Nach der schon recht interessanten Anreise von Mainz nach Viseu de Sus am Vortag (Schauen Sie
!) soll es nun am
25.09.2011 ins Wassertal gehen. Ein Tag voller unvergleichlicher Eindrücke in noch sommerlicher Landschaft wartet auf mich, ein Tag, von dessen Schönheit
die hier gezeigten Fotos eigentlich nur unvollkommen künden können, ein Tag, bei dem man einfach dabei sein mußte! Aber schauen Sie selbst:
Um halb acht Uhr ist es im Tal noch ziemlich dunkel, ein langsam heller werdender blauer Himmel kündet den Sonnenaufgang an, als wir uns nach einem reichhaltigen
Frühstück im Eßzimmer der Pension auf den nur wenige hundert Meter langen Weg zum Bw machen. Es ist Sonntag, außer uns ist niemand auf der Straße. Irgendwo hinter
den ineinander verschachtelten, im Halbdunkel liegenden Häusern hat ein Hund mit seinem Bellen auch ein paar Hähne zum Krähen animiert. Die über dem Lokschuppen
aufsteigenden Rauchwolken animieren uns zur Beschleunigung unserer Schritte.
Die ersten sind wir keineswegs, als wir nach Umrunden des Lokschuppens schließlich am Ziel ankommen. Es wird schon fleißig rangiert:
764 421 "Elvetia" ist gerade mit ihrem Dienstwagen zum Holzlager gedampft, um die Vorräte für die Beförderung des Touristenzuges nach Paltin zu ergänzen und
764 211 "Mariuta" soll unseren Sonderzug am heutigen Tag bis nach Valea Babii bringen. Vor dem Lokschuppen genießen dagegen 87 0045 und 87 0036
ihre Sonntagsruhe.
Die rangierenden Lokomotiven nebeln die inzwischen vollzählig erschienenen Fotowochen-Teilnehmer mit ihrem Dampf ein, köstliche Gerüche durchziehen die
Nasenflügel und werden sich im Laufe des Tages auch in der Kleidung festsetzen. Nur 764 313, die alte Budapest-Lok, steht etwas traurig daneben. Ausgemustert,
wartet sie kalt auf ihr weiteres Schicksal. Aber zu den "lebenden" Loks zurück: Nachdem 764 421 in Richtung Touristenzug verschwunden ist, kann unsere Lok
nun ausrücken, um sich ihren Zug zusammenzustellen.
Nun gilt es! Blitzschnell hat Mariuta ihren Zug zusammengestellt, kaum haben wir an der Bahnhofsausfahrt Aufstellung genommen, da bullert sie
auch schon heran! Die Steigung aus dem Bahnhof heraus ist nicht unerheblich, eine gewaltige Rauchsäule verdunkelt den inzwischen schon aufgehellten Himmel,
als der Zug, bestehend aus einem Dienst-, einem Personen- und einem Heuwagen nebst einiger leerer Holztrucks, an den diversen abgestellten Fahrzeugen vorbei
gezogen wird und an der Ausfahrt hält. Wer mitfahren will, sollte jetzt schnell einsteigen. Genügend Vorsprung vor dem Touristenzug ist wegen der geplanten
Fotohalte wünschenswert.
Dann, nach einer Rechtskurve, die Sonne! Gerade lugt sie über der Bergkette hervor, ihre Strahlen brechen sich im schnell dahinfließenden Wasser, alles glitzert
in der frischen, kühlen Morgenluft. Bald darauf ist der erste Halt erreicht. Fabrica trei heißt dieser Ort, neben der Fläche einer Industriebrache steht die
Besandungsanlege der Wassertalbahn. Warum die nun gerade hier ist, gehört zu den Seltsamkeiten der Strecke. Man erzählt sich, daß sich hier ein Rentner
um das Trocknen des für die kleinen Loks in den Bergen überlebenswichtigen Sandes kümmert..... Ein Pfiff der Lok, und die Garnitur drückt zur ersten Scheinanfahrt
zurück, der ersten von einer großen Anzahl weiterer! Irgendwie muß man ja den frischgebunkerten Sand gleich einmal testen!
