Der Güterbahnhof liegt vor mir im gleißenden Sonnenlicht. Links das Gelände der Fahrzeugausstellung,
rechts die verbliebenen Abstellgleise für Reisezüge und Kühlwagen für das RAW "Franz Stenzer". Und in der Mitte
steht der abfahrbereite Sonderzug bereit, heute bespannt mit 74 1230. Wegen des fehlenden Bahnsteigs hat man
hölzerne Einstiegstreppen bereitgestellt. Mehr als sonst hat der Fdl des Stellwerks B9 in dieser Woche zu tun! |
|
|
Schnell laufe ich am RAW vorbei zur nächsten Brücke, der nach dem Maler Friedrich Wilhelm Otto Modersohn (1865-1943) benannten Modersohnbrücke.
Von hier bietet sich ein schönes Panorama auf den S-Bahnhof Warschauer Straße: Links verlaufen die drei Ferngleise Ostbahnhof-Rummelsburg,
es schließen sich die S-Bahngleise nach Erkner an, rechts davon die Gleise zur Ringbahn und nach Strausberg. Und auf dem Ferngleis links
startet der Pendelzug mit 74 1230 seine Fahrt unter inzwischen wolkenverhangenem Himmel. |
|
|
|
An der Revaler Straße liegt nicht nur der Nordzugang des S-Bahnhofs Ostkreuz, von hier kann man auch die Nordseite dieses
auch schon 1985 recht heruntergekommenen Ortes einsehen. Etwa 2 Stunden später passiert der Sonderzug auf seiner Rückfahrt diese Stelle mit dem Einfahrvorsignal
des Wriezener Gbf's, aus früheren Zeiten noch im 1000-m-Abstand zum Hauptsignal. Oben am Bahnsteig A steht ein S-Bahnzug zur Ringbahn in Richtung Blankenburg,
vom 1966 geschlossenen und später abgerissenen Bahnsteig B ist nur noch die kurz vor der herannahenden Lok für den ehemaligen Abgang zum Verbindungstunnel unterbrochene
Stützmauer erkennbar. Für heute habe ich nun leider keine Zeit mehr.... |
|
|
Zwischen Ostkreuz und Nöldnerplatz verläuft die Strecke nach Lichtenberg durch ein mit berlintypischen Mietshäusern bebautes Gebiet, die
Victoriastadt. Und hier errichtete im Jahr 1908 die Bleigießerei und Maschinenfabrik Juhl und Söhne einen 38 Meter hohen Schrotkugelturm zur Fertigung der gleichnamigen
Kugeln, immerhin bis 1939 in Betrieb. Und ich finde am 13.06.1985 in der Türrschmidtstraße ein Mietshaus mit einem günstig liegenden Treppenhausfenster. An diesem Tag
dampft 94 1292 mit dem Nachmittagszug an mir vorbei, gekreuzt von einer (leider rekonstruierten) S-Bahn in Richtung Stadt. |
|
|
|
|
|
|
|
Das Motiv am Bahnhof Nöldnerplatz gefiel mir so gut, daß ich am 15.06.85 nochmals den Treppenaufgang aufsuche, diesmal, um den Vormittagszug mit 64 007
auf Film zu bannen. Leider verschwindet die Sonne wieder pünktlich vor dem Aufnahmezeitpunkt....(oben).
Nun aber schnell zum Bahnhof Berlin-Lichtenberg, dort hat sich 01 1531 mit dem Sonderzug D 28551 von Rostock angekündigt! Dort erfahre ich von einem Unfall in Fichtengrund, wegen dem die Strecke von Rostock total gesperrt sei. Der Sonderzug führe über Schwerin
und hat deswegen 90 Minuten Verspätung. |
|
Genügend Zeit, mit anderen Eisenbahnfreunden Informationen auszutauschen und mir eine Parade von Holzrollern mit 211 020 an der Spitze
auf Gleis 20 am Wasserkran anzuschauen (links). Rechts dagegen wird 211 035 in Kürze mit einem D-Zug in Richtung Süden über den Innenring aufbrechen, daneben hat
die neu ausgelieferte 243 039 gerade den Balt-Orient-Expreß von Bucuresti mit vierstündiger Verspätung nach Berlin gebracht. |
|
|
|
Zufrieden schauen die beiden Schwarzen aus dem Führerhaus der 01 1531, als der Zug dann endlich den Bahnhof erreicht hat. Immer wieder schön
ist der Anblick einer Reko-01! Die Eisenbahnfans haben sich diszipliniert zum Halbkreis gruppiert, die Zuginsassen sind derweil schon auf dem Weg zum Wriezener Gbf.
