Vom 17.01.1988 bis zum 21.01.1988 mietete ich mich zusammen mit einem Freund in einer Ferienwohnung
in Johanngeorgenstadt im Erzgebirge ein. Eigentlich ziemlich weit von jeglichem Dampflokeinsatz entfernt, hinderte dies
uns nicht daran, genau diese Gebiete aufzusuchen, mehr oder weniger aufwendig. Und da gab es, wenn auch reduziert, noch einiges:
Besonders die Glauchauer 50'er waren bislang von mir etwas stiefmütterlich behandelt worden,
aber es kam auch unerwartet zwischen Schlettau und Crottendorf nochmals eine 86'er zum Einsatz. Letzteres warf unsere Planung
doch gewaltig über den Haufen, so daß der Bericht von den ersten beiden Tagen im wesentlichen vom Besuch dieser Strecke handelt.
Nur knapp erreichen wir am Morgen des 17.01.1988 in Dresden Hbf D 900 nach Katzhütte.
Pünktlich um 05.40 Uhr verläßt der Zug den Bahnhof. Ein Glück, daß wir bei meinen Schwiegereltern
noch ausgiebig gefrühstückt haben, der Zug ist bar jeder kulinarischen Betreuung, obwohl es ja "ab 27.IX." ein Witschaftsabteil geben
sollte. Auch in Karl-Marx-Stadt muß der zweite Kaffee noch etwas warten, denn zuerst gilt es, den Frühzug nach Rochlitz, bespannt mit einer
50.35, abzulichten!
"Auf Gleis 3 wird zur Abfahrt bereitgestellt der Personenzug nach Rochlitz, fahrplanmäßige Abfahrtszeit: 07:17 Uhr!"
Unter der durch die Bahnhofshalle tönenden Stimme des Ansagers schiebt 50 3551 gegen 07:00 Uhr langsam die Rekowagen in Richtung Prellbock,
bleibt aber dabei aus unerfindlichen Gründen vorfristig stehen. Schnell das bereitgehaltene Stativ für eine Aufnahme aufgestellt, dann
schiebt die Lok auch schon weiter in Richtung Querbahnsteig. Schon findet sich der Zugführer ein, um den Zugdienstzettel auszufüllen
und dem Lokpersonal den Bremszettel zu übergeben. Noch fünf Minuten bis zur Abfahrt um 07:17 Uhr. Das reicht gerade noch für ein Nachtbild
vom anderen Bahnsteig.
Aber wir sind natürlich nicht die einzigen Fans an diesem Tag. So kommt man ins Gespräch:"Da fährt doch 86 1056 zwischen Schlettau und Crottendorf,
frisch von der Hauptuntersuchung zurück, die Garantie-Kilometer ab!" 86 1056? Schwer arbeit das Gehirn, überdenkt alle Möglichkeiten. Doch nach Glauchau fahren?
Nö, die 50'er fahren da auch noch in der Wochenmitte! So entern wir nach einem zweiten Frühstück den Eilzug nach Cranzahl, welcher uns pünktlich nach Annaberg-Buchholz bringt,
so daß wir nach dortigem Umsteigen um 11.46 Uhr mit P 16652 in Walthersdorf (Erzgeb) eintreffen.
Eigentlich müßte ja hier gegen 12:30 Uhr die 86'er durchgedampft kommen, auf der Fahrt von Annaberg-Buchholz nach Schlettau.
Aber nichts kommt, nur die Zeit für den Mittagszug Pmg 19639 nach Crottendorf ob Bf naht. Na, dann ist die Lok wohl in Schlettau verblieben
und wir postieren uns rechtzeitig in der Bahnhofseinfahrt von Walthersdorf, wo pünktlich um 13.18 Uhr die Fuhre heranrollt: 86 1056, 3"Donnerbüchsen",
der Pack- und zwei Güterwagen. Dann fahren wir doch die 5,4 Kilometer mit!
Schnell ist Crottendorf ob Bf erreicht. Während die wenigen Reisenden ihren Zielen entgegenschlittern, beginnt das
Rangieren:
Die Lok umfährt den Wagenzug, um die beiden Güterwagen zügig in die Anschlüsse zu verteilen.
Der E-Wagen, welcher dann unter der Verladeanlage hervorgeholt wird, hat noch nicht einmal eine Bremse!
So muß er an der Spitze des nun abfahrbereiten Gmp 68364 laufen, was bedeutet, daß die Wagen bis Schlettau ohne Heizung bleiben!
Aber was wäre schon ein richtiger Gmp ohne Güterwagen? Schließlich sind die Weichen wieder alle vorschriftsmäßig auf den geraden Strang
zurückgestellt und der Zug wartet auf die Abfahrtszeit. Ganz pünktlich um 14.14 Uhr wird das allerdings nicht, wie das Bild links
daneben beweist.
Eine halbe Stunde später ist Schlettau erreicht. Nach ein paar Rangierbewegungen wird die Lok vor dem Bahnhofsgebäude
abgestellt. Es ist Sonntag, der nächste Zug nach Crottendorf fährt erst in knapp zwei Stunden,
genug Zeit für ein "Schälchen Heeßen" in der Aufsichtsbude. Dann wird es aber schon längst finster sein, Zeit für uns,
in Richtung Quartier zu fahren. Aber womit?
