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Gerade kommen wir auf den Bahnsteig, als sich 99 0234 mit einer Sägefahrt vom Bw her bedächtig an den Zug setzt. Kurze Beratung der Personale,
während die Luftpumpe hämmert, um die Bremsen zu lösen und ihre Funktion zu überprüfen. Da ist dann die volle Aufmerksamkeit des Lokführers für das Geschehen auf
dem Bahnsteig gefragt, für die Bremsprobesignale und wenig später für das Abfahrtssignal des Zugführers. Die Reise in den Harz beginnt! |
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Ein bißchen muß ich doch um Entschuldigung bitten, daß an diesen beiden Tagen doch nicht die gewohnte Menge an Bildern entstanden
ist, aber es handelt sich ja um eine Seminargruppenfahrt, bei der das Hauptaugenmerk mehr auf Gesprächen und Fröhlichkeit liegt. Und ich denke, unter den wenigen Bildern
befinden sich durchaus zeigenswerte. Die nächste Gelegenheit bietet sich in Eisfelder Talmühle: Während vorne am Wasserkran die Tanks der Lok für die Fahrt in die
Berge des Oberharzes aufgefüllt werden, rollt auf der GHE-Seite 99 0244 mit dem P 14421 aus Hasselfelde in den Bahnhof. Schnell sind die wenigen Umsteiger nach
Benneckenstein, Drei Annen Hohne und Wernigerode umgestiegen und die Lok setzt an das andere Zugende um. Die umgekehrte Reihung der Maschine weist auf ihren Einsatz als
Hasselfelder Stammlok hin, hier ist der Anstieg von Eisfelder Talmühle nach Birkenmoor maßgebend, für die Wernigeröder (und Nordhäuser) Loks ist es der von Wernigerode
nach Drei Annen Hohne. Mit der Anordnung der Rauchkammer zum Berg hin soll ein eventuelles Ausglühen der Feuerbüchse erschwert werden. Ist er nicht immer wieder schön,
der Aufenthalt in Eisfelder Talmühle, dem ehemaligen Übergabebahnhof zwischen der NWE und der GHE mit seinen beiden Teilen und den dazwischen liegenden Verbindungsgleisen
eigentlich größten Bahnhof der Harzbahnen? |
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Und die Gestaltung der Fahrpläne mit Wasser- bzw. Wendehalt gibt immer wieder Zeit, diesen Aufenthalt auch zu genießen! Auch wenn es heute wie
meistens im Kessel des Beretals recht dunstig ist und die beiden dampfenden Loks diese Situation noch verschärfen. Aber genug der Gedanken, es heißt nun einzusteigen.
Pünktlich um 13:00 Uhr bullern beide Maschinen mit ihren Zügen in einer eindrucksvollen Doppelausfahrt bergwärts, wir dabei auf der ersten Bühne von P 14422 nach
Hasselfelde. |
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Zum Glück haben wir in Hasselfelde einen Platz zum Mittagessen gebucht. Danach geht es auf eine kurze Wanderung nach Stiege, nicht ohne
einen Versuch zu unternehmen, den Gegenzug P 14415 zurück nach Nordhausen mit der "Skyline" von Hasselfelde vorteilhaft aufs Bild zu bekommen. Nur hat die
Helligkeit um 15:40 Uhr nichts mit unseren Erwartungen an einen Junitag zu tun. Aber schauen Sie selbst: Hasselfelde versinkt allen digitalen Verbesserungsversuchen
zum Trotz im Dunst, wenn auch immerhin das sattgrüne Gras im Vordergrund ein bissel Farbe ins Bild bringt. |
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Als der Zug hinter der Anhöhe verschwunden ist, machen wir uns auf den Weg nach Stiege, um den Rest des Tages mit geselligem
Beisammensein zu verbringen. Fotos, auch nur welche von der reizvollen Landschaft, lohnen nicht mehr..... |
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Der 12.06.1982 ist angebrochen, ein Samstag. Nach dem Frühstück machen wir uns auf die Wanderung entlang der alten GHE-Trasse nach
Straßberg. Etwa 14 Kilometer liegen vor uns, also keine besonders anstrengende Tour, welche genügend Zeit für die Absuche nach Relikten aus vergangenen Zeiten links
und rechts des Weges läßt. |
Erstaunlich gut erhalten präsentiert sich das alte Dienstgebäude vom Hp Albrechtshaus mit seinem überproportional großen Ortsschild, welches
die Zeiten ohne Bahnbetrieb als Buswartehäuschen überdauert hat. In Friedrichshöhe gibt es außer Schotterresten im Planum keine alten Zeugnisse der GHE mehr.
Erst in Günthersberge läßt sich wieder das Dienstgebäude vom ehemaligen Bahnhof fotografieren, es macht allerdings einen etwas heruntergekommenen Eindruck. |
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Am ehemaligen Anschluß Herzogschacht beginnen die Gleise wieder. Die von hinten links aus Stiege kommende Strecke überquert hier die Selke,
hinter der Brücke die Anschlußweiche mit dem nach rechts abzweigenden Gleis zur Flußspatgrube, welche der Grund für den Wiederaufbau bis Gernrode
der eigentlich im Jahr 1946 vollständig demontierten Strecke war. Immerhin: Die Fundamente der Brücke sind zur Untersuchung ihrer Standfestigkeit schon freigelegt,
und unsere aufgepflanzte Seminargruppenfahne wird bestimmt zur Beschleunigung der sich bis zum Juni 1984 hinziehenden Arbeiten beitragen (grins)!