Wissen Sie, was ein "Magazin Mixt" ist? Nein? Nun, es ist so eine Art Dorfladen! Ein solcher liegt in Valea Scradei genau neben dem Gleis,
und hier hält man, seit ich diese Strecke kenne, auf jeden Fall an, trinkt einen Kaffee oder Tee, auf der Rückfahrt gerne auch mit Schuß. Die Passagiere können,
so sie das wollen, ebenfalls aussteigen, solange der Lokführer Pause macht, kann ja nichts passieren. Etwa einen Kilometer weiter oben scheint dann wieder die Sonne,
als der Zug sich dort in die Kurve legt. Rechts (nicht im Bild) gibt es übrigens eine Hängebrücke über den Fluß.
Novat ist erreicht. Der Zug passiert den Bahnhof, läßt uns absteigen und drückt dann ins Nebengleis zurück. Der Touristenzug soll hier überholen, der hat es eiliger,
soll er doch wenigstens annähernd nach Fahrplan verkehren. Und da dampft 764 421 auch schon heran und vorbei, neugierige Fahrgäste schwenken ihre Kameras. Kein Wunder,
daß er's eilig hat, denn auf dem Zugzielanzeiger steht "Grindelwald". Wie will er da wohl hinkommen, und, sollte das wirklich gelingen, wann wird er da wohl ankommen?
Nun können wir auch weiter. Vorsichtig tastet sich die Lok aus dem Überholgleis wieder auf die (nicht viel bessere) Strecke, fährt vorbei und hält dann
wieder auf der Brücke über den Seitenfluß Novat, um uns wieder einsteigen zu lassen. Um das im Dunkel auszumachende Gleisdreieck Delta Novat und den Seitenast ins Novat-Tal
wird es am letzten Tag gehen.... Also dampft das Zügle weiter, passiert Glimboca ohne Halt und hat auch prompt den Touristenzug an der Wasserstelle vor Cozia
wieder ein. Schnell an diesem vorbei geeilt
und sich auf einem steilen Hang hinter der Ausfahrt zwischen halbwüchsigen Fichten postiert, da fährt dieser auch schon weiter! Dampft am Klohäuschen
vorbei über die Wiese, um dann hinter dem Berghang zu verschwinden.
Zurück zur Wasserstelle: 764 211 ist zu dieser vorgerückt und saugt fleißig aus dem Bach. Richtig komfortabel geht es hier zu! Eine breite Brücke hilft den Insassen
der Touristenzüge, sich die Beine zu vertreten, und vor allen Dingen, zur Toilette zu gelangen!
Aber nun weiter! Ein zweites Mal den Hang hinaufgeklettert, aber immer noch reicht die Sonne nicht zum Beleuchten des gesamten Zuges aus.
Na, macht nichts! Da genießen wir doch die Fahrt weiter nach Cozia. Nicht weit davon entfernt ist wieder eine der typischen Brücken mit ihrem weißen Geländer zu überqueren.
Still liegt der Weiler Cozia in der Sonne, auch hier ist Sonntag. Kurze Belebung, dann rollt der Zug auch schon weiter.
Nun folgt ein wildromantischer Talabschnitt, bevor der Zug in Novicior CFF den Seitenbach gleichen Namens überquert. Hier ist nichts, aber es beginnt
ein Fahrweg zum weiter oben in diesem Tal liegenden Holzfällerweiler Novicior. Welch ein Gegensatz zum folgenden Bahnhof Paltin, dem Endpunkt des Touristenzuges!
