Was macht der in Wernigerode ankommende Eisenbahnfan zuerst? Er begibt sich zum Bw der HSB. Ich möchte Sie nicht mit Bw-Bildern langweilen,
zumal kein rechtes Fotowetter herrscht, zwei davon sollen einen Überblick bieten. Vor/am Schuppen warten 99 7243 und 99 7234, in der anderen Richtung dagegen
das "Harzkamel" 199 872 sowie 99 7238, welche uns später in den Harz befördern wird. Eigentlich müsste der Brocken auf dem Bild rechts über dem Gelände thronen,
der unberechenbare Berg verbirgt sich aber im Nebel. |
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Auf zum Bahnsteig! 199 861 hat den Wagenpark für P 8933 zum Brocken bereitgestellt und schiebt nun einen auf der anderen Lokseite
mitgebrachten Wagen in Richtung Werkstatt Westerntor. 99 7238, noch friedlich im Bw vor sich hin schmauchend, wird sich nun gleich an den Zug setzen, ankuppeln,
ein dienstbarer Geist wird zur Bremsprobe herbeieilen, die Wagen werden sich mit Wanderern, Brocken"besteigern" und Bahnfans füllen, bis dann um 10:25 Uhr alles
das aus dem Bahnhof rumpelt. |
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Bald ist die "Bunte Stadt am Harz" verlassen, zunehmend rauhreifbehaftete Wälder machen sich breit, erst auf den Anhöhen, später auch bis
ins Tal hinunterreichend. Steinerne Renne, ein letzter Punkt im Waldesmeer, dann schließen sich die Baumkronen über Strecke, Lok und Zug. |
Kurz nach 11:00 Uhr dann ist der wie eine Insel im Wald liegende Weiler Drei Annen Hohne erreicht. 17 Minuten Aufenthalt, genutzt zum
Wassernehmen am erneuerten (historisierenden?) Wasserkran. Schnee liegt noch nicht, wir haben ja auch erst die Hälfte des Anstiegs zum Brocken geschafft.
Zum Glück hält sich der Ansturm der neugierigen Reisenden etwas in Grenzen, überhaupt ist der Zug gar nicht so überfüllt, wie noch vor zwei Jahren. Ob's an
dem von 18 auf 26 Euro gestiegenen Preis für das Brocken-Ticket liegt? Da wird der Kranausleger auch schon mit kühnem Schwung aus dem Profil der Lok befördert,
ein sicheres Zeichen, doch wieder die Plätze im Zug einzunehmen, so man weiter mitfahren will... |
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Die fünf Kilometer mit 140 Metern Anstieg nach Schierke sind in 12 Minuten überwunden, der Rauhreif wird stärker und zunehmend findet sich
auch Schnee unter ihm. Kaum sind wir in Schierke eingefahren, rollt auch schon 99 7233 mit dem ersten Zug vom Brocken in den Bahnhof, P 8940 ist allerdings
naturgemäß fast leer. Unser Zug nimmt noch einmal Wasser, der Heizer nutzt die Zeit, um ordentlich Dampf zu kochen für die halbstündige Bergfahrt zum Brocken,
während die Reisenden sich schnell noch in der Schierker Feuersteinbaude mit Proviant versorgen oder aber das Betriebsgeschehen auf dem Bahnhof verfolgen.
