Der 13.06.1989, der zweiten Tag unseres Aufenthaltes in Covasna, beginnt mit Sonnenschein.
Nach dem Erkunden des Bahnhofs der Waldbahn am Vortag
() soll es nun heute in Richtung der
Standseilbahn gehen.
Eigentlich müßte es ja in dem Hotelrestaurant ein Frühstück geben. Aber niemand ist dort, und wir haben auch keine Zeit
zu warten, bis hier jemand auftaucht. Also hinaus, ein Laden hat frisches Brot und sogar einen Laib Käse, die Flaschen sind mit Leitungswasser
gefüllt, und so sitzen wir auf einer Bank und frühstücken. Etwas hastig, gebe ich zu, denn die am Vortag genannte Abfahrtszeit des Vormittagszuges
nach Siclau "gegen neun Uhr" kann durchaus variabel gehandhabt werden. Na, dann, Aufbruch, diesmal über die schlaglochübersäte "Bahnhofstraße"
und einen am Vortag erkundeten Trampelpfad hinter dem Sägewerk entlang zum Waldbahnhof!
An der "Beholzungsstelle" dampft 764 001 vor sich hin, die Vorräte sind schon aufgefüllt. Und der zum Sägewerk gerichtete
Blick erspäht die CFF-Normalspurlok N3 404. Die Morgensonne taucht das ganze Gelände in goldenes Licht und wärmt unseren Rücken doch schon etwas,
die Kühle der Nacht (Immerhin sind wir ja hier auf fast 600 Meter Meereshöhe!) langsam vertreibend.
Auch der schwere Kopf vom süßen Wein des Vortages ist vergessen! Bald ist es 09:00 Uhr, aber noch nichts passiert.
Doch, da fängt wenig später die Normalspurlok an zu rangieren!
Sie dampft los, um beladene Holzwagen in das Nachbargleis zu drücken. Und, während wir sie dabei verfolgen, wird auch die
Schmalspurlok 764 001 aktiv, schnell die Kamera herumgerissen und ein Gegenlichtbild versucht! Und während die Schlange aus leeren Trucks, welche sie
zusammengestellt, immer länger wird, tritt auch ein dritter Akteur auf die Bühne des Geschehens: Die CFR-Lok 131 059 taucht auf, um drei Ea-Wagen
zur Wagenübergabestelle zu befördern. Nach einer kurzen Pause
legt die Lokomotive eine Anfahrt vor, die jedem Schwerlast-Güterzug zur Ehre gereichen würde, obwohl die Fahrt nach einigen 100 Metern
in der Wagenübergabestelle schon ihr Ende finden wird und auch die Dampfwolke keinesfalls von uns bestellt wurde.
Aber nun steht der Waldbahnzug zur Abfahrt bereit und das freudliche Personal, schon frühzeitig gefragt, hat uns die Mitfahrt
im Dienstwagen gestattet. Ein kleines Päckchen "Rondo"-Kaffee wechselt dazu den Besitzer und erzeugt zufriedene Mienen bei den Bediensteten.
Noch ein letzter Blick auf die CFF-Normalspurlok, dann rumpeln wir über die Gleiskreuzungen in der Bahnhofsausfahrt auf die Strecke hinaus.
Der eine Kilometer bis zum Fuß der Berge ist schnell durchfahren und der Zug fährt nun oberhalb der Häuser und Gärten von Vajnafalva,
einem Vorort von Covasna, auf das Feental (Valea Zinelor) zu, ein idyllisches, wenn auch nicht sonderlich langes Tal, vorbei zuerst an umfangreichen Kuranlagen,
die später dann Wiesen und Wäldern Platz machen. Und dann ist auch schon Siclau, die Talstation der Standseilbahn erreicht.
Schnell kuppelt die Lok ab und rollt an die Wasserstelle. Mittels einer (ziemlich lauten) Pumpe wird hier Wasser aus dem
vorbeifließenden Bach in die Wasserkästen der Lok geleitet. Die Personale treffen sich derweil zu einem Schwätzchen, auch ein höherer Mitarbeiter
hat sich eingefunden. Nachdem von Comandau aus die Draisine des Waldbahnchefs durch ist, wird der Sandbehälter herangefahren, und die Maschine nimmt
Sand, überlebenswichtig auf den Bergstrecken.
Schnell ist nun der Zug zusammengestellt, die Bremser haben ihre Plätze eingenommen, die kleine Lok hinter den
hoch beladenen Wagen stößt Qualmwolken aus, pfeift und die ganze Fuhre verschwindet bergab in Richtung Covasna.
Die Standseilbahn wird nun zum Gegenstand unseres Interesses. Gerade rollt ein beladener Truck zu Tal, das Pferd wartet schon und
wird diesen, unterstützt von der Neigung des Gleises zum Bahnhof hin, dorthin in das nun freigewordene Aufstellgleis ziehen.
