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Langsam vergeht die Zeit... Aber was ist das? Ein Pfiff dringt vom Koblenzer Hbf undeutlich herüber? Kann der von der 52'er sein, oder "nur" von einer 110'er?
Nein, eine langsam näherkommende Rauchwolke kündigt eindeutig eine Dampflok an. 52 6106 erklimmt die Rheinrampe und nähert sich in der scharfen Kurve der Horchheimer Brücke. Schön,
wenn auch etwas ungewohnt, sieht sie aus. Und die Losheimer "Donnerbüchsen" passen gut dazu! |
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Mit Vorfreude auf den Tag und einer entstehenden Begeisterung radle ich über den Rhein und finde nach kurzer Zeit mein nächstes Ziel, den Bahnhof Niederlahnstein,
So recht aber keinen richtigen Fotostandpunkt an der abzweigenden Lahntalbahn. Außerdem: Der Bahnhof ist halbfertig nach AG-Normalien umgestaltet, Bahnsteigdächer fehlen. Da ich noch eine knappe
Stunde Zeit bis zum nächsten Dampfzug habe, warte ich an der etwas fotogeneren rechten Rheinstrecke auf Zufallstreffer. |
Und siehe da, nach kurzer Zeit rollt 155 104 mit FR 52792 (Mannheim Rbf-Koblenz Lützel) mit mäßiger Geschwindigkeit durch den Bahnhof. Sehr schwer ist der Zug nicht,
er wird Samstag Vormittag bestimmt nur am Endbahnhof bis Montag hinterstellt. Und auf der Gegenseite hält eine alte Bekannte, 143 029, mit RE 15419 nach Frankfurt/Main zum Fahrgastwechsel.
Leider dauert dieser etwas länger, weil wegen dem an das Bahnsteigende hinmodernisierten neuen Bahnsteigtunnel nur wenige Türen benutzt werden. |
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Aber keine Sorge, das werden die beiden einzigen fotografierten E-Loks dieser Tour bleiben, ich biege jetzt in das Lahntal ein. Eine enge Straße verläuft neben der hier eingleisigen
Bahnlinie, welche sich in sanfter Steigung aus dem Rheintal herauswindet, flankiert von der langsam spärlicher werdenden Bebauung von Lahnstein. |
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Eine ältere Brücke überspannt bald die Bahngleise, im Rücken die Festung Lahnstein, warte ich auf 03 1010. Aber die alte Dame verspätet sich,
so daß zuerst Vectus-DPN 84411 nach Limburg (links) vorfährt und auch noch Vectus-DPN 84410 in der Gegenrichtung kreuzt (rechts). Aber dann: Ein Pfiff, und in der Ferne taucht die 03 auf, am Haken DPE 92467,
stampft sie die Steigung aus dem Rheintal heraus, mir entgegen. Erstaunte Passanten auf der Brücke, und ich genieße das Schauspiel, bevor mich der Dampf der Lok einnebelt. So schön kann
Eisenbahn sein! Der Zug ist längst verschwunden, die Passanten auch, aber der Dampf liegt noch immer über dem Tal, als ich ein Stück weiter bergan fahre. |
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Einen halben Kilometer aufwärts überquert die Bahn mit einer rostigen Brücke die Lahn. Meine Bemühungen, einen höheren Fotostandpunkt einzunehmen, scheitern leider an der Steilheit und Rutschigkeit
des Geländes unter einer neugebauten Hochstraße. So entstehen die zwei rechts zu betrachtenden Bilder von der mit DPE 92446 durch das Stahlfachwerk polternden und mit leichtem Quietschen die anschließende Kurve passierenden
52 6106 von zwei durch einen kurzen Sprint verbundenen Not- Fotostandpunkten. Aber im Nachhinein doch gar nicht so schlecht, oder? |
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Eine Stunde habe ich jetzt Zeit bis zur Rückkehr von 03 1010, die ich in Friedrichssegen erleben möchte, etwa 4 Kilometer bergauf. Ein Klacks für das Fahrrad, erst geht über eine schmale Fußgängerbrücke
über die Lahn von der Haupstraße weg und dann eine enge Straße zwischen den immer monumentaler werdenden Felsen und der Bahnlinie bis zum Blocksignal F des (nur noch) Haltepunktes. Auf einem alten Straßenbegrenzungsstein stehend,
erwarte ich DPE 92470, welcher dann auch pünktlich, aber ohne Dampfentwicklung, mit seinen Ay- und By-Wagen an mir vorüberrollt. |
