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Dampfabschied beim Bw Glauchau


Die Jahre 1987 und 1988 sollten wohl als Jahre der Dampfabschiede bei der DR der DDR in die Geschichtsbücher eingehen. Die Entwicklung stagnierte, die Fahrzeiten der Schnellzüge verlängerten sich wieder, nur die vorhandenen Dampfloks wurden immer weniger zum Streckendienst eingesetzt, da die Elektrifizierung genügend Dieselloks freisetzte, um sie zu ersetzen. Man sah ihre Zukunft als mobile Heizwerke, so auch im Bw Glauchau, welches ab September 1987 im Prinzip keine Dampfloks mehr einsetzte. Nur am 11./12.06.1988 noch einmal, zum offiziellen Dampfabschied, zu dem sich auch insgesamt 4 Loks der BR 86 treffen sollten, zum 60-jährigen Bestehen dieser Baureihe.

Mit einem in Leipzig wohnenden Freund verabredet, finde ich mich eine Viertelstunde vor Mitternacht auf dem Bahnhof Berlin-Lichtenberg ein, um mit D 559 dorthin zu gelangen. Wie oft habe ich diesen Zug benutzt, aber nie war ich pünktlich! So auch heute: Mit +7' rollt er in den Bahnhof, mit 13 Minuten verläßt er ihn wieder, ohne erkennbaren Grund. Bummelei über den Innenring, Vorbeischleichen an Berlin-Schöneweide, in Schönefeld sind es schon 19 Minuten Verspätung, in Jüterbog "rauschen" wir mit 40 km/h durch Überholgleise, schon 28 Minuten später. Viel passiert nun nicht mehr, um 03:01 Uhr erreicht die Fuhre Leipzig Hbf, nur mit +32' - da habe ich schon schlimmere Tage erlebt.... Für um fünf Uhr habe ich mich am P 8603 nach Altenburg verabredet, zwei Stunden Zeit für einen Mitropa-Besuch bleiben mir also. Kaum einen Platz eingenommen, entwickelt sich eines dieser erbaulichen DDR-Kundengespräche, woran man sich noch nach Jahren (so in etwa) erinnert: Kellnerin schlurft müde heran und teilt ungefragt mit:"Kaffe is nich!" "Das ist schade, was haben Sie dann zu trinken?" "Mehrfrucht-tschuuus" "Was ist denn da drin?" "Na, eben verschiedene Früchte! Woll'n Se ihn nu oder nich?" Ich kapituliere und bestelle und erfreue meine Geschmacksnerven mit ein wenig Banane und viel Zucker. Aber da kommt schon das Paar Wiener, mit pappigem Brot zwar, aber schön heiß und mit viel Senf, wie damals üblich, mit Estragongeschmack.
Als ich kurz vor fünf wieder in die Halle trete, prasselt der Regen auf das Dach. Sch....! Immerhin, der Freund ist pünktlich und bringt sogar seinen Sohn mit, "Damit er sich dran gewöhnt!", heißt es. P 8603 ist pünktlich und wir erreichen in Altenburg P 4693 nach Waldheim über Rochlitz, eine Ferkeltaxe mit Anhänger, leider nicht fotografiert. Sieben Minuten dauert die Fahrt nach Nobitz, dem ersten Ziel unseres Ausflugs. Für die Hauptstrecke Leipzig-Hof ist es nur eine Abzweigstelle, für die hier abzweigende Nebenbahn nach Narsdorf über Langenleuba-Oberhain jedoch ein Bahnhof mit einigen Anschlußgleisen. Und hier soll kurz nach 08:00 Uhr P 23717 von Zwickau vorbeidampfen und nach Kopfmachen in Altenburg zurückkehren, um in die Nebenbahn nach Narsdorf-Rochlitz einzubiegen.


Vorerst biegt aber erst einmal 118 642 mit dem täglichen Nahgüter von Altenburg nach Langenleuba-Oberhain in den Bahnhof. Vorbei die Zeiten, als dieser Zug eine Domäne der Altenburger 52'er war.... Na, verschwenden wir doch einmal zwei Fotos an diese Diesellok! Aber dann, kurz darauf nähert sich der Sonderzug, bestehend aus 58 3047, dem Zwickauer Eilzug und am Schluß 50 849, in der weiten Kurve von Paditz aus. Der Lokführer hat den Regler geschlossen. es geht ziemlich eben durch den aufgeschlitzten Tunnel nach Altenburg hinein.

118 642 in Nobitz 118 642 in Nobitz
58 3047 in Nobitz 58 3047 in Nobitz 50 849 in Nobitz

Schnell zurück in den Bahnhof! 118 642 hat gerade angefangen, den Anschluß der VEB Altenburger Wollspinnerei zu bedienen! Vorsichtig tastet sich die Rangierabteilung das zugewachsene Anschlußgleis zum Werksgelände herunter und verschwindet dort. Bis zur Wiederkehr des Sonderzuges taucht sie dort auch nicht wieder auf. Vielleicht taugt ja die Werkskantine etwas? Also zum kleinen Viadukt hinter der Bahnhofsausfahrt! Jetzt führt 50 849 P 23717 durch den Dunst. Aber auch wieder ohne Dampf!

