Der Februar 2013 bescherte uns wochenlang durchaus winterliche Temperaturen. Und an seinem zweiten Wochenende, am 09. und 10.02., gab es einige Sonderzüge von Wernigerode in den Oberharz,
wobei der Samstag mit einem Foto-PmG nach Eisfelder Talmühle und dem "normalen" Traditionszug zum Brocken das interessanteste Programm verhieß. Da sich die geplante Mitfahrgelegenheit über das
gesamte Wochenende zerschlug und ich sowieso einmal vorhatte, bei ausreichenden Schneeverhältnissen entlang des Drängetals von Drei Annen Hohne nach Steinerne Renne zu wandern,
fiel meine Auswahl auf diesen Tag. |
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Um zur Abfahrt des ersten Zuges nach Wernigerode zu gelangen, wartet eine regelrechte Odyssee auf mich: Am Vortag um 23:36 Uhr verläßt die S 8 mit mir den Bahnhof Mainz Römisches Theater,
um 00:38 Uhr dann RB 15275 den Frankfurter Hbf. In CNL 1259 ist ein Liegesessel für mich reserviert, ab Frankfurt (Main) Süd um 00:54. Wenn ich jetzt mit diesem Zug bis Halle (Saale) Hbf weiterfahren würde,
könnte ich dort den RE nach Wernigerode nicht erreichen, also heißt es, den in Erfurt Hbf eine ganze Stunde pausierenden Nachtzug dort schon um 03:44 zu verlassen und in RB 16301 umzusteigen, welche in anderthalb Stunden
unter Mitnahme aller möglichen Verkehrshalte nach Halle (S) zockelt. Schnell einen Kaffee gekauft und in den Wackler nach Hannover umgestiegen, mit welchem ich schließlich um 07:18 Uhr Wernigerode erreiche. |
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Nur sieben Minuten Zeit habe ich hier bis zur Abfahrt von P 8901 nach Eisfelder Talmühle in Form von 187 019. Noch steht der Triebwagen dunkel da, weder Reisende noch Personal sind auffindbar.
Also schnell zum "Affenfelsen" herüber (So etwas gibt es hier auch in Form einer Metallplattform) und einen Blick zum in der Dämmerung daliegenden Bw riskiert: 99 5901 scheint heute zum Einsatz zu kommen, ebenso 99 7235.
Wenig später ist unten der Tf eingetroffen und läßt mich, den einzigen Reisenden einsteigen. |
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In Westerntor steigt noch ein Jäger zu, so daß es zu dritt im brummenden Triebwagen hinauf in die Harzberge geht. Und je höher wir kommen,
umso märchenhafter schaut der Wald aus.....
Kurz nach acht Uhr ist Drei Annen Hohne erreicht. Still und weiß liegt der Bahnhof im Schneetreiben, keine Spuren im Neuschnee, keine Menschenseele ist auszumachen. Und als der Triebwagen dann um 08:10 Uhr mit dem darin
friedlich schlummernden Jäger weiterbrummt, kehrt wieder Ruhe ein. Die langsam fallenden Schneeflocken schlucken die wenigen Geräusche von der parallel verlaufenden Straße. Was für ein Gegensatz zu dem Gewimmel, welches spätestens
anderthalb Stunden später bei Ankunft des ersten Brockenzuges anheben wird!
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Aber nun an die Strecke! Nicht sehr angenehm ist der Fußweg bis zum Hotel Drei Annen entlang der Hauptsraße, wegen der hohen Schneewälle entlang der Fahrbahn
ist es recht schwierig, den vorbeibrausenden (und spritzenden) Autos auszuweichen. Aber dann biege ich in den Märchenwald ein, der Fußweg oberhalb des Bahndamms erweist sich auch als,
wenn auch recht schwierig, begehbar. So erreiche ich, angetrieben von den aus Richtung Wernigerode / Steinerne Renne im leichten Nordwind heraufdringenden Abdampfschlägen des noch vor dem
ersten Brockenzug angekündigten Pmg, die oberste durch ein Seitental verlaufende Kurve an der Strecke, wo freundliche Menschen einen Holzpodest errichtet haben. Und dann dampft 99 7235 um die
Kurve und hält an, um die Fahrtteilnehmer abzusetzen. |
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Während der Sonderzug in den Kreuzungsbahnhof Drängetal zurückdrückt, haben die Fahrtteilnehmer erkannt, daß die angebotene Fotostelle doch nicht so ideal ist und beginnen, zu dem von mir
gewählten Standpunkt herüberzukommen. Nur leider zerlatschen sie dabei regelrecht das zuvor noch unberührt im Neuschnee liegende Planum. Da kann man leider nichts machen, zumal sich jetzt der erste
Zug zum Brocken mit heftigen, im Drängetal widerhallenden Auspuffschlägen ankündigt. Und dann naht 99 7239 mit P 8931, trotz der Langsamfahrstelle (20 km/h) schafft sie es, an unserem
Fotostandpunkt unter Volldampf vorbeizufahren.
