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Abschied von der Horkaschiene, Tag 3: Uhyst - Klitten |
Am dritten Tag meines Aufenthaltes an der Horkaschiene stehe ich ein wenig später auf. Nicht einmal in den Morgenstunden, wie am Vortag , zeigt sich die Sonne.
Viel habe ich mir sowieso nicht vorgenommen, nur eine kleine Genießer-Radelei nach Klitten soll es werden, bevor es dann nach Mainz zurückgeht. Na, dann schnell zum Bahnhof, welcher sich vorerst menschen- und zugleer unter den schnell ziehenden Wolken präsentiert. |
Am BÜ Lange Straße mit seinen reizvollen Vollschranken erreiche ich die Strecke. Hier, am Ostkopf des Bahnhofs, kurz vor der Spreebrücke, befindet sich das Stellwerk "B 1". Hier war bis zur Stillegung des LAUBAG-Kohleanschlußgleises die wichtigere Bahnhofsseite, zweigte dieser Anschluß doch hinter der Spreebrücke ab. In westlicher Richtung schwingen sich die Gleise in einer weiten Rechtskurve zum eigentlichen Bahnhof hin. Ein Rundgang gefällig, in 29 Bildern? Schauen Sie HIER ! |
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Einen kleinen Umweg muß ich nehmen, um auf die andere Seite der (hier allerdings noch nicht so breiten) Spree zu gelangen. Ein Lichtsignal zeigt die Stellung des Ausfahrsignals in Richtung Westen an und ganz im Hintergrund ist auch noch das Stellwerk "B 2" erkennbar. Da wechselt das Ausfahrvorsignal auf Grün und bald darauf brummt der ODEG-Triebwagen VT650 59 am Einfahrsignal A und dem stillgelegten LAUBAG-Gleisanschluß vorbei und poltert über die noch vorhandene Anschlußweiche und die Spreebrücke in den Bahnhof. |
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Ich radle gen Osten. Etwa zwei Kilometer weiter befindet sich auf dem Areal des alten Vorbahnhofs von Uhyst diese reizvolle Halbschrankenanlage Bauart WSSB. Das Bild von ihr könnte aus einem Lehrbuch entsprungen sein. Zum Vorbahnhof: Auf topografischen Karten ist hier ein nach Südosten abzweigendes Planum auszumachen. Weiß jemand, wo dieses Anschlußgleis hinführte? Heute ist hier nur noch das Streckengleis vorhanden, alles andere ist unter dichtem Wald verschwunden. Und aus der Ferne grüßt das Einfahrvorsignal von Klitten, begleiten Sie mich dorthin? |
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Am km 47,8 erreiche ich die Strecke wieder. Ein altes Bahnwärterhaus wird langsam wieder von der Natur zurückerobert. Der in einer geraden Flucht auf der anderen Seite der Schienen weiterführende Weg weist hier auf einen früher vorhandenen Bahnübergang hin. 800 Meter sind es nun nur noch bis zum Einfahrsignal F des Bf Klitten. Ein altes Bahnwohnhaus versteckt sich hinter hohen Bäumen, es sieht allerdings nicht so aus, als ob hier noch jemand wohnt. |
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Ich erreiche den Westkopf vom Bahnhof Klitten. Auf der gegenüberliegenden Gleisseite reicht der Wald bis an das Stellwerk "W 2" heran. Die Ausfahrsignale D und E werden hier gestellt, und auf dem letzten Bild ist im Hintergrund auch noch das schon aus der anderen Richtung betrachtete Einfahrsignal F auszumachen. Mehr Bilder (insgesamt 16) von den Formsignalen des Bahnhofs, auch vom anderen Bahnhofskopf, gibt es HIER ! |
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Der Bahnhofsbereich liegt eingebettet zwischen wunderschönen alten Beständen an Laubbäumen, welche an Herbsttagen auch ohne Sonne natürlich ihre volle Pracht entfalten. Der Anblick der bunten Bäume versöhnt mich ein wenig mit der brachliegenden und langsam zuwachsenden Ladestraße, auf dem verbliebenen Weg nähere ich mich nun dem auf der Ostseite des Bahnhofs befindlichen Empfangsgebäude. Da hier die nächste Stunde kein Zug vorbeikommen wird, fahre ich erst einmal weiter zum nicht weit weg liegenden legendären Posten 45. |
