Als die ersten Sonnenstrahlen über die Gipfel der Harzberge strahlen, stehen wir auf dem Schmalspurbahnhof von Wernigerode
und betrachten das vormittägliche Betriebsgeschehen. 99 7233 stillt am Wasserkran des Bahnbetriebswerks ihren Durst, während 99 7246 mit
dem zweiten Zug des Tages zum Brocken, P 8933 auf Ausfahrt in die Berge wartet. Ein letzter Kontrollblick des Lokführers um das Triebwerk,
dann kann die Reise in den Schnee beginnen. Eine ganze Weile zuckeln wir noch durch Wernigerode, ab Steinerne Renne umschließen uns dann
die immer dichter werdenden und unter immer höherem Schnee begrabenen Harzwälder. |
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Nach einer Dreiviertelstunde Zugfahrt ist Drei-Annen-Hohne erreicht, ein wichtiges Etappenziel auf dem Weg zum höchsten Berg
Norddeutschlands. Die Lok hat ordentlich Wasser verbraucht und muß hier ihre Vorräte an dem kostbaren Naß ergänzen. Wie viele Fotos sind von diesem Ort wohl
mit den Jahrzehnten entstanden. Hunderttausende, Millionen gar? Nun, da seien zwei weitere hinzugefügt... |
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Weiter geht es! Steil ist der Anstieg nach Schierke, wenngleich die Fahrt bis dorthin auch nur dreizehn Minuten dauert.
Noch einmal gilt es, Wasser zu nehmen, die nächste halbe Stunde Bergfahrt wird der Lok alles abverlangen und auf dem Brocken gibt es kein Wasser!
Inzwischen füllt sich der Zug mit Autotouristen, meist aus Niedersachsen, welche erst ab hier die Dienste der Schmalspurbahn in Anspruch nehmen wollen.
Ein Glück, daß der Brocken für Privat-Kraftfahrzeuge gesperrt ist, das wäre sonst ein einziger Parkplatz da oben. Haben Sie schon einmal den Stau auf dem
großen Feldberg bei Frankfurt erlebt, wenn es dort mal geschneit hat? Nein? Kann ich aber jedem raten, der mit dem Auto hier hinauf will. |
Während man(n) noch seinen Kindern die Wirkungsweise einer Dampflok erklärt, fährt auch schon der Gegenzug vom Brocken, der mit 99 7238
bespannte P 8932 ein und die Strecke ist für die Weiterfahrt frei (Bild rechts). |
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Viel zu schnell ist die halbstündige Bergfahrt beendet, sie ist wohl für den Dampflokfreund in Deutschland überhaupt
eines der schönsten Erlebnisse derzeit! Nur zehn Minuten Zeit sieht der Fahrplan bis zur Abfahrt des Gegenzugs P 8927 nach Schierke vor, schnell hat die
Lok an das andere Ende der Wagen umgesetzt und das Hämmern der Luftpumpe kündigt den Beginn der Bremsprobe an. Auf dem Bild links ist unten im Tal das Städtchen
auszumachen, aus welchem wir in anderthalb Stunden heraufgedampft sind: Wernigerode. |
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Was nun? Meine Tochter zeigte sich von der Bahnfahrt recht angetan, aber nun will sie auch mal etwas essen und auch ein bißchen im Schnee toben.
