Auch noch im Sommer 1987 fuhren die Angermünder 52'er. Allerdings waren in Angermünde die Elektrifizierungsarbeiten im vollen Gange,
und zum Fahrplanwechsel im Frühjahr 1988 war hier die Aufnahme des elektrischen Betriebes geplant, gleichbedeutend mit dem Ende des Dampfbetriebs. Auch hatte
ich bei meinem Aufenthalt am 11.03.1987 sozusagen "Blut geleckt". Besonders die Stettiner Bahn hatte es mir angetan, dabei erschien mir der einige Male mit
Schnellzügen nach Szczecin durchfahrene Bahnhof Casekow als der ursprünglichste und interessanteste.
Regenverhangen dämmert der 24.08.1987 über Berlin hinauf, als ich um 06.01 Uhr auf dem Bahnhof Ostkreuz in die S-Bahn nach Bernau steige.
An sich hätte ich das auch 20 Minuten später tun können, aber ich traue dem 5-Minuten-Anschluß in Bernau nicht so recht, da kenne ich die Reichsbahn zu gut...
So habe ich nun reichlich 20 Minuten Zeit, den dortigen Imbiß zum Erwerb eines Pappbechers voll heißem Kaffee anzugehen und sitze dann um 07.09 Uhr im P 6106
nach Schwedt (Oder). Aber nicht dorthin will ich, sondern erreiche nach Umsteigen auf P 7166 in Angermünde pünktlich kurz nach 09.00 Uhr mit diesem Casekow.
Immerhin regnet es nicht mehr, und im Blockabstand soll eine Angermünder 52'er mit TDe 44403 nach Szczecin-Gumience durch den Bahnhof bollern, so ist zumindest die Theorie...
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Aber nichts kommt... Ich frage den freundlichen Weichenwärter vom Stellwerk 'Csb', der verneint, fügt jedoch hinzu, daß die Lok leer kommen würde.
Und das tut sie auch, um 09:30 Uhr rollt sie in den Bahnhof und bleibt am Empfangsgebäude stehen. Warum gibt es keine Durchfahrt nach Tantow, oder soll sie den am Hausbahnsteiggleis
abgestellten Lgo nach Szczecin abbefördern? Falsch, als Rangierfahrt geht es zum Nordostkopf, zur Kreuzung mit P 7167 wird die Lok auf ein Nebengleis geleitet. |
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Pünktlich kurz nach 10.00 Uhr rollt 110 657 mit dem Personenzug an der wartenden Dampflok vorbei in den Bahnhof.
Nun scheint wieder Platz im wahrscheinlich genauso verstopften Tantow zu sein, denn 52 8141 setzt schnell zurück ins Hauptgleis, worauf sich schon der Signalflügel,
allerdings ob der mechanischen Stellwerkstechnik unendlich langsam, hebt und die Lok mit ein paar kräftigen Auspuffschlägen im Vormittagsdunst verschwindet. |
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Ich kehre zurück zum Empfangsgebäude: Eine Ziege hat sich inzwischen den Rasengleisen angenommen. Ein Neuerervorschlag der Bm zur Unkrautvernichtung?
Ganz biologisch und ohne Einsatz von NSW-Mitteln? Und in der Kantine vom Bw Angermünde gibt es neuerdings Ziegenmilch? Aber so richtig zufrieden scheint das Viech mit
dem dargebotenem Grünzeug nicht zu sein, richtig böse meckert es mich an. Nun gemach, ich kann ja nichts dafür, daß keine saftigen Wiesengräser auf Bahngleisen wachsen!
Aber unbeeindruckt starrt sie mich an, komisch, muß ich vor ihr Angst haben? In einem weiten Bogen umgehe ich sie, jedenfalls. |
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Nun habe ich Zeit, mir einmal das Stellwerk "Csb" anzuschauen. Es sieht recht behelfsmäßig aus, wie hier die Elemente gestellt werden:
Die beiden Hauptsignale werden direkt am Mast in Fahrtstellung gebracht, das Einfahrsignal dagegen über eine Drahtzugleitung. Dazu muß der Weichenwärter jeweils
einen Schlüssel aus seiner Bude mitbringen, der dort nur bei verschlossenen Weichen herausziehbar ist. Blockfelder in Richtung Passow sind in der Bude ebenfalls
auszumachen, immerhin beträgt die Streckengeschwindigkeit 100 km/h.
Der Wärter reißt mich aus meinen Betrachtungen. Er tritt aus der Bude, kurbelt die Schranke herunter und stellt das Signal auf Fahrt. |
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Kurz darauf brummt 120 314 mit TGag 47404 aus Polen durch den Bahnhof und eine lange Wagenschlange leerer Fcs poltert und scheppert
durch den bislang eher beschaulich daliegenden Ort, noch lange im Westwind über der Uckermark verhallend.