Mit Augenmaß ausgebaut und auf die Bedürfnisse der Fahrgäste ausgerichtet. Essen und Trinken gibt es, einen Rundweg durch die Natur, welcher in der recht knapp bemessenen
Aufenthaltszeit zu absolvieren ist, und eine Dampflok, heute sogar zwei, gibt es zu bestaunen!
Hinter Paltin gehört die Strecke unserem Zug an diesem Sonntag allein! Ein kurzer Zwischenstop macht den Felsen über Bardau kurzzeitig zum
"Affenfelsen". Leider hat wohl keiner ein Bild von den dort zwischen den jungen Fichten herumturnenden Fotografen gemacht! Danach folgt einer der wohl interessantesten
Abschnitte: Drei Tunnel sind vor dem nächsten Bahnhof, Botizu, zu durchfahren! Da ragt auch schon der dunkle Schlund des ersten vor uns auf! Aussteigen und durchlaufen,
bevor die Dampflok Durchlaß begehrt!
Lang ist er nicht, schnell ist er durchlaufen. Seine Betonauskleidung erinnert daran, daß diese Bahnstrecke ja noch längst nicht so alt wie viele
andere dieser Art ist.
Aber da bricht die Lok auch schon aus dem Tunnel heraus und röhrt an den Fotografen vorbei. Eigenlich eine der schönsten Stellen der Strecke,
wenn auch nichts für Sonnenanbeter.
Kurz vor Botizu ist der Zug ein weiteres Mal zu erwischen: Zwischen dem zweiten und dem dritten Tunnel dampft er über eine weitere Brücke,
welche sich von den meisten anderen ein wenig unterscheidet. Sie ist aus genietetem Stahl und ihr fehlen die weißen Geländer. Von einem beladenen Holztruck aus dann
die Einfahrt in den Bahnhof Botizu. Das schmale Gleis dient hier gleichzeitig als Fahrweg, die schweren Fahrzeuge sind Gift für die teilweise noch aus der Anfangszeit
der Strecke stammenden Schienen.
Aber was ist das? Aus dem Dunkel des Tunnelmundes taucht eine Draisine auf, welche hinter uns her fährt und geduldig alle unsere Eskapaden mitgemacht
hat. Während der Zug hier einige Minuten hält, wartet die geballte Technik der Waldarbeiter auf den nächsten Tag, drei schwere Traktoren sind hinter den scheinbar planlos
herumliegenden Baumstämmen auszumachen. Hinter der nächsten Kurve heißt es dann erst einmal wieder, Wasser zu nehmen. Bei nassem Wetter möchte ich allerdings nicht hier
herumlaufen, die Narben der von den schweren Holzrückfahrzeugen geschundenen Natur sind unübersehbar.
Später dampft die Garnitur nach Suliguli herein. Inzwischen ist es ziemlich warm geworden, die eher spärliche Rauchsäule spiegelt daher nicht
die ganze Wahrheit über die den Berg heraufbullernde Maschine wider.
Der nächste Bahnhof, Faina, ist so etwas wie das Zentrum des oberen Streckenteils. Auch hier gibt es einen Aufenthalt auf dem in sonntäglicher Ruhe daliegenden Bahnhof.
Auf dem Bild mittig unten das neu erbaute Stationsgebäude, sein Vorgänger ist in der Bahnhofsausfahrt anzuschauen.
Die großräumige Holzverladestelle befindet sich dann hinter dem Bahnhof. Einige weitere Gebäude säumen das von den schweren Maschinen
zerpflügte Gelände, welches ziemlich nahtlos in die Ladestelle Lostun bei der Einmündung des gleichnamigen Baches übergeht. Zum Glück hat es lange nicht mehr geregnet
und bis auf ein bißchen Staub malträtiert nichts meine Schuhe.
