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Ein Tag bei der East Lancashire Railway |
Ende Oktober weilte ich zu einem Besuch in Großbritannien, genauer gesagt in der Region um Manchester. Und da bot es sich doch an, einen Tag dem Museumsbetrieb auf der East Lancastershire Railway zwischen Bury und Rawtenstall beizuwohnen. |
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Mit der Green Line der Manchester Metro erreiche ich den Vorort Bury, an der gleichnamigen Endstation gilt es für den Triebwagen 1009 seine Pause zu genießen, während ich mich auf den Weg zur wenige hundert Meter entfernten Museumsbahn-Station Bury, Bolton Street mache. Das East Lanc Railway Transport Museum interessiert mich an diesem Tag nicht, ich lasse es links liegen. |
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Ja, und dann bin ich auf der Brücke der Bolton Street über die Bahnanlagen angelangt und prompt rollt mir auch schon der Star des Tages vor die Linse: Die berühmte
Schnellzuglok A 1 Nr. 60163 "Tornado" startet mit ihrem Personenzug Richtung Rawtenstall! Sie ist zwar nur ein im Jahr 2008 fertiggestellter Nachbau der insgesamt 49 Exemplare umfassenden und
bis 1966 vollständig verschrotteten Expresszugklasse A 1 "Pepperkorn" und wird auf dieser Museumsbahn ihre Höchstgeschwindigkeit von etwa 160 km/h nicht ausfahren können, aber ich werde ihr
an diesem Tag nochmals begegnen und kann sie dann auch aus anderer Perspektive bewundern (Bilder oben).
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Ein Blick über den Bahnhof, vom Haus- nach gegenüber zum Inselbahnsteig 3, auf welchem doch schon wieder einige Eisenbahnfans auf den nächsten Zug nach Rawtenstall warten. Doch zunächst kommt mal ein weiterer Zug von dort zurück, diesmal mit einer Diesellok! Die dieselelektrische Rangierlok D 3232 der Klasse 08 wurde im Jahr 1955 beim Hersteller Darligton Works gebaut und hat nun ihr Gnadenbrot bei dieser Museumsbahn gefunden. 996 Loks wurden damals von fünf verschiedenen Herstellern zwischen 1952 und 1962 erschafft und lösten die unzähligen Dampfloks im Rangierdienst ab. Nur 32 km/h beträgt die Höchstgeschwindigkeit, allerdings ist die Anfahrzugkraft doch mit 190 kN für eine Rangierlok doch recht komfortabel. Ein Signalton reißt mich aus meinen Gedanken, und wenig später rollt der Zug unter der imposanten Signalbrücke hindurch von dannen. Bei den drei Signalen pro Ausfahrgleis erlaubt das höchste auch die Höchstgeschwindigkeit (Richtung Heywood), während die kleineren geringee Geschwindigkeiten anzeigen, in diesem Fall quer über die Ausfahrweichen in Richtung Depot. Das "T" ist hingegen der Falschfahranzeiger, im britischen Fall zur Fahrt auf dem rechten Gleis. |
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Inzwischen bin ich am Nordkopf des Bahnhofs angekommen. Ein Blick zurück zum Bahnsteig drei, dann nimmt mich die interessante Gleisentwicklung in der Bahnhofsausfahrt bei Einfahrt in den etwa 73 Meter langen Buryel-Tunnel gefangen. Wie diese allerdings wegen der beengten Verhältnisse bei der inzwischen aufgegebenen Zweigleisigkeit aussah, das erschließt sich mir nicht so recht. Doch da schiebt sich neben der im Ausziegleis weiter draußen abgestellten Diesellok ein weitere ins Bild: Eine Class 47, mit der Nummer 1501 sogar die im Jahr 1962 zweitgebaute rumpelt über die Kreuzung in das Überholgleis vier hinein. Bis in die neunziger Jahre war dise Baureihe das Mädchen für alles, insgesamt 512 Stück wurden davon erbaut. Auch diese Lok wird uns später nochmals begegnen. |
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Aber nun zum Südkopf zurück, denn der nächste Dampfzug hat sich angekündigt! Und da rollt sie auch schon um die Ecke von Heywood her, Nr. 5690 eine Lok der Jubilee Class der
"London Midlands and Scottish Railway", erbaut im Jahr 1936. 191 Stück wurden davon produziert, sie hatten im Schnellzugverkehr auf dem ausgedehnten Streckennetz zwischen London St. Pancras und
Schottland bis etwa 1965 ihr Zuhause. Und auch der Wagenzug ist in den Farben der ehemaligen Privatbahn gehalten!
