Und so ist es: Die erste Vertreterin der auf der dortigen Schmalspurbahn vorherrschenden Baureihe VII k hat gerade den dritten Berufszug des Tages nach Kurort Jonsdorf
an den Bahnsteig gezogen. Aber bis zur Abfahrt des P 14172 um 05:47 Uhr ist noch genügend Zeit, 99 1758 zu fotografieren und sich an dem den Mond zum rötlichen Fleck am Himmel verdunkelnden
kräuselnden Rauch der Lok zu erfreuen. Soll ich nun mitfahren, auf Kaffee und Frühstück in der Mitropa verzichten? Ja, ich muß, denn der nächste Zug fährt ja erst nach 08:00 Uhr! |
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Fast eine Stunde dauert die Fahrt über 13 Kilometer ins Zittauer Gebirge hinein, rüttelnd und schaukelnd nähert sich der Zug seinem Ziel.
Die letzten 4 Kilometer hinter Bertsdorf muß sich die Maschine ordentlich anstrengen, um die 114 Meter Höhendifferenz zu überwinden. Aber dann ist es geschafft!
Schnell noch ein Bild mit Empfangsgebäude und beleuchteter Bahnhofsuhr, während schon das Eisen der Kupplungshaken klirrt. Kurz darauf wird umgesetzt, so daß die Rückfahrt
als P 14173 pünktlich um 06:58 Uhr beginnen kann. Im Hintergrund der nach der Lausche zweithöchste Gipfel im deutschen Teil des Zittauer Gebirges, der 749 m hohe Hochwald.
Schemenhaft sind oben, schon von der Sonne beschienen, Baude und Aussichtsturm erkennbar. |
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In Olbersdorf Oberdorf verlasse ich P 14173 und laufe zum unterhalb des Bahnhofs befindlichen, 124 m langen Viadukt. Die Schmalspurstrecke wechselt hier zwischen dem Hp Olbersdorf Unterdorf
und dem Bf Oberdorf die Talseite und schlängelt sich über den Dächern der im Goldbachtal liegenden Häuser entlang. Kurz nach halb neun dampft hier 99 1735 mit P 14174 nach Jonsdorf heran,
das Bullern der Abdampfschläge vermischt sich mit dem Dröhnen der Brückenträger und -abdeckungen unter der Lok. Wer genau hinschaut, kann noch die aus der Zweigleisigkeit der Strecke herrührenden
breiten Brückenpfeiler ausmachen. Von 1913 bis 1945 fuhr man hier zweigleisig, für eine Schmalspurstrecke durchaus selten. |
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Eine reichliche halbe Stunde später erwarte ich den nächsten Zug, P 14072 nach Kurort Oybin, in Olbersdorf Oberdorf. An diesem Bahnhof mit seinen Gleisanschlüssen enden die Güterzüge
von Zittau. Aber dazu später. Vorerst naht 99 1759 mit einer fast vollständig erhaltenen Garnutur aus nicht rekonstruierten Personenwagen, schon von einigen Reisenden ins Zittauer Gebirge sehnlichst erwartet.
Aber auch Aussteiger gibt es: Mindestens eine Dame im roten Mantel und eine in einer weißen Jacke! Nach kurzem Aufenthalt ein von der Dampflok beantworteter Pfiff, und das für einen Zwischenbahnhof erstaunlich
große Empfangsgebäude wird von braunem, schwefelhaltigem Braunkohlendampf eingenebelt. Ab hier wird die Strecke steil: Ca 50 Meter Höhendifferenz müssen bis zum zweieinhalb Kilometer
entfernten Bahnhof Bertsdorf überwunden werden. |
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Warum ich unbedingt in Olbersdorf Oberdorf warten will? Nun, als nächster Zug folgt der Nahgüter 67282! 99 1776 rollt, zwei aufgerollte E- und einen Flachwagen sowie den Packwagen an der Kuppelstange,
ganz langsam in den Bahnhof. Der höheren Anhängelast geschuldet, hat man für den Güterverkehr zwei DDR-Neubauloks zur eigentlich von den sächsischen VII k-Loks beherrschten Strecke umgesetzt.