Aber nun wird es Zeit, den Heuwagen abzusetzen! Vorsichtig wird dieser in Miraj auf das Ausweichgleis rangiert. Schwierigkeiten macht das Anziehen
der Handbremse des Wagens bei der Menge des geladenen Heus, was das Zurücksetzen der Lokomotive etwas verzögert. Schließlich ist aber der restliche Zug wieder
zusammengekuppelt, nun heißt es wieder aufsitzen, so man weiter mitfahren möchte. Das tue ich auch, allerdings auf den letzten Holztruck. Der Heuwagen versperrt ja nun
nicht mehr die Sicht!
Zur Mitfahrt auf solch einem Truck sollte man gute Kondition besitzen! Jeder der zahlreichen Schienenstöße versetzt ihm einen mehr
oder weniger starken Schlag, noch verstärkt durch die im Takt der Stöße vor sich hin schlenkernden Querträger. Mit einer Hand mich am rückwärtigen Geländer festhaltend,
versuche ich einige Aufnahmen vom immer weiter in das romantische Wassertal hinauffahrenden Zug. Da, plötzlich schreckt ein Pfeifen der Lok den Bremser aus seiner
stoischen Ruhe, aufmerksam beobachten Personal und Fahrgäste die Annäherung des Zuges an zwei frei umherlaufende Pferde! Das müßte doch.... Und wir versuchen es! Ein bißchen
Zucker zum Anlocken findet sich beim Proviant, sie kommen auch heran, aber als sich dann der Zug nähert, stieben sie von dannen!
Und denen haben wir das Heu mitgebracht - undankbare Viecher!
Ein kleiner Höhepunkt folgt nun: In Macarlau windet sich das Gleis ziemlich steil ein Stück aus dem Tal heraus auf das Niveau der Oberkante
einer ehemaligen Klause, von welcher die Mauern noch aus dem Grün des Tals ragen. Hier wurde das Wasser zeitweilig angestaut, um zum Zwecke des Holzflößens eine ordentliche
Flut zu erzeugen. Mit der Inbetriebnahme der Waldbahn wurde die Klause überflüssig, nicht aber die trassierte Steigung. Die Kraftentfaltung der Lok ist unbeschreiblich,
dröhnend entweicht der Dampf in Stößen dem Kobelschornstein!
Der Rest ist nun schnell erzählt: Bald ist Valea Babii erreicht, an der Ausweiche werden die leeren Holztrucks abgesetzt, inzwischen reicht die Sonne schon nicht mehr
auf die Talsohle hinunter. Ein paar hundert Meter weiter dann hält der verbliebene Zug dann vor der Herberge, wo wir übernachten werden. Ein bißchen hat sich inzwischen
doch Müdigkeit breitgemacht, der ganze Tag, recht antrengend und an der frischen Luft, fordert seinen Tribut.
Was meinen Sie? Bei einem so verheißungsvoll vorbereiteten Tisch müßten doch auch Ihre Lebensgeister wieder erweckt worden sein! Und es wird ein
reichhaltiges Essen, was uns zu später Stunde dazu animiert, die Spitzenlichter der Lok in Funktion zu bringen. Petroleum und Docht sind vorhanden, nur die Glaskolben nicht.
So erzeugen die flackernden Lichter in der um uns herrschenden absoluten Dunkelheit einen unregelmäßigen Lichtschein, eigentlich zu unregelmäßig für ein lange belichtetes
Bild. Und so mußte ich das einzige halbwegs brauchbare Bild etwas aufpeppen. Entschuldigung!
Und nach dem Ausschalten des Notstromaggregates gegen 23:00 Uhr herrscht dann auch im Gebäude absolute Dunkelheit. Wohl dem, der eine Taschenlampe bei sich hat!
Aber das stört nach diesem ereignisreichen und interessanten Tag niemanden mehr.... Am nächsten Morgen wird es dann bis ganz zum Ende der Bahn gehen,
es wird einen Hand-Rampenverlad von Holzstämmen geben und und und! Schauen Sie ! Möchten Sie die Bilder noch einmal als Slideshow vorbeiziehen lassen (FlashPlayer erforderlich):
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