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Ein Frühlingsnachmittag in Berlin


Im Frühjahr 1983 lief das Rekonstruktionsprogramm bei der Berliner S-Bahn auf vollen Touren. Unrekonstruierte Züge der Olympiabauart (BR 277) waren selten geworden. Aber auch die älteren Züge der Bauart "Stadtbahn" (BR 275) wurden zunehmend umgebaut, sie mutierten zur BR 276. Und bei dieser Gelegenheit galt es, doch einmal den alten U-Bahnzügen auf der Kleinprofillinie A einen Kurzbesuch abzustatten.....

Der 02.05.1983 ist ein Montag. Es verspricht ein schöner Tag zu werden, Sonne ist angesagt und der Frühling zeigt sich überall, er ist zu sehen und auch zu riechen. Und so fahre ich gegen 13:00 Uhr vom S-Bahnhof Plänterwald dorthin, wo Berlin auch zu diesem Zeitpunkt am berlinischten ist, in den Stadtbezirk Prenzlauer Berg. Greifswalder Straße heißt mein erstes Ziel, hier beginnt der Einschnitt des Innenrings durch die Mietskasernenviertel von Prenzlauer Berg, welcher bis hinter Schönhauser Allee reicht.


Und da rollt in der Gegenrichtung auch schon "Konrad der achte" in den Bahnhof, bestehend aus Altbau-Wagen der BR 275. Zur Erklärung: Bei der Berliner S-Bahn gibt es 1983 keine Liniennummern, nur durch einen außen angebrachten Buchstaben kenntliche Zuggruppen, deren Buchstabiername zugleich auch der Funkname ist. Und Zuggruppe "Konrad" verkehrt von Oranienburg nach Schönefeld, und das noch zumeist mit Altbau-Fahrzeugen der BR 275.

K8 in Greifswalder Straße K8 in Greifswalder Straße

Der Fußweg zum Bahnhof Prenzlauer Allee verläuft recht unspektakulär, ein Gebäude des Ministeriums des Innern versperrt die Sicht, und ich traue mich auch nicht, bei den wenigen Ausblicken auf die Bahntrasse Aufnahmen zu machen. Schade, denn im Hintergrund liegen die alten Gasometer des Gaswerkes Prenzlauer Berg! Schließlich gelange ich zum Bahnhof Prenzlauer Allee und auf dessen Bahnsteig. Das wegen der beengten Verhältnisse sehr schmale Bahnsteigende hat es mir angetan:

Kaum reicht der Platz zwischen den Gleisen für das Sv-Blocksignal 199. Daneben steht das Signal F der Abzweigstelle Schönhauser Allee der Fernbahn. Ganz links verläßt ein weiterer "Konrad" den Bahnhof in Richtung Oranienburg, in der Mitte fährt ein selten gewordener unrekonstruierter Zug der BR 277 als "Otto der erste" auf der Fahrt von Blankenburg nach Spindlersfeld ein. Die Zuggruppe "Otto" verkehrt mit Dreiviertelzügen, ebenso wie "Ludwig der dreizehnte" in Richtung Buch (unten).

K4 in Prenzlauer Allee O1 in Prenzlauer Allee
L11 in Prenzlauer Allee

Überhaupt ist das Ensemble des Bahnhofs Prenzlauer Allee eines der wenigen, welches den II.Weltkrieg ohne größere Schäden überstanden hat: Die eigentümliche genietete Bahnsteigdachkonstruktion, welche von der viel häufiger anzutreffenden mit gußeisernen Säulen abweicht, aber auch das gewaltige, zwischen Prenzlauer-Allee-Brücke und Bahnsteig thronende Empfangsgebäude sind immer noch im Zustand der Gründerzeit. Und bis zur 750-Jahr-Feier Berlins 1987 wird dieses auch gereinigt und präsentiert sich dann nicht mehr so grau wie jetzt....