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Nachdem der Brockenzug Drei Annen Hohne erreicht hat, startet der Fotozug in Drängetal - ähnlich effektvoll nähert er sich, um an der Fotografenmeute vorbeizubullern.
Kurz darauf muß er anhalten, und noch einmal zurückdrücken, um die wenigen am Beginn der Kurve verbliebenen Teilnehmer aufzunehmen. Dazu wird der Bremsersitz des letzten Wagen besetzt. Schnell bewege ich mich
zur anderen Gleisseite, um den nochmals heranbullernden Zug aus anderer Perspektive aufzunehmen (Bild rechts unten). Auch meine Fußspuren sind jetzt im Gleis auszumachen! |
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Der Zug hält nun, schnell sind die Teilnehmer eingestiegen. Man drängt wegen des schon von Steinerne Renne her zu hörenden P 8933 zur Eile und verläßt den Kampfplatz mit einer rasanten und dampfspeienden Anfahrt.
So schnell es geht, laufe ich nun durch den hohen Schnee dem folgenden Zug entgegen und schaffe es glücklicherweise noch bis zur nächsten Lichtung, bis dort 99 7247 aus dem Hochwald hervorbricht. Leider hat der starke Schneefall den
Entfernungsmesser meiner Kamera etwas irritiert, und zum manuellen Einstellen bin ich nicht mehr gekommen..... |
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Nun ist es nicht mehr weit bis zum mitten im Wald liegenden Kreuzungsbahnhof Drängetal. Das linke Bild handelt vom Südkopf, mit Ausfahrsignal, Schachbrettafel und der die Rückfallweiche
kennzeichnenden orangen Weichenlaterne. Als mein Blick nach Norden geht, bin ich überrascht: Das Ausfahrsignal zeigt grün, aber ein Reisezug ist doch jetzt überhaupt nicht fällig! Zu hören ist auch nichts,
wir haben ja Nordwind! Also heißt es, warten. Und dann kommt sie, die Überraschung! 199 874 kehrt mit der Schneeschleuder vom Brocken zurück. Jetzt wird mir auch klar, weshalb die Gleise in Drei Annen Hohne
am heutigen Morgen (siehe Bilder oben!) im Gegensatz zu den Bahnsteigen so mustergültig geräumt waren..... |
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Weiter unten hört der Wald dann auf, die Holzfäller haben hier ganze Arbeit geleistet. Von diesem Punkt ist nun der gesamte Streckenabschnitt bis zum Thumkuhlentunnel einzusehen,
aus dem 99 7232 mit P 8925 zum Brocken dann auch kurz darauf hervorbricht und sich mit voller Füllung meinem Fotostandpunkt nähert, um eilig an den stehengebliebenen, aber doch recht windschiefen Fichten
vorbeizudampfen. Keine Ahnung, warum man diese verschont hat, den nächsten starken Sturm werden sie aber wohl nicht überleben. |
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Aber nun zum Thumkuhlentunnel! Ich will unbedingt einen Zug vor dem südlichen Portal aufnehmen und steige deshalb vom Aussichtspunkt genau über dem Tunnel
durch eine mit Schneeverwehungen gespickte Schonung hinab, um auf die östliche Seite des Gleiskörpers zu gelangen. Irgendwie gelingt mir das auch, angespornt von den anders klingenden Abdampfschlägen
einer Malletlok. Plötzlich verstummen diese und wenig später bricht die schwer arbeitende Maschine aus dem Tunnel heraus. Die Schrammen vom Abstieg sind vergessen..... |
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Zurück durch die Schonung bis zum Scheitelpunkt des Grates und auf der anderen Seite zum Nordportal abgestiegen. Alles muß schnell gehen, denn der Brockensonderzug hat den als P 8902
von Eisfelder Talmühle zurückkehrenden 187 019 schon in Drängetal gekreuzt. Ob dieser auf seiner Rückfahrt nach Wernigerode etwas voller ist, ist allerdings nicht erkennbar.
