Die am 15.12.1873 eröffnete Angermünder-Schwedter Eisenbahn zweigt schon in der Mitte
des recht langgestreckten Bahnhofes Angermünde von den Gleisanlagen der Hauptbahn ab und hat eine eigene Ausfahrt.
So sieht das hier mehr wie ein preußischer Nebenbahnhof aus, das kleine Stellwerk "Aob" mit Schranke und den zwei Formsignalen,
wo 52 8053 vor dem Dg nach Schwedt schon gemächlich vor sich hin schmaucht, leider nicht freistehend. Trotzdem ist die
Möblierung der Bahnhofsausfahrt vom Feinsten... Bis zur Ankunft von P 15105 habe ich noch Zeit, also laufe
ich etwa 500 Meter weiter bis zum Bahnübergang Prenzlauer Straße. |
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Und pünktlich um 07:29 Uhr: Ein Pfiff, einige erste kräftige Abdampfschläge, die Warnkreuze der Halbschranke beginnen zu blinken,
die Schrankenbäume schließen sich und kurz darauf nähert sich die schwer arbeitende Lok meinem Fotostandpunkt. Im Vordergrund staunende Jugendliche
auf dem Weg zur Schule, im Hintergrund das von den ersten Sonnenstrahlen beleuchtete Mischfutterwerk. Recht schwer wirkt der Zug und es geht ja
die ersten Kilometer auf einen Landrücken hinauf. Obwohl, diesen Zug einen Dg zu nennen, wirkt etwas vermessen, ganze 23,5 Kilometer mißt der Zuglauf,
dann ist Schwedt erreicht.
Na, lassen wir die Lok erst einmal ziehen! Eine knappe Stunde Zeit habe ich nun, mal sehen, was auf dem Bahnhof noch so los ist! Und siehe da,
auf der Westseite ist gerade 52 8035 mit ihrem Betonmischzug eingefahren, hat schnell abgespannt und wartet nun am Gleissperrsignal auf die Weiterfahrt
ins Bw, 112 365 will dagegen mit P 6107 nach Bernau, allerdings erst um 09:24 Uhr. |
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Für Betonmischzüge zur Streckenelektrifizierung werden Dampfloks gerne verwendet, wie bei Arbeitszügen üblich,
sind nur wenige Kilometer von diesen Einheiten zurückzulegen und zum Wärmen des Betons, besonders im Winter, kann der erzeugte Dampf recht gut verwendet
werden. Aber für 52 8035 ist der Nachtdienst an diesem Tag beendet, schnell rollt sie an mir vorbei zum Nordkopf, um dort in einer Sägefahrt
das Bw zu erreichen. |
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Nun aber auf nach Schwedt! P 6106 bringt mich hin, wendet und verläßt den Bahnhof recht schnell wieder. Leider erscheint mir die 110'er
nicht fotografierwürdig. 52 8053 wartet derweil am Bahnsteig auf freie Bahn für umfangreiche Rangierarbeiten. Nach Verstärken des Feuers im Kessel mit den
Papierabfällen aus dem Bahnhofsgebäude geht es dann zur Sache. Rangiert wird meist auf das Streckengleis hinaus in Richtung Schwedt West. Am Fdl-Stellwerk
"Swb" vorbei und über eine während dieser Zeit geschlossene Schranke. |
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Rangieren vom Feinsten in der Vormittagssonne. Im linken Bild bullert die Lok am Fdl vorbei, auf dem rechten Bild dagegen liegt
der großzügige Güterschuppen im Gegenlicht. Wenn auch das "Petrolchemische Kombinat" über ein neues Anschlußgleis von Passow an der Stettiner Bahn
angebunden wurde, so gibt es doch in Schwedt selbst einige Betriebe mit umfangreichem Wagenaufkommen. Und das PCK hat auch eine Gleisverbindung zum Bahnhof
Schwedt hin, auf welcher ebenfalls Wagen gegenseitig übergeben werden. |
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Schon lange sind die Schranken geschlossen und den Passanten bleibt nichts anderes übrig, als geduldig davor zu warten.