Auf dem Rückweg bringen Mensch und Tier mit vereinten Kräften einen Leertruck mit, mit dem die Bühne der Standseilbahn,
wieder wohlgefüllt, bald im dichten Wald verschwindet. Unser Entschluß steht fest! Da hinauf! Die Frage nach einer Mitfahrtmöglichkeit wird verneint,
also bleibt nur, die etwa 350 Meter Höhenunterschied der 1236 Meter langen Standseilbahn zu Fuß zu überwinden.
Schnell empfängt uns dunkler Wald, an der Ausweiche in der Mitte der Strecke lichtet er sich ein wenig.
Ziemlich windschief sieht das Ganze aus, funktioniert aber seit 1892. Nur von einem Unfall mit tödlichem Ausgang erzählt man sich!
Gefährlich ist das gegenseitige Umsteigen der Begleiter (und Pferdeführer jeweils der oberen und unteren Station) an der Ausweiche allemal:
Der Begleiter der von unten (neben uns) herannahenden Bühne springt auf ein Holzpodest, stellt von dort nach deren Durchfahrt die Weiche um
und
springt schließlich wieder auf die talwärts fahrende um. Der von oben kommende Begleiter dagegen wechselt die Bühnen, während diese sich mit kurzem Halt
gegenüberstehen. Zumindest, wenn die dem Gewichtsausgleich dienenden vier 50 kg-Eisengewichte mit umgeladen werden müssen. Perfekt organisiert!
Wir steigen höher, das Dienstgebäude, in dem sich auch die Technik der Seilbahn befindet, ist schon auszumachen. Oberhalb der
Ausweiche ist das Gleis dreischienig, wohl um bergab spitz befahrene Weichen zu verhindern. Kurz vor der oberen Station lichtet sich der Wald.
Schnell durch das Maschinenhaus, da wird der Wagen auch schon vom Pferd abgezogen, durchquert das Dienstgebäude der Bergstation und erreicht auch bald,
nachdem er in einer der Weichen ein wenig geklemmt hat, das Aufstellgleis.
Nun laufen wir zum anderen Bahnhofsende. Die Frage, wo hier noch ein Zug einfahren kann, sollte bald beantwortet werden.
Nachdem der letzte im linken Gleis verbliebene Wagen zur Fahrt nach unten wegtransportiert wurde, rollt von der anderen Seite die
Comandauer Lok 764 379 in den Bahnhof. Aber wo ist der Zug? Nun, nach Umstellen der Weichen und nach Gellen der Dampfpfeife rollt der Packwagen,
seiner menschlichen Last entledigt, heran, bleibt aber in den Weichen stehen. Da ist Schieben angesagt! Kurz darauf gellt die Pfeife der Lok wieder,
ein Rumpeln hebt an, und die Schlange beladener Wagen biegt um die Kurve aus dem grünen Dunkel des Waldes heraus. 8 Wagen, besetzt von 4 Bremsern,
wollen rechtzeitig gebremst werden, um nicht durch das Dienstgebäude der Standseilbahn zu fahren und den dahinter befindlichen Abhang herunterzukollern!
Man hat es eilig, mit den Leerwagen nach Comandau zu kommen. Sehnsüchtig schauen wir dem im Dunkel des Waldes verschwindenden
Zug hinterher, gerne wären wir mitgefahren. Aber das hat am Nachmittag keinen Sinn mehr. Unser Entschluß steht aber fest: Morgen geht es nach Comandau!
Gegen 10.00 Uhr soll der Frühzug hier abfahren...
Aber nun zurück zum Heute! Unten soll ja noch ein Zug fahren, beim eiligen Abstieg hinunter begegnet uns der Wolga auf seinem Rückweg nach Comandau,
er kreuzt in der Ausweiche mit einer vollbeladenen Bühne, welche abwärts rollt.
Der untere Bahnhof ist schnell durchquert, wir postieren uns ein wenig weiter unten im Feental. Und bald darauf dampft 764 001 heran,
den Nachmittagszug am Haken. Wegen der Wärme nur mit unvollkommener Dampfwolke, aber dafür ist das akustische Schauspiel unbeschreibbar! Die kleine Lok zerrt
regelrecht den schweren Zug bergauf, jedes Teil der Maschine bebt und schüttelt, als sie an uns mit Schrittgeschwindigkeit vorbeizieht, um mit einer letzten
Kraftanstrengung den unteren Bahnhof der Standseilbahn zu erreichen.
Dann rumpeln die Wagen an uns vorbei, die Vorbeifahrt erst vollständig machend. Was nun? Noch einmal zum Bahnhof zurück? Nein, denn wir wurden
für heute abend zum Abendessen eingeladen, von unserem neuen Bekannten, den Dolmetscher von gestern Abend. Also laufen wir die 5 Kilometer durch das Feental
in das Zentrum von Covasna zurück. Ein schöner Abend voller Gastfreundschaft schließt sich an. Und am nächsten Tag geht es dann nach Comandau ....
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