Aber genug der Gedanken: Flach- und Gepäckwagen bleiben im Hauptgleis, die beiden offenen werden ins Überholgleis rangiert, wo der letztere der beiden stehenbleibt. Der Rest des Zuges wird wieder vereinigt und rollt
weiter zum oberen Anschluß vom Imprägnierwerk, und, weil dieser außerhalb des Bahnhofs liegt, gibt es dafür auch eine Nummer: Üa 75292. |
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Rasch kehrt die Lok in den Bahnhof zurück, um 99 1759 mit P 14073 nach Zittau vorbeizulassen: Auf dem linken Bild rollt der Personenzug in den Bahnhof,
von rechts mündet das untere Anschlußgleis des Imprägnierwerkes ein. Auf dem rechten Bild sehen sie noch einen Schnappschuß mit den beiden Zügen und einem roten Wartburg.
Interessant anzuschauen ist auch die Befestigung des Zugschlusses. |
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Kaum ist der Personenzug abgefahren, wird weiter rangiert. Ein vom oberen Anschluß mitgebrachter, nun leerer Flachwagen muß in den unteren Anschluß des Imprägnierwerkes geschafft werden. Ziemlich
steil geht es auf das Niveau des Betriebes hinauf, um dort zur Wagenübergabestelle "WÜST" zurückzudrücken. "LOK HALT!" verheißt das zweite Schild, man kuppelt also ab, rangiert über die Weiche zurück, diese wird umgelegt, und die
Dampflok rollt langsam in den Bahnhof zurück (untere Bilderserie). |
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Als ich am nördlichen Bahnhofsende ankomme, hat man schon gekuppelt. Die Sonnenstrahlen beleuchten die recht bullige Maschine jetzt von der Seite, im Hintergrund Neubauten für die Werktätigen.
Ng 67283 steht bereit zur Rückfahrt nach Zittau, ganz im Hintergrund wieder der über dem Tal thronende Hochwald. Leider habe ich den auf beiden Bildern angeschnittenen Schmalspurgüterwagen nicht im Ganzen aufgenommen,
Schade! |
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Eine halbe Stunde habe ich nun Zeit, die reichlich zwei Kilometer nach Bertsdorf zu überwinden. Dieser Bahnhof ist neben Zittau der Betriebsmittelpunkt der Bahn, welche sich hier in die Äste nach
den Kurorten Jonsdorf und Oybin verzweigt, was fast immer bedeutet, daß die Reisenden vom Zittauer Zug in die jeweils andere Richtung umsteigen können. Und so hat die mir auf dem Olbersdorfer Viadukt zum ersten Mal
begegnete 99 1735 in Oybin gewendet und wartet nun hier mit dem Anschlußzug P 14482 diesmal nach Jonsdorf auf den um 11:15 Uhr angesagten P 14074 von Zittau nach Oybin. Und der trifft auch pünktlich ein, bespannt mit 99 1762. |
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Schnelles Umsteigen, Pfiffe, dann setzt sich 99 1762 nach Oybin in Bewegung, eher verhalten dampft sie an Wasserkran und Lokschuppen vorbei, die Strecke verläuft bis Oybin Niederdorf recht eben.
Leider keine Doppelausfahrt (Vielleicht hätte ich darum bitten sollen?), aber vielleicht entschädigt Sie das Bild von der voller Elan die 114 Höhenmeter nach Kurort Jonsdorf angehenden 99 1735 ein wenig (rechts)?! |
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Ich wandere weiter in Richtung Oybin und lande nach einem Kilometer am Hp Oybin Niederdorf. Gerade noch rechtzeitig, um die mit P 14471 nach Bertsdorf zurückkehrende 99 1762 um ein Stilleben mit Zaun zu bitten.
Was jetzt? Erst nach einer Stunde kommt der nächste Zug. Ich laufe in den Ort und finde zwar keine Kneipe, aber einen Dorfkonsum, welcher mir eine fürchterlich süße "Limo", ein Päckchen Wiener und zwei Brötchen verkauft. Imbiß in der Sonne
am Bahnübergang, irgendwie schmecken an solch einer Stelle bei solchem Kaiserwetter auch die einfachsten Sachen hervorragend! Auch ohne Senf oder Ketchup.....
Und dann kehrt 99 1762 zurück, hält mit P 14472 kurz am Haltepunkt, um dann über den die Waldstraße mit dem Armesünderweg verbindenden Bahnübergang zu bullern! |
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Reizvoll auch die beiden Nachschüsse, so daß ich beide zeigen möchte: Links die schwer arbeitende Lok, mit ihrem Dampf die Sonnen verdunkelnd, daneben der langsam entschewindende Zug,
dessen schwefelhaltige Rauchwolken eine ganz spezielle Lichtstimmung erzeugen.
