Und, in der halben Stunde gibt es auch etwas zu sehen! Zwei der interessanten Fahrzeuge seien hier
aufgeführt: Lok DG 202 der Kassel-Naumburger Eisenbahn rumpelt mit einer langen Übergabe aus dem Baunataler VW-Werk zum Kasseler Rbf
durch den Bahnhof. Und 711 118, ein Oberleitungswagen (TVT) der neuen Generation, rollt gemächlich durch die Betonhalle.
Aber nun wartet RE 26137 auf mich, welcher mich nach Nordhausen bringt, dem südlichen Anfangspunkt der Harzer Schmalspurbahnen.
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Schnell bin ich über den Vorplatz zum Bahnhof Nordhausen Nord gelaufen. Und da steht schon 99 7245
vor P 8920 zum Brocken zur Abfahrt bereit! Der schönste Dampfzug Deutschlands wartet auf mich, auf der ersten Einstiegsbühne kann
man die Bergfahrt der Lok hautnah erleben! Immerhin geht es auf 540 Meter Höhe hinauf! Als auch P 8913 (187 018) zum neuen Hp Bahnhofsplatz
vorbeirollt und die Strecke freimacht, kann die Fahrt pünktlich beginnen. |
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Nach einer wundervollen Fahrt durch das sonnendurchflutete Harzvorland und das Behretal hat der Zug
nach einer Dreiviertelstunde den Abzweigbahnhof Eisfelder Talmühle erreicht. Die Lok nimmt hier für die weitere Bergfahrt in den Oberharz Wassser.
Auch Zeit für einen kurzen Plausch findet sich, auch mit dem Personal des aus Richtung Selketalbahn eingetroffenen Zubringerzuges P 8975 (187 017).
Aber auch Fragen der Reisenden werden vom freundlichen Zugpersonal beantwortet.
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Und weiter bullert die Lok durch die dichten Wälder in die Berge des Oberharzes, die Nadelbäume nehmen zu. Quietschend
folgt der Zug den immer enger werdenden Tälern und erreicht schließlich die lichtdurchflutete Benneckensteiner Hochfläche. Die harten Abdampfschläge
der Lok gehen in Zischen über, dann fahren wir schon in Benneckenstein ein. Was für eine Fahrt! Nach kurzer Pause geht es weiter nach Sorge,
mehr bergab ins Bodetal. Hier gewährt das freundliche Personal einen kurzen Fotohalt. |
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Der Hp Sorge hat nichts gemein mit dem alten Kreuzungsbahnhof der Südharzeisenbahn, welcher den DDR-Behörden zu nahe
an der Grenze lag und deswegen und auch wegen der sowieso stillgelegten Trasse nach Braunlage als Haltepunkt näher am Ort errichtet wurde.
In einer scharfen Rechtskurve wird das Bodetal wieder verlassen. Hier überquerte einst die Südharzeisenbahn die Trasse der NWE,
der alte Damm ist teilweise noch erkennbar. Man hört und fühlt es: Wieder geht es bergauf! |
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Nach einem kurzen Halt in Elend wird dann auch bald Drei Annen Hohne erreicht. Da der Zug weiter Zum Brocken verkehrt,
muß er Kopfmachen und die Lok umsetzen. Die Lok setzt an das andere Zugende um, vorbei am schmucken Bahnhofsgebäude geht es zum Wasserkran,
um den Durst zu löschen. Und schon rollt 99 222 an den Hausbahnsteig, mit ihrem kurzen Sonderzug zum Brocken kommt sie ebenfalls am Wasserkran
zum Stehen. Diese (Vorkriegs-)Lok war Vorbild für die Babelsberger Neubaumaschinen, sieht aber doch etwas ander aus (unten)! |
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Ich laufe zur Bahnhofsausfahrt. Nach Einfahrt eines Gegenzuges dampft 99 222 weiter in Richtung Schierke.
Und 99 7243 hat meinen Zug übernommen und rollt im Blockabstand hinterher. Meine alte Bekannte 99 7245 dagegen dampft mit P 8903 in Richtung
Eisfelder Talmühle. Sogar ein offener Aussichtswagen läuft in diesem Zug mit, allerdings nur mäßig besetzt (unten). |
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Nur kurz währt jetzt die Ruhe in der prallen Nachmittagssonne, gerade schaffe ich den Kauf eines Getränks im Bahnhofsrestaurant.
Da rumpelt auch schon 99 7236 mit P 8926 aus Richtung Brocken in den Bahnhof. Dieser Zug endet hier,
die Lok umfährt und nimmt Wasser, um zehn Minuten später mit der Garnitur als P 8927 zum Brocken zurückzufahren. |
Ich aber rolle mit P 8926 und 99 7234 nach Wernigerode, dort soll um 17:00 Uhr der Walpurgis-Zug
nach Schierke abfahren, für den ich vorher telefonisch Karten bestellt habe. |
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Schnell sind die Karten für den Zug im Bahnhofskiosk abgeholt, ebenso schnell laufe ich zum Bw-Gelände.
