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Die Zeiten wandeln sich: Wenn auch die S Bahn-Strecke nach Spandau noch nicht wiedereröffnet ist, so verkehrt die Zuggruppe Emil
seit 1990 wieder durchgehend vom Westteil der Stadt nach Strausberg Nord. Im Jahr 1991 beginnt sie in Berlin-Wannsee, "Emil der achte" hat am 19.10.1991 den
zwischen Charlottenburg und Zoo gelegenen Haltepunkt Savignyplatz erreicht. Bald werden die neuen Linienbezeíchnungen (In diesem Falle S 5) die alten
Zuggruppenschilder im Führerstand verdrängt haben, wie auch die unmodernisierten Stadtbahnzüge, ob mit oder ohne die in den achtziger Jahren im Ostteil
der Stadt neu kreierte Farbgebung, nur noch wenige Jahre überleben werden. |
Aber ich wollte ja eigentlich Dampfloks aufnehmen! Und da kommt sie auch schon, die Museumslok 01 1531! Pünktlich um 12:20 hat sie
in Berlin-Charlottenburg mit dem D 1643 aus Magdeburg die Berliner Stadtbahn erreicht und rollt nun mit mäßiger Dampfentwicklung am S-Bahnhaltepunkt
Savignyplatz vorbei auf den Bahnhof Zoologischer Garten zu. Die Signalbrücke beherbergt zugleich die Einfahrsignale A und B von Berlin-Charlottenburg sowie
in Fahrtrichtung des Zuges auch die vom Zoologischen Garten. Eine freie Strecke existiert zwischen den beiden Bahnhöfen nur sicherungstechnisch, was sich
auch durch die Modernisierung nicht ändern wird. |
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38 Minuten Fahrzeit von Zoo nach dem damaligen Hauptbahnhof, kein Problem, den Zug mit einer S-Bahn zu überrunden und ihm in der Einfahrt
des Zielbahnhofs aufzulauern. Und da kommt er auch schon gemächlich herangerollt, im Hintergrund eine reizvolle Berliner Silhuette mit Nikolaikirche,
der Kuppel vom Amtsgericht in der Littenstraße und dem spitzen Turm des Märkischen Museums. |
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Und ganz hinten, schon an der Friedrichstraße, das zu DDR-Zeiten erbaute und damals
etwas großspurig als "Internationales Handelszentrum" eingeweihte Hochhaus. Einfahrt nach Gleis 1, an den Hausbahnsteig A. Links die bisherigen Ergebnisse
der schon zu sozialistischen Zeiten begonnenen Arbeiten zur Verlängerung der viel zu kurzen Bahnsteige des Bahnhofs. |
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Großer Bahnhof zum Empfang des Zuges am Gleis 1. Viele Zaungäste haben sich eingefunden, einmal wieder eine 01.5 in Berlin zu begrüßen.
Nun ja, diese Maschine war nie im Bw Ostbahnhof beheimatet und ist deshalb, wenn überhaupt, wohl nur selten hier eingefahren. Aber einige Reko-01' waren hier
auch beheimatet und starteten hier bis zuletzt gen Dresden und Stettin.
243 326 hat das allerdings nicht nötig, sie hat gerade auf Gleis 2 den aus Erfurt kommenden und hier wendenden Gex 2652 bespannt, um ihn weiter nach Stralsund
über Neubrandenburg zu befördern. Aber vorher verläßt unser Dampfzug den Bahnhof in Richtung Berlin-Rummelsburg, umringt von unzähligen Fotografen. Zischend
setzt sich das Dampfroß in Bewegung, den wartenden Fans sein großrädriges Antlitz präsentierend. |
Auf den Bildern wird auch die unvollständige erste Elektrifizierung aus dem Jahr 1987 sichtbar: Die Oberleitung endet vor der
Hallenschürze, so daß mit E-Lok eintreffende Züge mit Schwung und Bügel ab ankommen und sich dann von einer Rangierlok wieder zur Ostseite des Bahnhofs
durchschieben lassen müssen.