Die Rückkehr der Garnitur, nunmehr als P 14081 nach Zittau, ist dann weit weniger weniger spektakulär: Über die ausgeleierten Schienenstöße klappernd, rollt die Fuhre an mir vorbei. |
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Kurz vor der Teufelsmühle ist die Strecke dann endgültig in das Goldbachtal zurückgekehrt und wechselt auf die andere Talseite, wobei die Straße nach Oybin überquert wird.
Und hier begegnet mir die von Zittau mit P 14084 heraufkommende 99 1758 beim Überqueren dieses Überwegs und ein wenig weiter oben auf ihrer Rückfahrt nach Bertsdorf mit P 14473.
Kein Rekowagen hat sich in den Zugverband verirrt, nur die Selbstkontrollziffer an der Loknummer weist darauf hin, daß es sich um ein nach 1971 entstandenes Bild handeln muß.... |
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Ja, und dann erreiche ich Oybin, kurz bevor 99 1758 mit P 14474, von der tiefliegenden Sonnen angestrahlt, herandampft. Auf dem linken Bild ist das Planum für das früher vorhandene
zweite Gleis noch gut zu erkennen. Schnell zum südlichen Bahnhofskopf! Die Dampflok schickt sich schon an, die Wagen zu umfahren, bleibt aber zur Freude ihrer zahlreichen Bewunderer auf dem Bahnsteig noch einmal
kurz vor dem reizvollen Empfangsgebäude stehen. Auch Lokpersonale müssen mal...... |
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Aber dann rollt sie ganz langsam an das andere Zugende, sozusagen aus der Bewegung heraus muß angekuppelt werden. Rasch ist das geschehen und es bleiben noch ein paar Minuten für mich und andere Bewunderer,
den nun zur Rückfahrt nach Zittau bereitstehenden P 14085 zu genießen und zu fotografieren, bis zur nun (leider) nahenden Abfahrtszeit. Unerbittlich dreht sich der Minutenzeiger der Bahnhofsuhr zur zwanzigsten Minute,
es heißt nun auch für mich, einzusteigen, so ich in Zittau noch den letzten Eilzug nach Berlin erreichen will! Und das will ich, denn die nächste Verbindung endet um 23:12 Uhr in Lübben Hbf.
Würden Sie dort die Nacht verbringen wollen? |
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Pünktlich um 16:09 Uhr erreichen wir Zittau, gleich darauf erhält P 14088 nach Kurort Oybin Ausfahrt. Hier gibt es sogar ein Formsignal,
der schienengleichen Kreuzung mit der Strecke nach Liberec geschuldet (links).
Und unsere Lok rollt zum Restaurieren in das Bw, von der tiefliegenden Sonne angestrahlt (rechts). |
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Aber eine kleine Überraschung bringt der Abend noch mit sich: Irgendetwas schnauft hinter mir, die "Hofdame" 99 4532 rangiert einen Reisezugwagen in der Abstellgruppe! Sie wird
im Oktober 1990 mit abgelaufener Kesselfrist abgestellt werden. Bis zur Wende hat sich diese im Jahr 1924 von der Trusetalbahn in Dienst gestellte kleine Lok gehalten, im Bw Zittau als kleine und wendige
Rangierlok beliebt und unermüdlich im Einsatz. |
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Ziemlich ruhig liegt der Bahnhof mit seinen ausgedehnten Anlagen in der Abendsonne, irgendwo hinten rangiert (wahrscheinlich) 99 1776 Güterwagen. Ich lasse meinen Blick ein letztes
Mal über das beeindruckende Panorama schweifen und verdrücke mich in die Mitropa-Gaststätte. Das Angebot ist außerhalb der Küchenzeiten überschaubar: Kuchen? oder lieber ein paar Wiener? Schon wieder!
Aber zum Bier paßt nun mal kein Kuchen. Es ist schon fast dunkel geworden, als ich halbwegs zufrieden die Kneipe verlasse und in E 686 steige, Abfahrt pünktlich um 17:18 Uhr.
Gastronomische Betreuung gibt es erst ab der Zugverstärkung in Görlitz, aber da schlafe ich längst und brauche nichts mehr..... - bis Berlin Lichtenberg, wo ich kurz vor 22:00 Uhr eintreffe.
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