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In einer Viertelstunde soll schon 52 6106 in Richtung Nassau zurückkehren! Also radle ich wie ein Besessener die Dorfstraße hinauf, verwerfe die Straßenbrücke als Standort (zu dunkel) und gelange über einen
steilen Weg zum Bahnhofsgebäude. Ein unverputzter Ziegelbau, sich harmonisch in die Landschaft einfügend, und sogar, wohl wegen des schienengleichen Überwegs, noch besetzt. Und, noch ein wenig Zeit besteht,
da gerade DPN 84414 am Bahnsteig hält, auch ein schon zu hörender Achtungspfiff von 52 6106 am Signal F (siehe oben) kann daran nichts ändern. Aber kurz nach Verschwinden des Triebwagens bullert die 52'er mit DPE 92451
durch den Haltepunkt. |
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Die Straße verläuft am Berghang, dann über einen Bahnübergang nach Miellen, einen kleinen Ort, allerdings ohne Haltepunkt der Bahn. Und am Ortsausgang ist schon das Einfahrvorsignal Vb von Nievern sichtbar,
ein guter Fotostandpunkt, zumal es begonnen hat, heftig zu regnen. Also, Schirm aufgespannt und gewartet. Die Signalscheibe liegt schon eine ganze Weile in der Waagerechten, als DPN 84417 an mir vorüberzieht, als Nachschuß eingefangen,
aber das ist bei Triebwagen sowieso egal... Und dann kehrt 52 6106 von Nassau zurück und rollt mit recht geringer Geschwindigkeit an mir vorbei. |
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Was nun? Eine Stunde habe ich nun Zeit! Hunger meldet sich und es nieselt nur noch. Also los, auf nach Nievern, weit ist es ja nicht mehr. Der Ortseingang ist erreicht, da gießt es plötzlich wie aus Eimern,
mit letzter Kraft erreiche ich, schon ziemlich durchnäßt, den Dienstraum vom Haltepunkt und frage nach einer Gaststätte. Der Blockwärter weist mir den kurzen Weg zur Neustraße, und diese Einkehr hat auch geöffnet, als einziger Gast lasse ich
mir eine Pizza schmecken, während es sich ausregnet. Gesättigt und "gesittet" (Hat da nicht mal jemand "sitt" für "nicht durstig" kreiert?) begebe ich mich hinter die Schule zum vorher in Augenschein genommenen Einfahrsignal,
das durchnäßte Gras macht mich nun zwar auch noch an den Füßen naß, aber das Motiv kann sich sehen lassen! Nun kann 03 1010 kommen! Und das tut sie auch: Kurz vor 15.00 Uhr taucht sie erst zwischen den regennassen Bäumen
in der Biegung auf, bevor sie mit Volldampf an mir vorbeibullert. |
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Nun weitet sich das Tal, wird weniger verwunschen, dafür aber mehr bebaut. Über die Hauptstraße erreiche ich Bad Ems, zuerst eine alte rekonstruierte Fabrikhalle mit Lidl-Markt und zugehörigem riesigen Parkplatz, dazu ein Retorten-Hp Bad Ems West mit ewiglangem
behindertengerechten Aufgang. Eben, wie sich heutzutage Stadtplaner urbanes Leben vorstellen! Nichts zum Fotografieren, außer vielleicht 612 142, wie er als RE 3291 nach Gießen aus dem Nebel des Lahntals auftaucht (links).
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Aber nun ist es nicht mehr weit bis zum eigentlichen Bahnhof Bad Ems. Deutschlands kleinste Bahnsteighalle überspannt hier einen Bahnsteig, erweitert durch ein großzügiges und breites Bahnsteigdach.
Was heute ein Privileg des Geldes ist, war damals Privileg adlig geborener! Naß wurde damals Kaiser Wilhelm jedenfalls nicht, wenn er im Sonderzug (oder Sonderwagen) anreiste.
Auch heute bietet sich im Ort viel sehenswertes, die hellgestrichenen Häuser um den Bahnhofsvorplatz, mehr konnte ich leider nicht in Augenschein nehmen, da rollt auch schon 03 1010 mit DPE 92472 nach Remagen aus der Bahnsteighalle.
Weniger sehenswert: das stillgelegte Stellwerk, wie immer von Vandalen ramponiert (oben rechts).
Kurze Zeit später hält 52 6106 vor DPE 92459 mit quietschenden Bremsen am Bahnsteig. Der Kaiser ist mit diesem Zug zwar nicht gekommen, die Anteilnahme der Schaulustigen ist allerdings weiterhin hoch, zumal ja sich das Wetter wesentlich
gebessert hat. Gleich wird die Fahrt weitergehen: Da Bad Ems ja faktisch nur noch eine Überleitstelle mit Haltepunkt ist, müssen alle Sonderzüge bis zum nächsten richtigen Bahnhof, nach Nassau (Lahn), weiterfahren.
