Zweimal im Jahr fand in der Zeit des kalten
Krieges die Leipziger Messe statt. Da die DDR wegen ihres chronischen
Devisenmangels dringend auf Handelsbeziehungen in den Westen angewiesen war, gab sie sich
in diesen Wochen erstaunlich weltoffen. Manager aus aller Welt
logierten hier in dieser Woche, erhofften sie sich doch gute Geschäfte über den
eisernen Vorhang hinweg. Sozusagen ein Hauch von weiter Welt durchwehte
die Stadt, welcher für einen Teil der Bevölkerung der DDR einen
unwiderstehlichen Reiz ausübte, sie fuhren nach Leipzig. Die Deutsche
Reichsbahn setzte diverse Sonderzüge ein, auch die Regelzüge waren
wohlgefüllt. Zum Glück hatte der Leipziger Hbf damals als größter
Kopfbahnhof Europas ausreichende Kapazitäten, um den Ansturm zu
bewältigen. Die Reisenden strömten auf den großzügig gestalteten
Bahnhofsvorplatz, um mit Straßenbahnen der LVB, den Leipziger
Verkehrsbetrieben, zu den verschiedenen Messehallen zu gelangen. Aus
diesem Grund fuhren alle verfügbaren Straßenbahnfahrzeuge, ein buntes
Sammelsurium aus allen Epochen kurvte als Regellinie oder Einsatzwagen
durch die Stadt. Auch die sog "Pullmanwagen" aus der Zeit vor dem
1.Weltkrieg konnte man so im Jahr 1981 noch bewundern.
Auch von Dresden fuhren Sonderzüge nach Leipzig,
diese mussten natürlich auch mit Personalen besetzt werden. Die ganze Tour
bestand aus ca 5 Stunden reiner Arbeitszeit, aber etwa 7 Stunden Pause in
Leipzig, ideal, um einen Besuch der Messe, aber auch -wie bei mir- eine
Fototour zu planen. Am Morgen des 6.Septembers 1981
begleitete ich also als Zugführer den Messesonderzug D 29600 von Dresden
Hbf nach Leipzig Hbf. Mit den erwartungsfrohen Eintagestouristen mit Messerückfahrkarte
gab es keinerlei Probleme während der Fahrt. In Leipzig
noch schnell umgezogen- und schon konnte die Fototour beginnen. |