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Winterbesuch in Gera


Eine der üblichen Anfahrten zu einer Fototour nach Thüringen wartet auf mich, als ich am 18.12.1981 kurz nach Mitternacht auf dem windigen Bahnsteig von Flughafen Schönefeld auf den verspäteten D 559 warte. Zwanzig Minuten später röhrt die 132'er schließlich an den Bahnsteig, aber immerhin mit nur 18 Minuten Verspätung erreicht der Zug um 02:52 Uhr die Halle des Leipziger Hauptbahnhofs. Nach ausgiebigen Charakterstudien im MITROPA-Restaurant verlasse ich mit P 3041 pünktlich um 04:51 Uhr den Bahnhof wieder. Ankunft um 07:22 Uhr in Gera Hbf mit zehn Minuten Verspätung. Kalt und diesig zieht der Morgen herauf, es liegt ein bißchen Schnee und ich verziehe mich für ein zweites Frühstück in die Bahnhofsgaststätte, aus der ich gegen 08:00 Uhr wieder auftauche, um auf P 8012 zu warten.


41 1125 in Gera Hbf

Ja, und dann trifft er auch schon ein, pünktlich um 08:11 Uhr, allerdings nicht mehr mit einer 01.5 bespannt, sondern mit 41 1125, eine der ersten kohlegefeuerten Loks, welche zum Jahreswechsel die Öler, allerdings von der Einsatzstelle Göschwitz aus, ablösen sollen. Mehr als ein Stilleben mit Gepäckanhängern, Ortsfernsprecher und Empfangsgebäude gibt der graue Dezembertag nicht her, zu erwähnen wären höchstens noch die bei Umstellung so schön klappernden mechanischen Fahrtzielanzeiger. Aber mich zieht es nun aus gegebenem Anlass nach Töppeln, wo am 10.August 1981 ein Unwetter den Erlbach über die Ufer treten ließ, welcher den Bahndamm der Holzlandbahn einfach wegspülte. Die in zehn Tagen von Eisenbahnpionieren errichtete Notbrücke sollte man sich schon einmal ansehen!


Viel heller ist es nicht geworden, als ich kurz nach 09:00 Uhr in Töppeln aus P 6010 aussteige. Hinunter ins Tal und nun heißt es warten. Eigentlich sollte der mit einer 44'er bespannte Dg 55432 dem Personenzug folgen, stattdessen tastet sich erst gegen 09:50 Uhr als nächster Zug eine 132'er mit D 1452 (Karl-Marx-Stadt-Düsseldorf) über die Brücke. Ihren Pfeilern ist der Aufwand anzusehen, welcher erforderlich war, um sie sicher auf der abschüssigen Talsohle zu verankern.

D 1452 auf der Töppelner Notbrücke 120 274 am Einfahrsignal von Töppeln

Wie läßt sich Rauhreif am besten auf den Film bannen? Mit Telegrafenleitungen vor dunklerem Wald! Und wenn dann noch das zweiflügelige Einfahrsignal von Töppeln dazu kommt, ja dann ist es doch perfekt! Nur die erste Enttäuschung passt da nicht rein, als sich der Dg nach Efurt mit immer lauter werdendem Brummen ankündigt und kurz darauf 120 274 die Fotostelle mit mäßiger Geschwindigkeit passiert (Bild oben rechts). Aber dann mischt sich in das Rumpeln der Güterwagen der immer stärker werdende Drillingsschlag einer Schiebelok, garniert von einem wachsenden Rauchpilz! Und dann schält sich auch schon die Lok aus dem Nebel: Schwer arbeitend rollt 44 0413 am Einfahrsignal vorbei auf mich zu! Da die Notbrücke über das Erlbachtal nur mit 10 km/h und ohne Beschleunigung befahrbar ist, muß die Lok faktisch den ganzen Zug von hinten schieben, bis die 120'er vorn ihren Antrieb wieder einschalten darf. Und das alles, ohne den Zug zu sehr zu stauchen oder zu strecken!

44 0413 am Einfahrsignal von Töppeln 44 0413 am Einfahrsignal von Töppeln 44 0413 am Einfahrsignal von Töppeln

Was für ein Genuß für Augen und Ohren.......! Unendlich langsam entfernt sich die Lok hinter dem mit Rauhreif behafteten Gestrüpp. Begeistert schaue ich der immer kleiner werdenden Qualmwolke hinterher. Halb erfrorene Füße und Ohren sind vergessen....

44 0413 am Einfahrsignal von Töppeln 44 0413 am Einfahrsignal von Töppeln 44 0413 am Einfahrsignal von Töppeln

P 6013 nimmt mich wieder mit zurück nach Gera Hbf, an 11:02 Uhr. Dort steht 41 1125 mit P 8015 wieder zur Rückfahrt nach Saalfeld bereit. Leider hat der Zug wegen einer Anzahl von Post- und Expressgutwagen an diesem Tag ein wenig Überlänge, so daß die Lok das Ausfahrsignal sozusagen schon vorzeitig überfahren hat. Kein Bild vom Abfahrtsbahnsteig und schon gar keins "Schräg-von-vorne" möglich! Aber auch diese beiden sind mit der Ausfahrsignalgruppe im Hintergrund durchaus reizvoll, wenn es doch nur etwas heller wäre!