Zuerst fällt mir die festlich geschmückte 99 5902 auf, sie wird beim Sonderzug Vorspann fahren! Und im Bild rechts warten Fahrzeuge aus drei Epochen
auf meine Aufmerksamkeit: Die Mallet-Lok 99 5901 ist mehr als 100 Jahre alt, in der Mitte 99 7242, gebaut 1955, und rechts steht 187 019,
der Neubautriebwagen aus Halberstadt. Die Harzer Schmalspurbahnen schaffen es eben sehr gut, alt und neu miteinander zu kombinieren! |
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Und die gerade angekommene 99 7234 hat noch ein wenig Rangierdienst. Die kalten 99 7242 und 99 7235 müssen zum Abend
in die Gleise des Lokschuppens rangiert werden. Dies geschieht über die Drehscheibe, eine anspruchsvolle Aufgabe! Im Hintergrund wartet derweil
die zweite Mallet für den Sonderzug, 99 5902, auf ihren Einsatz. Gewarnt sei bloß vor dem Betreten des Areals der Schlackengrube! |
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Der Zeitpunkt der Sonderzug-Abfahrt rückt näher, an den beiden Mallet-Loks werden letzte Arbeiten ausgeführt.
Auf Hochglanz geputzt sind beide sowieso schon, nun werden Girlanden und Insignien der Walpurgisnacht angebracht, links an 99 5902 und
auf dem rechten Bild an 99 5901. Bei letzterer sollte man sich etwas sputen!
Aber nun! Der Zug wurde an den Bahnsteig rangiert. Er ist lang und ausverkauft, der Auflauf ist dementsprechend enorm! Auch ein Teufel
hat sich schon eingefunden, und inspiziert den Zug? Ist er zu seiner Ehren auch würdig geschmückt? |
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Werfen wir doch auch noch einen Blick von hinten auf den Zug: Alles historische Wagenmaterial der HSB ist hier wohl im Einsatz!
Na, dann hinein und meinen Platz gesucht! Und da ruckt der Zug auch schon an! |
Vorbei an winkenden Menschen und hupenden Autos rollt die Wagenschlange zuerst durch Wernigerode,
um dann in den langsam dunkler werdenden Harzwäldern zu verschwinden. Zwei Teufel auf den Wasserkästen von 99 5902 schwingen dazu ihre Insignien.
In Drängetal wartet 99 222 mit ihrem Gegenzug. Noch sind keine Hexen in den Wäldern zu sehen! Aber wie lange noch?
Ein dienstbarer Geist reicht einen "Schierker Feuerstein" - zum Mut antrinken, wie er sagt....
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Und der wärmende Schluck hilft! Auch lichtet sich der Wald und die Sonne scheint noch einmal,
als der Zug die Hochfläche von Drei Annen Hohne erreicht. Motorisierte Verfolger säumen die Strecke, als die Loks bimmelnd und pfeifend die letzten
Bahnübergänge vor dem Bahnhof überfahren. Aber ob die Tarnung mit Birkenzweigen die Harz-Hexen von einem Angriff auf den Zug abhält? |
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Aber in Drei Annen Hohne passiert es! Eine wilde Horde von Hexen und Teufeln erwartet uns am Wasserkran und droht, das Wasser
für die Lok zum Versiegen zu bringen! Und blockiert die Weiterfahrt! Wie nun nach Schierke kommen? Nach einer Minute der Überraschung stürzen sich
die Mitfahrer ins Getümmel, um die Geister zu vertreiben! Aber über Zauberkräfte verfügen die nicht! Dezimiert, aber sich schon als Sieger wähnend,
stellen sich die stärksten der Hexen schon in Positur vor die Loks! (unten) |
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Was nun? Die Fahrt droht, im Fiasko zu enden! Und von unseren beiden Beschützer-Teufeln ist nichts zu sehen!
Da findet ein listiger Eingeborener einen Beutel mit Knoblauch im Packwagen. Und - unter furchtbarem Gekreische verschwinden die Hexen in Richtung
Hexentanzplatz! So kann die Fahrt weitergehen. Während sich die tapferen Kämpfer im Zug bei Schierker Feuerstein gegenseitig von ihren Heldentaten
erzählen, rumpelt der Zug zuerst nach Elend, auch die beiden Teufel haben sich wieder eingefunden...! Auch hier scheint noch die Sonne,
als der Zug in einer Rechtskurve in den Bahnhof rollt. --->
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Während die Fahrgäste mit Blasmusik auf dem Bahnsteig begrüßt werden und auch Gelegenheit zu Speis und Trank haben, setzt sich
99 5901 an die andere Zugseite. Die Fuhre muß ja wieder nach Drei Annen Hohne zurück, um von dort nach Schierke zu gelangen! Schließlich steht die
Komposition abfahrbereit, im Jahr 2008 wird man diese ein "Sandwich" nennen. Ohne große Wartezeit wird so in Drei Annen Hohne Kopf gemacht,
die Hexen lassen sich nicht wieder blicken, und der Zug erreicht ohne Zwischenfälle Schierke. |
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Während die meisten Mitreisenden erwartungsfroh dem Volksfest zustreben, bleiben noch einige Fans auf dem Bahnhof, um die
Abendstimmung und den wartenden Zug zu genießen. Auch einige Arbeiten werden vom Personal noch erledigt. Der Zug hat jetzt alle Zeit der Welt, seine
Rückfahrt nach Wernigerode ist erst für 01:00 Uhr geplant. Und so stehen wir noch ein wenig herum, während die Dämmerung langsam über das Land sinkt.
Zeit, zum Fest zu gehen! |
Nach einigen Stunden bei Speis und Trank, Scheiterhaufen und Kultur machen wir uns etwas früher als die Mehrheit auf zum Bahnhof.
Da steht er, der Zug, von den wenigen Leuchten geisterhaft erleuchtet, und mit ruhiger Hand (wegen oder Trotz einiger Biere?) ohne Stativ noch einmal
auf das Bild gebannt. An die Rückfahrt hingegen habe ich wenig Erinnerung, tief und fest war mein Schlaf.
Nach drei Uhr waren wir wieder in Wernigerode. |
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