Die endgültige fahrplantechnische Wiedervereinigung beider deutscher Bahnen mit der Angleichung im Beitrittsgebiet an den im Westen vorherrschenden Taktverkehr bei Fern- und Regionalzügen fand erst am 31.05.1992 statt.
Bis dahin galt in den neuen Bundesländern noch der alte, im Prinzip schon zu DDR-Zeiten ausgearbeitete Fahrplan mit dem bis auf einzelne IC- und IR-Züge und dem Wegfall von Städte-Express und Städteschnellverkehr
noch fast unverändertem Angebot.
Letzte Gelegenheit also, noch einmal Dampflokomotiven vor aus alten DR-Wagen gebildeten Zügen zu zeigen. Und welcher Ort wäre dafür besser geeignet gewesen als der Raum Saalfeld? So gab es dort im Zeitraum vom 06.05.
bis zum 10.05. eine Plandampfveranstaltung, an der ich allerdings nur am ersten Tag teilnehmen konnte, als es auf der Strecke Leipzig-Gera-Saalfeld noch einmal so richtig zur Sache ging. |
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Nach altbewährtem Muster muß ich mir die Nacht um die Ohren schlagen, um am Morgen im Zielgebiet einzutreffen. Leider gibt es den Nacht-Langlauf D 559 nicht mehr, dafür verkehrt jetzt ein D 354
nach Frankfurt am Main über Halle, wo ich in der Nacht vom 05.05. zum 06.05. um 02:24 Uhr auch pünktlich eintreffe. Das Mitropa-Angebot ist mir nicht in Erinnerung geblieben, bestimmt habe ich Kaffee konsumiert
und etwas gegessen, bis mich D 477 auf seiner Fahrt von Hamburg nach Dresden die 38 Kilometer nach Leipzig Hbf mitnimmt, Ankunft um 04:06 Uhr. Überhaupt sind die Züge pünktlicher geworden, seit die Strecken nicht
mehr so stark mit Güterzügen verstopft sind. P 3041 steht schon bereit, das Licht in den Rekowagen ist noch nicht angeschaltet, so daß die Bedingungen zum Einschlafen gut geeignet sind. Irgendwann, wahrscheinlich um
04:48 Uhr, setzt sich der Zug in Bewegung und schaukelt mich in Richtung Gera. |
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Pünktlich um 06:48 Uhr hält P 3041 im durchgehenden Hauptgleis 4 von Krossen (Elster) zur Kreuzung mit D 700. Während der Städteexpreß "Elstertal" schon längst eingestellt wurde,
hat der Städteschnellverkehr D 1000 unter der Nummer 700 überlebt. Und da kommt er schon: Mit 40 km/h wird er über das Überholgleis am Hausbahnsteig entlang geleitet, trotzdem dampft 41 1231 vor ihren acht Wagen
in der Morgensonne atemberaubend. |
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Der Kilometerstein "0,0" auf den Bildern gehört eigentlich wie auch das Gleis 1 zur Nebenbahn nach Eisenberg (-Porstendorf), das Planum daneben ist frei, das durchgehende Hauptgleis 2
der südlichen Richtung ist dem Abbau des zweiten Gleises nach dem 2.Weltkrieg zum Opfer gefallen.Schnell wieder in P 3041 eingestiegen, da fährt er auch schon ab. Achtzehn Minuten bis Gera Hbf,
Vierzehn Minuten Zeit zum Umstieg auf E 1803. Ein Kiosk sorgt für einen Kaffee und es bleiben noch ein paar Minuten, sich umzuschauen. 219 089 erreicht mit P 3020 den Geraer Hbf. Vielleicht erinnern Sie sich:
Dieser Zug war wohl der einzige, welcher noch bis zum Jahreswechsel 1981/82 mit einer 01.5 bespannt war. Nun, ab dem 31.05.
dieses Jahres wird auch die Zugnummer Geschichte sein....