Ich beschließe, dem von Werneuchen zurückkehrenden Pendelzug nach Ahrensfelde Nord entgegenzufahren. |
Einmal abgesehen, daß auf dieser Strecke mehr Loks der BR 74 im Einsatz waren: Bis auf die neuzeitlichen Kilometertafeln könnten diese beiden Bilder
durchaus 50 Jahre älter sein! Hurtig rollt 64 007 auf den Haltepunkt Ahrensfelde Nord zu, mit knurrenden Bremsen hält das Bähnle dort. Zufrieden beschließe ich,
mit dem nächsten Regelzug nach Werneuchen zu fahren und den Nachmittagszug mit 94 1292 dort zu erwarten. |
|
|
High Afternoon am Wasserkran von Werneuchen! Die Tenderlok löscht hier ihren Durst, um die Weiterfahrt nach Tiefensee störungslos zu absolvieren.
|
|
Dunkle Wolken sind am Himmel aufgezogen, beim Verschwinden des Zuges in den Kornfeldern des Barnim durchbricht die Sonne diese kurz, während weiter hin zum Oderbruch
ein Regenschauer nierdergeht. |
Als ich eine reichliche Stunde später in Blumberg (b Berlin) den Gegenzug erwarte, ist es auch nicht heller geworden. Langsam rumpelt 94 1292 in den Bahnhof zum
Kreuzungshalt, genügend Zeit, um über die Autobahnbrücke zur Bahnhofsausfahrt zu eilen! Im schlechten Licht dampft der Zug an mir vorbei auf dem Bahndamm in Richtung "Hauptstadt der DDR".
Ein Aquarellmaler könnte das nicht besser malen?! |
|
|
|
|
Immerhin hat es nicht geregnet! Zufrieden laufe ich nach Blumberg zurück und finde auch eine Gaststätte, welche mir den Aufenthalt in dem sonst reizlosen Dörfchen
versüßt. Leider habe ich am 16.06, dem letzten Tag, keine Zeit, so daß sich meine letzte Tour dem Geschehen zum Abbau der Ausstellung am 17.06.1985 widmet. |
|
Am 17.06. stehe ich wieder auf der Warschauer Brücke und verfolge die Bildung des Abbauzuges. 35 1113 steht zu seiner Beförderung bis Berlin-Lichtenberg
schon bereit. Dort werden die historischen Fahrzeuge auf die einzelnen Richtungen verteilt. Und V 36 027 erinnert sich der Tätigkeiten in ihrer aktiven Zeit und rangiert fleißig.
Ich beschließe, zum Bahnhof Ostkreuz zu fahren und die Zugvorbeifahrt dort zu genießen. |
|
|
Nach langer Wartezeit, um kurz nach sechs, rollt der Zug dann schließlich am Bahnsteig D vorbei. Der Begleiter im Wagen hinter E 77 10 schaut etwas skeptisch,
ob die Bügel seiner E-Lok heil unter der Ringbahnbrücke hindurchkommen. Aber irgendwie muß das etwas lädiert aussehende Stück ja zum Wriezener Bahnhof hingekommen sein!
Also nur Mut und durch! 89 6009 und 17 1055 (KPEV-Nr.: Osten-1135) haben es da leichter, gefolgt von 93 230 und dem KPEV-Flachwagen Berlin-48907.
Und in der unteren Reihe folgen die verschiedenen Ausstellungswagen: KPEV-Schnellzugwagen und die des Veltener Traditionszuges, der gedeckte Güterwagen "Magdeburg 116047" sowie der älteste
erhaltene KPEV-Personenwagen Berlin 01273. |
|
|
|
|
|
|
Leider habe ich keine Zeit zur weiteren Verfolgung des Zuges und mache mich auf den Heimweg, der allerdings nur unschlagbare 5 Minuten dauert! |