Ein anstrengender Tag liegt hinter uns, als wir am Abend des 25.06.1992 in die Betten des einzigen Hotels von Viseu de Sus sinken. Wollen Sie da noch einmal
schauen: ?
Nach tiefem und festem Schlaf Aufstehen in der Frühe, ein sehr mäßiges Frühstück konsumiert und danach schnell wieder zum Bahnhof der Waldbahn geeilt. Zu spät!
Der erste Zug hat den Bahnhof schon ziemlich früh verlassen.
Na, da wäre es ja noch zu dunkel gewesen! Und wie zum Trost tastet sich der Eigenbau-Triebwagen 764 003 vorsichtig aus einem Nebengleis heraus! Gaaaanz langsam,
bis er in der Ausfahrweiche zum Halten kommt. Irgendetwas gibt es da noch zu besprechen, ein wenig Geduld sollte man auf einer Waldbahn schon mitbringen!
Als dann schließlich alles beredet ist, entfernt sich das Gefährt unter heftiger Rauchentwicklung in Richtung Wassertal. Seine Bestimmung ist unklar, laut
verschiedenen Quellen soll er ja als Schülerzug Verwendung finden...
Wir fragen einen Bahnmitarbeiter, der bestätigt uns, daß es heute noch einen weiteren Zug ins Wassertal geben wird, und wie zur Bestätigung dessen
gellt plötzlich der Pfiff einer Dampfpfeife durch das stille Tal. Na dann los, nach Valea Scradei ist es ja nicht weit. Vorbei am Einfahrsignal,
ungewöhnlich für eine Waldbahn, aber nur noch mit Schrottwert. Glauben Sie, daß dieses die nächsten Jahre überdauern wird? Nein? Doch, bei einem weiteren
Besuch im Jahr 2011 wird es wieder hergestellt sein.
Später warten wir dann in der Ortseinfahrt von Valea Scradei auf den Zug. Am Ende des Tages wird unser Schuhwerk genauso aussehen wie der neben dem Gleis
verlaufende matschige Weg, sozusagen die Hauptstraße des Ortes. Baumstämme säumen ihn, ob aus einem umgestürzten Truck stammend oder mit Bedacht
zum Gebrauch durch Anwohner hier abgeladen, bleibt unklar. Zum Fragen ist auch keine Zeit mehr, denn schlingernd und stampfend nähert sich nun 764 484 mit
dem zweiten Zug ins Wassertal, am Haken Holzversorgungs, Diernst- und Personenwagen sowie eine Anzahl leerer Trucks zum Beladen in den Bergen.
Gleich nach dem Passieren unseres Fotopunktes wird der Zug zur obligatorischen Pause am Magasin Mixt anhalten, Gelegenheit, ihn zu überholen und ein
zweites Mal auf Film zu bannen.
Im Vorbeigehen erfahren wir vom deutschsprachigen Lokführer, offenbar einem Zipser, etwas über Wassernehmen an einem Teich,
also an anderer Stelle als am Vortag. Und der findet sich auch, etwa einen Kilometer weiter im Tal. Dort hält der Zug auch wirklich,
der vorne auf der Lok mitgeführte Schlauch wird in das Wasser getaucht und alles weitere ist dann Aufgabe der Injektorpumpe.
Weiter! Nun wird es schwierig: Die Strecke verläuft jetzt ohne Fotogelegenheit bis Novat, zum Ort führt eine schwankende Hängebrücke,
welche vorsichtig zu passieren ist, um auf die andere Flußseite zu gelangen. Und es gelingt! Da naht auch schon der Zug, in seiner vollen
Schönheit dampft er an uns vorbei. Bis wir wieder auf der anderen Seite sind, ist er nicht mehr einholbar im Wassertal verschwunden.
