Ein bißchen Winter gab es ja im Jahr 2017 sogar im Rhein-Main-Gebiet, wenn auch nur wenige Tage. Nur in den Bergen hielt sich der Schnee ein Weilchen länger.
Und da im Sommer auf der Spessartrampe mit der Inbetriebnahme einer neuen Tunnelkaskade die Schließung des altehrwürdigen Schwarzkopftunnel nebst dem
reizvollen Bahnhof Heigenbrücken geplant ist, bot es sich an, einmal dorthin eine Fahrt zu unternehmen. Für den 24.01.2017 war sonniges Wetter angesagt,
was sich allerdings als falsche Voraussage entpuppen sollte.
So erreiche ich um 06:30 Uhr den Bahnhof Mainz Römisches Theater und wundere mich das erste Mal an diesem Tag: Eine S-Bahn steht auf Gleis 3, und es ist
auch die, welche den Bahnhof um 06:36 Uhr verlassen soll, S 35813 beginnt heute wegen eines Personenunfalls hier. Pünktliche Abfahrt, in Bischofsheim dann schon
7 Minuten Verspätung, welche sich bis Frankfurt Hbf dann auf vier reduzieren. Hinaus aus den Katakomben des Tiefbahnhofs, ein Brötchen und einen Kaffee
gefaßt und RE-D 4504 nach Fulda bis Hanau genutzt, zum Umstieg auf den aus Frankfurt Stadion pünktlich um 08:00 Uhr eintreffenden RE-D 4599, welcher mich um
08:29 Uhr in Heigenbrücken in den Winter entläßt.
Ich bin der einzige Aussteiger und der RE verläßt zügig den Bahnhof, um für den Gegenzug Platz zu machen. RE-D 4602 von Würzburg nach
Frankfurt/M Süd trifft auch pünktlich ein, gezogen von 146 242. Schnell sind die wenigen Reisenden eingestiegen und surrend legt man sich in die Kurve, um
wenig später im Schwarzkopftunnel zu verschwinden. Mich zieht es nun auch dorthin, wenn Sie wollen, können Sie jedoch noch ein bißchen in
verweilen.
Durch den Tunnel zu laufen ist nicht ratsam, also erklimme ich auf einem steilen und schneebedeckten Weg den Schwarzkopf, von wo man von einem Parkplatz aus
das andere Tunnelende mit der Betriebsstelle Heigenbrücken West ausmachen kann. Sehr gut ist von hier die Gleisentwicklung auszumachen: Da hier die von
Laufach aus heraufkommende Spessartrampe endet, existieren hier eine Überleitung für zurückkehrende Schiebeloks, ein Gleisstummel zum Abstellen einer solchen
und weiter vorne eine weitere Überleitung auf das linke Gleis durch den Tunnel, um im auf der anderen Seite das Hausbahnsteiggleis 1 zu erreichen. Gehen wir doch
etwas näher heran, auch wenn man sich dazu mächtig durchs Unterholz kämpfen muß.
Kaum bin ich unten am Tunnelportal angelangt, rollt auch schon der erste Zug! 152 023 verläßt mit EZ 51754 (Münchgen Nord-Gremberg)
den Schwarzkopftunnel, 1428 Tonnen Wagenschlange hinter sich herziehend. Kurze Pause, genutzt für ein Foto vom reizvollen Tunnelportal, bis dann ICE-W 726
in Gestalt von 403 037 folgt, der will auch von München, allerdings vom Hbf, und dann allerdings nach Dortmund.
Das nächste Pärchen von RE-Zügen wird fällig: 146 240 schiebt RE-D 4605 in den Tunnel hinein, während sechs Minuten später die bayernblaue
146 246 mit dem Gegenzug RE-D 4606 nach Frankfurt/M Süd diesen verläßt. Wiederum schnelle Fahrgastwechsel auf dem gegenüberliegenden Bahnhof mit seinen
schienengleichen Bahnsteigzugängen.
Und so geht es munter weiter: ICE-W 529 (Dortmund-München) surrt in den Tunnel hinein, bestehend aus 403 001 und 403 026. Und in der Gegenrichtung
folgt ein Exot, 120 108 befördert heute EN 420 (Innsbruck-Düsseldorf), welcher wegen eines Personenunfalls 351 Minuten Verspätung erhalten hat. Nun ja, so recht
hat ja das Tageslicht auch um 10:36 Uhr nicht gesiegt.....