41 1125 in Gera Hbf 41 1125 in Gera Hbf 41 1125 in Gera Hbf
41 1125 in Gera-Zwötzen 41 1125 in Gera-Zwötzen 41 1125 in Gera-Zwötzen
41 1125 in Gera-Zwätzen

Knapp zehn Minuten später, zweiter Verkehrshalt des Zuges in Gera-Zwötzen. Während der Lokführer das Geschehen auf dem Bahnsteig beobachtet, kocht der Heizer fleißig Dampf für den Aufstieg aus dem Elstertal. Als das Zugpaar noch von 01.5 mit Ölfeuerung befördert wurde, war das bestimmt bequemer....
Da: Ein Pfiff des Zugführers, das Abfahrsignal erteilt, und mit voller Füllung, leicht schleudernd, geht es am gezogenen Blocksignal der Ausweichanschlußstelle vorbei. Sehr schwer ist der Zug nicht, aber noch mit 01.5 trassiert. Das erfordert höchsten Einsatz von Personal und Lok. So bullert die Lok, schnell beschleunigend, an mir vorüber. Im Hintergrund ist der Anstieg der Strecke aus dem Elstertal heraus nach Weida hinauf gut erkennbar.


Bis 14:00 Uhr gibt es hier nun ab Gera-Zwötzen keine Personenzüge in Richtung Weida mehr, so dass ich mich auf den Weg zum Hp Gera Ost an der Elstertalbahn mache. Zwischendurch finde ich auch eine Kneipe für ein Mittagessen, an dessen Qualität ich mich allerdings nicht erinnere. Überstanden habe ich es auf jeden Fall. Ab Gera Ost nimmt mich P 4051 mit nach Wünschendorf, von dort geht es mit P 18685 weiter nach Weida, an 14:05 Uhr. Drei Minuten später müsste hier eigentlich der 01.5-bespannte P 3023 einfahren, der wird allerdings mit 30 Minuten Verspätung angekündigt. Dafür gibt's erst mal eine eine Begegnung in Weida: 44 0414 rollt mit Ng 66422 aus Saalfeld in den Bahnhof hinein. Auf Weiterfahrt in der Gegenrichtung wartet dagegen 119 078. Einen Monat später werden die Dieselloks den Verkehr auf dieser Strecke von den Dampfern vollständig übernommen haben. Aber auch diese Baureihe ist inzwischen Geschichte ....

44 0414 und 119 078 in Weida
01 0519 in Weida 01 0519 in Weida

Mit reichlich 30 Minuten Verspätung hat 01 0519 schließlich auf der Fahrt von Leipzig nach Saalfeld den Bahnhof erreicht. Ein Gepäckkarren ist den holprigen und vereisten Weg zum Packwagen gefahren, um dort Expreßgut in Empfang zu nehmen, während sich auf der Ladestraße ein LKW auf den Weg macht, um die vor den Feiertagen langersehnte Brikettladung den Bestellern vor die Tür zu kippen. Da die Kreuzung mit D 402 von Triptis hierher verlegt wurde, bleibt noch genügend Zeit, die schöne Lok ein ausgiebig zu betrachten.

Friedlich zum Zwecke der Wagenheizung dampfend pausiert die Lok vor dem großzügigen, aber etwas heruntergekommenen, Empfangsgebäude mit dem DDR-typischen Kohlenberg vor der Tür. So filigran und elegant wie diese Baureihe wirken nur wenige Dampfloks! Als sich dann um 15:01 Uhr die mit dem zehn Minuten verspäteten D 402 aus Nürnberg einfahrende 132 491 einem Gruppenbild mit Dampflok stellt, so ist es wohl keine Frage, wer von beiden die schönere ist. Keine Chance für die Diesellok!

01 0519 in Weida 01 0519 in Weida 01 0519 und 132 491 in Weida

Dieser Zug befördert mich dann auch nach Leipzig Hbf zurück, wo er schließlich um 16:40 Uhr mit 17 Minuten Verspätung eintrifft. Schnell herüber zum Städteschnellverkehr nach Berlin, dem D 1066, welcher es dann auch nach einigen Zugfolgequerelen bis 19:12 Uhr nach Flughafen Berlin-Schönefeld schafft, wiederum mit 20 Minuten Verspätung. Pünktlichkeit im Fernverkehr an diesem Tag: Null Prozent! Das sei allen gesagt, die heute der alten Reichsbahn nachtrauern.


Die gesamte Fotoserie umfaßt 22 Bilder, die alle auch unter der jeweiligen Loknummer ins Bildarchiv eingestellt wurden.
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