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Und dann geht die Fahrt los! Höher und höher schraubt sich der Zug, die Schneedecke wird dicker, der Rauhreif auch. Weiter unten ist
die Sicht noch relativ gut, je höher wir kommen, desto nebliger wird es allerdings, nur kurz ist der Sendeturm auf dem Berg schemenhaft zu erblicken. Und dann,
nach Einfahren in die Brockenspirale, ist überhaupt nichts mehr zu sehen. Geisterhaft gleiten rechts und links die bizarren Baumgestalten des Bergwaldes vorbei,
bis dann der Zug kurz nach 12:00 Uhr im Brockenbahnhof hält. |
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Kalte Nebel umwabern den sagenhaften Berg, zwicken in Nase und Hände und versuchen alles Leben in ein weißes Kleid zu hüllen und so zum
Ersterben zu bringen. Durch diesen Dunst rangiert die Dampflok an das andere Zugende, um nach 12 Minuten Aufenthalt wieder zurück ins Tal zu rollen. Gerade Zeit
genug, um die Brockenstraße herunter zum Bahnübergang zu eilen, um P 8932 dort aufs Bild zu bannen. Knochenhart ist der Schnee, auf dem man laufen kann, ohne
einzusinken. Schnell unter den Baum neben der Straße, da taucht das Gefährt auch schon lautlos zwischen den Bäumen aus dem Nebel auf.... |
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Ein Stück wandern wir nun den neben der Strecke verlaufenden Wanderweg in Richtung Goetheweg. Hier bieten sich zwei herrliche Fotomotive.
Aber erst einmal heißt es warten, während die Kälte langsam die Beine und Arme hochkriecht, der Nebel zu Rauhreif auf den Haaren und der Kleidung führt. Manch
verwunderter Blick eines Wanderers trifft auf die beiden "Väterchen Frost", welche da im Wald ausharren. Motivierend ist dabei, daß schon das Bullern einer
schwer arbeitenden Lok hinter dem Wald, weiter unten, zu vernehmen ist. Schwer einzuschätzen, wo sich der Zug befindet: Am Eckerloch, oder schon am Goetheweg?
Also heißt es weiter warten..... Doch da, plötzlich werden die Abdampfschläge lauter, und da bricht er auch schon aus dem Bergwald hervor: |
P 8941, geführt von 99 7232, unter spitzem Dampfdruck und mit voller Füllung bullert der Zug an uns vorbei, daß die Luft erzittert und
der Rauhreif von den Bäumen rieselt.
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Das moderne Signalsystem erlaubt einen 10 Minuten-Takt auf der Brockenstrecke, so daß uns der Sonderzug von Gernrode, Nr. 89420,
noch beim Suchen einer neuen Fotostelle überrascht. Etwas verrutscht das Bild von 99 7240, es gefällt mir aber trotzdem irgendwie! |
99 7232 müßte ja nun gleich wieder mit P 8930 zurück nach Wernigerode fahren. Ich warte an der Brockenstraße auf sie, nicht lange!
Sie schleicht sich geradezu heran, Schnee, Eis und Wind schlucken alle Geräusche. Leider paßt sie nicht ganz in den gewählten Bildausschnitt. Aber eine sich
heranschleichende Katze verbirgt sich ja auch möglichst lange, oder? Nun, schnell ist die Garnitur dann im Nebel verschwunden.... |
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Zurück auf die Bergkuppe! Der Bernd verabschiedet sich kurz, um den Brockenwirt aufzusuchen. Ein kurzer Blick zum Bahnhof: 99 7240 hat
ihren Sonderzug umfahren und diesen nach Gleis 3 umgesetzt, wo er die knapp zwei Stunden bis zur Rückfahrt wartet, denkt man zumindest.... Und ich? Nach dem
schnellen Genuss eines Paares Wiener zieht es mich zum Wanderweg gen Ilsenburg, zum dortigen Bahnübergang, wo gegen 14:30 Uhr der nächste Zug herandampfen
müsste. Und er ist schon zu hören! Die letzten 200 Meter bergab renne ich, so schnell es die vereisten Wegplatten erlauben! |
Und er ist noch lange zu hören! Im Echo von den Berghängen, oder aber direkt - wer kann das schon unterscheiden? Aber dann! Ein dunkler