118 642 in Nobitz 118 642 in Nobitz 50 849 in Nobitz

Eine Zugverfolgung scheidet aus, erst um 12:30 fährt wieder etwas in Richtung Narsdorf! Wir laufen die paar Kilometer nach Paditz an der Hauptstrecke, wo uns P 3603 aufliest, ab Gößnitz geht es dann wieder mit einem Schnellzug weiter, D 901 bringt uns nach Glauchau. Viele Eisenbahnfans, aber es sind noch keine Sonderzüge angekommen. Eine Stunde Zeit bis zur Weiterfahrt in Muldental, also schnell durch den Bahnsteigtunnel ins Bw hinübergewechselt!

50 3576 rangiert gerade auf Nebengleisen, da sie nicht für den "Sandzug" ausgewählt wurde, bleibt das ihre einzige Beschäftigung, zwischen Obstbäumen, einem Zementsilo und Buden unklarer Bestimmung hin und her zu fahren. Aber nun schnell zum Lokschuppen! 86 607 rangiert über die Drehscheibe, die Lok von der Zwickauer Kohlenbahn hat zur Feier des Tages extra nicht EDV-gerechte Lokschilder bekommen. 86 333 sowie 86 1501 schauen zu, flankiert von der Museumslok 58 261 und 50 3519. Aber wir hoffen noch auf besseres Wetter am Nachmittag... Wie sagt man so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt!

50 3576 in Glauchau 50 3576 in Glauchau
86 607 in Glauchau BR 86 in Glauchau BR 86 in Glauchau

Erfahren haben wir, daß gegen 13:00 Uhr die Sonderzüge aus Zwickau (über Rochlitz) und aus Dresden gemeinsam in den Bahnhof fahren sollen. Das reicht also noch, mit P 4746 ins Muldental hineinzufahren, um P 23717 und den avisierten Sandzug Gag 56353 auf den Film zu bannen. Wir entscheiden uns, in Thierbach-Zinnberg auszusteigen und stehen kurz darauf auf nasser Wiese und in Gesellschaft uns keines Blickes würdigender zweier Schafe in froher Erwartung der Dampfzüge. Ein leichter Nieselregen versüßt uns den Aufenthalt, allerdings rollt schon nach kurzer Zeit (Kreuzung wohl in Penig) der Sonderzug heran. Beide Dampfloks laufen nun an der Spitze, wieder ohne wesentliche Dampfentwicklung, kein Wunder bei der durch Lf 4 angekündigten Geschwindigkeitsermäßigung auf 50 km/h.

58 3047 und 50 849 bei Thierbach-Zinnberg 58 3047 und 50 849 bei Thierbach-Zinnberg 58 3047 und 50 849 bei Thierbach-Zinnberg

Vom Fahrplan her soll im Blockabstand der Sandzug folgen, Gag 56353 von Colditz nach Glauchau, ein schwerer Ganzzug mit Flachwagen, wohl das Markenzeichen der Muldentalbahn und zum (vor-) letzten Mal mit Dampf bespannt, diesmal mit 50 3670. Langsam schält sich die Lok aus dem Dunst, eher gemächlich dampft der Zug heran. Aber was ist das? Schilder an Lok und Tender verzieren das Bild! Ich gebe zu, daß ich damals ziemlich enttäuscht war. Aber beim Betrachten der Bilder aus 22 Jahren Entfernung wiegen die schönen Pastell-Farben diesen kleinen Mangel wohl auf.... Na, dann zurück nach Glauchau, mit P 19731.

50 3670 bei Thierbach-Zinnberg 50 3670 bei Thierbach-Zinnberg 50 3670 bei Thierbach-Zinnberg

Ein mächtiges Gewimmel empfängt uns schon auf dem Bahnsteig. 50 3670 hat gerade erst vom Ganzzug weggesetzt und rollt nun in einer Sägefahrt in Richtung Bw, aufmerksam von einer Meute aus Fotografen und Fans beobachtet. Wir laufen durch den Bahnsteigtunnel zum im Nieselregen daliegenden Bahnbetriebswerk, unsere Hoffnung auf besseres Wetter hat sich nicht erfüllt, nur etwas nasser "Fotografierglanz" ist dazugekommen. Gerade wird 86 1501 auf der Scheibe gedreht, pausenlos klicken trotz Regens die Verschlüsse der Kameras, auch als sich 86 049, 86 333 sowie 86 607 zusammen mit weiteren Dampf- und Dieselloks (112 880, 118 694 sowie 58 261) friedlich schmauchend vor dem Lokschuppen präsentieren. Als später noch 86 049 aus Pockau-Lengefeld die Drehscheibe entert, haben sich allerdings die meisten der Fotografen inzwischen in den Schutz des Lokschuppens begeben...
Eine Weile stehen wir noch herum, verfügen uns dann aber in und vor die Bahnhofshalle, um etwas zu essen. Nein, kein Bier - man soll ja Vorbild sein.....