"400 m über N.N." zeigt das Schild an, recht dünn ist hier inzwischen die Schneedecke, so daß ich beschließe, nicht weiter nach Steinerne Renne hinabzusteigen, sondern umzukehren. Ein Entschluß, den ich
nicht bereuen werde..... |
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Also laufe ich nun wieder bergauf, passiere den Bahnhof Drängetal und postiere mich ein wenig weiter oben an einer idyllischen Stelle, welche mir schon auf dem Hinweg aufgefallen war.
Nun heißt es, auf den letzten Zug vor der dreistündigen Mittagspause zu warten, welcher auch kurz vor halb eins heranbullert: 99 7241 legt sich mit P 8903 nach Eisfelder Talmühle in die Kurve.
Zum Glück ist es nicht ganz so kalt und der Neuschnee auf den Bäumen doch recht feucht, so daß ihn die Abdampfschläge der Lok nicht herunterstieben lassen. |
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Die nächsten Stunden gibt es nun keine Bergfahrt mehr. Ich laufe in Richtung Drei Annen Hohne und treffe unterhalb des Hotels Drei Annen die mit P 8932 vom Brocken nach Wernigerode
zurückkehrende 99 7247. Wenig Dampf, jetzt sind ja mehr die Bremsen gefragt...
Die Hauptstraße empfängt mich wieder, voller Tausalz bzw Lauge, ich muß entgegenkommenden Autos in die Schneewälle am Rand ausweichen und werde von ihnen zum Dank noch mit Matsch und Dreck bespritzt. Kein schöner Weg,
aber irgendwann ist der auch zu Ende und ich bin wieder am Bahnhof Drei Annen Hohne. |
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Eine Mittagspause gibt es aber nur in/aus Richtung Wernigerode, von und zum Brocken verkehren Zwischentakte: 99 7232 rollt um halb zwei mit P 8926 in den Bahnhof nach Gleis 2,
nutzt zur Umfahrung des Wagenzuges das Gleis 1 am Hausbahnsteig und soll um 13:39 Uhr schon wieder mit P 8927 in Richtung Brocken abfahren. Also schnell aus dem Bahnhof heraus zur Strecke! Tiefer Schnee
behindert mein Vorhaben, aber ich finde rechtzeitig eine erhöhte Stelle, an der auch schon einige Briten auf die Zugausfahrt warten. |
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Ich denke, daß von dieser Stelle schon unzählige Bilder gemacht wurden, sowohl im Winter wie auch im Sommer! Aber es ist auch reizvoll, der Lok zuzuschauen, wie sie Anlauf nimmt,
um die Steigung von 1:33, deren Beginn sich recht gut auf dem Nachschuß ausmachen läßt, über Schierke zum Brocken zu bewältigen. Oben am Himmel kämpfen derweil die Sonnenstrahlen mit den schnellziehenden
Wolken. So recht ist mir an diesem Tag allerdings kein besonntes Bild gelungen..... |
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Langsam beginnt der Hunger, an meiner Kondition zu nagen. So lasse ich den kurz nach 14:00 Uhr fälligen P 8930 unbeachtet und verfüge mich ins Bahnhofsrestaurant, wo ich, unter lauter Briten sitzend, ein herrliches
Bauernfrühstück bestelle. So etwas habe ich schon lange nicht mehr gegessen, vor lauter Döner, Pizza und Asia-Gerichten! Gestärkt und nach dem Genuß eines Pilsners auch mit freundlicher Gemütlichkeit, verlasse ich den Ort
wieder und verfüge mich an die Strecke nach Schierke, wo kurz vor 15:00 Uhr P 8922 auf seiner Fahrt vom Brocken eintreffen müßte. Und das tut er auch, allerdings etwas zu früh, und während ich noch im hohen Schnee durch den
Graben stolpere, gelingt nur ein Notbild (siehe links unten).
Viele Möglichkeiten habe ich nun nicht. Zwar scheint die Sonne, aber die Bäume sind hoch und die Lok bullert nach einer Viertelstunde Wendezeit in Drei Annen Hohne wieder bergan, nunmehr als P 8923. So muß ein undefinierbarer,
verschneiter Schutthaufen als erhöhte Unterlage für meine Schuhe herhalten, als es dann soweit ist. |
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Zurück nach Drei Annen Hohne! Die Nordhäuser 99 7238 ist inzwischen mit P 8904 aus Eisfelder Talmühle zurückgekehrt, hat den Zug in Gleis 3 abgespannt und nimmt nun Wasser. Sie wird von hier P 8929,
welcher in Bälde vom Brocken eintreffen wird, zurück in den Heimatbahnhof bringen. Diese Maschine ist, im Gegensatz zu den Wernigeröder Loks, umgekehrt gereiht, so daß sie die für sie maßgebende Steigung von Süden aus in den Harz
mit der Rauchkammer voran befahren kann. |
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Langsam füllt sich nun der Bahnhof Drei Annen Hohne zum großen Nachmittagstreffen mit Umsteigemöglichkeiten in allen drei Richtungen. Von Wernigerode naht 99 7247 mit P 8937, dem letzten Zug zum Brocken.