Punkt taucht aus dem Nebel auf, wird schwärzer und schwärzer, legt sich in die Kurve! Wow! Schnell laufe ich, als die Wagenschlange den Bahnübergang freigegeben
hat, wieder bergan, denn 11 Minuten nach seiner Ankunft soll der Zug schon wieder nach Drei Annen Hohne zurückfahren! Da der Nebel immer dichter wird, scheint es
nun besser, den Brocken zu verlassen und die letzten Bilder des Tages lieber in Schierke aufzunehmen. |
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Aber es kommt ganz anders! P 8944 steht zur Abfahrt bereit, ruckt auch an und bleibt ca 200 Meter weiter ruckartig stehen. Triebwerksschaden
bei 99 7236. Da fehlt was..... Geschäftigkeit im Schnee, recht schnell entschließt man sich mit der Sonderlok 99 7240 den Zug erst einmal wieder in den Bahnhof
zu ziehen. So setzt sich die Lok nach einer Sägefahrt an den Zug und zieht ihn gaaaaanz langsam in den Bahnhof zurück. Von dieser Bilderserie habe ich drei
ausgewählt: |
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Aber nun, diese Ansage: "Wir müssen noch mehr als eine Stunde auf die Hilfslok warten!" Könnte man da nicht besser beide Züge vereinigen
und mit 99 7240 bis Drei Annen Hohne befördern? Ach möge doch der Disponent in Wernigerode ein Einsehen haben! Und er hat! Das Personal der Schadlok erklärt
sich bereit, diese mit Schritt unter Triebwerksbeobachtung durch den Heizer wegzusetzen und die schon wieder am Sonderzug wartende 99 7240 wird dort wieder
abgespannt, kuppelt vorne an den Regelzug und rangiert diesen nach Gleis 3 vorn auf den Aussichtswagen drauf. Ich habe mir deren Anzahl nicht gemerkt, aber mehr
als 10 Wagen sind so bestimmt zusammengekommen. Nun, bergab bestimmt ja mehr die Qualität der Bremsen die Anhängelast. Noch während der Rangierarbeiten bereitet
das Lokpersonal im Nebengleis bereits die Herstellung der Rollfähigkeit der Schadlok vor, die Treibstangen müssen wohl abgebaut werden. Als Einstimmung gilt es
erst einmal, Schnee zu schippen. Mit einer Stunde Verspätung verläßt P 8944 (oder Sdz 89421?) schließlich den Brocken. Langsam wird es dämmerig, so daß ich
meinen Plan, in Schierke noch einmal Station zu machen, aufgebe und weiter mitfahre. |
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Mit einer knappen Stunde Verspätung erreicht der überlange Zug Drei Annen Hohne und hält ziemlich weit vorne, so daß die Übergangsreisenden
zu den wartenden Zügen ganz links nach Wernigerode (P 8904 mit 99 7243) und in der Mitte nach Nordhausen (P 8929) die vorgesehenen Übergänge über die Gleise
nicht benutzen können. Hinter dem Wernigröder Zug wartet übrigens ein Harzkamel auf die Übernahme des Wagenzuges auf Gleis 1 zur letzten Brockenfahrt des Tages.
Na, ein Glück, daß ich nicht in Schierke gewartet habe! |
Ziemlich zügig rollt P 8904 in Richtung Wernigerode und erreicht den Endbahnhof um 17:10 Uhr mit nur noch 37 Minuten Verspätung. Ziemlich
finster ist es schon, neue Bilder lohnen wohl nicht mehr. So steige ich in RE 3614, welcher gegen 18:40 Uhr Hildesheim erreicht. |
Nebenan steht RB 14621 nach Hannover, 110 424 mit einer klassischen Silberling-Garnitur, beides wohl eher eine aussterbende Rasse! So habe
ich das Stativ wenigstens nicht völlig umsonst den ganzen Tag mitgeschleppt. Was nun? Hunger habe ich, finde draußen einen türkischen Schnellimbiß, mampfe eilig
ein Börek in mich hinein (Gesünder als ein Schokoriegel oder Kekse aus dem Bahnhofsshop!) und warte auf Gleis 3 auf ICE 695, welcher auch pünktlich um 19:23 Uhr
ankommt. |
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Mit vier Minuten Verspätung erreiche ich Frankfurt Main Hbf, die S 8 ist so leider im Tiefbahnhof nicht mehr erreichbar, aber ICE 22 wartet
im Nachbargleis. Da fahre ich eben zum Mainzer Hbf und benutze von da die S 8 der Gegenrichtung zum Römischen Theater!! |