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Nach Rummelsburg Rgo geht es nicht durch den Tunnel, sondern über das dritte Gleis durch den Ostgüterbahnhof, vorbei an dem als Relikt
aus längst vergangenen Zeiten am Gleisstummel befindlichen Wasserkran und an der erstaunt und vieleicht auch ein wenig neidisch ob der schwarzen Dampflok
dreinblickenden fabrikneuen 112 015. |
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Am nächsten Tag, am 20.10.1991, heißt es früh aufstehen: Pünktlich um 06:06 verläßt D 640 den Berliner Hbf. Es ist Sonntag und kaum
ein Reisender hat sich in die 7 Wagen verirrt, auch in Friedrichstraße, Zoologischer Garten, Wannsee und Potsdam Stadt bleiben die meisten der Kunstledersitze
im Langholzwagen hinter der jaulenden Ludmilla unbesetzt. Mich stört es nicht und fast hätte ich das Aussteigen jum 07:53 in Genthin verschlafen. Die Sonne
ist gerade aufgegangen und recht erwartungsfroh blinzle ich noch etwas schläfrig den kommenden Ereignissen entgegen. |
Und da geht es auch schon los! Die Oktobersonne schickt sich gerade an, den Morgendunst zu durchbrechen, als 41 1185 mit P 7409 auf der
Fahrt von Magdeburg nach Brandenburg in den Bahnhof rollt. Vor dem markanten Empfangsgebäude wartet dagegen eine Garnitur Ferkeltaxen (der hintere Triebwagen:
172 887) auf die Abfahrtszeit als P 7442 nach Magdeburg um 08:20 Uhr. Die weitläufigen Gleisanlagen sind an diesem Sonntagmorgen ziemlich leer, nur an der
Ladestraße warten ein paar E-Wagen auf ihre weitere Verwendung. Während des kurzen Haltes gelingt noch ein Bild des Zuges in seiner ganzen Schönheit, während
die Sonnenstrahlen die Szenerie immer stärker beleuchten. Aber nun: Eine gewaltige Qualmwolke donnert nach ein paar kräftigen Abdampfschlägen aus dem
Schornstein der Lok, zischend entweicht der Dampf aus den Zylindern, welche nach einm kurzen Schleudern die Treibräder der Maschine zu immer schnelleren
Drehungen verführen. Kein Problem hat die kräftige Lok mit der Einheit aus vier Doppelstockwagen am Haken und so verschwindet der Zug recht hurtig in Richtung
der aufgegangenen Sonne. |
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Über eine Stunde Zeit ist nun bis zum nächsten Personenzug in Richtung Magdeburg. Die Bahnhofsgaststätte ist schon geöffnet, ein Kaffee
und ein Brötchen sind doch eine gute Kräftigung, während draußen die ersten IC-Züge vorbeirauschen. Als ich wieder herauskommen, brummt gerade ein seltsames
Gefährt durch den Bahnhof. Ein Kleinwagen! Ist es eine milde Gabe aus den alten Bundesländern oder fuhr der hier schon immer? Ich weiß es nicht. Und noch
ein weiteres Rätsel schließt sich gleich darauf an: Pünktlich um 09:38 Uhr fährt P 7441 aus Magdeburg ein, bestehend aus der gleichen Garnitur wie der
ca 70 Minuten in diese Richtung aufgebrochene Zug. Bis Magdeburg hat der das aber unmöglich geschafft, es muß also einen Zugtausch gegeben haben. Noch ein Bild
der reizvollen Garnitur vor dem imposanten Empfangsgebäude, dann steige ich dort ein und verlasse den Bahnhof mit ihr in Richtung Gerwisch. |
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In Gerwisch: Einfahrt fahrplanmäßig noch vor dem Bahnsteig in das Überholgleis, Anfrage an den Fahrer wegen meinem Aussteigewunsch,
welcher mir auch "Aber nur zur Ladestraße hin!" gestattet wird, Vorlaufen zur Schranke, und da bollert auch schon 132 534 mit IC 601 "Rheinland" nach Basel SBB
über Hannover, Dortmund, Köln und Mannheim durch den Bahnhof. Danach bleibt die Schranke noch geschlossen und die Schienenbusgarnitur zieht an den Bahnsteig
vor, um kurz darauf nach Magdeburg weiterzubrummen. |
Wenig später dann in der anderen Richtung: 132 097 hat in Helmstedt den IC 178 "Bettina von Arnim" aus Frankfurt/M übernommen und bollert
mit diesem nun durch den im Sonnenschein liegenden Bahnhof. Meine Entschuldigung für den vor die Lok geratenen Lautsprecher, aber manchmal passieren leider
solche Mißgeschicke.... |
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Kurz vor 11:00 stehe ich dann auf der Fußgängerbrücke und warte auf D 642, ein schwarzer Punkt unter einer weißen Rauchwolke wird schnell
größer und dann eilt sie heran, 03 1010, der stolze dreizylindrige Renner! Im Jahr 1991 sind die Zeiten der Züge mit 12 - 14 Wagen vorbei, aber immerhin noch
acht Stück hängen am Zughaken, an fünfter Stelle ein grüner Modernisierungs-Packer, gefolgt von einem das originale Geschäftsfeld verloren habenden
ehemaligen Städteexpresswagen. Im nächsten Fahrplanabschnitt ab dem Sommer 1992 werden die Schnellzüge nach Halberstadt dann Geschichte sein..... |
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Eigentlich hätte 01 1531 mit D 1643 aus Magdeburg schon vor einer Viertelstunde hier durchdampfen müssen. Kleiner Moment der
Unsicherheit, aber dann kommt sie! Zuerst sieht man nur eine unter der Fußgängerbrücke hervorbrechende Rauchwolke und einen schwarzen Punkt, der schnell größer
wird. Und dann jagt sie heran und bullert am Trabbi des Fdl und am vor der Schranke mit seinem Mifa-Klappfahrrad wartenden Jugendlichen vorbei, genau um 11:00,
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beobachtet von einem schon etwas kahlköpfigen Einheimischen. Bald wird die Modernisierung der Strecke beginnen und das DR-Ambiente mit
weitläufiger Ladestraße auch hier Geschichte sein...