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Ich genieße die wie eben auf einer Museumsbahn eher gemütliche Fahrt durch die herbstliche Landschaft mit ihren buntbelaubten Bäumen, nur zu zwei Bildern kann ich mich zwischendurch aufraffen. Und dann kommt ein Formsignal in Sicht, dessen Sinn sich mir nicht so recht erschließt. Eigenlich müsste es ein Ausfahrsignal von Ramsbottom, dem nächten bedeutenden Zwischenbahnhof sein. Aber hier, weit hinter den Ausfahrweichen? Nun, sei es wie es sei, wenig später fahren wir in Ramsbottom ein, im Nachbargleis wartet der "Tornado" auf Rückfahrt nach Bury. Leider mit Tender voran, ein an für deutsche Lokomotiven gewöhnte Eisenbahnfans etwas gewöhnungsbedürftiger Anblick. |
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Der Endbahnhof Rawtenstall ist erreicht. Es hat ein wenig geregnet, britisches Wetter eben, doch das tut dem Interesse der Fahrtteilnehmer keinen Abbruch. Und auch die Schnellzugmaschine sonnt sich ein wenig in der ihr dargebrachten Aufmerksamkeit und ihr Heizer sorgt für ein bisschen mehr Dampf als eigentlich nötig. |
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Langsam zieht die Dampflok über die Umsetzweiche zum Prellbock vor. Leider habe ich das schmucke Empfangsgebäude nicht weiter fotografiert. Da es sich hinter einem Querbahnsteig befindet, muss es sich bei der Anbindung der von hier bis in die sechziger Jahre nach Bacup weiterführenden Strecke um einen Kopfbahnhof gehandelt haben. Man beachte auch die historischen Kleineisen an dem restaurierten Oberbau der Gleise. |
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Einige Bilder habe ich für das Umsetzen der Lok "verschwendet". Aber die Szenerie hat mir so gefallen, mit der herbstlichen Farbe und dem Novemberdunst am Himmel! Und was wären solche Bilder ohne die Dampffahne der Schnellzuglok! Eher gemächlich rollt die Maschine wieder heran, um am Wasserkran neuen Betriebsstoff aufzunehmen. Auf die Idee mit einem Vorratsbehälter, um den Wassereinlauf zu puffern, sind die Bahnen in Deutschland nicht gekommen, allerdings dürfte die zu speichernde Wassermenge recht gering sein. Na, auf jeden Fall reicht sie für die Rückfahrt des Zuges nach Bury. |
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Bevor ich mich wieder dem bespannten Zug zu wende, banne ich das wunderschöne Stellwerk von Rawtenstall noch einmal aufs Bild. Die Stellwerke der im Jahr 1846 eröffneten Strecke sind alle hervorragend restauriert. Aber nun zurück zum Zug! Der Tender dieser Lok sagt mir wegen der Strukturierung seiner Rückwand schon etwas besser zu. Noch ein Bild von der abfahrbereiten Wagenschlange, dann steige ich wieder ein, um mich nach Ramsbottom schaukeln zu lassen, dem wahrscheinlich interessanterem Bahnhof. |
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Ramsbottom ist erreicht. Schnell auf die Fußgängerbrücken, um den mit der Class 47 einfahrenden Personenzug aufzunehmen, welcher auch bald darauf wieder ausfährt. Ein Bild von der die Fußgängerbrücke durchfahrenden Lok, dann noch eine Breitseite und zwei Nachschüsse, letztere nicht wegen der Wagen, sondern wegen der schönen Signalbrücke, welche für die einfahrenden Züge mit unterschiedlicher Höhe auch die zulässige Geschwindigkeit anzeigt. Ganz im Hintergrund das einen Fahrtbegriff anzeigende Ausfahrsignal. |