Da 99 7238 offenbar das Gleis 1 am Hausbahnsteig freigemacht hat, hat der Zug Einfahrt dorthin und bullert an der mit einer Gulaschkanone ausgestatteten Freiluftgaststätte vorbei. Ich laufe auf dem schon etwas matschigen Fußweg hinterher zum Bahnhof. |
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Inzwischen ist auch der dritte Zug, P 8929 vom Brocken, nach Gleis 2 eingefahren. Geschwind hat 99 7232 abgespannt und hat nach Gleis 3 zum P 8904 nach Wernigerode umgesetzt, wo sie nun in aller Ruhe Wasser nimmt.
Am Südkopf dagegen hat sich die Nordhäuser 99 7238 an den nun verwaisten Zug gesetzt und verläßt mit diesem auch schon den Bahnhof in Richtung Heimat. Kopfmachen mit Lokwechsel in sieben Minuten, wo gibt es das schon bei der großen Bahn!
Der Brockenzug dagegen hat etwas mehr Zeit, er muß ja Wasser nehmen. Auf dem rechten Bild dagegen lasse ich den Blick noch einmal über den Bahnhof schweifen, das Gleis 2 ist nun ohne Zug. |
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Aber nicht lange, denn vor der Einfahrt wartet schon der Traditionszug vom Brocken zurück nach Wernigerode. Nun kann 99 5901 langsam, märchenhaft umhüllt von Rauch, in den Bahnhof rollen,
so daß sie genau neben 99 7232 zum Halten kommt. Letztere hat den Wasserkran inzwischen freigegeben, so daß nun die Malletlok ihren Durst stillen kann. Die Abfahrtszeit naht und auch das Signal zeigt schon ein grünes Licht,
Zeit, mich in die Nähe der ersten Bühne von P 8904 zu begeben. |
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Noch ein Bild von beiden Maschinen aus der anderen Richtung, dann betrete ich die Bühne und vertreibe mir das Warten auf die Abfahrt damit, ein Portrait der Neubaulok anzufertigen.
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Wenig später ruckt die Maschine dann an und ich verabschiede mich von der Mallet, welche uns allerdings bald nach Wernigerode folgen wird. |
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Eine Dreiviertelstunde später hält P 8904 am derzeit einzigen Schmalspurbahnsteig von Wernigerode. Schnell sind die Reisenden ausgestiegen und genauso schnell drückt 99 7232 ihre
Zuggarnitur zurück in die Wagenabstellanlage auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs. Und die Sonne läßt sich noch einmal kurz blicken, die Wolken reißen auf und geben den Blick
zum Brockengipfel frei, während sich 199 874 unter dem Stellwerk von ihrem vormittäglichen Schneepflugeinsatz erholt. |
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Während ich da noch stehe und mir das Bw von dem dort befindlichen Podest aus betrachte, nähert sich ganz langsam und leis' die Mallet mit ihrem Sonderzug, rollt hinter
der inzwischen an der Bekohlungsanlage stehenden 99 7232 und an der sich ausruhenden 99 7239 vorbei und kommt mit ihrem historischen Zug am Bahnsteig zum Halten. Allzuviele Reisende waren da heute aber nicht
in den vier Wagen, ob es so eine gute Idee war, diesen Zug am selben Tag mit dem Foto-Pmg verkehren zu lassen, sei dahingestellt. Nun die Fans, so wie ich, haben sich jedenfalls darüber gefreut.... |
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Als die Mallet dann ihren Wagenzug in Richtung Abstellanlage drückt, und die Neubaulok, frisch mit Brennstoff versorgt, in Richtung Schlackesumpf fährt, versuche ich, nochmals den Brockengipfel aufs Bild
zu bannen. Aber die Sonne ist inzwischen verschwunden und man muß sich schon bemühen, den Berg ganz oben rechts auf dem linken Bild zu erkennen. Kurz darauf verschwindet die kleine Lok hinter der Fußgängerbrücke mit ihren
langen Rampen. |
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