigen. |
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Neunzig Minuten herrlicher Fahrt mit P 14287 liegen hinter mir, als der Zug am Hausbahnsteig von Jöhstadt hält. Zufrieden schnauft
die Dampflok unter den ängstlich-bewundernden Blicken einer extra zu seiner Begrüßung angetretenen Kindergartengruppe, während sich das Lokpersonal auf
ein Schwätzchen mit dem Stationsvorsteher eingelassen hat. Wenig später dann wird der Wagenzug in das Nachbargleis gedrückt, um Platz für den später
eintreffenden Nahgüterzug zu schaffen, und die Meyer-Lok trollt sich zufrieden zum Lokschuppen hin zur Mittagspause. "Es lebe unser sozialistisches Vaterland!
Vorwärts zum 30.Jahrestag der DDR!" steht da in Großbuchstaben am Empfangsgebäude. |
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Dann folgen wir der Meyer-Lok doch zum Lokschuppen! Den Weg dorthin säumen noch zwei weitere Reserve-Exemplare: 99 1590 auf einem
schon ziemlich abgängigem Gleis, die Seitenansicht leider verwackelt, und 99 1582, eingebaut zwischen zwei Güterwagen. Wieviel Bilder sind eigentlich
von dem Jöhstädter Lokschuppen gemacht worden? Nun, hier sei ein weiteres hinzugefügt worden, vom Schuppen mit seinem idyllisch-marodem Charme, gesäumt
von einem alten Wagenkasten unklarer Bestimmung und dem sich in einem genauso schlechten Zustand befindlichen Streckengleis Richtung Schmalzgrube.
Auf dem rechten Schuppengleis ruht sich 99 1561 von ihrer Bergfahrt aus und ich verlasse die Örtlichkeit nun, ohne sie dabei zu stören.... |
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Weit ist es nicht bis nach Schlössel, einem kleinen Weiler mit Gleisanschluß, am Streckenkilometer 21,8 gelegen.
Vor dem Haus mit seinem markanten Türmchen wartet ein Robur-Bus auf seinen weiteren Einsatz. Noch fährt allerdings die Bahn auf den schlechten Gleisen,
so daß Schienenersatzverkehr nicht notwendig ist. Investiert wurde hier allerdings schon lange nicht mehr, aber die Züge schwanken immerhin noch
sechseinhalb Jahre bis zum Januar 1984 nach Jöhstadt. Auf dem zweiten Bild scheint es so, als ob es mal einen Anschluß zur weiter hinten
erkennbaren Schlösselmühle gegeben hat. |
Und dann begegnet mir der Nahgüterzug Ng 69953: Zwischen Schmalzgrube und Schlössel dampft 99 1606 ziemlich langsam
über die ausgeleierten Gleise, schwankend nähert sie sich meinem Fotostandpunkt in der recht unberührten Natur des Erzgebirges, im Schlepp,
einmal abgesehen vom obligatorischen Packwagen, sogar einen DB-Güterwagen. Was der wohl in Jöhstadt will? Zum Beladen gibt's da nichts außer Holz.
Vielleicht eine Maschine, für teure Devisen eingekauft? Na, genießen wir lieber die Vorbeifahrt... |
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Dann ist Schmalzgrube (Streckenkilometer 18,9) erreicht. Hier gibt es ein Überholgleis und weiter hinten noch eine Kopf- und Seitenrampe.
Auch hier scheint alleine die in den Jahrzehnten zusammengedrückte Mischung aus Schotter, Bremsstaub und Schmierstoffen das Gleis noch zusammenzuhalten,
wenn auch einige wenige Schwellen offenbar irgendwann einmel erneuert worden sind.
Und weiter geht meine Wanderung, knapp vier Kilometer sind es noch bis Steinbach. Mitten im Wald wartet ein alter sächsischer Wagenkasten auf meine Entdeckung.
Und hier wurde irgendwann in den sechziger Jahren ein Stück neues Gleis mit Betonschwellen verlegt, allerdings erscheint die Schotterbettung ziemlich mangelhaft.
Kurz darauf hat die Moderne dann schon wieder geendet, die altbekannten Holzschwellen tragen hier wieder die Schienen, jahrzehntelang imprägniert von den während
des Bahnbetriebs anfallenden Betriebsstoffen. Es ist nicht nur das Kühlschrankwerk in Niederschmiedeberg, welches das Güteraufkommen der Bahn bestreitet,
nein es gibt auch andere Ladestellen: So hier am Streckenkilometer 15,8 zum "Reißfaserwerk Bernhard Wolf", allerdings scheint die Geschäftstätigkeit vder Fabrik
und damit auch die Nutzung vom Anschlußgleis zum Erliegen gekommen zu sein. |
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Steinbach ist erreicht. Vom der berühmten Wasserstation mit ihrem daran befestigten Wasserkran habe ich leider nur ein
unvollständiges Bild gefertigt,
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diejenigen von den dahinter befindlichen beiden Wagenkästen sind dann schon vollständiger: Zuerst ein alter Personenwagen,
dahinter die Bude des Streckenfernsprechers, auf der anderen Seite gesäumt von einem alten Güterwagenkasten. Dieser beherbergt offenbar Geräte für den
Bahnmeister, vielleicht auch eine Draisine, scheint aber schon länger nicht in Benutzung zu sein. Weiter nördlich dann der Güterschuppen, mit ziemlicher
Größe der Bedeutung des Ortes angepaßt und mit einem gedeckten Güterwagen garniert. Nicht mehr in Nutzung, da das Schild davor "Halt für Rollwagen" gebietet.