Es gibt hier auch die Möglichkeit, die Züge oberhalb des Tunnelportals zu erwarten. Zuerst noch einmal ein Überblick über die Gleisanlage,
bevor 425 649 als RB 15279 aus Aschaffenburg in das linke Gleis überwechselt, um in Heigenbrücken zu wenden. Wenig später bricht IC 2024 unverhofft aus dem Tunnel,
mir bleibt da nur, die Dächer der Wagen zu fotografieren.
Aber ich warte ja auf einen Güterzug mit Schiebelok! Und dann kommt er auch! 145 042 zieht gemächlich mit EZ 51893 (Mannheim-Nürnberg) auf den Tunnel zu, die
1457 Tonnen am Zughaken erfordern die Hilfe von 151 055, welche sich wenig später vorsichtig vom Zugverband löst, um nach Laufach zurückzukehren.
Ich kämpfe mich jetzt allerdings wieder durch das Unterholz zum Schwarzkopf hinauf und auf der anderen seite wieder hinunter nach Heigenbrücken zurück. Eine gute
Methode für meine klammen Glieder zum Warmwerden.
Zwischen Tunnelmund und Empfangs- gebäude überquert eine Straße die Bahnanlagen. Die Brücke bietet einen guten Überblick über die Gleisentwicklung,
garniert mit reichlich Zugverkehr. So startet 146 248 mit RE-D 4608 nach Frankfurt Süd zur Fahrt in den Tunnel und wenig später folgt 185 237 mit EZ 51702
(Nürnberg Rbf-Mannheim), mit 1244 Tonnen Last von dieser Seite problemlos ohne Schiebelok. Überhaupt ist der Anstieg von Lohr hinauf wesentlich geringer als der
auf der Laufacher Seite.
Bei meiner kurzen Rückkehr zum Empfangsgebäude surrt die ob ihres schwarzen Aussehens elegant anzuschauende MRCE-Dispolik ES64 F4 286
mit dem TX-Logistik-DGS 41714 (München Riem-Rotterdam Waalhaven) durch den Bahnhof, 1700 Tonnen Last sind angemeldet, werden aber, ob sie wirklich erreicht werden,
ist bei Privatbahnen nicht immer ganz klar.
Und 425 149/649 erreicht erneut den Bf Heigenbrücken! Gemächlich taucht RB 15281 aus Aschaffenburg auf dem linken Gleis aus dem Schwarzkopftunnel
heraus, um am Gleis 1 zu enden. Die Ausicht steht schon bereit, eventuelle Aussteiger zur Bahnsteigsperre zu geleiten, um diese wegen der Durchfahrt EZ 44549 wieder
zu schließen, einem Ganzzug von Kinkempois/Belgien nach Nürnberg Rbf.
Noch ein Bild vom o.g. Güterzug, diesmal mit der Zuglok 152 035 vor dem im Halbdunkel liegenden Tunnelmund. Nach dessen Durchfahrt wird die
Bahnsteigsperre wieder geöffnet um den Fahrgästen zur RB 15282 nach Aschaffenburg das Einsteigen zu ermöglichen, welche dann pünktlich um 12:08 den Bahnhof
verläßt.
So recht kann ich mich noch nicht von dem reizvollen Tunnelportal lösen, aber heller wird es auch mittags nicht an diesem Tag.
Der letzte fotografierte Zug ist EZ 51411 (Wanne Eickel-Nürnberg Rbf) mit 185 037, nach Absetzen der Schiebelok (wegen der 1514 Tonnen Zuglast) auf der anderen
Tunnelseite geht es jetzt bis Lohr bergab.
Auf der Westseite des Bahnhofs existiert eine zumindest noch funktionsfähige Ladestraße, von welcher aus ich ICE-W 722 (München-Essen)
auf den Chip bannen kann. Elegant schwingt sich 403 008 durch die Linkskurve auf den Schwarzkopftunnel zu. Und ein bißchen weiter gelingt noch ein mäßig schönes
Bild von 146 245 mit dem aus würzburg einfahrenden RE-D 4610.