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Viel weniger spektakulär dagegen die nachfolgende Einfahrt von Ng 62597: Still und leise hält 52 8141 mit ihren 4 Wagen in Höhe des
Empfangsgebäudes, kuppelt ab und setzt nach vorne bis über die Anschlußweiche in Richtung Ladestraße um. Der Rangierleiter hat inzwischen vom Stellwerk den Schlüssel
zum Aufschließen der Weiche besorgt, |
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Der Rangierleiter hat inzwischen vom Stellwerk den Schlüssel zum Aufschließen der Weiche besorgt, nun kann die Lok zur Ladestraße rangieren,
um dort einen leeren Tadgs-Getreidewagen abzuholen. Uckermärkische Landpartie: Die sich langsam vortastende Maschine spiegelt sich in den von Rückständen umsäumten Pfützen
auf dem Kopfsteinpflaster der Ladestraße, aufmerksam beobachtet von einem auf dem Dach des dahinterliegenden Gutshofes stehenden Storch. |
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In den vorderen Ladegleisen wird der Wagen dann umfahren und die Lok setzt sich mit ihm an die Spitze des nun 5 Wagen
umfassenden Nahgüters. Schnell hebt sich das Ausfahrsignal, schnell beschleunigt die Lok unter kräftigen Auspuffschlägen ihre kurze Fuhre und verschwindet
mit ihr in der Weite des Randowbruchs. Was nun? Es ist mittlerweile Mittag geworden, eine Kneipe ist hier allerdings nicht auszumachen, der nächste Zug
nach Angermünde zurück verkehrt erst um halb vier! |
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Zum Glück verkehrt ein Bus nach Schwedt, nach einer dreiviertel Stunde, vorbei an sämtlichen Werkstoren
des Petrolchemischen Kombinates bin ich am dortigen Bahnhof angelangt. Eine Kaufhalle bietet mir die Möglichkeit, ein paar Wienerwürste, zwei Schrippen
und eine Flasche Mineralwasser zu kaufen. P 15113 steht schon bereit, ich setze mich hinein zu Speis' und Trank und lande damit um halb vier wieder in Angermünde.
Schnell zum Bahnhofsnordkopf, eigentlich sollte ja der Nahgüter erst jetzt nach Angermünde kommen. Aber von ihm ist noch nichts zu sehen, friedlich stehen
106 028 und 106 120 aus der ersten Bauserie vor dem Bw-Wasserturm. Und kurz darauf fährt P 7173 aus Tantow, diesmal mit 120 043 bespannt, ein. Da hätte ich
gerne in Casekow gewartet und wäre mit dem gefahren...! Nun, von Prenzlau her folgen noch zwei 120'er mit einem Fcs-Ganzzug, nur die vordere der beiden habe ich
festgehalten: 120 165. |
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Immer noch kein Nahgüter in Sicht! Langsam wird es schon dämmerig, als sich um dreiviertel sechs D 914 nach Stralsund und dessen Abbringerzug P 7176
nach Tantow eine kleine Wettfahrt liefern. D 914 wird in Kürze den Personenzug auf einer Brücke überqueren. Aber auch im Bw tut sich etwas: Während 52 8035 weiterhin
tatenlos herumsteht, wird 52 8053 bekohlt. Gleichzeitig rollt 120 252 zum Personalwechsel vor die Lokleitung (ganz rechts). |
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Wenig später wird 52 8053 an den Betrieb übergeben. Da der Güterbahnhof voller Züge steht, rollt sie in einer Sägefahrt zu den Hauptgleisen, um durch diese
zum Südkopf des Bahnhofs zu gelangen - und dann weiter auf die Schwedter Seite. Dort wartet schon Dg 54596 auf Beförderung an die Oder. |
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Und dann, endlich, gegen 18:30 Uhr rollt auch der Nahgüter von Tantow in den Bahnhof, die fünf Wagen von der Strecke sind in Passow mit einem ganzen Kesselwagenzug
"aufgefüllt" worden. Vielleicht hat sie die Lok auch selbst aus Stendell abgeholt, genügend Zeit wäre dazu ja gewesen. Knapp drei Überstunden fallen für das Lokpersonal an....
Ich finde eine Kneipe, wo eine Wurstplatte und ein kühles Bier meine Lebensgeister nochmals erwecken. Da muß doch in Schwedt noch ein Nachtbild von 52 8053 drin sein? |
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Ist es auch, zwar leider ziemlich dunkel, weil die Triebwerksbeleuchtung vom Lokpersonal partout nicht angemacht wurde. Aber der vom Petrolchemischen Kombinat
her rührende rötliche Schein ist doch interessant, oder?
Rückfahrt mit P 6119. Da steht doch in Angermünde 52 8141 vor Dg 54598 bereit! Also, nicht nach Bernau weitergefahren, ausgestiegen und auch diesen Zug noch aufs Bild
gebannt... |
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Schnell zurück zum Personenbahnsteig, pünktlich röhrt eine 132'er mit D 559 heran. In Bk Wildtränke läuft der D-Zug auf P 6119 auf, überholt ihn sogar in
Biesenthal, erreicht aber dadurch mit 4 Minuten Verspätung Bernau. Die S-Bahn bringt mich zurück zum Ostkreuz, gegen 00:30 Uhr bin ich schließlich wieder zu Hause. |