L13 in Prenzlauer Allee
K9 in Prenzlauer Allee L13 in Prenzlauer Allee O2 in Prenzlauer Allee

In der Gegenrichtung verläßt "Konrad der fünfte" nach Oranienburg (rechts) den Bahnhof. Durch Büsche und Unterholz kämpfe ich mich nun weiter westwärts, nicht ohne noch einige Aufnahmen vom rückwärtigen Verkehrsgeschehen zu machen: Unten im Bild begegnen sich zwei Reko-277'er, "Otto der vierte" nach Blankenburg und der Berufsverkehrs- Einsetzer (Pankow- Schöneweide) "Martha die zweite".

O1 in Prenzlauer Allee

Ich verlasse den Bahnhof, laufe über die Brücke und biege in die Ahlbecker Straße ein. Schon beim ersten Haus habe ich Glück: Alles unverschlossen und der Zaun zum Bahneinschnitt ist nur noch in Resten vorhanden. Also gönne ich mir einen Blick auf das Bahnhofsensemble vom Damm aus, als "Otto der zweite" mit seinen Wagen der BR 277 in Richtung Spindlersfeld ausfährt (oben).


Zugkreuzung in Prenzlauer Allee

Auf dem linken Bild treffen sich dagegen "Martha die dritte" (BR 277) nach Pankow und "Konrad der zehnte" nach Schönefeld im Bahnhof. Und im Hintergrund grüßen die alten Gasometer, der mit dem Dachgerippe, die Nummer VI, wird ein reichliches Jahr später, im Juli 1984, gesprengt werden.

Zugkreuzung in Prenzlauer Allee

Da hebt sich der Signalflügel der Fernbahn in Fahrtstellung und kurz darauf brummt eine Taigatrommel unter der Brücke der Prenzlauer Allee hervor! 120 286 zieht ihren Dg mit mäßiger Geschwindigkeit in Richtung Pankow, während auf den S-Bahn-Gleisen "Konrad der sechste" in Richtung Oranienburg ausfährt. Bemerkenswert ist die Anordnung des Signals F etwa einen Kilometer vor der eigentlichen Abzweigstelle. Ob da nur die schlechten Sichtverhältnisse aufgrund der vielen Brücken schuld sind?

120 286 in Prenzlauer Allee 120 286 in Prenzlauer Allee
O5 in Prenzlauer Allee

Ich habe inzwischen die Brücke der Dunckerstraße erreicht. "Otto der fünfte" verläßt gerade den Bahnhof Prenzlauer Allee (links) und rollt unter der Brücke Pappelallee hindurch auf Schönhauser Allee zu.

O5 vor Schönhauser Allee

Nx hinter Prenzlauer Allee

Nach einer weiteren Viertelstunde habe ich diese erreicht und blicke zurück auf die dem Untergang geweihten Gasometer. Der "Nordpol" will nach Bernau, der Containerzug dagegen nach Frankfurter Allee.

Nx in Schönhauser Allee O4 bei Schönhauser Allee

Und in der anderen Richtung? Die (Fußgänger-)Brücke Greifenhagener Straße mit dem Ostzugang des Bahnhofs Schönhauser Allee ist sichtbar. Und noch eine schöne Zugkreuzung zwischen "Otto dem vierten" nach Spindlersfeld und "Konrad dem siebenten" nach Oranienburg. Nun aber los, zu einem Kurzbesuch des "Magistratsschirms"! Interessieren Sie sich für U-Bahnen? Dann seien Ihnen die nächsten Bilder von der Kleinprofil-Linie A wärmstens empfohlen!


127 536 in Schönhauser Allee

Der U-Bahnhof Schönhauser Allee liegt im Licht der Abendsonne, als ein AIU-Zug, geführt von 126 536 aus Richtung Alexanderplatz einfährt. Das Fahrtrichtungsschild ist allerdings falsch, wohl schon für die Rückfahrt umgestellt! Wenige Minuten später folgt AIIU-Zug 128 722, diesmal mit richtigem Zielschild. Der Zusatzbuchstabe "U" an der Baureihenbezeichnung kennzeichnet übrigens Wagen, welche nach dem II.Weltkrieg (bis etwa 1965) für die Großprofillinie E hergerichtet wurden, nachdem die dortigen Wagen der Gattung C als Reparation nach der Sowjetunion verbracht wurden.

128 722 in Schönhauser Allee

Und in der Gegenrichtung erreicht AII-127 636 den Bahnhof. Gelegenheit für ein Portrait einer alten Dame! (Nein, nicht von der Fahrerin!)