Am südöstlichen Bahnhofskopf überquert die Hauptstraße mittels einer ziemlich engen Brücke die Bahngleise. Meine Hoffnung,
daß sich die Lichtverhältnisse in der freieren Landschaft ein wenig verbessern, erfüllt sich nicht unbedingt. Aber da ich weiter oben die schwarzen
MRCE-Dispoloks als elegant empfunden habe, kommen sie nun im Doppelpack unter der Ägidie der Fa RailAdventure: Tfzf (D) 24172 will von München Laim
nach Moers Gbf und besteht aus ES64 U2 014 sowie ES64 U2 018. Schnell sind beide Loks vorbeigesurrt, gilt es doch, eine Verspätung von 101 Minuten aufzuholen.
Noch ein letzter Blick durch die Brücke hindurch, dann verschwinden sie auch schon in der Linkskurve.
Auch aus der anderen Richtung naht ein Güterzug: 152 034 rollt mit EZ 51894 in das Gefälle nach Lohr hinein, am Zughaken EZ 51894 von
Mannheim Rbf nach Nürnberg Rbf, 1261 Tonnen schwer und wie bei einem Frachtenzug aus einem Sammelsurium von Güterwagen bestehend.
Etwa 500 Meter weiter unten erreiche ich das Portal des neuen Spessart-Tunnels, der Anblick läßt vermuten, daß sich hier nach seiner
Inbetriebnahme ein Besuch zum Fotografieren nicht mehr lohnt. Aber noch rollt es auf der alten Strecke: 152 165 mit EZ 51293 von Hagen Vorhalle nach Nürnberg Rbf
bietet sich Augen- und Fotolinse dar, bergauf rauscht wenig später der aus 411 063 gebildete ICE-T 228 von Wien nach Frankfurt/Main vorbei, gefolgt von 403 013 als
ICE-W 720 (wieder München-Essen). Ich hoffe, daß die unterschiedlichen Bildperspektiven ein wenig mit dem trüben Wetter versöhnen.
Die Züge der RE-Linie Frankfurt-Würzburg kreuzen sich planmäßig jede Stunde bei Heigenbrücken, bei einem Bahnhof mit
schienengleichen Bahnsteigzugängen ist das natürlich eine betrieblich ungünstige Lösung. Und so nähert sich 146 244 mit RE-D 4612 aus Bamberg ganz langsam
dem gesperrten Einfahrsignal und kommt vor diesem zum Halten. Die drei Minuten Verspätung des Gegenzuges RE-D 4611 reichen dafür schon aus. Immerhin kommt
man so zu einem Bild von zwei Doppelstock-Steuerwagen!
Mal wieder eine Abwechslung vom verkehrsroten/chremeweißen Einheitsbrei gefällig? DB Bahnbau sorgt zuweilen gerne mit einer kleinen Überraschung
dafür! In diesem Fall ist es 212 306, vereinigt mit 218 262 als Bauzug 91907 von Augsburg Rbf nach Duisburg-Wedau. Die 218'er wird dabei als Wagen mitgeführt.
Und noch eine schwarze MRCE-Lok ist unterwegs: ES64 F4 283 bollert mit TX-Logistik-DGS 45983 aus Mainz-Bischofsheim in Richtung Enns/ÖBB. Schön sichtbar ist auf dem
letzten Bild nochmals das Portal des neuen Spessart-Tunnels auszumachen, bevor ich mich weiter auf den Weg in Richtung Wiesthal begebe.
Die Einfädelung der neuen Tunnelstrecke in das bestehende Gleissystem erfordert natürlich auch eine Anpassung der Oberleitung, so daß etwa
einen Kilometer von der Fädelstelle entfernt die halbfertigen Ergebnisse der Bauarbeiten betrachtet werden können. Auf dem ersten Bild sind die alten Betonmasten
mit Radspanner schon außer Betrieb, auf dem nächsten dagegen teilen sich Alt und Neu die Oberleitungsanlage. Man beachte auch die unterschiedlichen Abstände der
Masten.....
Ziemlich zugewachsen ist die Strecke. Wer kennt das nicht: man hört die Züge fahren, bekommt sie aber hinter Buschwerk und Bäumen kaum zu Gesicht.
