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Winterfahrt zur Preßnitztalbahn


Kurz vor Weihnachten des Jahres 1981 fanden an meiner Hochschule nur wenig Vorlesungen statt. Ein Mitstudent plante für den Freitag, den 11.12.1981, die Heimfahrt in den Raum Zwickau mit seinem PKW. Als westsächsischer Lokalpatriot zeigte er auch Interesse für sächsische Schmalspurbahnen, und so überredete ich ihn, seine Heimfahrt über die Preßnitztalbahn zu legen und dort einige Winteraufnahmen durchzuführen. Eine Anreise mit dem Auto war dorthin ohnehin empfehlenswert, da der einzige ab Wolkenstein verkehrende fotogene Personenzug traditionell ohne sinnvollen Anschluss aus Richtung Flöha um 09.35 Uhr abfuhr. So würde mich die Anreise mit der Bahn für die ca 100 km Luftlinie 3 1/2 Stunden kosten, ein Wert, der selbst bei eingefleischten Eisenbahnfans für Verdruß sorgt. Auch hielten sich hartnäckig Gerüchte, dass diese Bahn beim Mutterbahnhof Wolkenstein und speziell beim dortigen Bahnhofsvorsteher nicht mehr erwünscht sei und nur der Güterverkehr vom und zum Zweigwerk des DKK Scharfenstein in Niederschmiedeberg diese noch am Leben erhielte.


Es empfiehlt sich immer ein rechtzeitiges Eintreffen in Wolkenstein. So können im frei zugänglichen Bw die Fahrtvorbereitungen miterlebt werden. Die Bekohlung erfolgt sogar mit einem für Schmalspurbahnverhältnisse recht modernen Förderband, auf welches allerdings die Kohle von Hand geschaufelt werden muss. 99 1582 bereitet sich hier auf ihre 23 km lange Fahrt durch das Preßnitztal nach Jöhstadt vor, wofür der Fahrplan eine Fahrzeit von 92 Minuten vorsieht. Rechtzeitig

99 1582 in Wolkenstein 99 1582 in Wolkenstein
99 1582 in Wolkenstein

setzt die Meyer-Lok zum Schmalspurbahn- steig um, wo schon der Wagenzug, bestehend aus einem Pack- sowie 2 Personenwagen, wartet. Die wenigen Anschlußreisenden aus Richtung Flöha warten schon fast eine Stunde frierend in den Wagen. Da, endlich wird die Lok angekuppelt und nach der Bremsprobe zischt erster Heizdampf durch die Wagen! P 14287 ist abfahrbereit und die kleine Lok kocht fleißig Dampf für die Bergfahrt nach Jöhstadt.

99 1582 in Wolkenstein
99 1582 hinter Wolkenstein 99 1582 bei Streckewalde

Aber nun geht es los! Etwa 500 Meter lang nutzt der Schmalspurzug die Regelspurtrasse auf einem Dreischienengleis und überquert dabei die Zschopau. Danach teilen sich die Strecken und die schmale Spur biegt in das Preßnitztal ein. Ein typisch sächsisches übrigens, Wälder und Felder wechseln sich mit Orten und kleinen Fabriken ab, welche früher die Wasserkraft der Preßnitz ausgenutzt haben, wie rechts, als P 14287 vor Streckewalde die Pappenfabrik passiert, in der gerade um Planerfüllung gerungen wird.

Kurvenreich verläuft die Strecke links und rechts der Preßnitz, welche häufig auf geländerlosen Stahlträgerbrücken überquert wird. Auch unzählige Bahnübergänge gilt es, bimmelnd und pfeifend zu passieren. Schließlich fährt der Zug in Niederschmiedeberg ein, wegen des Kühltruhenwerks der Güterverkehrsknoten der Strecke (unten). Der Fahrplan sieht hier keinen längeren Aufenthalt vor, bei Bedarf kann aber Wasser genommen werden. Das Bahnhofsgebäude befindet sich übrigens hinter dem abgestellten Packwagen am Bahnhofskopf neben dem Bahnübergang. Links fließt die Preßnitz, rechts steht eine Fabrik.