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So nutzen wir doch einmal die Zugpause, um etwas über den reizvollen Bahnhof zu streifen. Zunächst ein Blick nach Norden zu den Ein- und Ausfahrsignalen, anschließend die Schranke, welche jetzt selbstredend für den Eisenbahnverkehr geschlossen ist. Passend dazu die Fußgängerbrücke, eine Holzkonstruktion, und auf dem Bahnsteig findet sich auch eine Infotafel zur Bahngeschichte, wlche ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Und was halten Sie von einem Ensemble aus Wasserkran, zwei Ausfahrsignalen, der Fußgängerbrücke und den weißleuchtenden Schrankenbäumen? Ein Bahnsteigdach wie in Bury ergänzt die Bahnhofsmöblierung und bietet mittels Abschirmung gegen die häufigen Westwinde wirklich Schutz sowie ein Bild der südlichen Ausfahrt soll die Aufzählung ergänzen. |
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Ja, und das Stellwerk! Hervorragend restauriert, wird es natürlich in Zeiten des echten und rußenden Dampbetriebs eher schmutziggrau gewesen sein. Insofern ist natürlich so eine Museumsbahn nicht unbedingt wahrheitsgetreu! Aber nun auf den anderen Bahnsteig eins, um den "Tornado" zu erwarten. Aber noch trifft er nicht ein, ein Panoramabild von der Verkehrsstation ist noch möglich. |
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Und dann taucht er auf, der Expreszug mit der hochbeinigen 1 A 60163, dem "Tornado"! Nun, eher gemächlich rollt die Maschine in den Bahnhof, im Schlepp die stilechten Wagen, bei deren Türen die Fenster heruntergelassen, um Eisenbahnfans das hautnahe Bahnerlebnis zu ermöglichen. Wow! |
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Schnell auf die nördliche Bahnhofsseite! Auch ein Expresszug muss hier warten, denn zunächst kehrt Class 1501 aus Rawtenstall zurück. Das Einfahrsignal zeigt mittels seinem höheren Teil die Einfahrt im geraden Strang an, das Ausfahrvorsignal, der ganz kleine Flügel weiter unten, zeigt "Ausfahrt Halt" an. So rollt die Fuhre dann doch mit gedämpfter Geschwindigkeit in den Bahnhof. |
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Aber dann! Eine Dampfpfeife gellt im Bahnhof und dann taucht die stolze Pacific unter der Fußgängerbrücke auf, dampft am Stellwerk vorbei und knarzt durch die Weiche zur Einmündung in das durchgehende Hauptgleis hinein. Welch ein Anblick der auf und nieder gehenden Stangen, der sich schneller und schneller drehenden Kuppelachsen! Und immer mehr übertönt das Poltern der Wagenachsen die Abdampfschläge der Maschine, bis der ganze Zug schließlich in der Kurve nach Rawtenstall verschwindet! Es gibt schon schöne Zeiten für einen Eisenbahnfan.... |
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Ich mache mich jetzt auf den Weg entlang der Strecke in Richtung Hp Summerseat. Noch einmal ein Stilleben vom stellwerk mit Birken, dann verlasse ich den Bahnhof nahe der Strecke, kein Problem wegen dem zweigleisigen Bahnkörper. Von Gegenüber grüßt das mitten im Wald stehende geschlossene Ausfahrsignal, es hat ja für meine "Ausfahrt" keine Bedeutung. |
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Eine zweigleisig ausgeführte Brücke über den Fluss Irwell, der dem Tal seinen Namen gegeben hat. Und von dieser Brücke aus einen Blick auf Fluss und einen Peel Tower im Hintergrund. Solche Befestigungen wurden im Mittelalter gebaut, um der Bevölkerung Schutz vor Überfällen zu bieten. Ein kurzer Tunnel schließt sich an, durch ihn kann man durchschauen, ein zweiten dahinter ist auch auszumachen. Ich bleibe aber vor dem nördlichen Tunnelmund, langsam setzt die Dämmerung ein und ich will die hier vorhandene relativ freie Fläche für Aufnahmen von den nächsten Zügen nutzen. Auch das feststehende Einfahrvorsignal von Ramsbottom bietet doch ein schönes Motiv, oder? |
