Der Bahnhof Oschatz Süd verfügte früher über drei Gleise,
vom dritten spricht kein Mensch mehr und die Weiche zum zweiten ist ausgebaut, deren Reste
warten auf Abtransport durch die Bm. Aber Streckenfernsprecher und Uhr sind noch vorhanden,
letztere geht sogar zweimal am Tag richtig! Wesentlich spartanischer möbliert ist der Bahnhof
Naundorf, die früher vorhandene Wartehalle ist nicht mehr zu entdecken. Nur ein offener Güterwagen
mit Schotter wartet in der Sommersonne auf sein Schicksal. |
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In Mügeln steht -schon etwas vorfristig- der Ng 66980 nach Oschatz,
geführt von 99 1564, zur Abfahrt bereit. Die kleine Lok macht mächtig Qualm, die angehängten
Wagen sind teilweise mit Kaolin beladen und erfordern ihre volle Leistung, schwierig
bei der minderwertigen Kohle! Ein Pfiff, und der Zug dampft am Lokschuppen vorbei aus dem
Bahnhof. Ziemlich klein wirkt die Lok vor den aufgebockten Regelspurwagen (unten links)! |
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Nachdem der Zug hat den Bahnhof verlassen hat, liegt dieser kurze Zeit still
in der sengenden Mittagssonne. Aber bald rollen 99 1566 und 99 1574 zusammen vom Lokschuppen zum ehemaligen Personenbahnhof,
um den Nahgüter 66980 nach Kemmlitz zu bespannen, wegen der Steigung hinter Nebitzschen wird heute in Doppeltraktion gefahren!
Schnell haben sich die beiden Loks vor den recht langen Güterzug gesetzt. |
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Aber noch ist Zeit, bis alle
Kuppelbäume eingehängt, das Seil der Heberleinbremse verbunden und die Bremsprobe durchgeführt
ist! Zwei Pfiffe, und der Zug setzt sich in Bewegung und entschwindet über den beschrankten Bahnübergang
Dr. Friedrichs- Str. in die Gärten von Mügeln. Schnell hinterhergeradelt! Eine Baustelle mit Ampelregelung
kostet wertvolle Minuten, ich stehe eine ganze Weile unter sengender Sonne, umgeben von den Abgaswolken der tuckernden Zweitakter,
fluchend vor dem roten Licht! |
Schweißgebadet erreiche ich hinter dem Bahnhof Altmügeln wieder die Strecke,
und welch Glück, heute wird der Anschluß der "VEB Chemische Fabrik Lipsia" bedient! Ein Gbs-Wagen
ist zu rangieren. Die beiden Loks ziehen ihn gerade über die Anschlußweiche vor, welche sofort von
einem dienstbaren Geist umgelegt wird. Was könnte dieser Rangierer wohl alles an Bahngeschichten erzählen!
Allerdings, was in dieser Bruchbude von Fabrik an Chemie produziert wird, möchte ich lieber nicht wissen! |
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Aber über die kleine Diesellok würde ich schon gern etwas erfahren! Weiß jemand
etwas über sie? Ein Pfiff reißt mich aus meinen Gedanken, die Loks kehren zurück, der Rangierer wartet schon,
die Weiche umzustellen. Während der Zug wieder fertiggestellt wird, radle ich weiter nach Nebitzschen, an die
Abzweigung der (längst stillgelegten) Strecke nach Neichen über Wermsdorf. |
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Und schon nimmt der Zug Anlauf für die Steigung nach Kemmlitz! Beide Loks bullern mit vereinten
Kräften durch Nebitzschen! Welch ein Ohrenschmaus! Und der Zug ist geradezu endlos für diese kleine Bahn! Mindestens
9 Wagen hängen an der Bremse! Da ich mich in den Werkbahnhof Kemmlitz nicht traue, warte ich hier, kurze Zeit später
kehrt 99 1566 schon zurück und rollt durch die goldgelben Felder und Obstplantagen gen Mügeln. |
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Schwitzend kehre ich nach Mügeln zurück. Die Sonne fordert ihren Tribut, so daß ich mich für eine Stunde
in die dunkelste Ecke einer Gaststätte setzen muß. Nach mehreren "Faßbrausen" und einem Schnitzel mit Beilage fühle ich mich wieder
fit und erreiche den Bahnhof Mügeln erneut. Still und verlassen in der brennenden Mittagssonne liegt das Stellwerk am Ende des
ehemaligen Bahnsteigs. Ein Wasserkran kündet von den Zeiten, als hier noch 20 Reisezüge täglich mit Wasser versorgt wurden.... |
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Am Lokschuppen ist nicht viel los, Personale sind ob der Hitze keine zu sehen! Ruhig schmauchen 99 1574,
99 1566 und die aus Oschatz zurückgekehrte 99 1542 vor sich hin. 99 1562 steht Reserve. Die
"Mobile Bekohlungsanlage" hat offenbar gerade 99 1574 verarztet. Nach einer halben Stunde Wartezeit kehrt wieder Leben ein,
99 1574 rangiert und wird in Kürze den Nachmittags-Nahgüter 66963 nach Kemmlitz befördern. |
Hinter 99 1562 befindet sich noch eine weitere IV K, leider ohne Nummernschilder.
Aber da verläßt 99 1574 das Bw, die Lokleitung in eine Wolke braunen Qualms einhüllend. Nachdem auch 99 1566 den Bahnhof Richtung Oschatz
verläßt, wird es wieder still im Bw. Ich habe für heute genug von Mügeln, Sonne und Hitze machen mir zu schaffen. Mit Grausen denke ich an
die Rad-km, die vor mir liegen, und mache mich ganz langsam auf den Rückweg. |
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Nach mühseliger Fahrt erreiche ich schweißgebadet den Oschatzer Bahnhof. 99 1564 und 99 1566
stehen zur Rückfahrt mit dem Nachmittags- (und letztem) Nahgüter 66964 bereit. Aber gemach! Zuerst findet ein ausgiebiges
Schwätzchen statt. Das Miteinander-Reden wird bei solchen Kleinbahnen eben groß geschrieben! Vielleicht verabredet man sich
ja auch für einen Kneipenbesuch - nach Dienstschluß natürlich! |