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Ein paar Minuten zu spät fährt E 1803 ab. In Niederpöllnitz soll er eigentlich auf die Seite gehen, um E 800 vorbeizulassen, auch einen der langjährig mit 01.5 bespannten Züge.
Der wartet aber schon mit der großohrigen 03 001 im Überholgleis vor der Kulisse der riesigen Getreidesilos, wovon das Bild rechts eindrucksvoll zeugt. Ich bin versucht, hier auszusteigen, fahre dann doch
aber nach Neustadt (Orla) weiter, Ankunft 08:16 Uhr. |
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Etwa einen Kilometer vor dem Bahnhof habe ich freies, besonntes Gelände entdeckt, gut geeignet, die nächsten Züge auf Film zu bannen.
Und die Stelle hält auch bei näherer Betrachtung, was sie verspricht. Zuerst naht 219 029 mit dem Nahgüter 66420 von Saalfeld nach Triptis, nur ca 20 Achsen am Zughaken.
Nahgüterzüge und auch das U-Boot, alles das ist inzwischen Geschichte. |
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Aber ich bin eigentlich nicht hierher gekommen, um U-Boote zu fotografieren. Da hat sich doch als nächstes eine P 8 angemeldet!
38 1182 naht mit einem Relikt der alten Staatsbahn, dem Postzug Po 2606. Viel Post und Expreßgut gibt's nicht, nur vier Gbs-Wagen hängen am Zughaken.
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Der Platz gefällt mir. Aber nun muß ein Motiv für Züge aus der anderen Richtung gefunden werden, denn 02 0201 mit D 1403 (Leipzig-Nürnberg) hat sich angesagt.
Kein Problem: Ein Stück weiter gibt es einen Durchblick mit dem Turm der Dreitzscher Kirche im Hintergrund.
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Zuerst naht aber wieder ein U-Boot: 219 194 zieht einen Kesselwagenganzzug durch den Frühling am Aussichtsturm von Heinrichs Ruhe vorbei.
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Und noch eine Überraschung: Eine andere 219'er schiebt nach, hinter dem Hügel konnte ich allerdings ihre Nummer nicht erkennnen. |
Und dann kommt sie, die Starlok 02 0201! Man hat ihr den hochwertigsten Zug auf der Strecke reserviert, D 1403 von Leipzig nach Nürnberg. So richtig kann sie ihre volle Leistung aber
auf diesen Gleisen nicht zeigen, die Streckengeschwindigkeit beträgt hier nur 100 km/h. Na, dann erfreuen wir uns doch an dem langsam vor unseren Augen vorbeiziehenden Zug!
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Zumal hinter der Lok ausnahmsweise ein Speisewagen mitläuft! Laut Kursbuch ist der Zug ohne Bewirtschaftung,
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Aber schön sieht doch der voll in Reichsbahn-Farben gehaltene Zug doch aus, der Speisewagen mit Zierstreifen passend zur Lok ist dabei das i-Tüpfelchen. |
Bevor nun die nächsten angekündigten Dampfloks meinen Weg kreuzen, macht sich erst einmal eine (allerdings unerkannt gebliebene) V 60 auf den Weg nach Triptis.
Und dann naht auch schon der nächste Star des Tages: Lange Jahre wurde er ab Saalfeld von einer 01.5 befördert, der E 802 von Sonneberg nach Leipzig! Nun verkehrt er vor seiner Einstellung
Ende Mai wohl zum letzten Mal mit einer Dampflok: 03 1010 dampft da mit schöner Qualmentwicklung aus dem Orlatal herauf, im Gegensatz zu dem vorhin aufgenommenen E 801 auch noch mit
zufriedenstellender Zuglänge. Und eine Überraschung hält der Zug bereit: 44 1093 ist Schlußlok, der avisierte Dg 55453 ist offenbar Ausfall. |
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Ein PKW-Fahrer ist von meinem gezeichneten Bildfahrplan und von meiner Ortskenntnis so beeindruckt, daß er mich mit seinem Auto mitnimmt. Da fahren wir also zum oberen Bahnhof von Pößneck.