Ich betrete den Bahnsteig, um P 7411 zu erreichen. Dieser Zug ist allerdings ebenfalls rund 10 Minuten verspätet, was mir Gelegenheit
schafft, auch noch den nächsten IC in Richtung Westen auf Film zu bannen: 132 484 rollt ziemlich lautlos mit IC 175 "Havelland" nach Karlsruhe heran, nach vier
Kilometern wird Biederitz mit seinen Geschwindigkeitsbeschränkungen erreicht sein, so daß man die Hütte schon mal rollen lassen kann. Auf der anderen
Bahnsteigseite trifft kurz darauf P 7411 ein, bestehend aus einer zweiteiligen Ferkeltaxengarnitur. Auf nach Güsen, einem weiteren interessanten
brandenburgischen Provinzbahnhof an dieser Strecke! |
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Um 11:27 Uhr ist Güsen erreicht, der Fahrer hat die Ferkeltaxe ordentlich getreten und die wenigen Fahrgäste ordentlich durchgeschüttelt,
wodurch sich die Verspätung auf 6 Minuten reduziert hat. Die Schrankenwärterin hat ihr rote Mütze aufgesetzt, gerade die Kelle gehoben und wartet nun auf die
Weiterfahrt des Zügleins Richtung Brandenburg. Wer denkt denn bei diesem Panorama von Bahnsteig und Schranke schon an die ausgedehnten Gleisanlagen hinter
meinem Rücken, welche es bald zu entdecken gibt! |
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Auf der Hauptstrecke ist nun erst einmal kein Zug zu erwarten, aber es gibt ja noch den Kleinbahnhof, von welchem die Züge nach Jerichow
und Ziesar ihre recht gemütliche Fahrt antreten. Ja, gerade ist um 11:41 der zweiteilige P 15444 nach vierundvierzigminütiger Fahrzeit aus Ziesar eingetroffen,
geführt von 172 007. Der eine Fahrgast ist gerade ausgestiegen und strebt schnellen Schrittes der großen Bahn zu. Und um 12:00 hat sich dann der Kleinbahnhof
auch noch mit dem gerade aus Jerichow eingefahrenen P 17407 gefüllt. |
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Aber nun ist die nächste Dampflok im Anmarsch! Pünktlich um 12:05 Uhr erreicht 52 8087 mit dem hier endenden P 7443 aus Magdeburg den
Bahnhof, läßt am Bahnsteig die wenigen Reisenden aussteigen und setzt mit ihrer interessanten aus 4 Wagen und einer Ludmilla bestehenden Garnitur zur Freude
der vielen wartenden Eisenbahnfans recht hörbar in das Überholgleis um. Die Ludmilla übernimmt bald darauf den weiteren Umlauf und die 52'er kehrt als Lz
nach Magdeburg zurück. |
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Nun wartet ein besonderer Leckerbissen auf die Fotografen! Aber dazu später. Zuerst verläßt um 12:25 Uhr P 17408 nach Jerichow den Bahnhof,
in einer weiten Kurve umfährt er die Gütergleise und überquert wenig später hinter dem Stellwerk "W 1" die Hauptstrecke. Und weiter heißt es warten, 132 391
versüßt uns mit IC 176 "Ricarda Huch" aus Karlsruhe ein wenig die Zeit. Aber dann: 41 1231 naht in voller Fahrt mit dem Militärzug für die sowjetischen
(russischen) Streitkräfte D 1195 von Magdeburg nach Brest, ein 100 km/h-Plan ohne Halt von Magdeburg Hbf bis Brandenburg. Die Zeiten von 12 (oder mehr) Wagen
sind allerdings vorbei, immerhin sind es aber noch acht Stück der schweren Dinger, welche da am Zughaken der Lok hängen. Sogar vom Stellwerk haben Fotografen
und Filmer Besitz ergriffen, im Hintergrund die Brücke der Jerichower Strecke. |
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Was nun? Hier in Güsen auf P 7418 nach Magdeburg warten? Ich ergreife die Gelegenheit und schwärme einem Autofahrer etwas vom nächsten