Nähert man sich als Wanderer auf dem Bahngleis der Einmündung des Novat-Baches in das Wassertal, so passiert dieses auf einer recht neuen Betonbrücke
zuerst diesen und verzweigt sich unmittelbar danach mittels eines Gleisdreiecks in den Hauptast weiter durch das Wassertal und in eine Strecke durch das
Novat-Tal hinauf nach Ihoasa. Sogar eine besetzte Wärterbude gibt es hier im Jahr 1992 noch, eine ältere Frau erteilt hier nach Rücksprache
mit dem Zugleiter in Viseu de Sus die Genehmigung zur Weiterfahrt der Züge. Den Hauptast haben wir ja am Vortag befahren, so beschließen wir, die
abzweigende Strecke nach Poiana Novat zu erkunden, leider mangels hier heute verkehrender Züge nur zu Fuß. Ein letzter Blick zurück auf die mit einem schönen
Signal versehene Einfahrweiche, dann umschließt uns das Novat-Tal mit seiner ganzen Schönheit.
Laufen Sie mal auf solchen zerschlissenen Gleisen! Unregelmäßige Abstände von teilweise angefaulten Schwellen erfordern einen gesenkten Blick,
was den Genuß beim Laufen ein wenig schmälert. Das Pferd auf einer Lichtung stört's nicht. Einen Kilometer weiter naht der erste Abzweig: Etwa drei
Kilometer verläuft das Gleis in das Valea Boului, nachdem es den Novat auf einer provisorisch wirkenden Holzbrücke überquert hat, sind auf der anderen Talseite
angebremste Holzwagen auszumachen.
Weiter oben kommt der Fluß dem Streckengleis recht nahe, bis dieses ihn ca in km 2,0 auf einer wohl nach dem letzten Hochwasser errichteten Holzbrücke
überquert. Danach weitet sich das Tal, so daß in km 2,5 dann kein Hochkant-Bild mehr erforderlich ist, um das Panorama einzufangen. Kein Wunder,
denn der nächste Weiler heißt Poiana Novat, also Novater Lichtung.
Poiana Novat ist der zweite Bahnhof der Wassertalbahn mit einem Gleisdreieck, früher zweigte hier eine zwei Kilometer lange Strecke nach Greaban ab,
auf deren Gleisstummel wir noch einen Schienen-LKW ausmachen können, der allerdings seine besten Tage schon lange hinter sich hat. Nach dem Gleisdreieck
folgt der eigentliche Bahnhof. Vor dem Dienstgebäude waerten ein paar leere Holztrucks auf ihren Einsatz, hinter uns warten im Nachbargleis auch schon
beladene auf ihren Weitertranport ins Tal. Und die Spur zwischen den Gleisen zeugt von der Verwendung von Pferden zum Rangieren.
Des Rätsels Lösung: Etwa einen Kilometer weiter im Wald stehen einige Trucks festgebremst und werden hier beladen, eine schwere
und gefährliche Arbeit. Zur Verfügung steht nur ein Werkzeug, welches aussieht wie eine Kreuzung aus Hacke und Sense, mit einer Spitze wie der Schnabel
eines Greifvogels: Ein Sappie. Wollen Sie mehr darüber wissen?
Aber nun zurück nach Novat Delta! Wir wollen ja die Rückkehr der beiden Dampfzüge aus dem Wassertal nicht verpassen. Erst einmal
tauchen allerdings andere Gefährte auf: In schneller Fahrt passiert eine Wagonete, ein umgebauter Holztruck, beladen mit langen Stämmen und sorgfältig austariert
durch einige Mitfahrer, das Gleisdreieck. Dieses Gefährt ohne Umzustürzen über die ausgefahrenen Gleise ins Tal zu befördern, erfordert schon einiges Können!
Inzwischen haben sich auch einigen Kinder eingefunden, welche uns Eisenbahnfreunde interessiert beäugen. Und eine zweite Wagonete taucht auf, beladen mit
Knüppelholz und weit weniger forsch scheppert sie über die Schienenstöße heran, so daß der Schwung nicht reicht, um die Brücke zu passieren. Nun heißt es,
bis zum anschließenden Gefälle zu schieben. Aber auch hier gilt: Es gibt immer Faulpelze unter den Menschen!