Der Fahrdienstleiter kurbelt und hebelt fleißig in seinem Stellwerk. Hin und zurück drückt die Lok ihre Wagengruppen, bis der Dg 54593 nach Angermünde
zurück schließlich zusammengestellt ist. Kleine Pause, dann verläßt der Zug unter Volldampf den Bahnhof und es kehrt bis zum nächsten Personenzug
nach 14:00 Uhr wieder Ruhe ein.. |
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Was nun? Bis 15:00 Uhr warten? Da schaue ich doch lieber bei der Konkurrenz vorbei! Und siehe da, der VEB Kraftverkehr bietet
einen Bus nach Prenzlau über Passow an. Dort rangiert am frühen Nachmitteg eine andere 52'er mit Ng 62597!
Also schnell in der Kaufhalle zwei Brötchen und eine Packung Wiener Würste erworben, auf einer Bank am Bahnhof hinuntergeschlungen und nach Passow
gefahren! Vom freundlichen Weichenwärter zur Güteranlage gelotst, komme ich gerade rechtzeitig zur Einfahrt von 52 8102. |
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Schnell zieht die Lok zur Ladestraße vor (oben rechts), um die dort wartenden Leerwagen einzusammeln. Aber man ist dort noch nicht
ganz fertig. Unter mächtiger Staubentwicklung wird noch der letzte E-Wagen entladen. Aber bald ist auch das geschafft, der Entladearbeiter hat Besenreinheit
hergestellt und einem Abziehen der Wagen steht nichts mehr im Wege. |
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Später wird noch weiter rangiert: Am aus der Anfangszeit der Berlin-Stettiner Eisenbahn von 1843 stammenden Empfangsgebäude vorbei
wird vorgezogen, um zu den weiter hinten stehenden Wagen zu gelangen. Irgendwann ist Ng 62597 dann doch für die Weiterfahrt fertiggestellt. Aber Vorfahrt
bekommt 142 005. Sie hat einen schweren Zug zum Werkbahnhof des PCK gebracht und rollt nun leer nach Angermünde zurück. |
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Aber dann! Die beiden Signalflügel heben sich für 52 8102, ein Achtungspfiff ertönt, eine gewaltige Rauchwolke steigt
in den sonnenlichtblauen Himmel hinauf, erste Abdampfschläge ertönen, untermalt vom Zischen der Zylinder und langsam setzt sich der Nahgüter in Bewegung,
rollt zwischen Empfangsgebäude und Wasserbehälter hindurch mit der bullernden Lok an der Spitze auf meinen an der Schranke gewählten Fotostandpunkt zu,
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um dann im Gegenlicht entlang der schönen Freileitungsmasten in der Weite der Uckermark zu verschwinden. Hingerissen genieße ich die
Ausfahrt, bis der letzte der meist leeren Wagen durch die Weichenstraße an mir vorbei gerumpelt ist.
Aber auch hier sind die Mastfundamente schon gesetzt, in wenigen Wochen wird alles voller Beton- und Gittermasten stehen, und in einem knappen Jahr wird
auch die Oberleitung zugeschaltet werden. Dann spätestens sind die Telefon-Freileitungen Geschichte... |
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Pünktlich um 15:38 Uhr quietschen die Bremsen von P 7173 nach Angermünde. Ich bin der einzige Zusteiger....
Kurze Zeit überlege ich noch, in Angermünde ein wenig zu bleiben. Aber die Übergaben nach Pinnow fahren heute mit Diesel, und
am Bw in der Hoffnung auf ein Zufallsbild herumzulungern, dazu habe ich keine Lust. Also steige ich in den mit einer 132'er
in den Bahnhof heulenden D 717 nach Nordhausen. Ein Zug ohne jede gastronomische Bewirtschaftung, bei über achtstündiger
Fahrzeit! Immerhin: Um 17:35 Uhr, zwei Minuten zu früh, rolle ich in den Bahnhof Berlin-Lichtenberg. |