Lust habe ich ja, einmal mitzufahren! Na, dann hinein in die vorderste Donnerbüchse! |
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Immerhin 8 Kilometer rumpelt der Zug mit mir durch das Lahntal, dann ist Nassau erreicht. Schnell ausgestiegen, und ein erstes (Gegenlicht-)Panorama eingefangen. Der Bahnhof hat noch ein Überholgleis und ist mit Formsignalen ausgestattet,
wenn auch die aus der Schnellzugzeit stammenden langen Bahnsteige so nicht mehr in Gebrauch sind. Und über allem trohnt die Burg, welche einem bekannten Adelsgeschlecht den Namen gab... |
Schnell ist die Lok abgekuppelt und rangiert an den verwilderten Güterwagenbehandlungsanlagen vorbei an den Ostkopf des Bahnhofs, um im durchgehenden Hauptgleis pfeifend ob der Fans auf die andere Zugseite zu gelangen.
Da hat die Freiwillige Feuerwehr auch schon den Schlauch ausgerollt, um der durstigen Lok Soforthilfe zu leisten. Die Nutzung des Wasserkrans in Koblenz-Lützel ist wohl nicht im Trassenpreis der DB AG enthalten.... Und, DPN 84423 bahnt sich hupend mit Schrittgeschwindigkeit den Weg durch die Menschen. |
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Schließlich ist der Wasserschlauch eingerollt und die Abfahrtszeit naht. Noch ein Blick auf Bahnhof und Burg und schnell auf die Bühne des ersten Wagens gestiegen! Ein Achtungspfiff, und der Zug rollt an. Leicht zuckend, wie bei einer 52'er üblich,
rollt die Fuhre nach Bad Ems zurück. Dabei entstehen die unteren Bilder von Signalen (von links nach rechts): Sig E Nassau, Sig Va Dausenau, Sig A Dausenau. |
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Bad Ems ist wieder erreicht, die inzwischen schon tiefer stehende Sonne animiert mich zu zwei weiteren Bildern der Bahnhofshalle, links unser Sonderzug, auf Abfahrt wartend neben 612 639 als RE 3293 auf Fahrt nach gießen und rechts der dem Sonderzug im Blockabstand folgende DPN 84424.
Auch mein Fahrrad findet sich unbeschadet wieder an. Da ich nun eine Stunde Zeit bis zur Rückkehr von 52 6106 ins Lahntal habe, mache ich mich auf den Rückweg. Der Schrankenposten in Miellen hat es mir angetan, da müßte doch auch noch die Abendsonne scheinen ...? |
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Und der alte Schrankenposten hält, was er versprach! Auf der Hintour wegen Regen nicht groß weiter beachtet, ist hier nun der richtige Ort, um auf DPE 92465 zu warten. Zuerst rollt VT 254 als DPN 84426 in Richtung Koblenz vorbei, bald darauf auch der Dampfzug. Wären die Betonschwellen
mit dem neuartigen Kleineisen nicht, die Bilder könnten aus längst vergangenen Zeiten stammen... |
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Weiter radle ich zurück nach Friedrichssegen. Dort habe ich mir auf der Hinfahrt eine Stelle für 03 1010 vorgemerkt, die aber nicht hält, was sie versprach. Was nun? In den dunklen Wald in Richtung Niederlahnstein
eintauchen? Und das am Abend? Vielleicht noch einmal auf das geschlossene Blocksignal hoffen? Ich beschließe, genau das zu tun, und erwarte 03 1010 vor dem letzten Pendelzug DPE 92471, auf dem Straßengrenzstein stehend, genau an dieser Stelle. Der Wald atmet Stille und das satte Grün hat irgendwie ein inneres Leuchten,
als die Planzeit des Zuges heranrückt. Und das Signal bleibt geschlossen, nichts geschieht. Die Planzeit von DPN 84428 in der Gegenrichtung rückt heran, aber auch von diesem ist nichts zu sehen! Aber nun: Ein Achtungspfiff aus Richtung Niederlahnstein,
und ganz langsam rollt 03 1010 um die Kurve heran, mit Schritt erreicht sie das Signal, während der VT der Gegenrichtung vorbeirauscht. Der Flügel hebt sich, einige kurze Auspuffstöße der Lok, und der ganze Zug verschwindet im Wald in Richtung Friedrichssegen. |
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Einen Kilometer weiter, in Höhe des Vorsignals Vf, warte ich nun nur noch auf 52 6106 mit ihrer letzten Rückfahrt nach Koblenz-Lützel, auf DPE 92464. In dem inzwischen herrschenden Halbdunkel wird das Bild zwar nicht ganz scharf, aber das stört mich nun nicht mehr. Gemächlich rumpelt der Zug an mir vorüber,
ich schaue ihm noch nach, bis er hinter den Felsen verschwunden ist, und mache mich endgültig auf den Heimweg. |