Ein Blick in das Nachbargleis: Da dampft eine 01! Ein kurzer Sprint durch den Bahnsteigtunnel,
und ich stehe unvermittelt der bestgepflegten 01 0519 gegenüber. Was für eine Überraschung! Eigentlich ist der Zug ab dem September-Fahrplanwechsel
planmäßig mit einem U-Boot bespannt, was offenbar mal wieder unpäßlich geworden ist. Mir soll's recht sein. Die Abfahrtszeit um 10:08 Uhr ist schon vorbei,
keine Zeit mehr, irgendwo anders hin zu gelangen, als an das äußerste Bahnsteigende. Immer noch keine Abfahrt! Als D 403 das Nachbargleis freigemacht hat,
ist der Blick auf den gerade mit einer Viertelstunde Verspätung aus Lobenstein eingefahrenen P 18082 freigeworden. Also wartet D 504 Anschluß ab. Und richtig:
Wenig später der Pfiff der Aufsicht, beantwortet von der Dampfpfeife der Lok, zischende Zylinder, erste Abdampfschläge, kurzes Trampeln, und dann bullert die Maschine
los und wird mich gleich in eine Wolke aus Qualm und Lärm hüllen. Hinten am Lobensteiner Zug ist 110 738 inzwischen abgehängt und der Zugführer hat den Zugschluß für
die Rückfahrt des Zuges angeschaltet. |
|
|
|
Mein Blick schweift nun zu den Gütergleisen herüber: 44 0414 fährt mit einem Dg oder Ganzzug in Richtung Gera aus, und,
im Blockabstand zu D 504, folgt wenig später 44 0698 in Richtung Rudolstadt. 119 009 muß dagegen noch ein wenig warten. |
|
|
Eine Weile passiert nun nichts mehr, bis 44 0115 mit einer Sägefahrt aus dem Bw in eine Warteposition zum Pbf gelangt.
Sollte das die Zuglok für den planmäßig mit einer Dampflok der BR 44 bespannten P 3004 nach Halle (S) sein? Da rollt P 3003 aus Halle in den Bahnhof,
schnell ist die ziemlich ungepflegte 01 0521 von der Doppelstockeinheit abgekuppelt und hat sich die 44'er wenig später an das andere Zugende gesetzt.
Und am Zugzielanzeiger kann man inzwischen nachlesen: Personenzug nach Halle (Saale), Abfahrt um 11:16 Uhr. |
|
|
|
Während die Abfahrtszeit des Personenzuges herannaht, verdrückt sich die ein bißchen wie ein häßliches Entlein aussehende 01 0521
still und leise in Richtung Bw. Ja, und dann bollert die 44'er auch schon los, bei Ausfahrt ohne Geschwindigkeitsbeschränkung aus dem durchgehenden Hauptgleis
dürfte die Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h schnell erreicht sein. Es hängen ja auch nur ein dreiachsiger Packwagen und eine vierteilige Doppelstockeinheit
am Zughaken, fast eine Leerfahrt für die starke Maschine! |
|
|
|
Noch zwei Bilder mache ich: Ein erstes von der am Wasserkran ihren Durst löschenden 44 0618, ein bestimmt tausendmal fotografiertes Motiv,
und wenig später die mit unklarer Bestimmung über den Gbf rangierende 44 0221.
Dann mache ich mich auf zum Affenfelsen, welcher schon die ganze Zeit mit seinem Versprechen auf Überblick über den Bahnhof lockt. |
|
|
|
|
Vom Affenfelsen lasse ich den Blick zuerst gen Süden schweifen: Im Bw sind 01 0521 und 01 0517 vor Massen an abgestellten Dampfloks erkennbar,
ganz rechts wartet 119 009 immer noch auf ihre Abfahrtszeit. Und von der anderen Seite nähert sich die Leipziger 118 773 mit D 703, dem einzigen Schnellzug, welcher in Camburg
noch nicht von Elektro auf Diesel umgespannt wird. Links ist das Gleis nach Bad Blankenburg auszumachen, rechterhand dagegen die Rampe nach Unterwellenborn. |
|
|
Als ich die Strecke in Richtung Remschütz entlangwandere, läßt sich sogar die Sonne blicken und bringt die herbstlich gefärbten Hänge
über dem Saaletal zum Leuchten. Auch die fabrikneue 119 071 leuchtet mir entgegen, als sie mit P 4004 nach Leipzig um 13:20 Uhr vorbeibrummt,
die angehängten E 5-Wagen atmen allerdings noch den Odem des zu Ende gehenden Dampf-Zeitalters aus. Auch nicht so sauber wie das U-Boot,
aber dafür mit wunderbarer Kraftentfaltung nähert sich kurz darauf von der anderen seite 44 0851 mit einem schweren Ganzzug. Man spürt geradezu,
wie die lange Wagenschlange am Zughaken hängt und sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen ihr Fortziehen wehrt! Der Zug mit dem wahrscheinlichem Ziel
Unterwellenborn muß für den Weitertransport aus dem Saaletal heraus in Saalfeld geteilt werden. |
|
|
|
Etwas leichter hat es dann die Leipziger 118 773 um 14:30 Uhr. Wagenpark und Lok aus dem D 703 rollen auf Zwischenverwendung als P 5024 nach Kahla.