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Über die Halbendorfer Straße erreiche ich diesen Schrankenposten, von diesem werden die hier dargestellte Schranke als auch die auf dem rechten Bild gerade noch erkennbare Schranke an der Schulstraße gekurbelt. Die Technologie ist immernoch dieselbe wie vor 100 Jahren, die kleine Bude schützt den Schrankenwärter vor den Witterungsunbilden, irgendwann wurde dann doch noch ein kleiner Anbau geschaffen und später eine einbruchshemmende Tür eingebaut. Nur mit Zügen habe ich heute hier kein Glück. Um die planmäßige Kreuzung der ODEG-Triebwagen im Bahnhof nicht zu verpassen, muß ich nun leider dorthin zurückfahren. Sie können allerdings hier noch ein wenig verweilen: Schauen Sie ! |
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Über die Schranke gelange ich zu einem Fotostandpunkt gegenüber dem Empfangsgebäude mit dem darin integrierten Stellwerk "B 1". Da hält auch schon der ODEG-Triebwagen VT650 59 aus Richtung Hoyerswerda am Hausbahnsteig, die Kette zum anderen Bahnsteig wird geöffnet und kurz darauf fährt auch schon der Triebwagen aus Görlitz (650 083) ein. Nur kurz ist der Halt, niemand will ein- oder aussteigen, die Kette wurde umsonst geöffnet. |
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Nachdem die Kette wieder geschlossen wurde, verschwindet auch der andere Triebwagen in Richtung Görlitz, brummt mit 60 km/h am Ausfahrsignal C vorbei, rumpelt über die Weiche 1 in das Hauptgleis zurück und wird kurz darauf hinter den hohen Bäumen verschwunden sein. Stille zieht wieder ein. Zeit für einen Bahnhofsrundgang, schauen Sie HIER ! |
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Aber schauen Sie nicht zu lange, denn es folgt dem ODEG-Triebwagen nun endlich ein Güterzug, wenn auch nur mit Leerwagen: 232 609 bollert durch den Bahnhof, am Zughaken eine Schlange von leeren PKP-E Wagen. CFN 47451 bringt nach Entladung der aus Oberschlesien gelieferten Steinkohle Leerwagen von Fürth (Bay) nach Wegliniec zurück. Erstaunlich, daß sich solche weiten Lieferwege lohnen.... Seltsame Gedanken kommen einem, wenn man den inzwischen blau gespritzten Wagen hinterherschaut. |
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Da ich mich bereiterklärt habe, am frühen Nachmittag das Fahrrad in Uhyst zurückzugeben, muß ich mich nun auf den Rückweg dorthin machen. Ein Blick zurück entlang der Bahnhofstraße: Von Ästhetik haben unsere Vorfahren mehr verstanden, vielleicht haben sie auch nur klüger agiert. Und, als ich am Güterschuppen vorbeikommen, dringt doch für kurze Zeit die Sonne durch die Wolken. Ach, wäre doch der ganze Tag so sonnig geworden! |
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Auf dem Weg von Klitten nach Uhyst führt mich der Weg durch einen schmalen Streifen zwischen der Bahnlinie und dem großen Bärwalder See, dem Restloch des gleichnamigen Tagebaues. Von der anderen Seite des Sees grüßt das gewaltige Kraftwerk Boxberg. Weiter westlich dann wird der Streifen breiter und unter dem dort wieder aufgeforstetem Gelände finden sich überall Reste des ehemaligen Übergabebahnhofs der LAUBAG. Hier wurden bis in die späten neunziger Jahre die Kohlezüge für das Kraftwerk Hagenwerder an die DB übergeben. Über die Ausfahrweiche (Bild in der Mitte) rollten sie. Ein Blick in die andere Richtung: So könnte das Weltende aussehen - dabei befindet sich hinter der Kuppe nur der Bärwalder See. Mehr vom ehemaligen Übergabebahnhof gibt es HIER ! |