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Um die Mittagszeit ist Straßberg erreicht und wir warten an der Selkebrücke aus Gmp 69714 aus Gernrode. Und kurz nach 12:00 Uhr kommt er auch
pünktlich angedampft, befördert von der Maalletlok 99 5906. Der mit Paketen vollgeladene Dienstwagen hinter der Maschine ist offen, bei den geringen gefahrenen
Geschwindigkeiten hat offenbar niemand Angst vor einem Ladungsverlust auf besonders schlechten Schienenstößen. |
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Als wir am Bahnhof angommen, hat die Mallet schon an das andere Zugende umgesetzt, der Heizer hat angekuppelt und es nun eilig, wieder
auf den Führerstand der Lok zu kommen. Eine knappe halbe Stunde Pause sind es bis zur Abfahrtszeit von Gmp 69725 nach Harzgerode. Zuerst ist der Bahnhof menschenleer,
aber das ändert sich mit dem Einfinden einiger erwartungsfroher Reisenden, welche mit Interesse den dampfenden Dinosaurier der Technik betrachten, welcher vielleicht
mit einem ähnlichen "Geburtstermin" wie einige von ihnen gesegnet ist. |
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Alexisbad, der Mittelpunkt der Selketalbahn, ist erreicht. Halt von 13:18 bis 13:37. Während die Lok umsetzt, werden die Pakete aus dem Packwagen
"entladen", trotz des danebenstehenden Transportwagens auf die blanke Erde des Bahnsteigs. Arbeit für den Aufsichter, sie in der nächsten halbens Stunde ohne Zugverkehr
aufzuladen und in die Diensträume zu transportieren. Noch ein Stilleben mit Wasserrkran, dann begeben wir uns an die Rampe nach Harzgerode, um die Mallet einmal in voller
Aktion zu erleben. |
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Und wir werden nicht enttäuscht! Ein langer Pfiff tönt vom Bahnhof her über die Baumwipfel, wenig später gefolgt von einer wandernden und sich
der einsehbaren Gleiskurve nähernden Rauchfahne. Da: Ein kleiner schwarzer Punkt taucht in der Gleisschneise auf, welcher, nein, nicht so schnell wie bei der großen Bahn,
aber doch stetig größer wird, zur Dampflok wird, welche kurz darauf schwer arbeitend den Übergang der Straße nach Harzgerode und unseren Fotostandpunkt passiert.
So etwas kann man eigentlcih nicht berschreiben, das muß man erlebt haben! |
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Ein wenig zu früh erreicht der "Bubikopf" 99 6001 mit P 14456, dem nächsten Zug aus Gernrode um 14:18 den Bahnhof Alexisbad. Ziemlich voll sind die
drei Schmalspurwagen, voll mit Spaziergängern, Wanderern, oder auch nur mit Interessenten an einem Stück Schwarzwälder Kirschtorte im nahegelegenen Cafe. Auch eine
fröhliche Mädchengruppe möchte sich hier im Unterharz ein wenig umsehen. Viel Leben im altehrwürdigen Bahnhof! Und als 99 5906 auf dem Nachbargleis auf der Fahrt mit
Gmp 69713 nach Gernrode aus Harzgerode zurückkehrt, werden auch diese Wagen mit farbenfroh gekleideten Ausflüglern nach Mägdesprung, zum Sternhaus oder nach Gernrode wohl
gefüllt. Noch ein Bild von der inzwischen mit ihrem ganzen Zug zum Wasserkran vorgedampften 99 6001, dann verlassen wir den Bahnhof in Richtung Mägdesprung. Dort wartet
noch ein ganz besonderes Highlight auf uns..... |
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Um 14:50 erreichen wir Mägdesprung und halten vor der Einfahrweiche. Schnell springt der Zugführer ab und stellt diese in den krummen Strang um.
Einfahrt in den Bahnhof. Nur einmal am Tag gibt es hier eine Zugkreuzung, genau jetzt! Und da ertönt auch schon ein Pfiff vom an der Trapeztafel aus der Gegenrichtung
haltenden Gmp 19716. Nachdem der Zugführer die Einfahrweiche hinter uns wieder zurückgestellt hat, pfeift unsere Lok sofort Zp 11 "Kommen".
Aber was ist das? Wer steckt da unsere Seminargruppenfahne in den Schlußscheibenhalter? Schnell wieder weg damit! |
Gerade noch rechtzeitig! Denn da taucht im Dunst schon 99 5902 auf und knarzt in gemächlicher Fahrt durch die enge Kurve
in der Bahnhofseinfahrt an den Hausbahnsteig. Begegnung zweier Mallets vor dem verräucherten Hintergrund, auch die Windrichtung stimmt! Was für ein Glück und ein krönender
Abschluß unserer Seminargruppenfahrt! Inzwischen hat der Gegenzug den Bahnhof schon wieder verlassen und der Zugführer die Weiche vor uns umgestellt. Abfahrt!
Nein, noch nicht ganz: Halten müssen wir späteer noch einmal, um nach ihrem Zurückstellen nach unserer Ausfahrt den dienstbaren Geist auch wieder aufzunehmen. |
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Zufrieden stehe ich auf der ersten Bühne des Zuges, vor mir die schwer arbeitende Malletlok auf der Fahrt hoch zum Sternhaus. Von drinnen
wird mir, dem verrückten Eisenbahnfan, ein Bier gereicht. Ob ich denn immer noch nicht genug hätte? Nö. Aber danke für das Bier, so wird die Fahrt gleich viel schöner.
Jetzt die Bremsen: Polternd geht es nun bergab, schwankend passieren wir den Osterteich, um wenig später nach Passieren der engen Rechtskurve Gernrode zu erreichen. |