Ein wenig unverhofft naht zuerst 219 029, nach ihrem Nahgüterzugeinsatz ist sie nun auf Arbeitssuche. Nach der Wende hat das Frachtaufkommen rapide abgenommen..... Auch für 219 194 hat sich nach Abspannen
von ihrem Kesselwagenzug in Saalfeld keine Arbeit mehr gefunden und verstärkt nun den aus einem einzigen Doppelstockwagen bestehenden P 3034. Auch das Reisendenaufkommen hat abgenommen......
Aber noch wird Pößneck im Güterverkehr bedient, die Bahnhofs-Köf wird nun aktiv: 310 543 brummt unter aufmerksamer Beobachtung durch den Rangierlokführer heran und passiert das "Ende der Anschlußbahn".
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Pünktlich um 12:20 Uhr hält E 801 von Leipzig Hbf nach Saalfeld kurz im Bahnhof. Trotz der nur drei Wagen legt der Lokführer von 41 1231 eine Bilderbuchausfahrt
hin und erfreut damit die wartenden Eisenbahnfans. Vorbei am für ihn nicht gültigen Ausfahrsignal E entsxchwindet der Zug recht eilig. Immerhin muß sich die Lok schon ein bißchen anstrengen,
um die Fahplangeschwindigkeit des Zuges von 100 km/h zu kompensieren. |
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Der nächste Fotopunkt befindet sich etwa einen Kilometer westlich des oberen Bahnhofs von Pößneck. Leider hat die Sonne gerade eine Auszeit genommen, so daß die bunten Frühlingsblüten nicht
so recht zur Geltung kommen, als 219 029 mit einem Lgo in Richtung Saalfeld heranbrummt. Aber wir sind ja hier wegen der 38'er, welche mit P 8015 wenig später um 13:00 Uhr herandampft. Die drei Rekowagen
sind keine schwierige Aufghabe für die Personenzuglok. |
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Die nächsten zwei Stunden gibt es nun keinen Dampf an der Strecke, aber eine reizvolle Gaststätte in Pößneck. Als wir das Etablissement wieder frisch gestärkt verlassen, beschließen wir, noch einmal nach Osten zu fahren,
um den nächsten, mit 03 001 bespannten Eilzug E 803 aus Richtung Leipzig nochmals in voller Fahrt zu erleben. Am zwischen Niederpöllnitz und Triptis gelegenen Kilometer 96,2
findet sich ein idealer Fotopunkt. Die Strecke steigt hier an und im Hintergrund ist die Niederpöllnitzer Kirche auszumachen. Und dann bullert der Zug heran, leider wegen der Nachmittagshitze ohne eindrucksvolle
Dampfentwicklung, dafür mit erhebendem Sound. Was waren das noch für Zeiten, an denen man das Fenster im ersten Wagen öffnen konnte, um sich einen Ohrenschmaus zu gönnen und Kleidung sowie Augen mit Rußteilchen einzuregnen!
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Kennen Sie den Hp Traun, einen verschlafenen Ort zwischen Neustadt (Orla) und Triptis? Immerhin gibt es dort auch einen mit Formsignalen gesicherten Ausweichanschluß. 38 1182 hat in Saalfeld gewendet
und kehrt mit P 8018 nach Triptis zurück auf die Strecke "mit Tender voran". Ein paar Minuten Verspätung sind aufzuholen, schnell dampft man weiter.