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Ich bin wieder in Uhyst und gebe das Fahrrad ab. Zwei Stunden habe ich nun noch bis zur Abfahrt meines Zuges nach Hoyerswerda. Ein wenig stromere ich über den Bahnhof. Nur kurz hält der ODEG-VT 650 083 auf der Fahrt nach Görlitz am Hausbahnsteig, bevor er sich am Bahnübergang Bautzener Straße in die Kurve legt. Das Format zeigt es an: Das Bild wurde aus zweien zusammengesetzt! Aber so gefällt es, glaube ich. |
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Südlich des Bahnhofs verläuft ein Fahrweg, von dem man, so man kratziges Akaziengebüsch nicht scheut, an vielen Stellen zu den Gleisanlagen vordringen kann. So konnten das Bahnhofspanorama mit Wasserturm einerseits und die Ausfahrsignale F, G und H samt dem Stellwerk "W 2" andererseits auf die Speicherkarte gebannt werden. Ein paar mehr Bilder von den Formsignalen des Bahnhofs gibt es HIER ! |
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Aber da naht wieder ein Güterzug: Erstaunlich leise rollt 232 693 heran, diesmal mit leeren Fal-Wagen von Gladbeck West nach Polen. CS 47417 heißt das Fuhrwerk, während die bunten PKP-Wagen aus verschiedenen Unterbehmensphilosophien an mir vorbeirumpeln, komme ich doch ein wenig ins Grübeln: Wieso ist es billiger, polnische Steinkohle aus Oberschlesien ins Ruhrgebiet zu verfrachten, als sie dort vor Ort selbst zu fördern! Von der Klimabilanz her ist es zumindest sehr fragwürdig. |
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Der ODEG-VT 650 59 kehrt nach Uhyst zurück, nunmehr auf der Fahrt nach Hoyerswerda kurvt er heran, passiert die für ihn ungültigen Ausfahrsignale der Gegenrichtung und hält am Bahnsteig. Aus- oder Einsteiger sehe ich nicht, und kurz darauf brummt das Gefährt auch schon weiter. |
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Der Triebwagen ist nach Knappenrode gerauscht und hat die Strecke freigemacht für den täglichen Frachtenzug Seddin-Tarnowskie Gory, FE 45473, welcher, bespannt mit 232 675,
dann rasch vorbeizieht. Am Zughaken hängen dann aber auch wieder im wesentlichen Leerwagen, nur 982 Tonnen schwer ist die Wagenschlange. |
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Aber nichts passiert in der nächsten Stunde bis zur Rückfahrt des ODEG-VT 650 59 nach Görlitz. Die alte, inzwischen mit Sträuchern zuwachsende Kopf- und Seitenrampe bietet einen
etwas erhöhten Standpunkt, um den Triebwagen aufzunehmen, und das nun zum endgültig letzten Mal. |
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Immerhin funktioniert die Bahnsteiguhr, sie zeigt mir an, daß mein Zug nach Hoyerswerda in Kürze einfahren wird. Noch schnell ein Bild vom mit moderner Heizung betriebsbereiten Dienstraum durch die schmutzige Scheibe hindurch versucht, dann fährt auch schon DPN 99674 ein. Zeit zum Abschiednehmen. Sie können aber hier noch ein wenig verweilen, bei einem Bahnhofsrundgang mit insgesamt 29 Bildern. Schauen Sie HIER! |
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Reichlich zwanzig Minuten dauert die Fahrt, der Zug endet im durchgehenden Hauptgleis 2 und muß zur Rückfahrt nach Gleis 3 umsetzen. Dies geht aber erst nach Durchfahrt CS 61647. 155 065 poltert mit leeren Ea-Wagen von Königs-Wusterhausen nach Spreewitz im inzwischen eingesetzten Regen durch den Bahnhof, die 973 Tonnen stellen keine großen Anforderungen an die Maschine. |