Also ran an die Gulaschkanone und eine zünftige Erbssuppe erstanden, mit Bockwurst natürlich. Und siehe da, alle haben Hunger, keiner meckert! Danach geht es
zur Südseite des Brockens, dort wo die Sonne scheint und Wurmberg und Torfhaus grüßen. Hier naht auch schon der nächste Zug, diesmal P 8920 aus Nordhausen,
geführt von 99 7245. Unter Vollast donnert die Maschine an uns vorbei, um wenig später mit den vollbesetzten Wagen hinter der Bergkuppe im Brockenbahnhof zu halten
und neue erlebnishungrige Menschenmassen auszuspeien. |
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Um nichts in der Welt wollen wir uns jetzt in das Gewimmel am Brockenbahnhof stürzen! Ein Spaziergang schließt sich an und als wir wieder
an die Fotostelle zurückkehren, hat 99 7245 mit dem Gegenzug nach Schierke, P 8934, gerade die Brockenspirale verlassen und rollt mit ihrer Wagenschlange
entlang des neuen Goethewegs bergab auf die gleichnamige Ausweichstelle zu, immer wieder zwischen den Baumwipfeln auszumachen und beäugt von den als schwarze
Punkte erkennbaren Wanderern, bis sie schließlich hinter der letzten Biegung verschwindet. |
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Eigentlich wollten wir den Berggipfel schon längst verlassen haben, aber der majestätische Ausblick hält uns
noch ein Weilchen im Atem. Und da taucht weiter unten in der Biegung hinter dem Bergkamm schon ein weiterer Zug auf! 99 7246 hat in Schierke gewendet
und bullert zum zweiten Mal an diesem Tag auf den Berg. Noch ist der Zug weit entfernt und verschwindet dann bald wieder hinter dem Gipfel, um nach einiger
Zeit angestrengter Fahrt genau vor uns das handgemalte Schild Beachtenden wieder hervorzubrechen und mit geballter Anstrengung die letzten Meter
in den Brockenbahnhof hineinzubullern! |
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Nun aber los! Nein, immer noch nicht! Zwei Bilder vom Umsetzen der Dampflok möchte ich Ihnen noch zeigen, langsam knarzt sie vor der
Kulisse des Fernmeldeturms an die wartenden Reisezugwagen, um diese, nunmehr als P 8934 nach Wernigerode, zu bespannen. |
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Aber wir schaffen es immer noch nicht, loszulaufen. Die Abfahrt des Zuges muß es schon noch einmal sein, links vor dem sich
im nördlichen Vorland schon wieder ausbreitenden abendlichen Dunst, rechts dagegen der Blick zum Oberharz hin, wo der Nebel langsam wieder aufsteigt.
Jetzt gelten aber keine Ausreden mehr, wir wählen zum Abstieg die Brockenstraße, von der wir weiter unten zum Eckerloch abbiegen. |
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Das Eckerloch: Wie der Name schon sagt, eigentlich ein dunkles Loch, besonders in der früh einsetzenden Dämmerung zum Jahreswechsel?
Nö, geht eigentlich! Der Schnee und der Dampf gehen eine phantastische Beziehung ein, als 99 7235 mit dem letzten Zug des Tages, P 8935 aus Wernigerode
an uns vorbeibullert. Der weitere Abstieg nach Schierke gelonkt dann voller Zufriedenheit, |
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wo nicht lange nach Erreichen des Bahnsteigs der Zug auch schon vom Brocken zurückkehrt, nunmehr als P 8936.
nach Wernigerode. Da Kinder dabei sind, verbieten sich Experimente wie die Rückfahrt nach Berlin mit Nachtzügen. Also heißt es Einsteigen, der Zug hält hier nur
kurz, länger dagegen in Drei-Annen-Hohne, wo das nebenstehende Bild entsteht. Am Hausbahnsteig ist der Anschlußzug nach Nordhausen Nord auszumachen, welcher
im Jahr 1994 noch lokbespannt verkehrt. Aber auch diese wundervolle Konstellation hat irgendwann ein Ende, als der Wasserkran aus dem Gleisprofil zurückgedreht
wird und die Abfahrtszeit naht.... |
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Es ist dunkel geworden, als wir Wernigerode erreichen. Aber bis zu unserem Zug in Richtung Berlin ist noch ein wenig Zeit zum Besuch des
Schmalspur-Bw. Unsere Zuglok ist inzwischen herübergedampft, am Lokbehandlungsgleis wird Kohle genommen und, dem Betrachter nicht sichtbar, die Schlacke in den
Sumpf unter ihr geleert (Bild links). Weiter vorne wartet schon auf gleicher Höhe mit der Betriebsleitung der beheizte Wasserkran, nach dessen Benutzung
die Maschine über die Drehscheibe vor den Lokschuppen rollen wird, wo schon 99 7238 und 99 7243 neugierig auf ihre Erzählung vom vergangenen Tag warten. |