127 636 in Schönhauser Allee

127 636 in Schönhauser Allee

125 426 in Schönhauser Allee

Nun schnell wieder zur Gegenseite! Alle 4 Minuten rollen da die Züge. AI-125 426 speit gerade aus dem Zentrum ankommende Pendler und Einkaufstouristen aus, von hier geht's in die Gebiete nördlich von Berlin mit der S-Bahn

weiter. Und der im letzten Wagen verwaiste Zugbegleiterplatz ist unter einigen Reisenden ziemlich beliebt. Auch ich liebte die Tunnelfahrt mit Rückblick aus dieser Perspektive. Wenn die Lichter des gerade verlassenen Bahnhofs immer kleiner und kleiner wurden....!
Es wird Abend, in der Gegenrichtung verkehren inzwischen seltener Züge, so muß ich über zehn Minuten auf meinen Zug zur Dimitroffstraße warten, und es ist wieder 125 426 (ganz rechts).

125 426 in Schönhauser Allee 125 426 in Schönhauser Allee
126 536 in Dimitroffstraße

Dimitroffstraße ist erreicht. 126 536 präsentiert sich nochmals, diesmal als Schlußwagen eines in Richtung Thälmannplatz fahrenden Zuges (links). Und rechts rollt wieder ein AIIU-Wagen in den Bahnhof, und wieder mit falscher Beschilderung! Der Richtungsanzeiger auf dem Bahnsteig beweist es: Der Zug fährt nach Pankow, Vinetastraße!

126 536 in Dimitroffstraße
127 634 in Dimitroffstraße 127 610 in Dimitroffstraße

Zwei Bilder sollen die kurze Stippvisite abschließen: 127 634 (AII) rollt gen Pankow (diesmal mit richtiger Beschilderung!), gefolgt von 127 610 in derselben Richtung. Der Zugbegleiter beobachtet das Geschehen auf dem Bahnsteig, nach Ende des Fahrgastflusses wird er mittels einer hinter der Tür angebrachten Klingel dem Fahrer das Türschließsignal übermitteln. Eine seit Jahrzehnten unveränderte Technologie, natürlich bei dem in der DDR herrschenden Arbeitskräftemangel kontraproduktiv!

Langsam wird es schummrig und ich beeile mich, zu meinem Zielbahnhof Plänterwald zu gelangen, welcher auf einem hohen Damm liegt, was bestimmt noch schöne Abendbilder garantiert!


K2 verläßt Plänterwald

Und Plänterwald hält, was er verspricht. Gerade angekommen, kann ich gerade noch "Konrad den zweiten" beim Einschwenken in die lange Gerade nach Treptower Park aufnehmen, am schon seit Jahren außer Betrieb herumstehenden Klohäuschen vorbei. Und wenige Minuten später hält "Cäsar der vierzehnte" nach Friedrichstraße, erster Wagen ist 275 707. Im Abendsonnenlicht ist die hölzerne Innenausstattung gut erkennbar. Zumindest im Dienstabteil muß man sich dazu noch hölzerne Längsbänke denken. Der Fahrer schaut zur Grillfete in der Kleingartenanlage hinunter....

C14 in Plänterwald

Zwei letzte Aufnahmen noch, bevor ich den Heimweg antrete: Links verläßt "Konrad, der Fünfte" den Bahnhof in Richtung Schönefeld, ganz rechts rollt nochmals "Otto der erste" ein. Besucher vom Kulturpark Berlin warten schon auf ihre Rückbeförderung. Heute ist auf diesem Bahnhof zu abendlicher Stunde nicht mehr so viel Leben, der Kulturpark Berlin fiel endlosen Querelen der nur auf ihren Vorteil bedachten Politiker und Privatleute zum Opfer.....

K5 in Plänterwald O1 in Plänterwald

Nach 10 Minuten Rückweg durch blühende Gärten bin ich wieder zu Hause, wo ein schönes Abendbrot wartet.
Schöne Erinnerungen verbinde ich mit diesem Kurztrip, ich hoffe, ich konnte sie Ihnen ein wenig vermitteln.
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