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Meine letzte Hoffnung auf einen Güterzug aus Richtung Horka erstirbt kurz darauf, als 232 609 und 232 693 gemeinsam ohne Last nach Hoyerswerda zurückkehren. Tfzf 67333 nennt sich das Gefährt, welches da langsam am Wärterstellwerk "W 1" vorbei und weiter durch Gleis 1 in Richtung ehemaliges Bw rollt. Das Empfangsgebäude ist frisch renoviert, eine Überdachung von seiner Tür zum Bahnsteigtunnel hat man den Reisenden allerdings nicht spendiert. |
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Der ODEG-Triebwagen 650 083 steht inzwischen im Gleis 3 zur Rückfahrt nach Görlitz bereit, im Hintergrund das Turmstellwerk mit dem Weichenwärter "W 2" unten und dem Fahrdienstleiter "B 5" oben. Und da rollt auch schon die RB aus Leipzig nach Gleis 1, welche noch einige Anschlußreisende in Richtung Görlitz mitbringt. Schnell hat der Lokführer den Steuerwagen verlassen und 143 562 erklommen, das Spitzenlicht eingeschaltet und steht nun zur Rückfahrt als RB-D 26199 nach Dresden Hbf bereit. Zeit, einzusteigen, so ich noch an diesem Tag nach Mainz kommen will! |
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Als ich dann um halb sechs in Priestewitz aussteige, scheint auf einmal die Sonne, bzw das, was von ihr noch übriggeblieben ist. Aber es reicht noch, um EC 172, welcher die letzte Etappe seiner weiten Reise
von Graz nach Hamburg, geführt von 101 052, in Angriff genommen hat, auf die Speicherkarte zu bannen. Und das doch recht malerisch, oder? |
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Aber noch ein Zug nähert sich da, diesmal wieder aus Richtung Dresden: 143 087 schiebt zwei Doppelstockwagen an den Bahnsteig, die Fuhre nennt sich RB-D 17622 und will nach Elsterwerda-Biehla. Kurz hinter der Fußgängerbrücke wird sie in die eingleisige Strecke nach Cottbus einbiegen und diese in Großenhain wieder verlassen. Denn eigentlich gehört dieser Zug ja auf die Berliner Strecke. |
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Gleich wird mein Personenzug in Richtung Riesa einfahren. Aber zwei Bilder der alten "Wartehalle mit Restaurantbetrieb" aus der Zeit der Leipzig-Dresdner Eisenbahn möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. Ortsseitig war das Restaurant, gleisseitig befand (und befindet) sich die Wartehalle. War doch dieser Bahnhof anfangs die Station für Großenhain und Meißen, bis dann dorthin ebenfalls Eisenbahnstrecken erbaut wurden. |
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ICE-T 1552 hat pünktlich um 22:54 Uhr den Frankfurter Hbf erreicht, allerdings zu spät für meine S 8 nach Mainz. Früher kam dieser Zug um 22:36 an, und
verließ Dresden Hbf um 18:11, jetzt schon um 17:54 Uhr. Macht eine "Entschleunigung" von insgesamt 35 Minuten. Aber ein Gutes hat die Sache: Ich habe noch ein wenig Zeit, den in Gleis 9
eingefahrenen EN 421 von Köln nach Nürnberg aufzunehmen. Nach Nürnberg, werden Sie sagen, wieso dauert das eine ganze Nacht? Nun, die vier Wagen des Zuges werden dort dem EN 491 nach wien
beigestellt. |
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Pünktlich erreicht die S 8 den Bahnhof Mainz-Römisches Theater, und eine Minute nach Mitternacht bin ich schließlich wieder zu Hause. Möchten Sie die Bilder noch einmal als Slideshow vorbeiziehen lassen (FlashPlayer erforderlich): Hier klicken! Insgesamt habe ich von diesem Tag 135 Aufnahmen in das Bildarchiv eingestellt, die zum privaten Gebrauch heruntergeladen werden dürfen. Sie können aber auch gerne Abzüge bzw Applikationen von den Ihnen gefallenden Bildern bestellen: Bahnbildshop ! |
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