99 1582 vor Niederschmiedeberg 99 1582 vor Niederschmiedeberg
99 1582 in Niederschmiedeberg 99 1582 bei Oberschmiedeberg 99 1582 bei Oberschmiedeberg
99 1582 in Steinbach

Kurz vor Oberschmiedeberg passiert der Zug dann eine der idyllischsten Stellen der Strecke, in einem Einschnitt wird eine gemauerte Steinbrücke durchfahren (oben), um bald darauf Steinbach mit der unter Eisenbahnfreunden geradezu berühmten Wasserstation zu erreichen. Höchste Zeit, denn die ständige Steigung hat die begrenzten Wasservorräte der kleinen Lok arg strapaziert. Frisch mit Wasser versorgt, passiert 99 1582 dann mit ihrem Personenzug die lange Rechtskurve hinter dem Bahnhof Schmalzgrube. Bald wird über den Hp Schlössel der Zielbahnhof Jöhstadt erreicht.

99 1582 bei Schmalzgrube

Aber wenden wir uns jetzt dem ca eine Stunde später verkehrenden Ng 69953 zu, welcher heute von 99 1606 befördert wird. Nach Absetzen der Wagen für Niederschmiedeberg ist nur noch ein aufgebockter E-Wagen mit Kohle zu befördern, dessen Ankunft in Steinbach vom örtlichen Brennstoffhändler schon sehnlichst erwartet wird. Durch den Wintereinruch ist der Kohlebedarf im Ort stark angestiegen! Nach Wegsetzen des Wagens bleibt während des Wassernehmens auch Zeit zur Wartung der etwas altertümlich anmutenden Technik.

99 1606 in Steinbach 99 1606 in Steinbach
99 1606 in Steinbach 99 1606 in Steinbach 99 1606 in Steinbach
99 1606 in Schmalzgrube

Aber die Mittagspause in Jöhstadt ruft! Ng 69953, nur noch bestehend aus Lok, Packwagen und drei Mann Personal, durchquert in eiliger Fahrt den in mittäglicher Ruhe daliegenden Bahnhof Schmalzgrube. Schnell ist in Jöhstadt der Packwagen weggesetzt und die Lok vor dem Lokschuppen neben 99 1582 abgestellt. Die Personale verschwinden nach Hause zur Mittagspause, vielleicht zu einer sächsisch-erzgebirgischen Spezialität? Wir verdrücken uns in eine Gaststätte, danach fährt mein Mitstudent nach Hause und ich bin in für den Rest des Tages auf die Schmalspurbahn angewiesen.

99 1606 und 99 1582 in Jöhstadt

So zuckle ich rumpelnd und schaukelnd mit
P 14292 von Jöhstadt zurück nach Wolken- stein. Zuglok ist wieder 99 1582, welche die Wagen sehr gut beheizt. In Verbindung mit dem genossenen Mittagsbier nicke ich ein und verschlafe fast den 17-minütigen Verkehrshalt in Niederschmiedeberg. Inzwischen hat es wieder angefangen zu schneien, keiner der wenigen Mitreisenden im Zug hat Lust, auszusteigen oder gar ein Foto zu machen! In Wolkenstein angekommen, setzt die Lok um und präsentiert sich bald darauf mit P 14293 in der Dämmerung (unten).

99 1582 in Niederschmiedeberg 99 1582 in Niederschmiedeberg
99 1582 in Wolkenstein

Was nun? Ich beschließe, mit P 14293 noch einmal nach Niederschmiedeberg zu fahren, um dort noch ein Nachtbild vom Gegenzug zu machen, was mir auch ganz gut gelingt. Zu- frieden schaukle ich zurück nach Wolkenstein. Die Anschlüsse dort sind allerdings auch für die Rückfahrt keineswegs aufeinander abgestimmt, fast eine ganze Stunde muß ich auf P 18784, der mich nach Flöha bringen soll, warten. Hier gelingt der Anschluß an P 8647, welcher aber nur bis Freiberg fährt, immerhin kann ich da aber in den schnellsten Zug des ganzen Tages umsteigen, D 969 bringt mich mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca 65 km/h zurück nach Dresden.

99 1582 in Niederschmiedeberg

Und, habe ich Ihr Interesse an dieser kleinen Bahn geweckt? Dem Verein I.G. Preßnitztalbahn ist es zu verdanken, daß diese im Jahr 1987 vollständig stillgelegte Schmalspurstrecke von Jöhstadt bis wenigstens Steinbach wieder aufgebaut wurde! Auch die "Viere k" sind dort noch in Betrieb, neben Loks anderer Baureihen. Also los, solch eine Fototour ist (zumindest in Teilen) auch heute noch durchführbar. Hier geht's zur Seite der   Pressnitztalbahn.   

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