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       Es muß ein Artikel im "Modelleisenbahner" gewesen sein, welcher mein Interesse an den rumänischen Waldbahnen
      geweckt hat. Umfangreiche Netze, Dampfloks, sogar eine Standseilbahn, mein Entschluß stand fest, im Sommer 1989 als erstes zur
      Waldbahn Covasna-Comandau zu fahren. Diese, 1892 eröffnet, verband die zu Ungarn gehörige holzreiche Gegend um Komando mit der
      großen weiten Welt. Den damaligen politischen Verhältnissen verdanken wir die eigentlich ungünstige Streckenführung, bei der große
      Schwierigkeiten in Kauf genommen wurden: Eine Standseilbahn mußte helfen, die 400 Meter Höhenunterschied zwischen Covasna und Comandau
      zu überwinden, auch der Holum-Paß erforderte gewaltige Anstrengungen der kleinen Lokomotiven. Dabei wäre es doch viel einfacher gewesen,
      eine Bahn durch die Täler der kleinen und großen Boska nach Rumänien, nach Nehoiu zu bauen (Wie es dann in den zwanziger Jahren
      des vorigen Jahrhunderts, als auch Siebenbürgen zu Rumänien gehörte, dann geschah!). Aber man entschied damals,
      eine Verbindung in Richtung Ungarn zu schaffen, wohl wegen der nicht so freundschaftlichen Beziehungen zwischen Österreich-Ungarn
      und dem Königreich Rumänien, aber auch, weil das Holz sowieso in diese Richtung zu transportieren war und der Weg über Rumänien
      - um die Karpaten herum - viel zu lang gewesen wäre. Und, als dann alles zu Rumänien gehörte, das Netz auf über 200 Kilometer Streckenlänge 
      angewachsen war und in den siebziger Jahren viele Waldbahnen stillgelegt wurden, hatte die Strecke nochmals Glück:
      Die wesentlich günstigeren Verbindungen nach Nehoiu wurden 1971 durch ein verheerendes Hochwasser zerstört und nicht wieder aufgebaut,
      die über die Berge verlaufende Linie nach Covasna blieb dagegen halbwegs verschont. So gab es noch bis ins Jahr 1999 Betrieb auf der wohl
      interessantesten Waldbahn Rumäniens. 
      Eigentlich beginnt der Tag 1 ja schon am Abend des 10.06.1989, als ich, mit einem Freund zusammen, in Berlin-Lichtenberg
      kurz vor Mitternacht in den Schlafwagen des "Balt-Orient-Expreß" nach Bucuresti steige. Zwei Nächte liegen vor uns auf der Fahrt nach
      Siebenbürgen. Erregte Diskussionen mit einem in Budapest zugestiegenen jungen Ungarn, welcher seine Eltern in Rumänien hat, und der nicht
      verstehen kann, was wir da in diesem "furchtbaren" Land wollen. Die ungarische Paßkontrolle in Biharkeresztes, Fahrt über die Grenze nach
      Episcopia Bihor: Dunkelheit, eine einsame Lampe leuchtet auf dem Bahnsteig, Männer mit Taschenlampen untersuchen den Zug und ersetzen die
      "guten" Batterien für das Ausland durch gebrauchte, welche nach wenigen Minuten Halt ihren Geist aufgeben und die Wagen in Notbeleuchtung
      oder später in Dunkelheit hüllen. Unruhiger Schlaf im schaukelnden Wagen, Aufwachen bei Tagesdämmerung des 12.06.89 in Copsa Mica,
      Menschen laufen durch schlammige, ungepflasterte Straßen, alles ist grau bis schwarz, im Hintergrund versprühen die Türme einer Rußfabrik
      und einer Metallhütte giftige Funken. Und dann gegen 11.00 Uhr das Aussteigen in Brasov, ein dunkler Bahnsteigtunnel,
      erleuchtet von einer geisterhafte Schatten erzeugenden einzelnen Lampe. Willkommen im Reich Draculas! 
      Brot gibt es zu kaufen, genug von den kleinen Wurstbüchsen führen wir ja mit uns. Um 13.00 Uhr geht der Zug nach Covasna, eine Diesellok mit
      einer vierteiligen Doppelstockeinheit aus der DDR, die Türen bleiben während der Fahrt auf, bei den Toiletten gibt es nicht mal mehr die Klappe
      zum Ablassen der Exkremente auf den Schotter. Ankunft in Covasna, etwa einen Kilometer ist es bis ins Zentrum, wir finden sogar das Hotel und
      bekommen dort ein Zimmer. Sauber ist es, aber zum Duschen gibts nur kaltes Wasser und im ganzen Raum, Bad eingeschlossen, blakt nur eine einzige
      25 Watt-Glühbirne. Na, das kann ja abends heiter werden! 
      Inzwischen ist es 16:00 Uhr geworden, wir wollen heute zumindest noch den Waldbahnhof erkunden. Da wir uns nicht trauen, durch das
      Sägewerk zu laufen, verlassen wir Covasna auf der Landstraße nach Tirgu Secuiesc, in der Hoffnung, ihn von hinten, an den Waldbahngleisen entlang,
      zu erreichen, was auch gelingt. Endlich sind wir da, und der Nachmittagszug ist noch nicht von Siclau, von der Talstation der Standseilbahn, zurück!
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