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Die Blockstelle Neunhofen zwischen Neustadt (Orla) und Oppurg ist dagegen ausgeschaltet, die Blocksignale ausgekreuzt. 44 1093 ist nicht ganz umsonst als Schlußlok bei E 802 mitgefahren,
der Gegenzug Dg 55454 ist nicht Ausfall, wenn auch die paar Wagen für die schwere Güterzuglok keine sonderliche Belastung darstellen. |
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Im Blockabstand naht später P 8019. Zwanzig Minuten Verspätung hat der Zug, die Lokumfahrt in Triptis hat offenbar etwas länger gedauert und dann wurde der Dg vorgefahren. Ein kurzer Halt,
und wir nehmen die Verfolgung auf. Die unteren Bilder zeigen links die Ausfahrt Könitz, in der Mitte ein "mitgezogenes" Bild aus dem fahrenden Auto hinter Unterwellenborn und rechts davon noch eines ebenfalls
während des Abstiegs hinunter ins Saaletal. |
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Tauchen wir jetzt doch einmal in die Bw-Atmosphäre von Saalfeld ein. Wenn auch die am Wasserkran anstehenden Baureihen mit denen aus der Regeldampfzeit nicht viel gemein haben,
so ist doch das Bw nochmals mit den schwarzen Ungetümen angefüllt. 03 001 muß noch ein wenig auf das Wasserfassen warten. |
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Inzwischen ist 38 1182 am Kohlenkran vorgefahren. Langsam dreht sich der Kran in Richtung Tender, der Heizer wartet darauf, ihn einzuweisen, damit das schwarze Gold auch ohne Verlust
aufgefangen werden kann. Doch was hängt da in seinen Klauen? Ein Putzlappen? Folie? Auf jeden Fall etwas, was der Heizer nicht auf dem Tender haben will und was er zuerst in einer akrobatischen Vorführung
entfernt. Danach können sich die Greiferklauen öffnen und die Kohle auf den Tender entleeren.
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Es folgt 44 1093. Wieder gestenreiches Einweisen des Kranführers durch den Heizer,
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dann öffnet sich der Greifer und die Kohle poltert in den Tender hinein. |
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38 1182 hat sich inzwischen in die Schlange am Wasserkran eingereiht, wenig später, als die Schlange weitergerückt ist,
findet sich auch ein Platz für 44 1093. |
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Im Personenbahnhof wartet derweil 02 0201 auf den verspäteten D 1402 aus Nürnberg und 41 1231 darauf, daß nach Ausfahrt dieses ZUges
Platz für die Bereitstellung von ihrem P 8026 nach Gera wird. Mit einer halben Stunde Verspätung läuft der Schnellzug schließlich ein, schnell hat die Ludmilla ab- und
ebenso schnell die Dampflok angehängt und das Hämmern der Luftpumpe kündet von der Bremsprobe. |
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Ein paar Augenblicke dauert es noch, in denen zusätzlich 03 001 von der Bekohlung in den hinteren Regionen des Bahnhofs zurückkehrt,
bestaunt von der auf Arbeit wartenden Rangierlok 346 895. Ja, und dann hebt sich der eine volle Geschwindigkedit ermöglichende Signalflügel, ein langer Pfiff ertönt,
erster Abdampfschläge donnern in den Himmel und immer schneller werdend nimmt der mit acht Abteilwagen recht schwere Zug Anlauf zur Rampe nach Unterwellenborn,
in deren langgestreckter Kurve er bald darauf verschwindet, den Talkessel noch eine Weile mit nur langsam verklingenden Tönen eindeckend. Was für ein Schauspiel für die
zahlreichen Zaungäste auf dem "Affenfelsen"!
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Inzwischen ist 38 1182 zum Wasserkran vorgerückt und stillt ihren Durst, Gelegenheit zum Fachsimpeln. Später wird auf der
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Drehscheibe gedreht und in einer Sägefahrt in Richtung Abstellgleis weggefahren. |
Weniger spektakulär erfolgt dann die Ausfahrt von 41 1231, aus nur einer Doppelstockeinheit besteht P 8026 nach Gera.
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Aber die verschleierte Abendsonne taucht den geräumigen Bahnhof in ein wunderbares Licht. |
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Als letztes Schmankerl erreicht 03 1010 mit E 805 den Bahnhof, gemächlich rollt sie an den Bahnsteig.
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Über das Lokumfahrgleis geht es in Richtung Lokschuppen, auch diese Lok nutzt den hier befindlichen Wasserkran nicht. |
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