Mit dem nächsten Zug nach Schwarzenberg, erst um 18.00 Uhr? Zum Glück verkehrt aber auch ein Bus, so daß wir nach einem
Restaurantbesuch dort P 3605 nach Johanngeorgenstadt erreichen und gegen 19.00 Uhr recht zufrieden am Schlafort eintreffen.
Es wäre ja auch ungehörig gewesen, noch später zur Schlüsselübergabe zu erscheinen...
Für den nächsten Tag hat die knarzende Stimme im Radio Sonnenschein angesagt. Wir entschließen uns, noch einmal nach Schlettau
zu fahren, auch unter dem Vorteil, so erst ziemlich spät aufzubrechen. Erst um 10.00 Uhr geht es los, kurzes Frühstück in Steinbach, danach
weiter durch das gleichnamige Tal nach Erlabrunn, P 9628 ist pünktlich, was wegen der Übergangszeit von 3 Minuten
in Schwarzenberg auch erforderlich ist. Nach einer knappen Dreiviertelstunde Fahrt mit P 16653, u.a. über den Markersbacher Viadukt,
stehen wir wieder in Walthersdorf und warten auf Pmg 19639 im Nachbargleis. Als der kurz darauf einfährt, versucht die Sonne immer erfolgreicher,
die Prophezeiungen des Wetterberichts zu erfüllen und den zähen Hochnebel zu durchdringen.
Nur kurz hält der Zug in Walthersdorf, nur eine Minute. Welches der dabei entstandenen Bilder unten gefällt Ihnen am besten, das etwas braun
oder das etwas mehr blau eingefärbte? Aber keine Zeit, nachzudenken, in einer scharfen Rechtskurve biegt das Bähnle hurtig ins Zschopautal ein,
die erlaubten 30 km/h sind schnell erreicht. Früher bestand hier noch eine Anbindung des Ladegleises (siehe Bild rechts unten).
In Richtung Schlettau führt die Strecke aus dem Zschopautal heraus und steigt dabei ein wenig an. Von einer kleinen Anhöhe
bietet sich ein schönes Panorama auf das Gleis, im Hintergrund der markante Bärenstein. Lange brauchen wir hier nicht zu warten, bald brummt eine
unerkannt gebliebene 110'er mit Ng 61968 von Annaberg-Buchholz heran, diese wird in Schlettau auf die Wagen aus dem Gmp 68364 von Crottendorf
warten müssen, welcher dann auch kurze Zeit später herandampft. Diesmal hängen ein paar mehr Wagen am Haken der schwer arbeitenden 86'er. Und die
Sonne scheint endlich!
Schnell die in Schlettau pausierende Garnitur "überholt" und uns an der nach Scheibenberg über die Hochfläche des Erzgebirges
führenden Strecke postiert! Zuerst rollt eine unerkannt gebliebene V 100 mit P 5697 nach Annaberg vorbei.
Aber dann! Nur Mo-Fr verkehrt der Leerzug zum nächsten, schon ab Scheibenberg verkehrenden, P 19643 nach Crottendorf. Die tiefliegende
Sonne scheint über die Hochfläche und taucht den Dampfzug in strahlendes Licht!
Später warten wir etwas weiter oben im Wald des Scheibenberg-Massivs. Schade, um 15:40 Uhr ist die Sonne gerade schon
wieder verschwunden, als P 19643 vorbeidampft. Die Langsamfahrstelle ist vorbei, nun kann der Regler geöffnet werden, bis die 50 km/h
Streckengeschwindigkeit erreicht sind. Und als die Garnitur, nunmehr als P 19642 von Crottendorf nach Walthersdorf zurückkehrt,
muß schon wieder das Stativ benutzt werden (ganz rechts).
Zwanzig Minuten später gelingen noch zwei stimmungsvolle Bilder während des siebenminütigen Aufenthalts
von P 19645, während das Abendrot langsam verblaßt.
Danach heißt es, nach Schlettau zurückzuwandern, während die Dunkelheit über das Land sinkt. Kurz vor 18:00 Uhr
trifft 86 1056 hier wieder ein, nunmehr mit P 19644. Schnell setzt die Lok an das andere Zugende um und zieht die Garnitur vor an die Wasserentnahmestelle.
Einen Wasserkran gibt es nicht mehr, nur noch einen Schlauch zur Heizwasserbefüllung der normalerweise hier verkehrenden V 100. Die untere Bilderreihe entsteht
während des Wassernehmens, dann fährt auch schon P 5696 ein, mit dem wir diesen Ort der Ruhe und des Friedens leider zu früh verlassen müssen.
Das Ende dieses Tages sieht etwas anders aus als vielleicht von Ihnen erwartet. Durch dessen späten Beginn fühlen wir uns ausgeruht genug,
die Strapazen der nächtlichen Überfahrt nach Rochlitz zu den dort noch verkehrenden 50.35 zu wagen. Aber das ist eine andere Geschichte, welche Sie
betrachten können.
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Der gesamte Set von den zwei Tagen umfaßt 30 Bilder, die auch in das Bildarchiv eingestellt wurden.
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