Aber irgendwann kommt er dann doch aus dem Wassertal zurück, der erste Zug! Still und leis taucht sie hinter dem Felsen auf! 764 469, zusammen mit dem
obligatorischen Dienstwagen und einer langen Schlange beladener Trucks rollt sie ohne Halt durch den Bahnhof. Anhalten wäre hier tödlich, erst einmal
ist das sowieso bei ca 10 Bremsern eine recht gefährliche Sache und anfahren könnte die kleine Lok hier in der Steigung zur Brücke herauf auch nicht.
So rumpelt die ganze Fuhre mit mäßiger Geschwindigkeit an uns vorbei, bleibt dann aber hinter der Brücke im Gefälle vor dem eigentlichen Bahnhof Novat stehen.
Na, dann hinterher!
Geschafft! Als die Fuhre sich wieder in Bewegung setzt und durch den Bahnhof Novat rollt, haben wir weiter hinten ein idyllisches Plätzchen
gefunden, um alles an uns vorbeirollen zu lassen. Erst schwankt die Dampflok heran und dann die zahlreichen Holztrucks. Ganz genau ist ihre Anzahl nicht ermittelbar,
es müssen aber etwa zwanzig sein. Und am letzten Wagen wartet noch eine Überraschung auf uns: Zwei Frauen haben ganz hinten Platz genommen und Klammern sich dort an das
Geländer. Eine gefährliche Angelegenheit, denn wenn die Stämme ins Rutschen kommen, kann ihnen niemand mehr helfen. Habe ich mal im Novat-Tal erlebt, aus sicherer
Entfernung. Auf allen meinen Fototouren bei allen Waldbahnen war das Besteigen von beladenen Holzwagen immer strikt verboten.
Für den zweiten Zug auf seiner Rückfahrt haben wir uns eine besondere Perspektive ausgesucht: In einer besonnten Kurve soll es sein,
vom gegenüberliegenden Hang! Also ein weiteres Mal die wacklige Hängebrücke überquert und einen steilen Hang hinaufgekraxelt! Aber das Panorama entschädigt!
Der Zug kann kommen! Vorerst scheppert aber nur eine weitere Wagonete vorbei, diesmal sozusagen ein Personenzug, wohl nur die fünfte Klasse führend.
Ein gutes Gesäß und fester Halt irgendwo auf der kleinen Grundfläche vorausgesetzt! Klimaanlage gibt es auch, zumindest während der Fahrt!
Irgendwann, als die Sonne leider hinter einer Wolke verschwunden ist, kommt er dann auch, der Zug! Der schon auf der Hinfahrt fotografierten 764 484 hat man
bestimmt sämtliche im Wassertal auffindbaren Personenwagen angehängt, und diese sind, wie auch der doch ziemlich geleerte Holztransportwagen, recht gut besetzt.
Jeder der Wagen sieht ein bißchen anders aus, sei es in Farbe oder Form! Was für ein Anblick! Die Anzahl der angehängten Holztrucks ist aus den Bildern
allerdings nicht ermittelbar.
Als wir nach Viseu de Sus zurückkehren, sind alle Betriebsmittel im umzäunten Betriebshof verschwunden. Auch haben die vergangenen Tage etwas an unserer Kondition
gezehrt, so daß wir uns in Richtung des Hotels trollen. Neben der Straße verläuft das etwa 3 Kilometer lange normalspurige Verbindungsgleis vom Wald- zum CFR-Bahnhof....
Aber was ist das? Da dampft sie doch heran, die normalspurige CFF-Dampflok. Überrascht schlagen wir uns durch das Gestrüpp, leider reicht es aber nur für ein
verschwommenes Bild der noch dazu verkehrtherum herannahenden Maschine. Trotzdem möchte ich Ihnen dieses nicht vorenthalten..
Ein Abendbrot gibt es noch, das Bier ist zwar recht dünn, macht aber trotzdem zusätzlich schläfrig. Müde sinken wir in unsere Betten,
voll von den Eindrücken unserer einwöchigen Tour zu den rumänischen Waldbahnen. Am Tag darauf geht es dann zurück nach Deutschland.....
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