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So stehe ich auf einer kleinen Anhöhe zwischen verwelkten Resten des Sommers und warte auf Züge. Zuerst müsste die "London-Midlands and Scottish-Rail"- Dampflok Nummer 5690 aus Richtung Süden auftauchen. Und sie tut es: Mit gemäßigter Kraft bricht sie aus dem Tunnel hervor, der schöne weiße (Öl-)Dampf hellt das Bild sogar ein wenig auf. Nachdem die Wagenschlange hinter dem Strauchwerk verschwunden ist, kann es nun nicht mehr lange dauert, bis der in Ramsbottom kreuzende "Tornado" aus der Gegenrichtung auftaucht, allerdings mit Tender voran. Nun, vielleicht hätte ich auf die andere Seite des Gleises überwechseln oder das Unkraut großflächig umlegen sollen, hier passt die Lok leider kaum hinein und zu dunkel ist es inzwischen auch geworden. Nun, sei es drum, der Nachschuss versöhnt noch etwas mit dieser Fotoserie. |
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Durch den langen Tunnel traue ich mich nicht zu laufen, und schon gar nicht ohne Taschenlampe! Also erklimme ich den Berg und finde auch einen Weg in Richtung Summerseat. Oberhalb der Tunnelportale noch schnell einen Blick in den dazwischenliegenden Einschnitt geworfen, dann erreiche ich ziemlich freies Ödland, über dem wiederum der Peel-Tower in das verlöschende Licht des Abendhimmels ragt. |
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Sommerseat, wohl ehemals der Sommersitz reicher Bürger aus Manchester, ist erreicht. Still liegt der Haltepunkt in der Dämmerung, die geschmackvollen Lampen leuchten die Bauten und das bunte Herbstlaub wunderbar aus. Wenn es nicht so nasskalt wäre, könnte ich hier noch bis zum allerletzten Zug sitzen.... So aber entere ich den wenig später einfahrenden, mit der Class 5690 bespannten Personenzug und rolle zurück nach Bury. |
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Bury ist erreicht. Ich würde mir das ewig vorwerfen, auch ohne Ausrüstung nicht noch ein paar Nachtbilder vom angekommenen Zug versucht zu haben. Dieser ist auf Gleis vier angekommen, um ohne Probleme in das Depot weiterfahren zu können. Zufrieden mit ihrem Tagwerk schmaucht die Lok vor sich hin, auch ein Bild von dem interessanten Wagenzug gelingt mir noch. |
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Auch noch eine kleine Überraschung gibt es: Der "Tornado", die A 1 Nr.60163 kehrt aus Heywood zurück. Zuerst ist ein kleiner Punkt auszumachen, welcher langsam größer wird, und bald darauf steht die schöne Maschine am Bahnsteig, während das Personal noch ein wenig fachsimpelt. Schnell über die Brücke auf Bahnsteig 1, um noch zwei weitere Bilder von der schmauchenden Maschine mit ihren großen Treibrädern zu shießen, bevor der Zug dann in die Abstellanlage zurückdrückt. |
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Die grüne Tram-Linie bringt mich wieder nach Manchester zurück, zu einem kräftigen britischen Abendmahl im Kreise meiner Familie.
Die gesamte Serie besteht aus 107 Bildern, welche vollständig in diesem Bericht aufgerufen und auch zum privaten Gebrauch heruntergeladen werden dürfen. |
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