Nach der und der Tour mit
der Wolga-Draisine zwei weitere Tage davor hatten wir inzwischen das ganze verbliebene Netz der Waldbahn von Comandau befahren. Ein Tag stand uns allerdings noch zur Verfügung,
es sollte ein Tag zum Genießen werden. Und so nahmen wir das Angebot an, einmal mit einem normalen Produktionszug von Comandau nach der Bergstation der Standseilbahn von
Siclau mitzufahren.
Zwei Fahrten sollen an diesem Tag stattfinden, wir können uns allerdings erst dazu aufraffen, am späten Vormittag erneut die löchrige Bergstraße nach Comandau
zu erklimmen und entsprechend spät in Comandau eintreffen. Die startbereite Wolga-Draisine erwartet uns, sie wird gerade zur Fahrt in die Berge in Handarbeit gedreht. Heute allerdings nicht
für uns, wir warten auf den von der ersten Fahrt aus Siclau zurückkehrenden Dampfzug. Und da schwankt sie auch schon auf dem ausgeleierten Streckengleis entlang des schlammigen Fahrweges heran,
die vom Vortag bekannte Resita-Lok 764 379!
Am Zughaken eine Anzahl von etwa zwanzig leeren Holztrucks, welche dann hier bei der Beladung jeweils zu Pärchen vereinigt werden, wodurch dann auf der Rückfahrt ein Zug
mit 10 Wagen entsteht. Scheppernd und klirrend entfernt sich das Züglein mit voschriftsmäßig besetzter Schlußbremse in Richtung des Bahnhofs der Waldbahn.
Als wir am Bahnhof eintreffen, ist die Rangierarbeit schon in vollem Gange: Die Lok hat die Leertrucks umfahren und schiebt ihren Packer, einen Plattenwagen und einen Wassertank
in Richtung Sägewerk, um den dort schon auf Beladung wartenden Arbeitsvorrat noch ein bißchen zu ergänzen. Abkuppeln, fertig zum Zurückkehren in den Bahnhof, während ein LKW neue Stämme aus dem Einzugsgebiet
des stillgelegten südlichen Streckenastes herbeibringt.
Für unsere Lok ist nun nur noch der Dienstwagen übriggeblieben, welcher nach Aufnahme eines Mitfahrers zum Bahnhof zurück verbracht wird, um ihn dort zu umfahren, und ihn wenig später
vor Erreichen der Einfriedung des zu den Lokbehandlungsanlagen gehörenden Holzplatzes außerhalb abzustellen. Ein paar Abdampfschläge, und die Maschine verschwindet im "Bahnbetriebswerk".
Nun hat der Wolga freie Bahn, um den Bahnhof in Richtung Siclau zu verlassen. Scheppernd und schlingernd brummt er von dannen.
Die Wartungsstelle ist erreicht. Nicht, daß sie sich außer einem Holzlager durch besondere Technik auszeichnen würde, aber sie wird eigentlich immer für Durchsichten und kleinere
Reparaturen benutzt, zumal der Draisinenschuppen mit seinen Werkzeugen daneben über eine Seitentür erreichbar ist. Auch gibt es einen Brunnen zum Wassernehmen, während die
Triebwerkskontrolle läuft und zu erregten Diskussionen Anlaß gibt. Zwei Bilder noch aus dem Lokschuppen, dann verfügen wir uns auf eine Bank vor dem Dienstgebäude zum mitgebrachten Imbiß.
Aber bald schon tut sich wieder etwas auf dem Gelände! Zuerst trifft ein Schienen-LKW aus Richtung Holumpass ein und verfügt sich zum Draisinenschuppen hin. Und wenig später
pafft unser Maschinchen auch schon wieder an den Dienstwagen, mit neuer Kraft werden die Vorbereitungen zur zweiten Fahrt zur Siclau-Bergstation aufgenommen.
Erst einmal ist der Zug zusammenzustellen. Ein paar Wagen warten ja schon auf dem Bahnhof, aber weitere zwei sind aus dem Sägewerk abzuholen, wohin nun schwankend hinter Bretterstapeln
verschwindet und nach kurzer Zeit mit der inzwischen schwerer gewordenen Fuhre wieder auftaucht. Was für ein Panorama, untermalt wenig später von den Auspuffschlägen der doch recht schwer
arbeitenden Maschine.
Rangieren auf waldbahnisch: Schwung nehmen, kurz die Kupplung entspannen, die beiden Bretterwagen abkupppeln, hinter der Lok schnell die Weiche umstellen und schon rollt das Holz
in das Nachbargleis! Nun nur noch die Lok vor die Wagenschlange setzen und fertig ist der Zug gebildet. Nein, noch nicht ganz! Kurze Produktionsberatung oder auch Papierübergabe
im Dienstgebäude, bis man uns bedeutet, nun doch langsam einzusteigen. Rumpelnd ruckt der Zug an, hinter uns von Schienenstößen durchgeschüttelten schwanken die Bretterstapel
über die ausgeleierten Schienen.
Die Große Bosca ist überquert und die unbefestigte Straße nach Covasna erreicht. Das bis zum Neubau der Boscabrücke benutzte Streckengleis dient nun als Anschlußverbindung
zu einem Brennholzlager. Die Lok spannt auf dem BÜ ab und stößt dort hinein, schiebt die dort abgestellten Leertrucks so weit nach hinten, um zum eigentlichen Anschluß zu gelangen, muß aber
vorerst von dort zurückkehren, da die abzuholenden Wagen noch nicht fertig beladen sind.