50 3670 in Glauchau
BR 86 in Glauchau BR 86 in Glauchau BR 86 in Glauchau
86 049 in Glauchau 50 849 in Glauchau-Schönbörnchen

Der nächste Personenzug nimmt uns mit nach Glauchau-Schönbörnchen. Hier zweigt die Strecke nach Gößnitz-Weimar von der "D-W" ab. P 23716 zurück nach Zwickau rollt allerdings, bespannt mit 50 849, zurück in Richtung Zwickau. Interessant ist hier auch die Betrachtung der Oberleitungsanlagen.

Zurück nach Glauchau! 50 3670 stellt gerade ihren Zug zurück zur EST Rochlitz zur Abfahrt bereit. P 19740 heißt die Garnitur von drei Rekowagen, welche nun am Bahnsteig auf Reisende wartet. Eigentlich sollte dieser Zug ja laut Kursbuch -nur an Samstagen- einen Packwagen haben?! Nun, ein Reisender mit Bedarf an solch einer Beförderungsmöglichkeit ist nicht in Sicht, und so geht es auf dem Bahnsteig bis zur planmäßigen Abfahrtszeit um 17:55 ruhig und entspannt zu.

50 3670 in Glauchau 50 3670 in Glauchau
50 3670 in Glauchau 50 3670 in Glauchau

Na, dann machen wir doch noch ein paar Aufnahmen und fahren dann mit, im ersten Wagen hinter der Dampflok. Eine solche Mitfahrt wurde unserem kleinen Begleiter schon den ganzen Tag versprochen, nur diese Aussicht hält ihn noch bei Laune! Es sind zwar nur 34 Minuten, aber dafür recht interessante. Immer wieder faszinierend ist die Wirkung des ruckelnden schwarzen Tenders, durch die geschlossene Übergangstür betrachtet, auf kleine und große Eisenbahnfans.


Viel zu schnell ist Penig erreicht! Da der dampfbespannte Personenzug in Rochlitz keinen vernünftigen Anschluß weiter nach Leipzig hat, müssen wir hier aussteigen. Unser Anschlußzug wartet schon: 112 677 mit Gmp 68363 nach Narsdorf über Langenleuba-Oberhain und Obergräfenhain. Klingt wie Thüringer Wald, nicht? Nun, steil ist die Strecke aus dem Muldental heraus nach Langenleuba-Oberhain schon, die 110'er hat mit einem Personen- und einem Packwagen sowie 6 Güterwagen schon etwas mehr Arbeit zu leisten als die Dampflok, welche sich nichtdestotrotz mit einer Bilderbuchausfahrt von uns verabschiedet.

Nun, wir sind ja auch nicht die einzigen Fans auf dem schmalen Bahnsteig. Man stelle sich solch ein Ansinnen einmal im Jahr 2010 vor..... Nun aber schnell in den Bghw-Wagen hinein, die Ausfahrt für den Gmp steht schon!

50 3670 in Penig

50 3670 in Penig 50 3670 in Penig 50 3670 in Penig
112 677 in Langenleuba-Oberhain

Nach einer Viertelstunde Bergfahrt ist Langenleuba-Oberhain erreicht, der Zugführer mutiert zum Rangierleiter und die letzten Wagen werden weggesetzt. 6 Minuten sieht der Fahrplan dafür vor! Und nach weiteren 12 Minuten ist Narsdorf erreicht, schnell wird der Gmp weggesetzt, da die Gleise hier für die Zugkreuzung zweier Personenzüge benötigt werden. Zuerst rollt P 4717 nach Karl-Marx-Stadt, gezogen von 118 352, in den Bahnhof, danach der Gegenzug nach Leipzig, P 4716, welcher uns auch dann mitnimmt.

118 352 in Narsdorf

Schneller Abschied in Leipzig Hbf, da gerade der 43 Minuten verspätete D 506 aus Saalfeld einfährt. Fein, da bin ich ja eher in Berlin, denke ich zumindest....! Nun, mit 45 Minuten fährt der Zug ab. Schnell schlafe ich ein, wache aber bald wieder auf: Der Zug steht, Bitterfeld verheißt ein Bahnhofsschild, ein wenig einladender Ort... Eine krächzende Lautsprecherstimme verheißt dem Personal einen "Lokschaden 5568". Immerhin, mit 75 Minuten Verspätung gehts weiter, von Signal zu Signal, in Muldenstein in die Umspanngruppe, wo uns D 718 überholt, mit dem ich eigentlich hätte fahren wollen! Langsam geht es weiter bis Wittenberg, an mit +107 Minuten, offenbar ist der unselige Personenzug vor uns. In Bülzig ein weiterer Halt: "Bitte offene Tür schließen!", tönt es aus dem Lautsprecher. Macht 114 Minuten Verspätung durch Jüterbog, und 110 Minuten in Lichtenberg, um 00:38 Uhr - 216 Minuten Fahrzeit für 182 Kilometer, ein wahrer "Schnellzug"! Und das schlimmste folgt nun noch: Es war keinerlei gastronomische Betreuung im Zug!


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