Die Garnitur führt sowieso keine erste Klasse, wohl aber Wagennummern. Und als ich dann schon auf dem Rückweg zum Bahnhof Saalfeld bin, schleicht
sich von hinten 44 0413 heran, am Haken einen Dg. Das Einfahrsignal zeigt "Hf 2", da kann der Regler schon mal geschlossen werden. |
|
|
|
|
Wie es vielen Fans geht: Ich kann es nicht lassen und stehe wieder auf dem "Affenfelsen". Hier ist allerdings immer etwas los!
So kehrt 44 0618 mit einer Übergabe aus Unterwellenborn zurück und passiert die Brücke auf ihrer Fahrt ins Bw ein weiteres Mal. und auch die vorhin
mit ihrem Dg eingetroffene 44 0413 muß zur Fahrt auf die Drehscheibe unter der Brücke hindurchfahren. |
|
|
|
Während auf der Saalebahn um 15:30 Uhr 01 0519 mit P 4005 aus Leipzig naht, wird auf der Drehscheibe gerade 44 0851 behandelt.
Die auf den Schuppengleisen wartenden (kaputten?) U-Boote, darunter 119 072, das Akkuschleppfahrzeug und 01 0531, schauen zu. Auf der anderen Brückenseite bedeutet der Stellwerker
gerade dem Tf von 44 0413, ein wenig weiter in das Gleis hineinzufahren, damit die "851" die Drehscheibe in einer Sägefahrt zum Güterbahnhof hin verlassen
kann. |
|
|
|
Nun hat es 44 0413 eilig, auf die Drehscheibe zu kommen und auf das Abstellgleis zu gelangen. Der Feierabend naht! Wenig später
rollt 01 0522 mit P 3023 aus Leipzig über Gera den Berg von Unterwellenborn herunter, 10 Minuten verspätet. |
|
|
|
Die nächsten Bilder gefallen mir ganz besonders, ich möchte sie Ihnen nicht vorenthalten: Bestens gepflegt,
präsentiert sich 01 0519 von allen Seiten auf der Drehscheibe. Es scheint so, als ob die alte Dame mächtig stolz auf ihr Aussehen in ihren letzten
Einsatzmonaten rund um Saalfeld ist. Und sie wird auch reichlich eingesetzt (Und ist nach einer Odyssee als Heizlok und Einsatz in der Schweiz heute noch bei den
"Eisenbahnfreunden Zollernbahn" vorhanden.). |
|
|
|
|
|
|
Traurig dagegen der Zustand von 119 027: Rußgeschwängert und schadhaft wird die Lok vom Akkuschlepper in Millimeterarbeit
auf die Drehscheibe bugsiert. Mehr Leben strahlt dagegen 44 0115 aus, als sie mit einem schweren Kohle-Ganzzug in den Bahnhof bollert. Und 01 0519 verläßt diesen
kurz darauf mit einer Übergabe nach Unterwellenborn. Eigentlich für eine schwere Schnellzuglok unter der Würde, so etwas zu befördern. Aber in der Endzeit
des Dampfbetriebs im Bw Saalfeld durchaus üblich. |
|
|
|
|
Was nun? Es wird langsam dunkel, D 506 verkehrt an Samstagen nicht und bis zum E 806 um 17:34 ist noch viel Zeit. Der Magen meldet sich und
ich mich in die Mitropa ab. Ein Schnitzel, ein Bierchen, und als ich wieder aus der rauchgeschwengerten Luft heraustrete, ist E 806 schon bereitgestellt. Der schwere Zug,
welcher ab Leipzig Hbf auf D 718 nach Stralsund (im Sommer sogar nach Putbus!) übergeht, ist eine Zumutung für die Leipziger 118 697 und mit drei Stunden und sechs Minuten
Fahrzeit (für 141,2 km!) eine Zumutung auch für die Reisenden. Aber schön sieht sie im Dämmerlicht aus, die V 180! |
|