Haltepunkt Bergzow-Parchen vor. Er nimmt mich schließlich dorthin mit. Und, was meinen Sie? War diese Schwärmerei berechtigt? Ein Haltepunkt mit Vollschranke
und natürlich einem dazugehörenden Wärterhaus, um 13:43 garniert vom mit 41 1185 bespannten P 7418 (Brandenburg-Magdeburg). Ein kurzer Halt, wahrscheinlich
ohne Fahrgastverkehr, ein Pfiff und die "Mikado" fährt wieder an, eine gewaltige Qualmwolke ausstoßend, immer schneller und schneller folgen die Abdampfschläge,
kreisen die Treibräder, bis die Lok über den Bahnübergang poltert und mit ihrem durch einen Gbs-Wagen ergänzten Bghw-Park in den Weiten der brandenburgischen
Landschaft verschwindet. |
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Der Autofahrer will weiter in Richtung Westen, ich aber in die andere. So benutze ich P 7413, passiere das schon am Morgen gesehene
Genthin und steige in Kade wieder aus. Noch so ein Haltepunkt mit Vollschranke, für die nächsten Bilder muß ich aber das hinter mir liegende Dienstgebäude
ausblenden. Leider ist um 15:28 Uhr die Sonne hinter Wolken verschwunden, als 41 1231 mit P 7420 nach Magdeburg hier hält. Böiger Wind ist aufgekommen
und produziert sehenswerte Formen der Dampffahne beim Wiederanfahren. Und Zaungäste haben sich hinter der geschlossenen Schranke eingefunden, die letzten
hier planmäßig verkehrenden Dampfloks waren ja im Jahr 1987 die Brandenburger 52'er. Mit einem kräftigen Rattatatt, rattatatt poltert die Doppelstockeinheit
über den Bahnübergang und auch dieser Zug verschwindet in der Ebene des Havellandes. |
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Ein bißchen vom weitab der Gleise befindlichen Dienstgebäude gelingt mir dann doch noch einzufangen, als 52 8087 mit P 3465 nach Potsdam
Stadt um 16:17 hier ankommt, beobachtet von der davor stehenden Schrankenwärterin. Und es wird rapide dunkler, in der zweiten Hälfte des Oktobers, und die
Sommerzeit ist leider auch schon vorbei. Da genieße ich doch noch einmal die Fahrt mit einem Dampfzug und nehme im ersten Wagen hinter der Lok Platz.
Über Wusterwitz, Kirchmöser, Brandenburg und Götz geht es unter den für eine Baureihe 52 typischen zuckenden Bewegungen es nach Groß Kreutz, wo der Zug
um 16:57 eintrifft. |
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Der Zug fährt nach Gleis 3 ein, sein Aufenthalt beträgt hier planmäßig einunddreißig Minuten. Ob das verkehrswerbend ist? Auf jeden Fall
ist es erforderlich wegen Überholung durch D 647, welcher wiederum von EC 72 "Otto Lilienthal" aus Zürich gejagt wird. Und heute gibt es noch einen weiteren
Grund: Ein Lokwechsel steht an. Die Dampflok spannt ab, umfährt auf Gleis 1 und verschwindet unter ein paar kräftigen Abdampfschlägen in Richtung Brandenburg,
zum Rerstaurieren und Übernachten. |
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Und dann bullert er auch schon heran, der D 647, im Takt des Dreizylinders 03 1010. Um 17:08, das ist pünktlich! Nun, die
Höchstgeschwindigkeit auf dieser Strecke beträgt ja bislang nur 120 km/h und mit einem vollen Wasservorrat sind die 160 Kilometer dann auch zu schaffen.
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01 1531 hat mit dem Gegenzug D 646 nach Halberstadt dann etwa 5 Minuten Verspätung. In Richtung Osten ist der Himmel schon viel
dunkler, während der Zug in Richtung Abendrot verschwindet. Er wird mit 120 km/h die Sonne aber nicht mehr einholen können.... |
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