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Und wo gibt es eigentlich noch so eine interessante Gleisentwicklung mit Doppelkreuzweiche und Kreuzung auf einer Schmalspurbahn?
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Hinter Oberschmiedeberg unterfährt die Schmalspurbahn dann die Straße nach Arnsfeld, die einzige Straßenunterführung der Strecke.
Hier ist das Gleis mit Stahlschwellen verlegt, diese wirken wesentlich stabiler als der hölzerne Schienenunterbau.
Wenig später ist Niederschmiedeberg erreicht, hier am Streckenkilometer 9,4 endet meine Wanderung, nicht ohne Ihnen noch ein paar Bilder vom Bahnhof
gezeigt zu haben: Rechts der Blick vom Bahnhofskopf nach Norden mit dem Wasserkran. Zwei lange Hauptgleise und ein drittes Ladegleis mit Rampe sind
vorhanden, letzteres ist in der Mitte nochmals über eine Gleisverbindung zu erreichen, die Ladestraße somit unabhängig von der Belegung der Rampe. |
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Aber das ist noch lange nicht der ganze Bahnhof. Am Nordkopf zweigt noch der Anschluß zum dkk-Kühlschrankwerk ab. Dieser Anschluß
ist sozusagen die Lebensversicherung der Bahn, die Exporte des Werkes in das "Nichtsozialistische Währungsgebiet", u.a. für Quelle, laufen, da man ja keine
LKW-Fahrer in den Westen schicken will, über die Bahn. Auch ein Umladen wäre für die empfindliche "Weiße Ware" ziemlich schädlich. So rollen sie,
die zweiachsigen gedeckten Güterwagen gen Westen, in Niederschmiedeberg im aufgebockten Zustand beladen. Die Gleisanlage des Anschlusses ist übrigens in einem
wesentlich besseren Zustand als der Rest der Bahn. Aber kehren wir zum eigentlichen Bahnhof zurück: An der Rampe steht noch ein Rungenwagen abgestellt,
der einzige Schmalspurgüterwagen, der noch in Gebrauch zu sein scheint. |
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Warum ich die Lok mit P 14292 nicht fotografiert habe, weiß ich nicht mehr. Auf jeden Fall warte ich nun um 17:15 in Niederschmiedeberg
auf den auch kurz darauf eintreffenden P 14293 aus Wolkenstein. Kurz bevor der Zug seinen Endbahnhof erreicht, dampft er über die Preßnitzbrücke,
um wenig später nach Passieren des Stationsgebäudes den Bahnhof zu erreichen. |
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Der Zug endet hier, so daß die Lok über das Überholgleis umsetzt, vorschriftsmäßig begleitet durch einen Rangierleiter, welcher auch die
Handweichen umstellen muß. Die gedeckten Schmalspurgüterwagen rechts dienten irgendwann einmal dem Transport der "Weißen Ware" aus dem hiesigen DKK-Kühlschrankwerk,
inzwischen aber sehen sie arg ungenutzt aus, das Werk wird inzwischen nur noch mit Rollwagen bedient.
Dann präsentiert sich die Lok vor der Brandmauer des nebestehenden Gebäudes. Ist sie nicht schön, die Meyer-Lok? Mit ihrem filigranen Hoch- und Niederdruck-
Triebwerk, welches bei Leerlauf für die charakteristischen klappernden Geräusche sorgt. |
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Um halb sechs trifft dann 99 1606 mit P 14294 aus Jöhstadt ein. Auch so eine Spezialität dieser kleinen Bahn: Hier muß umgestiegen werden,
obwohl der Zug in der Fahrplantabelle als durchgehend gekennzeichnet ist. Weiterfahrt mit 99 1561, deren Personal schon aufmerksam den Bahnsteig zwischen den
beiden Wagenzügen nach Umsteigern absucht. Die Ortsansässigen werden dieses Verfahren wohl kennen, nicht aber wohl die Frauengruppe, welche erst nach einiger
Zeit, wahrscheinlich durch den Zugführer zum Umsteigen aufgefordert, auf dem Bahnsteig erscheint. Ja, und dann schnell alle Siebensachen zusammenpacken,
das kann dauern, besonders bei einer Frauengruppe! Aber gemach, auf der Schmalspurbahn wird auch mal länger gewartet, wenn es sein muß..... Sogar für ein einzelnes
Bild von der hier gleich zurückbleibenden 99 1606 gelingt noch. Die Lok wird dann einen Güterzug nach Wolkenstein bespannen. |
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