Einige Kilometer geht das so, nur eine wunderbar solide gaemauerte Steinbogenbrücke bietet ein wenig Abwechslung. Über 150 Jahre alt und immer noch voll funktionsfähig,
trotz starkem Bahnverkehr, von dem die Erbauer damals noch nichts ahnen konnten. Wenn man da so an einige Nachkriegs-Brücken denkt......
Da, endlich vor dem Einfahrvorsignal von Wiesthal verlaufen die Bahngleise mal nicht höher als der Wanderweg und nach leidlicher Beseitigung von
Rückständen der vergangenen Vegetationsperiode hat man eine halbwegs interessante Sicht auf die hier in einer Kurve liegende Strecke. BR 193? Ja, so etwas gab es mal,
ich erinnere mich gut an die markanten Altbau-E-Loks, welche allerdings längst den Weg zum Schrotthändler gegangen sind. Die Baureihenbezeichnung wurde neu mit den
Siemens-Vectron-Loks belegt. Auch die Rurtalbahn besitzt eine solche, so auch 193 810, welche sich hier mit VIAS-DGS 47194 von Hegyeshalom nach Aschaffenburg in die Kurve
legt. Beide Orte dürften aber kaum Beginn- und Endbahnhof für den aus wunderbar gattungsreinen Kesselwagen gebildeten Zug sein. 403 007 als ICE-W 627 hat die Begegnung
mit dem DGS knapp verfehlt.
Bergauf folgt 185 150 mit GM 43986, einem kurzen, aber recht schwer beladenem Zug mit Stahlteilen von Udine/Italien nach Stolberg Gbf. Immerhin
1266 Tonnen hängen am Zughaken, bei nur 355 Metern Zuglänge! So ist der Zug auch schon recht früh zu hören, die Fahrgeräusche brechen sich an den Wänden
des Lohrbachtales. Von 411 012 ist dagegen vorher nichts zu hören, still und leis rollt ICE-T 29 auf der Fahrt von Frankkfurt/M nach Wien auf mich zu.
Wiesthal ist erreicht. Wie das erste Bild vermuten läßt, handelt es sich um einen Bahnhof mit zwei durchgehenden Huptgleisen und einem beidseitig
angebundenem Überholungsgleis in Mittellage. Wenig einladend wirkt neben der ehemaligen Ladestraße eine Ruine mit dem Schriftzug "Sperrholz Goldbach", dahinter
sind die Gleisanlagen aufs Neue für ein Bild vom Ausfahrsignal 1N2 erreichbar. Am Gleis 3 ist schon das neue ESTW-Ausfahrsignal aufgestellt, der Bahnhof wird ja von
Heigenbrücken ferngesteuert, was ja mit der Schließung dieses Bahnhofs nicht mehr möglich sein wird.
Wenig einladend ist der Aufgang zum Empfangsgebäude. Auf eigene Gefahr ist er und gestreut wird auch nicht! Na, mir ist zum Glück nichts passiert,
so daß es noch ein paar Bilder vom Bahnhof gibt, hier vom Empfangsgebäude und von den erstaunlicherweise über 750 Meter langen Gleisen.
Den Bericht beschließen sollen noch zwei Bilder von Zügen, von 411 030, welcher als ICE-T 28 (Wien-Frankfurt) durchbrettert und von der
mit RE-D 4616 einfahrenden 146 240, dem Zug, welcher mich nach Aschaffenburg bringen wird. Es ist erst halb vier, aber es dämmert schon und es hat daher keinen Sinn,
hier noch länger zu verweilen. Sie können das aber noch ein paar Bilder lang tun:
Um 15:44 Uhr erreicht der RE den Bf Aschaffenburg, da ich keine Lust habe, mit ihm in Frankfurt Süd zu stranden, wähle ich die gemütliche
Tour von hier über den "Ho-Chi-Minh-Pfad und Darmstadt direkt nach Mainz, zum Römischen Theater aus. RB-D 15724 bringt mich, gezogen von einer Lok aus DDR-Produktion
und sitzend in einem Doppelstockwagen aus Görlitz, dorthin, an um 17:12 Uhr.
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