Nun heißt es zu warten und dabei einen Blick entlang der schlammigen Straße zum eigentlichen Streckengleis mit dem dort abgestellten Zug zu riskieren. Aber dann: Schwankend geht
es das halb im Schlamm versunkene Gleis zwischen den Holzstapeln hindurch weit nach hinten, und dort die mit Stämmen beladenen Wagen abzuholen. Aber alles geht gut, einschließlich das zu einem
Augen- und Ohrenschmaus geratene Hervorholen der ganzen Garnitur.
Kein Problem, schneller als die Rangierfahrt wieder am Abzweigpunkt einzutreffen, wenn auch der eilige Lauf angesichts der Wegeverhältnisse einen ganz schlechten Einfluß
auf den Zustand unseres Schuhwerks hat. Aber das ist jetzt nebensächlich. Zurückstoßen, Kuppeln, fertig ist der Zug gebildet. Mit den sieben aus dem Brennholzlager umfasst er jetzt vierzehn Wagen,
eine ordentliche Fuhre! Noch ein Nachschuß des abfahrbereiten Zuges, dann heißt es, den Dienstwagen zu erklimmen, so wir mitfahren wollen.
Naturgemäß ist bei einem solch schweren Zug die Bereitschaft des Zugpersonals, einen Fotohalt einzulegen, eher nicht vorhanden. Nur bei betrieblicher Notwendigkeit wird der Zug
von Lok und Bremsern gestoppt, eine durchgehende Bremse besitzt er ja nicht. So auch an einer Bachbrücke, wo Wasser genommen und Holz nachgeladen wird. Leider nur ein Bild.... Der Verbrauch der unter Vollast
arbeitenden Maschine an Betriebsmitteln ist enorm und ihre Vorratsmöglichkeiten sind nicht sehr groß.
Aber keine Regel ohne Ausnahme: Am Scheitelpunkt der Strecke nicht mehr weit von Siclau hält man dann doch einmal an. Mitten im Wald entstehen so drei malerische Bilder, genau so stellt man sich eigentlich
eine Waldbahn vor! Da nimmt man auch die naturgemäß in einem dichten Wald herrschende Dunkelheit in Kauf! Weiter geht's, der Endbahnhof ist nicht mehr weit!
Siclau ist erreicht. Der Zug hält vor der Einfahrweiche, die Lok kuppelt ab und rangiert in den Bahnhof, danach folgt zuerst schwerkraftgetrieben der Dienstwagen und wenig später
rumpelt die ganze Wagenschlange heran, durch die Bremser ganz exzellent vor dem Abgrund der Standseilbahn abgebremst.
Zur Bergstation der Standseilbahn gelangen wir an diesem Tag leider nicht, man hat es recht eilig und will wieder nach Hause zum Feierabend kommen. Schnell hat sich
die Lok an die bereitstehenden Leerwagen gesetzt und der Heizer kocht fleißig Dampf, um mit diesen die Steigung hinauf bis zum Brechpunkt zu meistern. Noch ein Blick von der anderen Seite auf den
viergleisigen Bahnhof: Rechts sind zwei davon mit dem Arbeitsvorrat für die Standseilbahn besetzt, der Zug steht auf dem Leerwagengleis, während links wohl eher einige Schad-Trucks ihrem
völligen Verrosten entgegendämmern. Aber nun heißt es einzusteigen und sich wieder dem rumpelden Gefährt, gepaart mit den Fahrkünsten der Lokmannschft, anzuvertrauen.
Rangieren einmal anders: Da man diesmal keine Lust hat, auf dem Bahnhof zu umfahren, rangiert man in ein Seitengleis und läßt die leeren Trucks schwerkraftgetrieben
mit Schwung vorbeiziehen, dampft hinterher, um wenig später im "Bahnbetriebswerk" zu verschwinden.
Sage niemand, hier bei der Waldbahn gäbe es keine Anschlußgestaltung! Der Anschluß-LKW ins Tal der Kleinen Boska wartet schon auf die beiden Übergangsreisenden. Aber ob diese
wirklich eine Zugbindung haben? Nun, sei es wie es sei, kurz darauf brummt er aus dem Bahnhof hinaus. Und wir schlendern noch ein wenig über den Bahnhof, schauen zurück zu den Industrie-
und Lokbehandlungsanlagen, nach vorne zu den inzwischen still daliegenden vier Bahnhofsgleisen und nach Durchschreiten dieser auch noch von der anderen Seite mit der schon etwas
abgängigen Bachbrücke auf das Ensemble.
Aber nun genug der Bahn! das Auto zurück nach Covasna wartet schon. Und während wir über den löchrigen Fahrweg schlingern, da reißen plötzlich die Wolken auf
und die Sonne taucht die Gebirgslandschaft in ein goldenes Abendlicht. So ist das im Leben: Den ganzen Tag warteten wir darauf und nun scheint sie, der untreue Gesell! Sollte man sich nun
darüber ärgern oder war der Tag nicht auch so wunderbar?
Nun heißt es, für dieses Jahr Abschied von unseren Freunden hier zu nehmen und die mehr als eintägige Bahnfahrt nach Hause zu beginnen. Spät am Abend verläßt der balt-Orien-Express Brasov,
den wir aber diesmal nur bis Budapest benutzen. Weiter geht es nach Wien und dann über das Waldviertel (Gmund/NÖ) Richtung Tschechoslowakei. Aber das ist dann schon wieder eine
andere Geschichte...... Möchten Sie die Bilder noch einmal als Slideshow vorbeiziehen lassen (FlashPlayer erforderlich): Hier klicken! Alle 60 Bilder habe ich insgesamt in das Bildarchiv hochgeladen, welche zum privaten Gebrauch
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